3. August 2017
Die nächste Etappe der Rundfahrt liegt hinter mir. Ich bin in Tadoussac, der (nicht unberechtigt) selbsternannten „Whale-watching Capital of the World“. An Tadoussac habe ich sehr positive Erinnerungen von vor 17 Jahren, und ich konnte mich auch gut an den Ort hier erinnern. Wie allerdings das Hotel hieß, wo ich damals gewohnt habe, das hab ich vergessen. Muss ich noch mal nachkucken, wenn ich wieder zu Hause bin. Überhaupt weiß ich gar nicht mehr, wie wir das damals gemacht haben im Jahr 2000, wo das Internet noch in den Kinderschuhen steckte und man nicht mit Hilfe irgendwelcher Hotelreservierungswebseiten innerhalb von ner Stunde Quartier in 20 Städten rund um den Globus machen konnte. Das ist schon alles viel bequemer geworden.
Nah dem Auschecken bin ich heute morgen erst mal ein Stückchen gefahren und habe dann in einem der nördlichen Vororte von Québec City Station gemacht, für ein Frühstück bei Café Starbucks, und für ein bisschen Shopping im Supermarkt. Ab heute geht es ja raus auf's platte Land, und da wollte ich vorher ein paar Vorräte besorgen. Najaaa... nicht so viele Vorräte. Wasser, Küchenrolle, ein Sixpack Molson und ein paar Nüsschen. Die beiden letzten Sachen für die Abendgestaltung... was schon mal ein kleiner Fehlschlag war, denn mein Zimmer hier in Tadoussac hat keinen Kühlschrank. Ich habe hier vor Ort also auch noch ne Flasche kalifornischen Rotwein gekauft...
Auf dem Weg von Québec City nach Tadoussac gab es noch einen kurzen Stopp am Chute Montmorency. Dieser Wasserfall bildet quasi die Mündung des Flusses Montmorency in den St.Lorenz-Strom und ist 83m hoch. Das sind fast 30m mehr als die Niagara-Fälle. Aber die Chute Montmorency sind bei weitem nicht so breit und imposant, wie die Niagara-Fälle. Was sie allerdings auch sind, genau wie die Niagara-Fälle, das ist kommerziell ausgeschlachtet. Um ehrlich zu sein ist es hier für mein Empfinden sogar noch schlimmer als in Niagara. Es gibt ne Seilbahn, Brücken, Treppen, Zip-Lining... nicht wirklich würdevoll... und auch nicht billig. Parkplatz und Eintritt haben mich 12,15Can$ gekostet, das sind rund 8 Euro. Und damit hatte ich noch keine der anderen Aktivitäten in Anspruch genommen. In Anbetracht der Menschenmassen, die sich hier tummelten, habe ich aber auch problemlos darauf verzichten können. Ich bin nur mal kurz zum Fuß der Fälle spaziert und dann wieder ab ins Auto.
Den Rest des Tages war fahren angesagt, wobei ich jetzt für die Strecke nicht so irre lange gebraucht habe. Dreieinhalb Stunden, inklusive ein paar Fotostopps unterwegs. Was ich vorgestern schon über die Landschaft gesagt hatte, das hat sich heute fortgesetzt. Das Adjektiv, das die Gegend hier am Nordufer des St.Lorenz-Stroms am besten beschreibt, ist 'skandinavisch' mit französischem Einschlag. Mittelgebirgig, Nadelwälder, Elchwarnschilder entlang der Straße, und das ganze immer wieder unterbrochen von Wiesen und Feldern und kleinen Städten und Dörfern mit Namen wie Saint-Fidèle, Saint-Irénée, Baie-Saint-Paul oder Saint-Cassien-des-Caps... und mit in Pastellfarben gestrichenen Holzhäusern und Kirchen mit spitzen Türmen und silbern glänzenden Zinkdächern... sehr schön irgendwie, und überhaupt nicht typisch kanadisch. Zumindest nicht so, wie man es sich bei uns allgemein vorstellt, denn bei Kanada denkt man ja zuerst an die Rocky Mountains.
Gegen halb vier war ich am Fähranleger in Baie-Sainte-Catherine. Hier mündet der Saguenay-Fjord in den St.Lorenz-Strom und das Wasser ist hier so tief, dass man (bisher) keine Brücke gebaut hat. Drei Fähren pendeln zwischen der Anlegestelle von Baie-Sainte-Catherine und Tadoussac hin und her. Die Benutzung ist kostenlos, und es dauert auch nur ein paar Minuten, bis man drüben ist. Ich musste also nicht lange warten bis zum Übersetzen. Während dieser Zeit entstand auch das Bild des Tages. Man sieht die Mündung des Saguenay-Fjords, die Fähren, und auf der anderen Seite des Fjords so ziemlich in der Bildmitte die gegenüberliegende Anlegestelle und in der rechten Bildhälfte die Häuser von Tadoussac.
In Tadoussac habe ich noch eine kleine orientierende Rundfahrt durch's Dorf gemacht, und mich dann an der Touristeninformation beraten lassen, was das Whale-watching angeht. Ich habe dann erst mal eine Tour für morgen früh um 9:45h gebucht. Je nachdem, wie das läuft mache ich dann nachmittags noch eine weitere, und eventuell übermorgen vormittag noch eine dritte allerdings von unterwegs aus und nicht mehr von Tadoussac aus.
Danach habe ich in meinem Motel eingecheckt und bin zu Fuß wieder ins Dorf, habe die Restaurants ausgelotet und mich für eins zum Abendessen entschieden. Morgen geht der Wecker etwas früher als die letzten Tage, und ich hoffe, dass mir das Safari-Glück hold ist und ich ein, zwei Wale vor die Linse kriege.
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