6. August 2024


Nach dem heftigen gestrigen Tag habe ich es heute alles ein bisschen gemütlicher und langsamer angehen lassen. Was nicht heißt, dass meine Füße nicht fleißig sein mussten. Ich habe gerade mal mit Hilfe von Google Maps zusammengerechnet und bin auf gut 6km Strecke gekommen. Aber wie gesagt: gemütlicher, entspannter, zum großen Teil im Schatten und vielfach auch im Wald, wo es einfach etwas kühler ist, als in den Hochhausschluchten des Stadtzentrums.
Nach dem Frühstück bei Starbucks bin ich mit U-Bahn und Bus zu den Southern Ridges gefahren. Das hat ein bisschen gedauert, denn das Nahverkehrsnetz hier in Singapur ist zwar dicht, aber man kommt nicht gut aus den Füßen. Auch an den Übergängen zwischen U-Bahn und Bus kann man noch arbeiten. Das müsste Google übrigens auch. Beim Umsteigen zum Bus an der U-Bahn-Station Chinatown war Google Maps nämlich keine Hilfe sondern hat meine Verwirrung noch vergrößert. Danach hat es allerdings den Rest des Tages topp funktioniert.
Die Southern Ridges sind ein kleiner Höhenzug im Südwesten der Insel Singapur. Hier finden sich vor allem Wohngebiete mit Hochhäusern und hier ist Singapur ganz normal. Die Hügelkette der Southern Ridges ist mit Dschungel bedeckt und man kann hier entweder zu ebener Erde oder auf einem Walkway in mehreren Metern Höhe durch den Wald spazieren. Nein, man kann echt sagen bushwalken. Das kann schon mit manchem, was ich in Australien gemacht habe mithalten. Leider wurde an den Trails gebaut, so dass ich nur ein relativ kurzes Stück über den Walkway gehen konnte. Am Ende angekommen habe ich kurz überlegt, wie ich den Vormittag weiter gestalten sollte, und mich dann für einen Besuch im Labrador Nature Reserve entschieden.
Das Labrador Nature Reserve liegt an der Südwestspitze der Insel Singapur und war sogar in meinem Pocket-Lonely Planet empfohlen. Eine gute Empfehlung, auch wenn ich sonst mit dem Buch an etlichen Stellen nur mäßig zufrieden bin. Das Labrador Nature Reserve hat zwar ne eigene U-Bahn-Station, aber ich bin mit dem Bus dort angekommen. Ich hatte mich schnell orientiert und beschlossen einen Boardwalk durch die Mangroven zu nehmen. Hier war das gestern gekaufte Vogelbestimmungsbuch schon ganz gut im Einsatz, wobei ich für die spektakulärste (wie ich dachte) Sichtung kein Buch brauchte. Auf dem Boardwalk im Schatten der Mangroven und anderen Bäume kam mir ein Bankivahahn entgegen. Damit hatte ich null gerechnet und laut meiner Fachliteratur war es auch kein ausgebüchster Haushahn, sondern es gibt wirklich reichlich Wildhühner in den Waldgebieten des westlichen Singapur. Ich habe also Fotos gemacht und dachte ich hätte das Bild des Tages. Bankivahühner hatte ich zwar in Indien und Nepal schon gesehen, aber für gute Fotos hat’s bisher nicht gereicht. Ich war also ganz zufrieden mit mir, als 300m weiter die nächsten Wildhühner auf mich zu warten schienen. So viel habe ich heute schon mal gelernt: Bankivahühner gibt es in Singapur und scheu sind sie auch nicht. Die Bilder gibt es demnächst auf Frantis World.
Am Ende des Boardwalks steht man am Wasser der Straße von Singapur. Sieht man im ersten Bild des Tages. Das Bild zeigt das Dragon’s Teeth Gate, die Einfahrt zum Keppel Harbour, der ab dem frühen 19. Jahrhundert der Haupthafen Singapurs wurde. An den beiden Landspitzen gab es Gesteinsformationen, die an Zähne erinnerten. Daher der Name. Die Briten haben das alles im 19. Jahrhundert bei der Verbreiterung der Hafeneinfahrt gesprengt. Auf der linken Seite der Landvorsprung gehört zu Sentosa Island, rechts sieht man das Festland des Labrador Nature Reserves. Ziemlich eindrucksvoll, muss ich sagen. Ich habe das Panorama genossen und bin dann gemütlich durch den Park zurück zur U-Bahn-Station.
Es war mittlerweile früher Nachmittag, bei schönstem Wetter und so habe ich mich - wieder mit U-Bahn und Bus - auf den Weg zum entgegengesetzten Ende der Insel gemacht, um noch ein paar Flieger zu fotografieren. Heute kam der anfliegende Verkehr in Singapur Changi aus Norden, so dass ich nach Changi Village gefahren bin. Hier kannte ich mich schon aus, denn sowohl 2010 als auch 2016 bei meinen Aufenthalten in Singapur habe ich dort gewohnt. Der Changi Beach ist einer der bekanntesten Spotterplätze der Welt, und, wie ich finde, einer der schönsten. Man steht im Schatten. Man sieht die Flieger von weitem über das Meer kommen. Kein Baum, kein Zaun, kein Laternenmast steht im Weg. Keine Autos brausen vorbei. Leichte Brise, das Meer rauscht freundlich. Kann man so aushalten. Ich habe den Rest des Tages also mit Spotten verbracht – und nicht nur mit Spotten. Auch Geflügel gab es hier. Glanzkrähen, verschiedene Taubenarten, Graureiher, Hirtenstare, Weißbauchseeadler. Als der Orienthornvogel neben mir auf dem Baum landete, musste der Bankivahahn leider seine Poleposition für das Tierfoto des Tages abgeben. Um kurz vor sieben habe ich mich auf den Rückweg gemacht, zuerst zu Fuß zur Bushaltestelle in Changi Village und dann zurück zum Quartier. Da die Buslinie 2 in Changi Village startet, konnte ich im Doppeldecker einen Platz oben vorne ergattern und hatte so noch ein bisschen Sightseeing in der Dämmerung.
Zum Abendessen bin ich beim Inder hier um die Ecke vom Hotel eingekehrt. Sehr lecker mal wieder. Im Hotel habe ich für morgen einen späten Checkout organisiert und auch, dass mein Gepäck verwahrt wird, bis es Zeit ist, zum Flughafen zu fahren. Morgen gibt es aber tagsüber nochmal Programm, und, gutes Wetter vorausgesetzt, wohl auch noch mal ein bisschen Fliegerkucken.


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