10. Juli 2014

Nach einundzwanzig Jahren immer wiederkehrender Besuche in den USA ist mir heute mal was Neues passiert und es hat mit meinem eher zwiespältigen Verhältnis zu Geschwindigkeitsbegrenzungen zu tun. Ich bin in meinem Hyundai unterwegs auf dem Highway 550 nach Norden, die Sonne scheint aus einem weiß-blauen Himmel, die Musik ist laut, die Stimmung ist gut und ich hab's ein bisschen eilig, denn ich will noch rechtzeitig in Aztec sein, um mir die dortigen Ruinen anzukucken und ich weiß nicht genau, wann die da zu machen. Auf der Gegenfahrbahn kommt mir ein silberner Wagen entgegen und als er so auf meiner Höhe ist blitzen ein paar weiße, rote und blaue Lampen hinter der Windschutzscheibe und im Kühlergrill auf. Ich seh noch im Rückspiegel, wie er wendet. Mist. Geblitzt. Nachdem er mich eingeholt hat fahre ich brav rechts ran, der Officer kommt an die Beifahrerseite und fragt mich, ob ich wüsste was los sei. Schuldbewusst gebe ich zu „I was going to fast, right?“ Joh... so sah er das auch. 83 hat sein Radar angezeigt, dabei waren nur 70 erlaubt. Er hat dann meinen Führerschein mitgenommen und in seinem Wagen das Knöllchen ausgefüllt. Das bekam ich dann in Kopie zusammen mit meinem 'Lappen' zurück und dazu den Hinweis, dass ich entweder das Knöllchen unterschreibe und innerhalb von dreißig Tagen bezahle, oder aber vor dem Stammesgericht erscheinen muss. Dieser Teil des Highway 550 führte nämlich grade durch die Reservation der Jemez Pueblo. Ich hab mich für's Zahlen entschieden und werde in den nächsten Tagen mal beim Pueblo of Jemez Tribal Court anrufen, um meine Strafe zu bezahlen. Das geht ganz unbürokratisch mit Kreditkarte über's Telefon, meinte der Officer. Tja, es gibt für alles ein erstes Mal. Einziger Trost bei der ganzen Sache: das Geld geht in die Stammeskasse des Pueblo of Jemez. Die können das bestimmt besser brauchen als die Bundesstaatsregierung in Santa Fe.
Trotz des kleinen Intermezzos mit der Stammes-Polizei war ich noch so grade rechtzeitig in Aztec, an den sogenannten Aztec Ruins. Der Name ist leider total irreführend, denn die Azteken hatten mit der Anlage rein gar nichts zu tun. Es handelt sich um eine Siedlung der Anasazi, Vorfahren der modernen Pueblo-Indianern. Das Pueblo in Aztec war – anders als im Coronado State Monument – nicht aus Adobe-Ziegeln sondern komplett aus Steinen gebaut. In den 1920er und -30er Jahren fanden in Aztec umfangreiche Grabungen statt und man hat damals auch die große Kiva rekonstruiert, so dass man heute einen ganz guten Eindruck davon bekommt, wie das damals aussah. Aber auch der unrekonstruierte Rest der Anlage ist echt sehenswert. In manchen Räumen des Pueblos findet man noch die originalen Decken, die mehrere hundert Jahre alt sind.
Was ich darüber hinaus an den Aztec Ruins echt spannend fand, das war der Wiedererkennungseffekt. Während ich in Albuquerque überhaupt nicht das Gefühl hatte, schon mal da gewesen zu sein, und in Santa Fe nur am Kapitol, so war der heutige Tag mit Sich-wieder-dran-erinnern voll. Zum Beispiel an Los Alamos (wo ich aber dieses Mal nur durchgefahren bin und auf die Museen verzichtet habe) oder die Jemez Mountains westlich von Los Alamos. Entsprechend haben sich die Aztec Ruins das Bild des Tages heute auch redlich verdient. Leider sieht man aber nur einen Ausschnitt der Anlage, und die rekonstruierte große Kiva ist nicht mit im Bild.
Auch heute war die Konkurrenz um das Bild des Tages wieder hart. Den Vormittag habe ich nämlich im Bandelier National Monument in der Nähe von Los Alamos verbracht, wo man sich die Ruinen der dort ansässigen Vorfahren der Pueblo ansehen kann, und das ganz in der spektakulären Kulisse des Frijoles Canyon, zu deutsch „Bohnen-Schlucht“. Außer alten Steinen gab es hier noch gute Gelegenheiten zum Vögel beobachten und ich hätte eigentlich den ganzen Tag dort verbringen können. Schlechte Planung möchte man sagen. Aber irgendwie musste die Tour ja in drei Wochen untergebracht werden. Dass es dann auf der Weiterfahrt noch anfing zu regnen, und das nicht nur ein bisschen sondern richtig kräftig, hat mein Vorankommen nach der Abfahrt vom Bandelier National Monument nicht grade erleichtert, und führte so letztendlich zu meinem Sponsoring der Stammeskasse des Pueblo of Jemez.
Morgen wird’s aber wieder einfacher. Bis zum Quartier in Cortez sind es nur ca. 80 Meilen und es gibt morgen nur einen Programmpunkt, den Mesa Verde Nationalpark. Den hatte ich eigentlich schon bei meiner USA-Tour 2002 auf dem Programm gehabt, aber damals war der Park wegen Waldbränden geschlossen. Morgen habe ich aber den ganzen Tag Zeit dafür und werde Euch natürlich morgen abend berichten, wie's war.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.