24. Juli 2025
Heute morgen endete unsere Zeit in der Serengeti am Naabi Gate, da wo sie vor vier Tagen begonnen hatte. Vorher hatten wir aber noch mal eine sehr schöne Safari. Davis hatte die Abfahrt auf 7 Uhr angesetzt. Dadurch bekamen wir immerhin noch Frühstück im Camp.
Zuerst sind wir zum Hippo-Pool am Warange River gefahren. Hier lagen geschätzte hundert Flusspferde friedlich verdauend im Wasser, nachdem sie über Nacht an Land gefressen hatten. So ein Hippo-Pool strahlt irgendwie Gemütlichkeit aus. Ich finde, das kann man im ersten Bild des Tages schön sehen. Ein totales Kuddelmuddel von Flusspferden. Rund zwanzig Minuten haben wir den Tieren zugesehen, dann ging’s wieder rein in den Landcruiser und wir sind nach Seronera gefahren, zum Tanken. Um kurz nach 9 sind wir zur letzten Safari durch die Serengeti aufgebrochen. Anstatt die Hauptstraße zum Naabi Gate zu nehmen sind wir noch ein bisschen gepirscht, unter Davis’ Bedingung, dass wir bei jeder Sichtung nur drei Minuten halten, denn wir hatten für die Fahrt nur zweieinhalb Stunden Zeit. In der Serengeti gibt es die Eingangspermits nämlich auf 24-Stunden-Basis. So richtig streng haben wir uns an die drei Minuten dann aber doch nicht halten müssen… *lach…
Hatte es gestern noch vor Gnus gewimmelt, so wimmelte es heute vor Löwen. Wir haben zwei große Rudel gesehen, jedes mit rund 10 bis 15 Tieren. Wie viele Löwen es insgesamt auf dieser Reise waren, kann ich im Moment nur schätzen, aber ich würde mal sagen zwischen 50 und 60. Das finde ich echt schon krass. Trotzdem habe ich mich dafür entschieden, das zweite Bild des Tages nicht an die Löwen zu vergeben, sondern an die entspannte Hyäne, der wir auf der weiteren Fahrt begegnet sind.
Ich bin ja ein großer Fan von Hyänen und habe auch schon das eine oder andere über diese Tiere gelesen. Ich hätte allerdings gedacht, dass wir in der Serengeti mehr von ihnen sehen würden. Es waren immer nur zwei bis drei über den Tag verteilt, und meistens waren sie alleine. Bei dem Futterangebot hier hatte ich mit größeren Trupps gerechnet. Kann aber auch sein, dass die Hyänen vor allem nachts hier unterwegs sind.
Um kurz nach 11 waren wir am Naabi Gate. Unsere Zeit in der Serengeti haben wir also bis auf eine knappe halbe Stunde ausgenutzt.
Nur eine kurze Fahrt vom Naabi Gate befindet sich die Abzweigung zur Olduvai Gorge. Als Geschichtslehrer konnte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen und mit Susannes und Folkers Einverständnis hatten wir einen Besuch dort bei der Reiseplanung von Tanzania Specialist ins Programm aufnehmen lassen, die einzige Nicht-Safariaktivität auf unserer Tour. Die Olduvai-Schlucht wird auch als „Wiege der Menschheit“ bezeichnet, denn hier fanden Mary und Louis Leakey im Jahr 1959, nach über 28 Jahren Grabungstätigkeit, den Schädel eine Paranthropus boisei und eines Homo habilis. Beide Fossilien sind ungefähr 1,5 Millionen Jahre alt. Der Homo habilis ist entfernter Vorfahre des modernen Menschen und der Paranthropus boisei eine ausgestorbene Nebenlinie der Menschenartigen. Mit dem Fund des Homo habilis in Olduvai konnte man beweisen, dass die Entwicklung des Menschen in Ostafrika begann und nicht, wie bis Anfang der 1960er Jahre vermutet, in Asien.
