24. April 2019
Heute morgen ging das Kulturprogramm ungebremst weiter. Es war ziemlich windig als ich zum Archäologischen Museum hier in Heraklion marschiert bin. Sind nicht mal zehn Minuten zu Fuß vom Hotel. Das ist alles recht klein und überschaubar hier, auch wenn es die viertgrößte Stadt Griechenlands ist.
Das Museum beinhaltet die Kunstschätze aus den ganzen Ausgrabungen hier in Kreta, vor allem minoische Sachen, aber auch klassisch-griechische und römische Fundstücke. Die Ausstellung ist eher konventionell gehalten, aber nicht schlecht gemacht (ich bin ja ein bisschen pingelig, was historische Museen angeht). Die überwältigende Mehrheit der Ausstellungsstücke stammt aus dem bronzezeitlichen Kreta. Ich muss gestehen, dass die minoische Kunst, Kunstfertigkeit und Kultur mich - von einigen Ausnahmen abgesehen – nicht so wirklich in ihren Bann zieht. Ich weiß auch nicht genau warum, aber irgendwie spricht das alles nicht zu mir – im Gegensatz zu ägyptischer, klassisch-griechischer oder römischer Kunst und Kultur. Okay, ich bin immer noch dabei, mich einzulesen und mit der minoischen Epoche zu beschäftigen, aber bisher ist das eher auf der Wissensebene geblieben. Ein Wow-Erlebnis habe ich bisher bei der Beschäftigung mit diesem Teil der Geschichte hier noch nicht gehabt.
Nach dem Museum bin ich noch ein bisschen durch die Fußgängerzone hier im Zentrum von Heraklion spaziert, habe mir die Stadt angesehen, die Titus-Basilika besichtigt, bei meiner bevorzugten Kaffee-Kette (ja, gibt‘s auch hier in Kreta) nen Modekaffee zu mir genommen und dann bei denen draußen vor der Tür gesessen und Leute gekuckt. Wie gestern schon erwähnt, ist Heraklion ne ziemlich lebendige Stadt, und auch nicht besonders touristisch… was jedoch nicht heißt, dass es hier keine Touris gäbe.
Als Bild des Tages bekommt Ihr heute eine Straßenszene aus dem Zentrum von Heraklion. Der Morosini-Brunnen ist so etwas wie das Zentrum im Zentrum der Hauptstadt Kretas. Die Löwen erinnern daran, dass Heraklion im 16. Jahrhundert unter der Herrschaft Venedigs stand. Aus dem gleichen Grund sieht man auch am Kastell im Hafen den Markus-Löwen in Form von großen Skulpturen.
Am frühen Nachmittag habe ich mich dann ins Auto gesetzt und bin nach Knossos gefahren. Der minoische Palast von Knossos ist die größte solche Anlage auf Kreta und die größte Touristenattraktion der Insel. Leider hat Sir Arthur Evans, ein sehr enthusiastischer britischer Amateurarchäologe und Entdecker des Palastes von Knossos, es beim Ausgraben am Anfang des 20. Jahrhunderts ein bisschen übertrieben und etliche Stellen des Palastes nach seinen eigenen Ideen und Theorien rekonstruiert. Viele dieser Rekonstruktionen halten heute einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht mehr Stand und so ist die Ausgrabung in Knossos für die etwas ambitionierteren Besucher – und da zähle ich mich jetzt mal drunter – eher verwirrend und unbefriedigend. Das Schlagwort vom „Disneyland der Archäologie“ taucht in den Reiseführern auf, und da ist ein bisschen was dran. Man sieht bedauerlicherweise auch nicht, was noch wirklich original ist. Okay, viele Rekonstruktionselemente springen einem schon durch die knalligen Farben ins Gesicht, aber man weiß halt nicht so richtig woran man ist. Ich hatte es wohl schon kommen sehen und war mit leicht gemischten Gefühlen nach Knossos gefahren. Zum Glück war es nicht so voll, so dass ich wenigstens in weitgehender Ruhe die ausgedehnte Anlage besichtigen konnte. Trotzdem hat es mir gestern in Phaistos viel besser gefallen. Auslassen wollte ich Knossos aber natürlich auf keinen Fall, denn ohne diesen Palast, mit dessen Freilegung eigentlich erst so richtig die Erforschung der minoischen Kultur begann, ist das Bild von der kretischen Archäologie auch nicht rund.
Von Knossos musste ich dann zum Flughafen, mein Auto umtauschen. Der Motor des Heckscheibenwischers hatte sich von der Heckklappe gelöst und wurde heiß, wenn die Zündung eingeschaltet war. Das wollte ich nicht riskieren, so weiter zu fahren. Auch wenn ich ja eine Standortreise habe und das Gepäck nicht mit unterwegs ist, wäre es trotzdem doof, wenn mir der fahrbare Untersatz plötzlich abfackelt. In weiser Voraussicht habe ich den Aygo vorher noch getankt und so war das Umtauschen kein Problem. Was soll ich sagen? Ich habe wieder nen knallroten Toyota Aygo… *lach… dem Hotelmitarbeiter, der das Parken übernimmt, war‘s gar nicht aufgefallen, dass es nicht das gleiche Auto ist.
Das Abendessen gab es heute noch mal im Hotel auf der Dachterrasse. Ich hatte keine Lust mehr rauszugehen.
Für morgen habe ich eine Tagestour in den Osten Kretas geplant. Es wird bestimmt einiges zu berichten geben.
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