20. Juli 2019

Heute war ein Fahrtag. Ich musste über 500km hinter mich bringen. Das ist die zweitlängste Strecke auf dieser Tour. Die längste kommt übermorgen. Das ist einer der wenigen Nachteile von Kanada. Alles ist weit weg von einander.
Da ich nicht zu spät heute in Port Hardy sein wollte – und ja nicht wirklich absehbar ist, was einem am Wegrand noch so begegnet – hatte ich mir den Wecker auf 7:00 Uhr heute morgen gestellt und war auch wie geplant gegen acht dann unterwegs. Einen kleinen Stopp habe ich noch am Long Beach eingelegt. Im Gegensatz zu vorgestern war da um viertel nach acht heute morgen außer zwei einsamen Stand-up-Paddlern und mir keine Menschenseele. Ich habe ein paar Minuten noch dem friedlichen Wellenspiel des Pazifiks zugekuckt, und dann ging es weiter.
Knapp zwei Stunden habe ich bis Port Alberni gebraucht. Dort habe ich getankt und bei Starbucks nen Cappuccino getrunken und ein Schokocroissant gefrühstückt. Nochmal vierzig Kilometer und dann hatte ich wieder den Highway 19 erreicht, der von Nanaimo bis nach Port Hardy führt, dem letzten richtigen Ort auf Vancouver Island bevor man an der Nordspitze in den Pazifik plumpst.
In Comox gab es einen kleinen Zwischenstopp, denn ich wollte wieder auf meinen eigenen Spuren wandeln und habe noch mal das Comox Air Force Museum aufgesucht. Sieht auch deutlich anders aus als vor 16 Jahren. Die Außenausstellung ist klein aber fein, mit Maschinen, die für die kanadische Luftwaffe geflogen sind. Unter anderem steht da eine McDonnell CF-101B Voodoo, die kanadische Variante meines Lieblingsfliegers aus der Century-Series. Die Ausstellung im Museum beschäftigt sich mit der Geschichte der kanadischen Luftwaffe, mit Schwerpunkt auf dem Zweiten Weltkrieg und der Entwicklung danach. Ein bisschen viel Text für meinen Geschmack, aber grundsätzlich schön gemacht.
Danach ging‘s wieder auf die Straße. Bis Campbell River fährt man noch durch Gegenden mit viel Landwirtschaft und kleinen Ortschaften, aber dahinter wird es schnell einsam. Der Highway entspricht dann auch nur noch einer gut ausgebauten zweispurigen Bundesstraße, die immer wieder, vor allem an Steigungen, Überholspuren hat. Und ansonsten sieht man viele Berge und Bäume und ab und zu mal nen Fluss. Im ersten Bild des Tages habe ich dazu einen kleinen Eindruck für Euch.
Safari hatte es heute beinahe keine gegeben. Ich habe zwar zwischen den Fliegern im Comox Air Force Museum einen Keilschwanzregenpfeifer fotografiert, aber der war nicht wirklich logbuchtauglich. So hatte ich mich schon dazu entschlossen, Euch ein Foto von der CF-101 in Sonderbemalung zu präsentieren, die auf einen Betonsockel montiert die Einfahrt zu Comox Air Base bewacht. Tja, und dann sitze ich hier in Port Hardy gemütlich auf meinem Bett, in meinem eher mittelmäßigen Motel, will Logbuch schreiben, sehe raus auf den Yacht- und Fischerhafen und dann setzt sich da ein Weißkopfseeadler einfach so hin.
Schon während des Abendessens, wo die Weißkopfseeadler über dem Hafen kreisten und ich ihnen aus dem Restaurantfenster zusehen konnte, habe ich gedacht, dass sich die Gegend in dieser Hinsicht auf jeden Fall zum Positiven entwickelt hat. Ich habe heute ungefähr so viele Weißkopfseeadler gesehen, wie bei meinen gesamten Nordamerika-Reisen bisher zusammen. Weißkopfseeadler sind hier wieder zu was Alltäglichem geworden.
Statt Logbuch zu schreiben habe ich mir also noch mal die Kamera umgehängt und bin für ne halbe Stunde draußen am Pier unterwegs gewesen und habe Weißkopfseeadler fotografiert. Leider war‘s schon etwas dämmerig, so dass ich mit 400 ISO fotografieren musste und auch keine wirklich hohe Verschlusszeit mehr hatte. Entsprechend ist das zweite Bild des Tages nicht ganz so scharf wie ich es gerne hätte.
Morgen muss ich was tun, was ich hasse: so richtig früh aufstehen. Um 4:30 Uhr wird der Wecker klingeln, denn ich muss zwei Stunden vor Abfahrt der Fähre, die planmäßig für 7:30 Uhr angesetzt ist, am Hafen sein. Dafür muss ich morgen nicht selber hinter dem Lenker sitzen sondern der Yaris und ich werden gefahren.