1. Juli 2020
Heute morgen war frühes Aufstehen angesagt. Um zwanzig nach sechs ging mein Wecker, denn wir mussten ja im Hotel auschecken, frühstücken, und dann zu den Landungsbrücken fahren, wo um 8:45h der Check-in für unsere Fahrt nach Helgoland erledigt sein musste. Nach ein bisschen Beratschlagen haben wir uns gestern entschlossen, das Auto in der Garage vom Hotel stehen zu lassen und heute morgen mit dem Taxi zum Hafen zu fahren. Das war ne goldrichtige Entscheidung. Hamburg ist groß und es war noch ne ziemliche Gurkerei bis runter zur Elbe. Da war ich schon froh, dass ich a) nicht selber fahren musste und b) nicht auch noch nen Parkplatz fußläufig zum Hafen finden musste. Insgesamt war es also zwar früh, aber entspannt.
An der Landungsbrücke 3/4 wartete die „Halunder Jet“, unser Katamaran der FRS HelgoLine, der uns in knapp vier Stunden auf die einzige deutsche Hochseeinsel bringen sollte. Ich war gespannt, in mehrfacher Hinsicht. Wie voll würde es in diesen ungewöhnlichen Zeiten auf dem Schiff sein? Wie würde die Überfahrt sein? Bekannterweise bin ich ja nicht besonders seefest, und gestern – so hatte ich auf der Webseite der Reederei erfahren – sind die Touren nach Helgoland wegen Sturms ausgefallen. Wir waren aber alle drei mit Superpep ausgestattet, so dass ich der Schifffahrt doch eher gelassen entgegen sah.
Die Halunder Jet wurde 2018 als Nachfolger eines gleichnamigen Katamarans in Dienst gestellt. Das Schiff wurde auf den Philippinen von der Firma Austal gebaut. Austal ist einer der führenden Hersteller für Katamaranfähren und arbeitet darüber hinaus als Spezialist für schnelle Schiffe in Alubauweise für viele Marinen rund um den Planeten. Die Halunder Jet hat eigentlich Platz für 680 Passagiere. Corona-bedingt wurde die Kapazität zwar halbiert, aber auch das war für die heutige Tour noch überdimensioniert. Ich glaube es waren nicht mehr als 150 Passagiere an Bord.
Die Fahrt ging zuerst die Elbe runter, vorbei an den Anlagen des Hamburger Hafens und den nordwestlichen, an der Elbe gelegenen Stadtteilen der Hansestadt. Ich hatte nen interessanten Blick auf das Airbus-Werk in Finkenwerder und es war außerdem spannend, die ein- und auslaufenden Frachtschiffe auf dem Fluss zu beobachten. Besonders interessiert mich bei Schiffen, wo ihr Heimathafen liegt. Meistens hat das ja mit dem Standort des Schiffs oder seinem Einsatzgebiet nix zu tun. So ist beispielsweise der Heimathafen der Köln-Düsseldorfer Rheinschiffe Valletta, denn die KD-Boote fahren seit ein paar Jahren unter maltesischer Flagge. Die Halunder Jet ist in Limassol, Zypern registriert, und ich habe heute unter anderem gelernt, dass Majuro die Hauptstadt der Marshall-Inseln im Pazifik ist.
Nachdem wir Hamburg hinter uns gelassen hatten, gab es schöne Ausblicke auf den sich weitenden Fluss, die flache Küstenlandschaft, die drei Kernkraftwerke in Stade, Brokdorf und Brunsbüttel (nur das mittlere der drei ist noch in Betrieb) und schließlich auf Cuxhaven. Die Sonne schien aus einem weißblauen Himmel, ein fröhlicher Wind pfiff. Dann ging‘s raus auf‘s offene Meer und was soll ich sagen? Alles halb so wild. Die Nordsee war zwar noch ein bisschen bewegt, aber ich bin unmedikamentiert und ohne Probleme bis Helgoland gekommen.
Von Helgoland kennt man normalerweise ja entweder Luftansichten, oder zumindest Blicke auf die Steilklippen. Das fehlt aber, wenn man mit dem Schiff ankommt. Trotzdem ist es sehr eindrucksvoll, wie die Insel aus der Nordsee aufragt und entsprechend habe ich diese Ansicht heute für das Bild des Tages gewählt. Es war noch bedeckt als wir gegen viertel vor eins heute Mittag hier ankamen, aber im Laufe des Tages wurde das Wetter immer besser.
Helgoland macht nen ziemlich gemütlichen Eindruck, auch wenn es deutlich größer und weitläufiger ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Die Insel ist in zwei Teile unterteilt, das Unterland, wo sich die Häfen (Helgoland hat mehrere) und ein großer Teil der Hotels und Geschäfte befindet, und das Oberland, das auf dem bekannten Hochplateau von Helgoland liegt. (Und dann gibt es noch die Düne, wo sich der Flugplatz und der Mini-Golfplatz und die Mehrzahl der Strände von Helgoland befinden.) Zum gemütlichen Eindruck trägt außerdem bei, dass Helgoland autofrei ist, wenn man von Krankenwagen, Feuerwehr und ein paar E-Taxis absieht.
Vom Schiffsanleger sind wir also zu Fuß zu unserem sehr schönen und zentral im Unterland gelegenen Hotel spaziert. Um‘s Gepäck brauchten wir uns nicht zu kümmern, das wurde vom Schiff zum Quartier gebracht.
Es gab dann etwas Siesta und anschließend einen kleinen Streifzug durch den Ort. Helgoland wimmelt von Duty Free-Läden, denn es ist zollfreies Gebiet. Dazu werde ich in den nächsten beiden Tagen noch ein bisschen was erzählen.
Was es jedoch nicht so viel gibt, das sind Cafés. Wir haben uns daher Kaffee und Teilchen gekauft und den Imbiss auf dem Balkon meiner Eltern genommen, mit wunderbarem Blick auf den Hafen. Leider war der Pap ein bisschen angezählt, denn er hatte trotz Superpep die Überfahrt nicht besonders gut vertragen. Beim Abendessen hat er also ausgesetzt und ich war mit meiner Mutter alleine essen, in einem Restaurant im Oberland, dass uns vom Hotel empfohlen worden war, und für das uns unser Hotel auch ne Reservierung organisiert hatte.
Morgen werden wir die Insel erobern. Ich hoffe das Wetter spielt mit.
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