23. September 2007
Mein erster ganzer Tag in Griechenland. Irgendwie scheinen es die Griechen nicht so zu haben mit dem Thema Sonntagsruhe. Hier wird jedenfalls an vielen Stellen gearbeitet. Ich bin heute an belebten Straßenbaustellen und geöffneten Autowerkstätten vorbeigekommen.
Mein erster Eindruck vom Land an sich – bei Tageslicht – ist, dass es mir bekannt vorkommt, was die Landschaft angeht. Südspanien und Sizilien sind vom Stil her ähnlich. Aber es ist doch einiges anders hier in Griechenland. Ich war mir zwar bewusst, dass es ein bergiges Land ist, aber dass das in der Realität locker auf 1500m geht und wirklich schroffes, karges Gebirge beinhaltet, das war mir nicht so klar. Schon imposant.
Heute stand ein erster Höhepunkt auf dem Programm – Delphi. Ich glaube ich habe in einem anderen Reiselogbuch für eine andere Reise schon mal was zum Thema Erwartungen erzählt. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich von Delphi enttäuscht bin, aber ich hatte es mir echt ganz anders vorgestellt. Ein Teil dieser anderen Vorstellung liegt auch in meinem seit heute zurecht gerückten Bild von der Geographie Griechenlands. Delphi liegt am Berghang. Ganz eigentümlich in mehreren Stufen übereinander türmen sich die Baudenkmäler. Bis auf das Stadion und das Theater ist das meiste in wirklichen Trümmern. Vom Apollon-Tempel, wo einst die Pythia, die Priesterin, im Schwefeldampf saß und von dort benebelte Weissagungen gab – eben das weltberühmte Orakel von Delphi – von diesem Tempel stehen grade mal noch (oder wieder) sechs Säulen. Darüber hinaus wimmelt die Anlage von Touris. Okay – ich war jetzt auch einer von denen, aber ich b in nicht mit einem der Dutzenden Busse, die die spärlichen Parkmöglichkeiten hier blockierten, gekommen.
Ich war schon relativ früh heute hier und hab mir die Ausgrabungen und das Museum in aller Ruhe angekuckt. Hat ein bisschen gedauert, um in die richtige Stimmung zu kommen, aber so ab Nachmittag ging’s. Ich bin mal gespannt, welches Prädikat ich Delphi am Ende der Tour, wenn ich mehr alte Steine gesehen habe, geben werde.
Gelernt hab ich natürlich auch noch einiges – wovon ich an einigen Stellen schon wieder das Gefühl hatte, es eigentlich, als studierter Geschichtler, gewusst haben zu müssen. Ich merke so langsam, dass ich mich mit der griechischen Geschichte einfach recht wenig beschäftigt habe und nur das nötigste verinnerlicht hatte. Bisher... zum Glück wird sich das ja jetzt ändern. Bin ja auf Bildungsurlaub. Aber zurück zum Gelernten – heute mit Schwerpunkt Delphi: für die Griechen war Delphi der Mittelpunkt der Welt, der hier auch mit einem Stein markiert war. Die Priesterin des Apollon, die hier als Pythia, Dienst tat, musste mindestens 50 Jahre alt sein. Am Anfang des Orakels, als hier in Delphi nur ein kleines Heiligtum mehr oder weniger einsam stand, waren nämlich die jungen Priesterinnen oft mit den orakelsuchenden Gläubigen abgehauen. Verständlich, wie ich finde, wenn man sich die hier an sich, also ohne den Ort Delphi, doch sehr einsame Gegend ankuckt.
Das Bild das Tages ist natürlich eine Ansicht des Hauptheiligtums hier – die sechs Säulen des Apollon-Tempels. Morgen geht’s weiter nach Olympia.
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