7. August 2024
Mein letzter Tag in Singapur und der vorletzte Tag meines Sommerabenteuers 2024. Im Gegensatz zur großen Mehrheit der vergangenen Tage wurde der Tag heute nicht durch Erlebnisse geprägt, sondern durch Begegnungen… hmmmm… das klingt irgendwie falsch. Ich erzähl einfach mal. Vielleicht ist es am Ende des heutigen Logbuchs klarer.
Nachdem ich mich ja gestern schon mit der grünen Seite Singapurs beschäftigt hatte, wollte ich heute darauf aufbauen. Ich hatte zwar gestern einen späten Checkout, d.h. für 15 Uhr, mit dem Hotel ausgemacht, aber als ich heute morgen nach dem Wachwerden so aus dem Fenster kuckte und über den vor mir liegenden Tag nachdachte, wurde mir klar, dass das eigentlich gar keinen Sinne ergab. Vor allem angesichts des grauen Himmels über Singapur. Okay, das kann sich hier schnell ändern, und ich habe auch heute vorsichtshalber Sonnencreme draufgeschmiert, bevor ich das Haus verlassen habe. Nichtsdestotrotz würde mich ein Checkout um 15 Uhr bei der Tagesgestaltung total unflexibel machen, vor allem wo gar nicht klar war, ob das Wetter heute nachmittag spotter-tauglich sein würde (war es letztendlich auch nicht). Ich habe also mein Gepäck flugfertig gemacht und dann doch heute morgen schon aus dem Hotel ausgecheckt.
Heute wollte ich zum Botanischen Garten, der nicht nur vom Pocket Lonely Planet UND meinem Birds of Singapore-Vogelbestimmungsbuch empfohlen wurde, sondern auch UNESCO Weltkulturerbe ist. Gestern Abend hatte ich schon die Anreisemöglichkeiten per Google Maps erkundet. Joh, man hätte mit der U-Bahn fahren können, aber wie ich gestern ja schon erzählt habe, ist das eine etwas langwierige Art. Ich habe mich also auch heute für den Bus entschieden. Das ist zwar ähnlich langwierig, aber zumindest kriegt man was zu sehen. Ich musste eine Station mit der U-Bahn zum Bahnhof Tanah Merah, und von da fährt die Buslinie 48 einmal quer durch die Stadt und hält auch fast direkt am Botanischen Garten.
Zu Beginn der Busfahrt war noch nicht viel los im Bus. Der Vormittag war auch schon ziemlich fortgeschritten. Aber je näher wir dem Stadtzentrum kamen, um so mehr füllte es sich. Ich weiß nicht mehr wo, aber jedenfalls irgendwo stieg eine junge, chinesisch-stämmige Singapurerin ein und setzte sich neben mich. Ich hatte die Kamera um und das Vogelbestimmungsbuch in der Seitentasche der Shorts und da sprach sie mich direkt drauf an, ob ich ein Birdwatcher wäre. Ich war ein bisschen perplex, denn bisher hatte ich die Singapurer nicht unbedingt als gesprächig erlebt. Sie fragte mich dann auch brav, ob es okay wäre, wenn wir Konversation betreiben würden und höflich wie ich bin (oder zumindest sein kann… *lach…) habe ich ja gesagt. Und dann gab es Smalltalk. Über alles mögliche. Ein bisschen seltsam war es schon, und so schnell wie es begonnen hatte war es dann auch schon wieder vorbei, denn ne ne gute Viertelstunde später war sie an ihrem Ziel angekommen, verabschiedete sich und stieg aus. Und ich blieb etwas perplex im Bus sitzen.
Der Botanische Garten von Singapur ist sehr schön. Ich habe mir nicht viele der speziellen Anlagen angesehen, wohl aber den Boardwalk durch den Regenwald und rund um die Teiche bin ich auch spaziert. Tiere gab es reichlich, vor allem Bananenhörnchen und Nebelwarane, und natürlich auch Vögel, vor allem Bankivahühner. Als Tierbild des Tages gibt es heute aber einen der Bergbeos, die in einem großen Trupp in einem der Bäume spektakelten und die Früchte fraßen.
Die Sonne hatte sich gegen Mittag zwar ein paar Mal durchgekämpft, aber im Laufe des Nachmittags zog es sich dann zu und gab auch ein Schäuerchen, als ich durch den Botanischen Garten spazierte. War mir aber egal. Ich hab mich für die paar Minuten untergestellt und dann ging’s weiter.
