3. August 2025
Heute vor ner Woche bin ich am Kilimanjaro Airport in den Flieger Richtung Heimat gestiegen, heute bin ich in Münster. Krasser Gegensatz? Vielleicht. Aber andererseits interessieren mich halt auch viele verschiedene Themenbereiche. Nach zwei Wochen intensivsten Natururlaub startet heute eine Woche Geschichte, Kultur und Kunst… in Westfalen.
Ich fand es war dringend an der Zeit, mich auch mal mit meinem Heimat-Bundesland zu beschäftigen. Rheinland und Eifel kenne ich ja recht gut, gleiches gilt für Südwestdeutschland, wo ich jedes Jahr in der Region Oberschwaben und Bodensee unterwegs bin. Jetzt also Westfalen, bzw. ein Teil davon. Ich habe im Vorfeld der Tour mal ein bisschen gegoogelt und festgestellt, dass Westfalen ein ziemlich flexibler Begriff ist. Ich verwende ihn im Sinne einer historischen Landschaft und nicht im politisch-landsmannschaftlichen Zusammenhang.
Den Auftakt machte heute Münster. Nicht gerade eine Weltreise sondern nur rund zwei Stunden auf der A1 in Richtung Norden. Was sich ein bisschen seltsam für mich anfühlte: Ich konnte und musste heute morgen den Startzeitpunkt der Reise selber bestimmen. Klingt komisch, da ich ja sonst auch selber diesbezüglich Entscheidungen treffe wann’s losgeht, aber wenn Flug oder Bahnfahrt erstmal gebucht sind, dann entscheiden Flug- oder Fahrplan darüber, wann ich aufbreche. Heute lag der Start der Reise komplett in meiner Hand. Ich neige ja schon mal zum Rumtrödeln, aber die Abfahrtszeit von 10:00 Uhr habe ich mit akademischem Viertel eingehalten. Die drei Schwarzstörche, die bei meiner Abfahrt über der Weststadt kreisten und die ich nachher über dem Frauenberger Feld wiedergesehen habe, habe ich als gutes Omen für die bevorstehende Woche wahrgenommen.
Bis zu einem gewissen Grad hat man es ja selber in der Hand, wie stressig eine längere Autofahrt ist. Ich hatte dem BMW und mir für heute eine Reisegeschwindigkeit von 110 bis 120km/h verordnet und es war eine absolut geschmeidige Fahrt. Schöne Musik aus dem MP3-Player, nur alle halbe Stunde unterbrochen vom WDR2-Verkehrsfunk, und die A1 mit mäßiger Verkehrsbelastung und staufrei. Was will man mehr?
Um kurz vor halb eins war ich in Münster, der ersten Station meiner Tour. Ich wohne hier sehr schön am Rande der Altstadt in nem schicken Hotel… und ich konnte auch sofort ins Zimmer. Sehr praktisch. Ich hab mir nen Kaffee gemacht und ne kurze Pause und dann ging es zu Fuß auf die erste Runde Stadteroberung.
Ich habe mich für alle drei Städte, die ich auf dieser Tour besuchen werde, mit Reiseführern versehen. Mein Reise-Knowhow Münster hat mich direkt dezent drauf hingewiesen, dass die Museen hier ganz traditionell montags geschlossen haben. Deshalb habe ich mir heute die Kirchen – und von denen gibt es einige im gut-katholischen Münster - weitgehend gespart. Nur die Ludgerikirche habe ich mir angesehen. Auf dem Weg dorthin, als ich gerade am Stadtplanfalten war, wurde ich schon angesprochen, ob man mir helfen könne. Die Leute hier sind echt nett, das habe ich heute auch noch an mehreren anderen Stellen erlebt. Eigentlich war das Wetter zu schön um ins Museum zu gehen, und so habe ich zumindest ein paar Fotos vom Dom und auf dem Prinzipalmarkt gemacht, für den Fall, dass es morgen regnet.
Erster Besichtigungspunkt war der Friedenssaal, der Ratssaal im Alten Rathaus von Münster. Hier wurde 1648 der Westfälische Friede verhandelt und beschlossen, der den Dreißigjährigen Krieg beendete und quasi den Beginn der modernen Entwicklung Mitteleuropas markierte. Das Alte Rathaus wurde zwar im Zweiten Weltkrieg – genau wie über 90% der Münsteraner Altstadt – zerstört, aber die antike Inneneinrichtung hatte man rechtzeitig in Sicherheit gebracht. So konnte man den Saal nach dem Wiederaufbau des Rates mit der originalen Einrichtung wieder herstellen. Das ist schon ein wirklich historischer Ort, wobei ich zugeben muss, dass die frühe Neuzeit Mitteleuropas ein ziemlich weißer Fleck in meinem Geschichtswissen ist. Ich werde mich da wohl mal etwas intensiver mit beschäftigen müssen.
Die Holzeinrichtung des Friedenssaals ist sehr schön und ich habe sie mir ausführlich angesehen. Der Saal ist deutlich kleiner, als man ihn sich nach den Bildern, die im Foyer des Alten Rathauses hängen, vorstellt. Ich habe deshalb für das Bild des Tages mit Absicht keine Weitwinkelaufnahme genommen. So habt Ihr einen etwas realistischeren Eindruck.
Nach dem Besuch im Friedenssaal bin ich weiter durch die sonntäglich ruhige Altstadt spaziert, habe ne kleine Kaffeepause eingelegt und bin dann ins Stadtmuseum gegangen. Hier wird die Münsteraner Geschichte der letzten 50.000 Jahre aufbereitet und ich muss sagen, es ist ein wirklich gut konzipiertes Museum (und wer mich kennt, der weiß, dass ich da schon recht kritisch bin). Ein klar strukturierter Rundgang führt auf zwei Etagen durch die Stadtgeschichte, von den ersten steinzeitlichen Funden bis zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich hatte richtig Spaß und habe mich über anderthalb Stunden dort aufgehalten und mir alles angesehen.
Da ich nach dem ausgiebigen Programm mit über vier Stunden Stadterkundung die Füße ziemlich platt hatte, gab es heute Abend nur noch ganz profan ne Pizza in einer Pizzeria in der Nähe von meinem Quartier. Morgen werde ich mich aber mal mit der Münsteraner Küche beschäftigen.
Der erste Tag meiner Westfalen-Tour war aber auf jeden Fall schon ein Auftakt nach Maß. Hier ist es schön, soweit ich das bisher beurteilen kann (wenn auch topographisch etwas flach). Ich hoffe, dass das Wetter in den nächsten Tagen mitspielt und sich die Tour so fortsetzt, wie sie angefangen hat.
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