Ein Besuch in Olduvai ist also ein Muss, wenn man hier in der Gegend ist. Was uns genau erwarten würde, das wussten wir allerdings nicht. Ich hatte mir Olduvai Gorge eher als eine kleine Schlucht vorgestellt und war von einem ebenfalls kleinen Museum vor Ort ausgegangen. Weit gefehlt. Die Olduvai Gorge ist ein richtiger Canyon, auf dessen Rand der Museumskomplex liegt. Es gibt ein kleines Amphitheater mit tollem Blick auf den Canyon, wo die Führer den Besuchern die Gesteinsschichten der Funde erklären. Olduvai ist nämlich eine wahre Fossilien-Schatzkammer, wo neben vor- und frühmenschlichen Überresten auch Fossilien der hier in der Gegend lebenden Tiere aus den letzten anderthalb Millionen Jahren gefunden werden. Dass man in Olduvai soviele Fossilien findet, liegt daran, dass die Gegend im Abstand von mehreren hunderttausend Jahren von großen Vulkanausbrüchen heimgesucht wurde. In deren Verlauf wurden die hier lebenden Tiere und Vormenschen unter Ascheschichten begraben. Ein bisschen wie Pompeji.
Nach unserem Box-Mittagessen im Amphitheater von Olduvai (eigentlich darf man da nicht essen, aber unser Führer hat ein Auge zugedrückt) begann das Programm. Unser Führer Paul hat uns die Gesteinsschichten erklärt und gezeigt, wo was gefunden wurde. Dann hatten wir ne halbe Stunde Zeit für das sehr schöne Museum, mit Originalfunden aber auch Repliken der wichtigsten Fundstücke aus Olduvai, die jetzt entweder in Daressalam oder Nairobi im Museum sind. Davis war auch nicht schlecht beeindruckt. Er war zuletzt vor zehn Jahren hier gewesen. Da hat es wohl offensichtlich noch etwas anders ausgesehen.
Nach dem Museumsrundgang sind wir runter in den Canyon gefahren und haben die Stelle, wo die beiden Schädel gefunden wurden, besichtigt. Hier gibt es jetzt zwei Gedenktafeln. Zum Abschluss gab es ne Exkursion per Landcruiser zu den Shifting Sands. Das sind nochmal ein paar Kilometer durch die triste Massaisteppe. Hier hat sich aus Vulkanasche aus dem nahe gelegenen Oldoinyo Lengai eine kleine Wanderdüne gebildet, die jedes Jahr um rund 50m nach Westen wandert. Für die Massai ist das ein heiliger Ort. Mary Leakey war die erste, die 1969 den Standort der Düne mit einem Markierungsstein versehen und seit dem wird jedes Jahr ein Stein gesetzt, wo sich die Düne befindet.
Olduvai war auf jeden Fall den Besuch wert. Ich war sehr angetan davon, wie schön das alles hier aufbereitet ist, und die Szenerie des Canyons ist der Bedeutung des Ortes angemessen grandios.
Von Olduvai bis zum Angata Camp – unserem Quartier für die nächsten beiden Nächte – ist es ungefähr ne Stunde Fahrt. Es geht steil bergauf. Wir wohnen hier in 2400m Höhe auf dem Rand des Ngorongoro-Kraters in sehr schönen, feststehenden Safari-Zelten und es ist KALT. Von wegen ein kühles Kilimanjaro-Bier zum Abendessen. Wir saßen mit Fliesjacken im Esszelt und haben zu dem durchaus leckeren Abendessen Hibiskus-Tee getrunken… *lach… Als ich nach dem Abendessen in mein Zelt kam fand ich nicht nur wie schon in den letzten Nächten das Bett aufgedeckt, sondern auch ne Wärmflasche drin. Diese Zeilen schreibe ich gemütlich im Bett, mit warmen Füßen.
Morgen ist wieder frühes Aufstehen angesagt. Um 6 Uhr geht’s los, runter in den Krater zu unserer letzten richtig-gehenden Safari für diese Tour. Ein Mitglied der Big Five fehlt uns nämlich noch. Drückt mir die Daumen, dass ich morgen mein Lieblingstier zu Gesicht bekomme.
P.S. Die Goldwölfe standen leider an der Hauptstraße, wo wir verkehrsbedingt nicht anhalten konnten. Ich hoffe auf morgen.
P.P.S. Heute gibt’s noch mal ne Karte. Auf Grund der dürftigen Internetverbindung in der Serengeti habe ich darauf in den letzten Tagen verzichtet.
Die Tagesliste: Hippos, Cavendish-Dikdiks, Zebras, Giraffen, Impalas, Elefanten, Anubispaviane, Kuhantilopen, Topis, Grant-Gazellen, Thomson-Gazellen, Streifenmangusten, Warzenschweine, Büffel, Hyänen, Afrikanische Goldwölfe, Löwen und ein paar Gnus.
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