22. Oktober 2025
Heute stand der Tag noch mehr im Zeichen des Vulkans als gestern. Gestern habe ich mir ja nur die Auswirkungen angesehen, heute wollte ich den Berg selber sehen.
Der Piton de la Fournaise ist der kleinere und jüngere der beiden Vulkane, die die Insel La Réunion erschaffen haben. Im Gegensatz zum nordwestlich gelegenen Piton des Neiges ist der Piton de la Fournaise auch immer noch aktiv. Im Durchschnitt gibt es einen Ausbruch pro Jahr, wobei der letzte jetzt allerdings schon zwei Jahre her ist. Damit ist er einer der aktivsten Vulkane der Welt. Wie die Vulkane auf Hawai’i ist auch der Piton de la Fournaise ein Schildvulkan. Das heißt, das die Eruptionen eher gemächlich und ohne große Explosionen verlaufen. Allerdings ist die Lava des Piton de la Fournaise ziemlich dünnflüssig, so dass sie sich über weite Strecken bewegen kann, wie man gestern ja deutlich gesehen hat. Der heutige Gipfel des Piton de la Fournaise, den Ihr im Bild des Tages seht, befindet sich in einer acht Kilometer breiten Caldera, die nach Osten hin offen ist und bei Eruptionen die Lava in diese Richtung abfließen lässt. In der mitgeschickten Karte kann man das erkennen. Der Gipfel des Piton de la Fournaise ist durch den Marker gekennzeichnet. Unten rechts am Rande der Karte seht Ihr den Marker für den Lavafluss von 2007, wo ich gestern war. Die große Mehrzahl der Eruptionen findet aber innerhalb der Caldera statt und stellt dann keine Gefahr für den Rest der Insel dar. Auf dem Bild könnt Ihr auf der linken Flanke des Vulkans erkaltete schwarze Lavaströme erkennen.
Um kurz nach halb acht bin ich heute morgen aufgebrochen. Die Fahrt zum Pas de Bellecombe zieht sich ganz schön, auf teilweise engen Straßen, schicken Serpentinen und fast immer stramm bergauf. Der frühe Start beruhte auf der Information, dass das Wetter oben am Berg vor neun Uhr morgens am besten sein soll, und für die Fahrt hatte Googlechen eine Stunde veranschlagt. Was soll ich sagen? Die Wolken hatten den größten Teil der Landschaft fest im Griff. Da wo sie aber mal aufrissen, war die Aussicht spektakulär. So zum Beispiel in der Plaine des Sables, die man auf dem Weg zum Piton de la Fournaise durchqueren muss. Hier wurden Erinnerungen an andere vulkanische Landschaften wach, die ich schon besucht habe… Island, Teneriffa, Nicaragua.
Allein war ich nicht. Ein dichter Strom Autos bewegte sich über die Zufahrtsstraße, die im letzten Abschnitt nur eine Schotterpiste ist. Da war ich ganz froh über den höherliegenden Yaris Cross. Oben am Aussichtspunkt Pas de Bellecombe herrschte Nebel und Nieselregen. Aber wo ich jetzt schon da war, wollte ich zumindest mal an den Rand der Caldera. Nach einer etwas längeren Suche hatte ich auf dem überfüllten Parkplatz ein Eckchen für den Yaris gefunden und dann hieß es lange Beine an die Botz, Jööpchen an, Northface-Jacke an und raus. Der Yaris hatte 11 Grad angezeigt. Die meisten der Franzosen und Reunionnais waren davon unbeeindruckt und mehrheitlich in kurzen Hosen und vielfach auch mit T-Shirts unterwegs. Ich habe also am Rand gestanden und runtergekuckt. Ab und zu wurden die Wolken mal kurz weggeweht – wobei der Wind da oben gar nicht so heftig war – und dann konnte man die Lavafelder am Boden der Caldera, kleinere Krater wie den Formica Leo, und auch mal den Caldera-Rand entlang sehen. Der Piton de la Fournaise war aber fest in Wolken gehüllt.
Der Rand der Caldera liegt auf rund 2350m und ich hab’s auch deutlich gemerkt. Deswegen habe ich mir – eingedenk meiner Erfahrungen am Empakaai-Krater im Juli - den Abstieg zum Boden der Caldera und den Spaziergang zum Formica Leo-Krater gespart. Da ich aber Zeit hatte und die Landschaft auch ohne Blick auf den Vulkan selbst spannend war, habe ich ziemlich lange dort gestanden und dem Spiel der Wolken zugesehen. Die wurden mit der Zeit immer dünner und, tadaa, gegen viertel nach zehn lag der Piton de la Fournaise wolkenfrei und fotogen vor mir. Besser ging’s nicht.
Um kurz nach elf habe ich mich dann aber doch losgerissen und mich auf den Rückweg gemacht. Nicht ohne noch Stopps in der Plaine des Sables, am Aussichtspunkt des Pas des Sables und am Cratère Commerson zu machen.
Da der Tag aber noch jung war, hatte ich als nächstes Ziel den Belvédère de Bois Court auserkoren. Interessante Fahrt, aber am Ziel nichts als Wolken (der Parkplatz vor Ort war jedoch trotzdem gut belegt). Okay, dann also weiter. Es war zwar ne dreiviertel Stunde Fahrt bis zum Col de Bébour, aber die hat sich gelohnt. Wieder eine spannende, serpentinenreiche Straße und zum Schluss fährt man auf einer schmalen Straße quasi von hinten an den Cirque de Salazie heran. Die Spitzen der Berge hingen in den Wolken, leichter Nieselregen, aber die dramatischen, sattgrünen Bergwände sind einfach der Hammer. Hätte nur noch ein Tyrannosaurus rex um die Ecke kommen müssen und Jurassic Park wäre perfekt gewesen. Der Col de Bébour liegt auf 1414m, quasi mitten im Dschungel. Es gab zum Glück zwar keine Begegnung mit nem T.rex, aber immerhin hatte ich gut mit den heutigen Nachfahren der Dinosaurier zu tun. Die Vogelsafari am Col de Bébour war ein echter Erfolg. Ich habe auch mehrere Réunionweihen gesehen, jedoch hat es leider, leider wieder nicht für anständige Fotos gereicht. Ich werde mein Glück also weiterhin versuchen müssen.
Vom Col de Bébour habe ich dann die Heimreise angetreten. In Le Tampon war ich noch im Supermarkt um mir Verpflegung für ein sehr spätes Mittag- oder sehr frühes Abendessen zu kaufen. Auf Restaurant hatte ich heute keine Lust. Auch Bier aus Réunion für den Export nach Deutschland habe ich erstanden.
Tja, wo ich hier so sitze und tippe wird mir klar, dass ich morgen schon zum letzten Quartier meiner Reise, in Saint-Denis aufbreche. Die Zeit fliegt. Morgen ist wieder ein Fahrtag und ich habe schon das ein oder andere an der Strecke im Auge, das ich mir ansehen möchte.
P.S. Hmmmm… oben am Aussichtspunkt von Pas de Bellecombe war’s bei meiner Ankunft kalt, nieselig und neblig. Ratet mal, woran ich dementsprechend nicht gedacht habe. Genau. Ans Eincremen. Und so bin ich jetzt etwas rot im Gesicht. Dumm.
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