Irgendwann war ich durch den Park durch. Gestern abend hatte ich mir überlegt, dass es außerdem doch ganz cool wäre, in der Long Bar des Raffles Hotels noch einen Singapore Sling trinken zu gehen. Das ist ein Cocktail, der vor allem auf Gin und Kirschlikör basiert und er ist DAS Getränk hier in Singapur. Der Drink wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in seiner aktuellen Form von einem Mitarbeiter des Raffles Hotels kreiert und das wird vom Raffles natürlich auch entsprechend vermarktet. Ich bin also mit dem Bus vom Botanischen Garten in Richtung Innenstadt aufgebrochen. Die Strecke führte die Orchard Road runter. Das ist DIE Konsummeile hier in Singapur, vergleichbar mit der Oxford Street in London. Hier habe ich die Busfahrt kurz unterbrochen, um mir nochmal eine dieser Malls anzusehen und im Hawker Center Food Republic was zu essen zu kaufen. Hier habe ich vor 14 Jahren meine erste Erfahrung mit dieser Art von Verpflegungseinrichtung gemacht. Meine ersten Versuche damals waren noch ziemlich unbeholfen. Kann man hier nachlesen https://frantis-world.de/index.php/frantis-planet/reiselogbuecher/suedostasien-2010?id=326 Hihi… heute kann ich es besser.
Hier auf der Orchard Road entstand auch das erste Bild des Tages. Irgendwie war ich heute nicht wirklich gut drauf beim Fotografieren. Tierbilder gibt es genug, aber so von dem, wo ich war, gibt’s nur wenige. Wie auch immer… nach dem kurzen Verpflegungsstopp bin ich mit dem Bus weiter bis zum Raffles Hotel gefahren.
Die Long Bar – eine von mehreren Bars, die zu dem Hotelkomplex gehören – liegt in der ersten Etage des in der Kolonialzeit errichteten (aber seit dem mehrfach grundsanierten) Gebäudes. Als ich die Treppe rauf kam, stand dort ne Schlange. „Na toll“, hab ich gedacht, „will ich das wirklich?“ Ich hab mich dann aber doch mal angestellt, denn Zeit hatte ich ja ausreichend zur Verfügung. Ob meine Lust ausreichen würde, das konnte sich ja dann zeigen. Nachdem ich vielleicht fünf Minuten dort gestanden hatte, kamen die nächsten Touristen, die sich hinter mir anstellten. Eine Familie, und eine spannend-ungewöhnliche. Er war klein und knubbelig, bestimmt nen Kopf kleiner als ich, schwarz mit Dreadlocks. Sie war fast so groß wie ich, weiß und wirkte überhaupt nicht außergewöhnlich. Und dann drei Kinder dabei, ein großes Mädchen, ich schätzte mal so 16/17, und zwei Jungs, einer so 14/15 und am Handy flitschend und einen kleinen, Grundschulalter. Ganz offensichtlich waren das ihre gemeinsamen Kinder. Wir hatten noch keine Minute nebeneinander gestanden, da waren wir schon im Gespräch, nachdem er mich gefragt hatte, wo denn mein Akzent herkäme. David und seine Familie sind aus Durham in Nordengland. Die fünf waren auch auf Stoppover hier in Singapur, gestern abend angekommen und reisen morgen weiter nach Indonesien. Tja, wir haben sehr nett miteinander erzählt. So verging das Warten wie im Fluge und plötzlich war ich der Erste in der Schlange. Die Mitarbeiterin fragte mich, ob es okay wäre, wenn ich an der Bar sitze und ich meinte „Ja klar“. Ich habe mich von David und seiner Familie verabschiedet und wurde an die Bar gesetzt. Traditionell gibt es in der Long Bar Erdnüsse in Schalen und die schmeißt man einfach auf den Boden. Der ganze Boden ist mit Erdnussschalen bedeckt. Schon lustig. Ich hab mir nen Singapore Sling bestellt. Der ist echt lecker, und mit ziemlichem Kick. Ich hatte eher ne Touri-Abzocke mit irgendeiner süßen Plörre erwartet. Das habe ich dann so nebenbei zu meiner Sitznachbarin an der Bar angemerkt und, zack, schon war ich in das nächste Gespräch vertieft. Namen haben wir nicht ausgetauscht, aber meine offensichtlich indisch-stämmige Nachbarin war auf dem Rückweg aus Indien, genauer aus Hyderabad, wo sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn die Familie ihres Mannes besucht hatte, zurück nach San Francisco. Ihr Mann hatte sich beim Essen wohl irgendwas eingefangen, aber das hatte sie nicht davon abgehalten, alleine loszuziehen und in der Long Bar des Raffles nen Singapore Sling zu trinken. Wir haben uns sehr nett unterhalten während ich meinen Drink geleert habe. Dann war es aber an der Zeit für mich, mich langsam wieder in Richtung Quartier aufzumachen. Ich hatte keine richtige Ruhe mehr.
Hmmmmmm… vielleicht wisst Ihr jetzt, was ich am Anfang meinte, dass heute Begegnungen den Tag bestimmt haben. Im Moment sitze ich am Gate hier in Singapore Changi. In einer Stunde soll mein Flieger starten. Das heutige Logbuch geht gerade in die dritte Seite und ich hoffe Ihr habt bis hierhin durchgehalten… *lach… Morgen schicke ich natürlich noch ein letztes Logbuch mit dem Fazit der Tour.
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