12. Juli 2014
Ich bin in Arizona... zumindest der Landkarte nach. Denn der Nordosten von Arizona ist fast komplett das Gebiet der Navajo Nation. Die nächsten beiden Nächte verbringe ich in Chinle, dem Tor zum Canyon de Chelly (gesprochen „de schej“) National Monument... und was ein Glück, dass ich morgen nachmittag (nach hiesiger Zeit) nicht von A nach B unterwegs sein muss, sondern in Ruhe das WM-Finale kucken kann.
Der ganze Tag hatte heute zwei Schwerpunkte, „Fahren“ und „Navajo Nation“. Die Navajo sind mit rund 300.000 Angehörigen nach den Cherokee der zweitgrößte Indianerstamm der USA. Ihre Reservation, die sich über den Nordosten Arizonas, den Nordwesten New Mexicos und den Südosten des Bundesstaates Utah erstreckt, ist mit 71.000km² doppelt so groß wie Nordrhein-Westfalen. Richtig große Städte gibt es hier nicht. Die Menschen leben in kleineren Dörfern, einzelnen Gehöften und ein paar größeren Siedlungen, wie zum Beispiel Tuba City und Shiprock, die beide ca. 8.000 Einwohner haben. Chinle ist nur etwa halb so groß und Window Rock, die Hauptstadt der Navajo Nation, hat nur knapp 3.000 Einwohner.
Nach der Abfahrt von Cortez heute morgen ging es zuerst zum Four Corners Monument, dem einzigen Punkt der USA, wo vier Bundesstaaten (New Mexico, Colorado, Utah und Arizona) aneinander stoßen. Hier war ich schon bei meinem ersten Besuch 1994 und dann noch mal 2002. Als Touristenattraktion ist es eigentlich überbewertet. Vor zwanzig Jahren gab's an dieser Stelle nur vier Flaggenmasten und den Markierungspunkt des Katasteramtes am Boden und ansonsten nichts als Wüste. 2002 war die Anlage schön neu gestaltet und an vier Seiten eingefasst von festen Verkaufsständen, wo die Navajo und die benachbarten Ute Indianerschmuck und T-Shirts verkaufen. Dafür war der Blick in die Wüste jetzt weg. Woran ich mich von vor 12 Jahren nicht mehr erinnern konnte, das waren die 5 Dollar Eintritt, die die Navajo Nation kassiert hat. Naja, ich hab's heute noch mal bezahlt, weil ich endlich digitale Fotos haben wollte, aber nochmal werde ich nicht hinfahren. Zum Glück war's auch heute kein Umweg.
Danach ging's durch die weite, halbwüstenartige Landschaft der Navajo Nation. Zuerst nach Shiprock, wo ich getankt habe, und dann weiter zum Teil auf der Schnell- aber auch auf der Landstraße nach Window Rock. Hier habe ich mir den Tribal Park angekuckt, mit dem Window Rock, einem Felsen mit Loch, und dem Denkmal für die Code Talker, die Navajos, die im Zweiten Weltkrieg als Funker gekämpft haben, und deren Codes in Navajo die Japaner nicht knacken konnten. Außerdem gab's ein Foto von der Council Chamber und dann kamen die letzten rund 70 Meilen bis Chinle. Die Landschaft hier ist eigentlich unbeschreiblich. Kein Bild kann das rüberbringen, diese karge, schon fast lebensfeindliche Weite, unterbrochen von bizarrsten Felsformationen. Ich habe trotzdem den Shiprock (von dem die Stadt den Namen hat) als Bild des Tages gewählt, weil man hier ein bisschen was von der Landschaft sieht, die mich heute am weitesten begleitet hat. Aber da waren auch Berge, Wald und natürlich der erste Blick in den Canyon de Chelly. Für morgen früh um 8 habe ich eine Jeep-Tour in den Canyon gebucht. Oben am Rand entlang darf man alleine fahren, aber unten ist ein lizenzierter Navajo-Guide Pflicht. Ich bin mal gespannt, was das für ne Exkursion wird.
Heute nachmittag war ich gegen vier hier in Chinle, habe mir noch ein bisschen den Südrand des Canyons angekuckt, dann im Hotel eingecheckt und bin noch in den Supermarkt gefahren. Ich muss sagen, die Sache mit der Navajo NATION ist nicht untertrieben. Ich war der einzige Weiße im Supermarkt. Man hat nicht wirklich das Gefühl, in den USA zu sein. Das gleiche gilt übrigens auch für die Bilder, die sich so am Wegesrand bieten. An einigen Stellen hat man schon den Eindruck eines Entwicklungslandes. Das hat allerdings nicht unbedingt was damit zu tun, dass ich hier auf ner Indianer-Reservation bin. Ähnliche Bilder sind mir auf dem platten Land in den Südstaaten oder auf Hawaii auch begegnet. Die karge Landschaft, in der man sich hier befindet, verstärkt den Eindruck aber um einiges. Freundlich waren die Leute hier aber bisher auf jeden Fall. Da kann ich nicht meckern.
Tja, morgen wie gesagt zuerst die Canyon-Tour, dann gibt’s Fußball, und dann muss ich waschen. Im Hotel geht das leider nicht, also werde ich wohl in den Waschsalon gegenüber gehen. Vielleicht gibt’s da ja den einen oder anderen Einblick in das Leben der Navajo Nation.
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27. März 2010
Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.