3. August 2018
Heute habe ich einen auf Massen-Tourist gemacht. Es ging zum Sonnenaufgang am Gunung Bromo, eine der bekanntesten Ansichten von Indonesien überhaupt, und ein definitives "Muss man gemacht haben". Dafür war ich ja gestern abend schon ins Hochland gereist und wurde heute morgen um 3:00Uhr – in Worten DREI UHR - geweckt. Von meinem malerisch gelegenen Quartier in dem kleinen Bergdorf Tosari waren es nämlich noch gut 45 Minuten Fahrt bis zum Aussichtspunkt auf einem der Gipfel der Bromo-Caldera.
An dieser Stelle muss ich noch mal ein bisschen technisch werden im Blick auf Vulkane. Eine Caldera ist der Überrest eines in sich zusammengestürzten Vulkans. Dabei bleiben Teile des Berges quasi wie ein Kragen stehen und in der Mitte entsteht ein mehr oder weniger rundes Tal. Eine Caldera darf man - egal, wie das Ding eventuell im Volksmund auch heißt – nicht mit dem Krater, in dem konkret eruptive Tätigkeit stattfand oder stattfindet, verwechseln. Bekannte gute Beispiele für eine Caldera sind der Ngorongoro-Krater in Tansania, der Crater Lake in Oregon und der Laacher See in Rheinland-Pfalz.
Der Gunung Bromo – "Gunung" ist Indonesisch und heißt Berg – liegt inmitten der Caldera eines Vorgängervulkans, und auf dem höchsten Punkt der Caldera in fast 2800m Höhe befindet sich neben Fernmelde- und Mobilfunkmasten, Andenkenläden und Imbissbuden auch eine betonierte Tribüne auf der man sitzen und sich das Schauspiel des Sonnenaufgangs ansehen kann. Wie schon erwähnt, der Bromo ist eine der touristischen Hauptattraktionen auf Java und insofern war ich nicht davon ausgegangen, dass ich dort alleine sein würde, aber die Menschenmassen, die mich dort mitten in der Nacht erwarteten, waren dann doch ein bisschen zu viel für meinen Geschmack. Der Transport im Bromo-Gebiet erfolgt mit hochmotorisierten Jeeps, denn die Steigungen, die man bewältigen muss, sind teilweise echt beachtlich. Nanang und ich hatten einen Jeep für uns, was natürlich einiges vereinfachte. Den letzten knappen Kilometer mussten wir zu Fuß laufen, denn die Straße war schon komplett mit Jeeps zugeparkt. Im Dunkeln, mit Taschenlampen ging es an den Andenken- und Imbissbuden vorbei, und wir sind kurz in einer Imbissbude auf nen Kaffee und ne frittierte Banane eingekehrt. Dann ging's zum Gipfel, wo uns schon Heerscharen von Touris erwarteten und noch mehr dazu kamen. Sitzplätze gab es schon keine mehr, aber das war nicht so schlimm, denn es war ganz schön frisch. Zum Glück hatte ich mich entsprechend mit Ausrüstung versehen. Lange Botz, Merino-Unterhemd, Jööpchen, Winterjacke (allerdings ohne Fellchen), Mütz'... was Nanang bei der Begrüßung an der Rezeption heute früh zu einem Lachen und dem Kommentar "Well... you are well-armoured" veranlasste.
Da stand ich also... verpennt und übellaunig, und zum Glück nicht ernsthaft frierend zwischen all den Touristen. Ich hab mich mehrmals dran erinnert, "Hey Franti, Du bist hier in Indonesien am Gunung Bromo", aber meine Laune wurde dadurch nicht besser. Ich bin halt kein Morgenmensch, wie man weiß, und insofern sind SonnenUNTERgänge viel mehr mein Ding. Die Sonne ging dann auch irgendwann auf und goss oranges Licht in die Bromo-Caldera. Das sah schon echt gut aus, und man musste nur die tausend anderen Leute ausblenden. Die Europäer waren übrigens in der Minderheit. Bestimmt zwei Drittel der Touris waren Indonesier oder aus den umliegenden Ländern. Nur damit Ihr wisst, was man da auf dem ersten Bild des Tages sieht: ganz links die Berge sind ein Teil der alten Bromo-Caldera. Der wunderschöne kleine Stratovulkan im Vordergrund ist der Gunung Batok (2470m), im Hintergrund sieht man den mit 3676m höchsten Berg von Java, den Semeru, der zur Zeit auch aktiv ist, und über dem eine Rauchwolke steht. Und dann ist da zum Schluss der eigentliche Gunung Bromo, der etwas blasse Krater links hinter dem Batok, aus dessen Schlund deutliche Gas- und Dampfwolken aufsteigen.
