11. Juli 2014
Heute war ein perfekter Tag, auch wenn ich mich heute morgen nach der Abfahrt in Aztec und Farmington ein bisschen verfranzt und dadurch ne halbe Stunde verloren habe. Der einzige Programmpunkt heute war der Mesa Verde Nationalpark, aber der hatte es richtig in sich.
Mesa Verde ist der einzige Nationalpark in den USA, der einen kulturell-geschichtlichen Schwerpunkt hat (bei allen anderen geht’s um Natur und Landschaft). In Mesa Verde finden sich nämlich ca. 600 Siedlungsstellen der Anasazi. Die meisten davon sind nur klein und beherbergten nur wenige Personen. Aber es gibt auch spektakuläre Beispiele der Pueblo-Architektur.
Mesa Verde ist eine typische Tafelberg-Landschaft aus der Gegend der Four Corners, wo New Mexico, Colorado, Utah und Arizona aneinander stoßen. (Hatte ich erwähnt, dass der Mesa Verde National Park in Colorado liegt, und dass ich im Moment in Cortez, Colorado, im Hotel sitze?) Den Namen „Mesa Verde“, zu deutsch 'grüner Tisch' hat die Gegend übrigens echt verdient. Im Gegensatz zu den vergleichbaren Landschaften im Norden New Mexicos, die mir in den letzten Tagen begegnet sind, ist es hier nämlich grün, und die Hänge und Hochebenen sind mit Kiefern- und Wacholder-Bäumen bestanden. Oder waren es mal, denn Waldbrände sind hier keine Seltenheit. Das musste ich ja, wie gestern erwähnt, bei meinem ersten Besuchsversuch in Mesa Verde im Sommer 2002 feststellen. Entsprechend sehen weite Strecken des Parks auch etwas gerupft aus, mit toten Baumruinen unter denen das Gras und Gebüsch aber fröhlich sprießt. In ein paar hundert Jahren wird es da wieder schönen Wald geben.
Die halbe Stunde Zeitverlust heute morgen hatte mich insofern geärgert, weil man in Mesa Verde sich nicht einfach so die Pueblos ankucken kann. Die wirklich schönen und spannenden kriegt man nur in Begleitung eines Rangers zu sehen und für diese geführten Touren, die in der Regel so ein bis anderthalb Stunden dauern, braucht man ein Ticket. Und diese Tickets neigen dazu, in der Hochsaison schon recht früh ausverkauft zu sein.
Meine Sorge war allerdings unberechtigt. Als ich um viertel vor zehn heute morgen im Visitor Center von Mesa Verde aufschlug gab es für alle von mir ins Auge gefassten Touren noch Karten.
Meine erste Station war das Long House-Pueblo. Die Fahrt dahin hatte vom Visitor Center schon rund ne Stunde gedauert. Der Park ist halt weitläufig und man darf nicht so besonders schnell fahren. An der Long House Ranger-Station wurde der Hyundai geparkt, Sonnencreme aufgetragen... auf mich natürlich, nicht auf den Hyundai... und dann ging's mit Kameras und Wasserflasche bewaffnet erst mal mit dem Shuttlebus weiter. Zum Pueblo selber muss man dann auch noch ein Stück laufen, über Treppen und abschüssige Pfade. Und das ganze auf einer Höhe von durchschnittlich 2.000m über dem Meer. Da kommt man schon ein bisschen ins Schnaufen. Vor allem auf dem Weg zurück nach oben. Wobei es die Touristen heutzutage noch sehr bequem haben, im Vergleich zu den ursprünglichen Bewohnern, denn die sind einfach mit Hilfe von Fingern und Zehen die Felsen rauf- und runtergeklettert.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die Pueblos überhaupt unter diesen Felsüberhängen stehen. So genau kriegt man diese Frage aber in Mesa Verde auch nicht beantwortet, denn die Experten wissen es selbst nicht genau. Fest steht, dass die Vorfahren der heutigen Pueblo-Indianer ursprünglich oben auf den Mesas lebten und dort Ackerbau betrieben. Um 1100 begann man dann, die Pueblos unter den Felsüberhängen in den Canyons anzulegen und grade mal 200 Jahre später verließen die Anasazi mehr oder weniger geschlossen die Gegend von Mesa Verde, um sich in New Mexico entlang des Rio Grande nieder zu lassen, wo ihre Nachfahren, die heutigen Pueblos, immer noch leben.
Nach dem Besuch des Long House habe ich mir im Zentrum des Parks das Spruce Tree House angesehen, das direkt am Museum liegt, und für das man keine Führung braucht. Abschluss und Höhepunkt meiner Mesa Verde-Erkundung war dann der Besuch des Cliff Palace, des größten Pueblos im Park. Der Cliff Palace ist außer dem das Pueblo, das man am häufigsten auf Fotos sieht. Kein Frage also, was das Bild des Tages ist. Man sieht sowohl die Häuser und Türme, als auch die runden Kivas, denen nach 700 Jahren in der Regel die Decke fehlt. Was man leider nicht sieht sind die Treppen und Pfade, auf denen man da runter kraxeln muss. Übrigens... entgegen anderslautenden Vermutungen war der Grund für das Bauen in den Felsalkoven nicht die Verteidigung. Defensiv-Einrichtungen hat man in keinem der Pueblos vorgefunden. Nach dem Cliff Palace war's dann aber auch schon sechs Uhr heute abend und Zeit, die 30 Meieln bis Cortez zu fahren. Alles in allem also ein absolut gelungener Tag.
Morgen gibt es ein sehr vielseitiges Programm, allerdings auch ein ganze Menge Fahrerei. Es geht nämlich weiter nach Arizona.
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27. März 2010
Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.