19. Juli 2025
Pünktlich um viertel vor sechs heute morgen sind wir hier in der Best View Lodge vom Hof gefahren und zwanzig Minuten später standen wir am Eingang zum Lake Manyara Nationalpark. Alles dunkel… draußen wie drinnen. Eigentlich sollte hier um sechs geöffnet werden, aber von den Rangern war weit und breit noch nix zu sehen. Während der Wald langsam zum Leben erwachte und die Paviane ihre ersten Sprünge durchs Geäst machten, hat Davis mal kurz telefoniert und wenige Minuten später kam der Pickup mit den Rangern angebraust… Offensichtlich hatten die nicht damit gerechnet, dass so früh schon jemand Einlass begehrt.
Nachdem Davis die obligatorischen Anmeldeformalitäten erledigt hatte, sind wir unter den morgens hier üblichen grauen Wolken zur Pirschfahrt aufgebrochen. Die Safari war allerdings mühsam. Zwei einzelne Büffel, zwei Impalas und ein Buschbock war das magere Ergebnis der ersten Stunde. Verschiedene Theorien gab es für das Ausbleiben von Tiersichtungen, von ner Betriebsversammlung bis hin zu „Die hatten gestern am Freitagabend ne dicke Party und schlafen heute aus“. Selbst Elefanten, seit Beginn unserer Tour immer ein Bank, blieben aus.
Um zwanzig vor acht wurde es langsam besser. Wir haben Dikdiks gesehen, dann die erste Elefantenfamilie, und ein paar neue Vogelarten sind auf der Liste gelandet. Von den Löwen, die Davis sich vorgenommen hatte und die gestern in der Gegend, durch die wir jetzt fuhren, gesichtet worden waren, war aber weit und breit kein schwarzes Öhrchen in Sicht.
Immerhin hatten die Elefanten ihren Dienst mittlerweile angetreten und so haben wir auf der Straße angehalten und einer durchs dichte Gesträuch verteilten Elefantenfamilie beim Fressen zugesehen. Viel anderes als Fressen (und Kötteln) tun Elefanten in der Regel nicht wenn man sie beobachtet, aber plötzlich hatten wir dann auch noch einen jüngeren Elefantenbullen vor uns auf der Straße stehen, der anfing, sich mit dem feinen Staub von der Piste einzupudern. Davis liest die Körpersprache der Elefanten viel besser als ich, und so hat er nur ganz dezent versucht, den Elefanten zu überzeugen, die Straße frei zu machen. Hinter uns stand noch ein weiteres Auto, und aus dem Gebüsch schoben sich immer mehr Dickhäuter. Irgendwann kam dann auch noch der große Bulle im ersten Bild des Tages aus dem Unterholz und der jüngere machte ihm Platz. Tja, und dann waren wir plötzlich von Elefanten umzingelt. Da ich ja nicht selber am Steuer saß, habe ich mangels Alternativen und Handlungsoptionen fotografiert und gefilmt… Ihr habt vielleicht das zweite Video des heutigen Tages gesehen. Davis blieb cool und plötzlich tauchte aus der Gegenrichtung ein weißer Jeep mit grünem Nummernschild auf und die Elefanten machten alle den Weg frei. Davis zog unseren Landcruiser bis zu dem weißen Jeep vor und wechselte lachend ein paar Worte auf Swahili mit den Insassen. Dann erklärte er uns: „Das war ein Auto der Nationalparksverwaltung und ich habe den Rangern gerade erzählt ‚Als Ihr gekommen seid, haben die Elefanten die Straße freigemacht.‘“ Offensichtlich wissen die Rüsseltiere genau, mit wem man’s machen kann und wer hier zu sagen hat… *lach…
Etwas später – die Safari hatte sich erheblich aufgebessert und wir hatten schon etliche andere Tiere zu sehen bekommen - hielt Davis mal wieder bei einem entgegenkommenden Safari-Jeep an und erfuhr, dass die Löwen gesichtet worden wären, allerdings nicht besonders spektakulär. Die entsprechende Stelle erkannten wir schon von weitem an den vielen Autos, und als wir uns in den Pulk eingereiht hatten, sah man auch das eine oder andere Löwenohr über’m Gebüsch zucken. Ich habe ein Beweisfoto gemacht und gedacht das war’s schon, aber dann haben sich die Löwen in Bewegung gesetzt. Zwei erwachsene Löwinnen, ein halbstarkes und zwei Junglöwen (aber schon keine Babys mehr) spazierten in aller Seelenruhe durch das Gewirr von Autos in Richtung Seeufer. Besonders würdevoll war’s nicht, vielleicht habt Ihr auch das dritte Video des Tages gesehen, aber den Löwen hat es offensichtlich nichts ausgemacht von einer Bande motorisierter Paparazzi verfolgt zu werden. Ruhig und gelassen haben sie ihren Weg fortgesetzt und nur von den aus den Bäumen „Alarm“ rufenden Pavianen ein bisschen Notiz genommen. Als ich Davis auf diese Gelassenheit ansprach, meinte er nur „Die wissen, dass sie an der Spitze der Nahrungskette stehen.“ So hatten wir also auch im Lake Manyara Nationalpark ein topp Löwenerlebnis, wenn auch nicht auf Bäumen. Wie topp wurde uns erst bewusst, als Davis, der selber auch ganz geflasht war, uns erzählte, dass solche Löwenbegegnungen wie wir sie heute hatten, in Manyara sehr selten und eher typisch für die Serengeti sind. Er selber hatte seit über fünf Jahren kein so krasses Löwenerlebnis in Manyara. Klar also, dass ein Löwenbild heute das zweite Bild des Tages ist.
Gegen Mittag waren wir wieder im Quartier und haben nach dem Mittagessen den Rest des Tages den lieben Gott nen guten Mann sein lassen. Morgen ist ein langer Fahrtag. Um sieben geht’s morgen früh los, denn Davis will gegen Mittag am Eingangstor zu unserer nächsten Station sein, dem Serengeti Nationalpark. Es bleibt also spannend.
Die Tagesliste: Elefanten, Büffel, Zebras, Giraffen, Buschböcke, Impalas, Anubispaviane, Grüne Meerkatzen, Diadem-Meerkatzen, Thomas-Dikdiks, Hippos, und fünf Löwen.
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