8. Oktober 2012

Mein erster Sightseeing-Tag in Apulien. Auf dem Programm stand Lecce und ich muss sagen, es lohnt sich. Eine süditalienische Kleinstadt wie aus dem Bilderbuch. Kleine Gäßchen, Winkel und Innenhöfe, Palazzi und Kirchen, ein Dom, ein Marktplatz mit Cafés und Touristen... genauso, wie man sich das alles vorstellt.
Der Tag begann damit, dass ich um neun Uhr, vor dem Hotelfrühstück, den Micra in die Hotelgarage gefahren habe. Den hatte ich gestern nämlich noch für umsonst auf der Straße geparkt und heute sah er ganz schön... hmmmm... beschissen aus. In dem Baum unter dem das Auto stand hat nämlich ein Schwarm Spatzen übernachtet. Es könnte also durchaus sein, dass ich zum ersten Mal in meiner Reisekarriere einen Mietwagen waschen lasse.
Das Frühstück im Hotel war für italienische Verhältnisse durchaus üppig. Allerdings weist der ganze Laden hier den vollen Charme der 1970er Jahre auf. Der frühen 70er. Ich denke, die meisten von Euch wissen was ich meine. Aber so lange es sauber und gut geführt ist finde ich das Styling sowieso eher nachrangig.
Nach dem Frühstück ging's in die Stadt. Knapp zehn Minuten läuft man vom Hotel zur Piazza Sant'Oronzo. Und damit ist man auch schon im Herzen der Altstadt. Obwohl Lecce insgesamt rund 100.000 Einwohner hat ist die Innenstadt doch überschaubar groß. Überschaubar im Wortsinne ist das Gassengewirr zwar kein bisschen, aber auf Grund der geringen Ausdehnung des Stadtzentrums kann man sich nicht wirklich verlaufen und weiß recht schnell, wohin welches Sträßchen führt, selbst wenn man keinen Stadtplan benutzt.
Ich habe also einen ausgedehnten Stadtspaziergang gemacht und mir dabei ausführlich den Lecceser Barock zu Gemüte geführt. Barock ist ja eher nicht so meins, aber ich muss sagen, dass er mich bei äußerlicher Anwendung deutlich weniger stört als im Innenraum von Kirchen und Gebäuden. Man darf auch den mediterranen Barock nicht in einen Topf werfen mit dem süddeutschen. Da liegen noch mal ein paar Welten zwischen. Hier am Mittelmeer hat auch der zur Innendekoration verwendete Barock nicht die Zuckerguss- und Bonbon-Qualität wie in den barocken Kirchen Deutschlands.
Nach zwei Stunden Spaziergang - ich war grade erst so richtig in Schwung gekommen – wurde ich rüde von einer weiteren Eigenschaft der Mittelmeerländer ausgebremst, der Siesta. Irgendwie verdränge ich das immer wieder, vor allem in den Oster- oder Herbstferien, wo die Temperaturen eigentlich keine fünfstündige Mittagspause erfordern. Aber es half nix, um spätestens halb eins waren mit einem Rumms alle Rollläden und Türen zu und die Altstadt von Lecce fiel in Schlaf. Seid Ihr schon mal abends um zehn in Euskirchen durch die Neustraße gegangen? So sah's hier aus – nur eben mitten am Tag. Einzig die Touristen machten tapfer weiter mit der Außenbesichtigung der Barockfassaden oder hatten sich rechtzeitig nen Platz im Café besorgt. Apropos Touristen. Lecce ist fest in deutscher Hand. Und da die Anzahl der deutschsprachigen Reiseführer über Apulien gering ist erkennt man sich am „Reise Know-How: Apulien“. Ich bin da leider keine Ausnahme, auch wenn ich heute nachmittag mit der kurzen Hose unterwegs war und das Buch verschämt in der Beintasche verstecken konnte.
Die Siesta jedenfalls hatte mich unvorbereitet überrascht und so bin ich zum Hotel spaziert und habe meinerseits Mittagspause gemacht. Gegen vier ging's wieder raus und ich habe mich weiter durch die Gassen treiben lassen und fotografiert. Das Licht heute abend war absolut klasse. Fotos gibt’s also schon etliche, und damit wären wir beim Bild des Tages. Das ist eine klassische Ansicht aus der Altstadt von Lecce. Der Blick geht die Via Vittorio Emanuele II entlang zur barocken Fassade der Kirche Sant'Irene. Die Straße ist eine der Hauptstraßen in der Altstadt und führt direkt von der Piazza Sant'Oronzo zum Dom.
Morgen geht’s raus auf's Land. Ótranto und Gallípoli stehen auf dem Programm. Ich denke, da werde ich einiges vom Salento, so heißt der südlichste Zipfel Apuliens, zu sehen bekommen.

 

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