8. April 2012

Feliz Páscoa. Ich hoffe Ihr habt alle einen tollen Ostersonntag (gehabt). Meiner hatte viel mit Suchen zu tun, aber es ging weniger um Eier. Heute morgen bin ich nach Lajes do Pico gefahren, zu meiner zweiten Runde Wale kucken. Wie Ihr dem Bild des Tages entnehmen könnt war ich dabei recht erfolgreich... *freu...
Los ging's heute morgen um viertel nach acht hier in São Roque. Bis nach Lajes sind es rund 20km zu fahren, einmal über den Rücken der Insel drüber, aber da ich hier in São Roque direkt falsch abgebogen bin und es erst nach rund 10 Minuten gemerkt habe war ich ganz kurz vor knapp erst am Hafen in Lajes. War dann aber nicht so schlimm, denn auch hier gab es erst eine Einweisung und richtig los ging es gegen halb zehn. Der erste Eindruck, den ich hatte, war ein guter. Die Leute von "Espaço Talassa", so heißt das Whale Watching-Unternehmen, wissen was sie tun. Es geht wenig um Show und viel um Information, die Tiere kommen an erster Stelle und die Wissenschaftler sind echte Wissenschaftler. In Ponta Delgada war ich da nicht so sicher. Aber hier schon.
Zwölf Passagiere in einem Hartrumpf-Schlauchboot, ein Skipper (in unserem Fall João) und eine Meeresbiologin, Britta, die aus Deutschland kommt und deswegen hatte man uns zu einem komplett deutschsprachigen Boot zusammengestellt.
Nach der Einweisung ging's in die Schwimmwesten und dann raus auf den Atlantik. In Pico muss man bei weitem nicht so weit fahren wie in São Miguel, bevor man die Wale vor der Nase hat. Das liegt an der Unterwassergeografie. Vor der Südküste von São Miguel ist es relativ flach, während sich rund um Pico die Steilküsten unter der Wasseroberfläche weiter in die Tiefe stürzen. Zwei, drei Meilen von der Küste entfernt erreicht man hier schon Wassertiefen von 1000m plus x. Pottwale finden sowas super.
Die Firma "Espaço Talassa" ist einer der absoluten Whale Watching-Pioniere auf den Azoren. Schon 1989, grade mal zwei Jahre nachdem von Lajes aus der letzte Pottwal erlegt und in der dortigen Fabrik verarbeitet worden war, ging man hier mit Wale kucken an den Start. Die gleichen Leute, die zwei Jahre vorher noch die Wale mit Harpunen gejagt hatten, schossen jetzt mit Kameras. Und die Arbeitsweise ist immer noch die gleiche wie zur Zeit der Waljagd. Der Auskuck an Land gibt per Funk Nachricht an die Boote, was er gesehen hat und dann rauscht man los.
Heute morgen waren uns zwei Pottwale angekündigt worden und entsprechend gespannt war man natürlich an Bord. Um's direkt vorweg zu nehmen: die Pottwale hatten sich wieder verdrückt bei der Zeit als wir in dem Sichtungsgebiet ankamen und wir haben sie auch nicht wieder gefunden. Aber wir hatten trotzdem eine sehr erfolgreiche Walsafari, an deren Ende gleich zwei neue Tierarten auf meiner persönlichen Beobachtungsliste standen.
Zuerst gab es aber zwei Finnwale, die sich immer wieder sehr fotogen in Szene setzten und sich auch nicht wirklich von den insgesamt drei Booten irritieren ließen. Dabei können sich Wale den Beobachtern problemlos entziehen, wie wir heute leider am eigenen Leib erfahren mussten. Nachdem wir rund ne halbe Stunde mit den Finnwalen verbracht hatten – die See war zwar ruhiger als vor São Miguel, aber in den Schlauchbooten immer noch gefühlt sehr bewegt – meldete der Auskuck einen großen Blas etwas weiter draußen. Ich musste, allen guten Vorsätzen zum Trotz, inzwischen nen Reisekaugummi einwerfen. Bei so ner Walsafari finde ich persönliche Tapferkeit jetzt nicht so wichtig, als dass man auch mal an der Ausrüstung kramen kann und nicht ständig auf den Horizont kucken muss, um nicht seekrank zu werden. Mit Superpep ging das aber alles super – und ich hatte wesentlich weniger Probleme als einer der Mitfahrer, der im Prinzip die ganze Zeit mit dem Kopf über der Seite hing, sobald das Boot Fahrt weg nahm.
Der große Blas entpuppte sich als ein Blauwal – Neuzugang eins meiner persönlichen Liste – aber leider hatte der keinen Bock auf uns. Wir haben ihn zwar mehrfach auf die Entfernung gesehen, aber er ist immer nach ein, zwei Mal atmen abgetaucht und dann ziemlich weit entfernt wieder hoch gekommen. Und bis wir mit den Booten dort waren war er auch schon wieder weg. Ein Blauwal-Beweisfoto bleibe ich Euch deshalb heute schuldig. Ungefähr ne halbe Stunde haben wir mit dem Blauwal Katz und Maus gespielt und es dann schließlich aufgegeben. Er wollte einfach nicht.
Zum Abschluss der Ausfahrt sind wir dann noch ne dreiviertel Stunde näher an der Küste von Pico auf Delphinpirsch gewesen und haben sowohl Common Dolphins als auch Rundkopf-Delphine gesehen. Letztere sind mein zweiter Neuzugang, aber wurden beim Bild des Tages von einem der Finnwale geschlagen. Demnächst werden die Rundkopf-Delphine aber im Bereich "Frantis Safari" zu sehen sein.
Als wir endlich wieder an Land waren war ich ziemlich durchgefroren und nass. In so nem Schlauchboot ist das schon was anderes als auf nem großen Schiff. Das hat mich aber nicht davon abgehalten, mir für morgen früh noch eine zweite Ausfahrt zu buchen. Der Pottwal fehlt mir ja immer noch ;-) Morgen gibt's also den dritten Teil meiner Wale-kucken-Saga, wenn das Wetter mitspielt.
Den Rest des Tages nach dem späten Mittagessen in Lajes do Pico habe ich damit verbracht, die Rundfahrt um die Insel zu vollenden, denn der östliche Teil von Pico fehlte mir noch. Und dann ging's heute mal was früher ins Hotel. Wale kucken ist nämlich nicht unanstrengend.
Morgen ist schon mein letzter Tag hier in Pico. Wie Ihr gemerkt habt, der Berg ist kein Thema mehr. Das hat verschiedene Gründe, zu denen unter anderem das unberechenbare Wetter gehören, aber auch, dass ich mich noch nicht wirklich schlau gemacht habe, wo ich einen Bergführer herkriegen kann. Und außedem habe ich keine Handschuhe mit und da oben liegen noch Schneeflecken. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die Azoren stehen ja für einen Zweitbesuch auf dem Plan. Und morgen noch mal zum Wale kucken ist ja auch keine schlechte Alternative.

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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April

 

Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...

Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.

Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.

Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.

São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.

Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.

Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.

Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.

Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.

Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)