Irgendwann verliefen sich die Massen am Aussichtspunkt, und dann hatte ich Gelegenheit und Ruhe, mal bis nach vorne zu gehen und Fotos runter in die Caldera zu machen, wie eben das erste Bild des Tages.
Anschließend sind Nanang und ich zum Jeep zurück und sind – wie die anderen tausend Touris auch – runter in die Caldera gefahren. Hier kam dann die Überraschung des Tages und mit ihr auch das zweite Bild des Tages. Man muss ein bisschen genauer kucken, denn es ist eine Nahaufnahme des mit Vulkanasche bedeckten Caldera-Bodens. In der Nacht hatte es nämlich hier, auf rund 2300m gefroren... grade mal sieben Grad südlich des Äquators. Im Schatten der wenige Zentimeter hohen Minidüne hält sich der Rauhreif länger als in der Sonne. Daher die Farben, und man erkennt auch den Schatten, den die Düne wirft.
Hauptgrund für die Fahrt runter in die Caldera war aber nicht der Rauhreif, sondern dass man von da unten den Bromo besteigen und in den Krater runterkucken kann. Der Jeep darf nicht bis ganz an den Krater ran. Die letzten anderthalb oder auch zwei Kilometer muss man laufen, oder sich auf eines der massenweise zur Verfügung gestellten Mietpferde setzen. Auf's Reiten habe ich verzichtet und den Aufstieg zum Kraterrand, davon die letzten 50 Höhenmeter über Stufen, zu Fuß erledigt. Wie schon beim Sonnenaufgang war ich hier nicht alleine und auf der Treppe gab es einigen Stau. Oben konnte man dann in das Kraterrund des Bromo kucken, der zur Zeit wieder etwas aktiver ist und das untere Drittel seines Kraters schwefelgelb gefärbt hat.
Lange habe ich mich oben am Kraterrand nicht aufgehalten. Dann ging es wieder runter in die Caldera, wo Nanang auf mich wartete, und dann rein in den Jeep und ab ins Quartier. Um viertel nach neun waren wir zum Frühstück wieder in Tosari. Danach bin ich noch mal unter die Dusche gesprungen, um den Vulkanstaub loszuwerden. Pünktlich um halb elf stand Juwang mit dem Toyota vor der Tür und die letzte Etappe meiner Java-Reise begann.
Runter vom Berg, wieder auf Meereshöhe, wo es dann auch wieder tropisch warm war. Drei Stunden, unterbrochen von einer letzten Mittagspause, dauerte die Fahrt nach Surabaya. Programm gab es nicht mehr, worüber ich angesichts des frühen Starts in den heutigen Tag auch echt froh war. Gegen drei nachmittags waren wir an meinem Hotel hier in Flughafennähe (Sehr schön übrigens. Wenn mal jemand nen Tipp für ein Flughafenhotel in Surabaya braucht, dann bitte melden.) Jaaaa... und dann hieß es Abschied nehmen. Nanang war ein super Guide, der sehr viel wusste, und mit dem man sich über alles mögliche unterhalten konnte, und Juwang war ein souveräner Fahrer. War echt klasse mit den beiden.
Die nächsten zwei Tage bin ich auf eigene Faust unterwegs. Morgen soll mich Garuda von Surabaya mit Umsteigen in Denpasar (auf Bali) nach Labuanbajo auf Flores bringen, wo ich die nächsten beiden Nächte Quartier habe. Es bleibt spannend und natürlich werde ich berichten. Morgen beginnt Teil drei von fünf meines Indonesien-Abenteuers.
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