9. April 2012

Mein letzter Tag auf Pico und schon jetzt ist klar, dass es einer der Höhepunkte der Reise war. Wer mein Reiselogbuch regelmäßig verfolgt, der weiß, dass es bei den meisten meiner Touren einen Tag gibt, an dem ich mich nicht entscheiden kann, welches Bild ich präsentieren soll. Für die Azoren 2012-Reise ist das heute.
Heute gab's wieder Wale kucken, und zum Glück mit einem weniger hektischen Start als gestern. Nach dem Frühstück ging's gegen viertel vor neun los Richtung Lajes do Pico. Dabei fiel mir auf, dass Ostermontag hier in Portugal ein ganz normaler Arbeitstag ist. In der Straße vor meinem Quartier war die Müllabfuhr unterwegs.
Die Strecke von São Roque nach Lajes do Pico kenne ich ja mittlerweile und um kurz  nach neun war ich auf dem Parkplatz vor dem Laden von "Espaço Talassa". Die Einweisung hatte ich ja gestern schon, deshalb hatte der Chef gesagt ich bräuchte nicht  so früh da zu sein. Um kurz nach halb zehn ging's dann raus auf's Meer, wieder mit João als Skipper aber dieses Mal mit Marianne als Guide. Die kannte sich auch gut aus.
Beim Start konnte uns der Auskuck leider keine Ansagen machen, so dass wir nur mit dem Versprechen auf Delphine losgezogen sind. Die Erfahrungen von gestern hatten mich natürlich klug gemacht und ich war auf die Tour heute wesentlich besser vorbereitet. In Ermangelung einer wasserdichten Hose habe ich mir heute zwei von den Spritzschutzjacken, die das Unternehmen zu Verfügung stellt, gekrallt und die eine über mein linkes Bein drapiert und in der anderen die Kamera trocken verstaut. Man sitzt in den Booten in zwei Reihen hintereinander -  ein bisschen wie auf der Kirmes – und da ich auf der linken Seite saß, war mein linkes Bein am meisten salzwassergefährdet, während die rechte Seite innen besser geschützt war. Die habe ich aber nachher noch mit der zweiten Jacke abdecken können, so dass ich heute nach gut drei Stunden Wale kucken doch echt noch trocken war und nur eine schöne Salzkruste auf meiner Jacke hab.
Den Anfang machten heute etliche Common Dolphins. Ich sag' Euch, Delphine knipsen ist fast ein Ding der Unmöglichkeit. Die Biester sind einfach zu flott, und noch dazu sitzt man ja nicht ruhig, sondern das Boot schaukelt auch noch. Heute war der Atlantik allerdings etwas gnädiger mit uns als gestern.
Nach den Delphinen ging's weit raus, wo der Auskuck einen Blas gesichtet und an die Boote gemeldet hatte. João meinte es wären so ca. sieben Meilen vom Landweg. Und da mussten wir dann auch nicht lange suchen und hatten wieder einen Blauwal vor uns. Genau wie gestern. Der heutige war allerdings nicht so scheu und so kann ich Euch heute also endlich ein Foto von dem größten Tier auf der Erde anbieten. Die Viecher sind echt riesig. Wenn der abtaucht, dann zieht erst mal ewig der Rücken über Wasser entlang und dabei tauchen Blauwale in der Regel schon ab bevor ihre kleine Rückenflosse überhaupt sichtbar werden konnte. Auch das Atmen ist bei Blauwalen sehr beeindruckend. Der Blas wird schon mal 10m hoch oder höher. Da sucht man wirklich nicht lange. Den sieht man sofort.
Nach dem der Blauwal sich verdrückt hatte sind wir dann noch an eine andere Stelle wieder näher an der Insel gefahren, wo der Auskuck einen weiteren Bartenwal erspäht hatte. Und wieder mussten wir nicht lange warten und der erste Seiwal tauchte auf. Wieder ein neues Tier für meine Liste. Der Seiwal steht in der Rangfolge der größten Tiere des Planeten auf Platz drei nach Blau- und Finnwal. Charakteristisch ist die recht große Rückenflosse und dass man beim Seiwal durch die geringere Größe beim Auftauchen sowohl Blasloch als auch Rückenflosse sehen kann.
Insgesamt sind es heute wohl vier Stück gewesen, aber ich habe nur zwei gleichzeitig gesehen. Jedenfalls war das schon spektakulär. Die Wale waren recht dicht bei den Schlauchbooten und es gab sogar Sonnenschein dazu.
Nach der Walsafari gab's erst mal ein wohlverdientes Mittagessen in Lajes do Pico und dann bin ich  noch ein bisschen auf den Berg gefahren, soweit wie man mit der Straße kommt. Da gab es auch noch ein paar schöne Ansichten des Pico über den Wolken, sowie etliche schöne Aussichten auf die Insel und nach Faial nebenan, aber ich glaube zwei Bilder des Tages sind genug für heute.
Tja, damit neigt sich meine Zeit auf Pico dem Ende zu. Morgen früh geht es nach Terceira, meiner fünften Insel und der letzten Quartierstation. Die Zeit fliegt.

P.S. Was mir jetzt zum Glück noch fehlt ist ein Pottwal. Aber auf Terceira gibt's ja noch mal ne Chance zum Wale kucken.

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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April

 

Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...

Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.

Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.

Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.

São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.

Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.

Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.

Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.

Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.

Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)