25. April 2019
Heute ging es in den Osten der Insel. Um‘s gleich vorwegzunehmen: bis an die Spitze bin ich nicht gekommen… *lach… wollte ich aber auch nicht. Was man echt sagen kann, und was mir nicht so wirklich bewusst war bis ich hier herkam ist, dass Kreta ziemlich groß ist. So ein richtiges Insel-Gefühl hat man hier gar nicht. Man sieht das Meer eben immer nur nach einer Seite. Könnte hier genauso gut auch Festland sein.
Erste Station heute morgen war der minoische Palast in Malia. Das ist der drittgrößte der Insel und im Gegensatz zu Knossos hat man hier nicht mit Rekonstruktionen rumgedoktort. Dadurch wirkt die ganze Anlage viel ursprünglicher. Sie liegt allerdings nicht so schön wie Phaistos und ist auch nicht so groß. Mittlerweile habe ich rausgefunden, dass man eigentlich ziemlich wenig Konkretes über die Kultur der bronzezeitliche Besiedlung in Kreta weiß. Ob die „Paläste“ wirklich Herrschaftssitze waren, ist zum Beispiel noch immer nicht geklärt.
Ich habe mir die Ausgrabungen in Malia in aller Ruhe angesehen. Es war schönes Wetter, blauer Himmel mit nem leichten Lüftchen, also nicht zu warm und auch nicht zu viele Touris da. Sehr entspannt also.
Von Malia bin ich nach Άγιος Νικόλαος (Agios Nikolaos), zu Deutsch St. Nikolaus, gefahren. Agios Nikolaos ist ein kleines Hafenstädtchen am Mittelmeer und ziemlich typisch für Kreta. Die Gegend, zumindest in Strandnähe, ist hier deutlich touristischer als in und um Heraklion. Trotzdem hat Agios Nikolaos einigen Charme. Ich habe also den Aygo geparkt und bin zum Mittagessen in einem Restaurant eingekehrt, das sowohl in meinem Lonely Planet als auch in meinem Baedecker empfohlen war. War sehr lecker, aber eines habe ich inzwischen auch raus. Auf Kreta kann man nicht „mal schnell was essen“… außer beim Mäckes vielleicht. Grundsätzlich geht hier alles etwas gemächlicher. So war es denn auch schon kurz nach drei als ich endlich von Agios Nikolaos wieder aufgebrochen bin, nicht ohne vorher noch das Bild des Tages vom Ortskern zu schießen.
Von Agios Nikolaos bin ich ins Inselinnere nach Kritsa gefahren. Dort gibt es eine orthodoxe Kirche mit Wandfresken, die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen. Laut meiner Reiseführer ist sie eine der Hauptsehenswürdigkeiten in Ost-Kreta. Aber, naja, so richtig dolle fand ich es nicht. Die Kirche ist ziemlich klein und nicht mehr in Verwendung sondern nur noch ein Museum. Ich hatte irgendwie nach fünf Minuten alles gesehen. Ich war auch der einzige Touri vor Ort.
Hmmm… also weiter zum nächsten Besichtigungspunkt. Ich wollte zu den Ausgrabungen von Lato, das ca. 4km von Kritsa entfernt in den Bergen liegt und während der Zeit der dorischen Herrschaft über Kreta, also so ab dem 8. Jahrhundert v. Chr., eine wichtige und recht große Stadt war. Aber was soll ich sagen? Als ich gegen viertel vor vier dort am Tor stand war schon zu. Die Anlage ist nämlich immer nur bis 15:00 Uhr geöffnet. Mist. Half aber nix, und die 70km von Heraklion werde ich dafür nicht noch einmal auf mich nehmen. Das ist echt ne langwierige Fahrt. So richtig gut kommt man nämlich hier nicht aus den Füßen, auch wenn die Strecke von Heraklion bis Malia autobahnähnlich ausgebaut ist.
Einen kleinen Höhepunkt hatte ich aber am verschlossenen Tor der Ausgrabungen von Lato dann doch noch. Über den Bergen kreisten nicht nur Kolkraben sondern auch ein Gänsegeier. Leider war er zu weit weg um ihn sinnvoll zu fotografieren, aber die Bestimmung mit dem Fernglas wars eindeutig.
Zum Abschluss des Tages habe ich versucht, noch ein bisschen in Heraklion zu spotten, allerdings mit sehr bescheidenem Erfolg. Das hatte viele Gründe, unter anderem das Wetter (die Sonne war plötzlich weg), die Geographie, und vor allem die Tatsache, dass Heraklion (wie viele andere griechische Flughäfen) auch militärisch genutzt wird und man deswegen direkt am Zaun nicht stehen darf. Da sind die Griechen etwas eigen…
Morgen geht es in die entgegengesetzte Richtung, nämlich in den Westen Kretas. Ich vermute, dass ich auch da nicht bis an die Spitze kommen werde. Heute ist übrigens Halbzeit… morgen früh kann ich schon für Sonntag einchecken.
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