Reiselogbuch - 2025 Westfalen

Reiselogbuch Westfalen 2025

 

Reiseziel:   Westfalen
Reisedaten:   3. bis 9. August 2025
     
meine persönlichen Highlights:   der Friedenssaal im Rathaus von Münster, der Dom von Münster, das Varusschlacht-Museum in Kalkriese, Paderborn
     
Statistik:   626km gefahren, 647 Fotos und Videos
     
Logbuch für:  
Sonntag, 3. August   Donnerstag, 5. August
Montag, 4. August   Freitag, 5. August
Dienstag, 5. August   Samstag, 5. August
Mittwoch, 6. August      

 

 

 

3. August 2025

Heute vor ner Woche bin ich am Kilimanjaro Airport in den Flieger Richtung Heimat gestiegen, heute bin ich in Münster. Krasser Gegensatz? Vielleicht. Aber andererseits interessieren mich halt auch viele verschiedene Themenbereiche. Nach zwei Wochen intensivsten Natururlaub startet heute eine Woche Geschichte, Kultur und Kunst… in Westfalen. 
Ich fand es war dringend an der Zeit, mich auch mal mit meinem Heimat-Bundesland zu beschäftigen. Rheinland und Eifel kenne ich ja recht gut, gleiches gilt für Südwestdeutschland, wo ich jedes Jahr in der Region Oberschwaben und Bodensee unterwegs bin. Jetzt also Westfalen, bzw. ein Teil davon. Ich habe im Vorfeld der Tour mal ein bisschen gegoogelt und festgestellt, dass Westfalen ein ziemlich flexibler Begriff ist. Ich verwende ihn im Sinne einer historischen Landschaft und nicht im politisch-landsmannschaftlichen Zusammenhang. 
Den Auftakt machte heute Münster. Nicht gerade eine Weltreise sondern nur rund zwei Stunden auf der A1 in Richtung Norden. Was sich ein bisschen seltsam für mich anfühlte: Ich konnte und musste heute morgen den Startzeitpunkt der Reise selber bestimmen. Klingt komisch, da ich ja sonst auch selber diesbezüglich Entscheidungen treffe wann’s losgeht, aber wenn Flug oder Bahnfahrt erstmal gebucht sind, dann entscheiden Flug- oder Fahrplan darüber, wann ich aufbreche. Heute lag der Start der Reise komplett in meiner Hand. Ich neige ja schon mal zum Rumtrödeln, aber die Abfahrtszeit von 10:00 Uhr habe ich mit akademischem Viertel eingehalten. Die drei Schwarzstörche, die bei meiner Abfahrt über der Weststadt kreisten und die ich nachher über dem Frauenberger Feld wiedergesehen habe, habe ich als gutes Omen für die bevorstehende Woche wahrgenommen. 
Bis zu einem gewissen Grad hat man es ja selber in der Hand, wie stressig eine längere Autofahrt ist. Ich hatte dem BMW und mir für heute eine Reisegeschwindigkeit von 110 bis 120km/h verordnet und es war eine absolut geschmeidige Fahrt. Schöne Musik aus dem MP3-Player, nur alle halbe Stunde unterbrochen vom WDR2-Verkehrsfunk, und die A1 mit mäßiger Verkehrsbelastung und staufrei. Was will man mehr? 
Um kurz vor halb eins war ich in Münster, der ersten Station meiner Tour. Ich wohne hier sehr schön am Rande der Altstadt in nem schicken Hotel… und ich konnte auch sofort ins Zimmer. Sehr praktisch. Ich hab mir nen Kaffee gemacht und ne kurze Pause und dann ging es zu Fuß auf die erste Runde Stadteroberung.
Ich habe mich für alle drei Städte, die ich auf dieser Tour besuchen werde, mit Reiseführern versehen. Mein Reise-Knowhow Münster hat mich direkt dezent drauf hingewiesen, dass die Museen hier ganz traditionell montags geschlossen haben. Deshalb habe ich mir heute die Kirchen – und von denen gibt es einige im gut-katholischen Münster - weitgehend gespart. Nur die Ludgerikirche habe ich mir angesehen. Auf dem Weg dorthin, als ich gerade am Stadtplanfalten war, wurde ich schon angesprochen, ob man mir helfen könne. Die Leute hier sind echt nett, das habe ich heute auch noch an mehreren anderen Stellen erlebt. Eigentlich war das Wetter zu schön um ins Museum zu gehen, und so habe ich zumindest ein paar Fotos vom Dom und auf dem Prinzipalmarkt gemacht, für den Fall, dass es morgen regnet.
Erster Besichtigungspunkt war der Friedenssaal, der Ratssaal im Alten Rathaus von Münster. Hier wurde 1648 der Westfälische Friede verhandelt und beschlossen, der den Dreißigjährigen Krieg beendete und quasi den Beginn der modernen Entwicklung Mitteleuropas markierte. Das Alte Rathaus wurde zwar im Zweiten Weltkrieg – genau wie über 90% der Münsteraner Altstadt – zerstört, aber die antike Inneneinrichtung hatte man rechtzeitig in Sicherheit gebracht. So konnte man den Saal nach dem Wiederaufbau des Rates mit der originalen Einrichtung wieder herstellen. Das ist schon ein wirklich historischer Ort, wobei ich zugeben muss, dass die frühe Neuzeit Mitteleuropas ein ziemlich weißer Fleck in meinem Geschichtswissen ist. Ich werde mich da wohl mal etwas intensiver mit beschäftigen müssen.
Die Holzeinrichtung des Friedenssaals ist sehr schön und ich habe sie mir ausführlich angesehen. Der Saal ist deutlich kleiner, als man ihn sich nach den Bildern, die im Foyer des Alten Rathauses hängen, vorstellt. Ich habe deshalb für das Bild des Tages mit Absicht keine Weitwinkelaufnahme genommen. So habt Ihr einen etwas realistischeren Eindruck.
Nach dem Besuch im Friedenssaal bin ich weiter durch die sonntäglich ruhige Altstadt spaziert, habe ne kleine Kaffeepause eingelegt und bin dann ins Stadtmuseum gegangen. Hier wird die Münsteraner Geschichte der letzten 50.000 Jahre aufbereitet und ich muss sagen, es ist ein wirklich gut konzipiertes Museum (und wer mich kennt, der weiß, dass ich da schon recht kritisch bin). Ein klar strukturierter Rundgang führt auf zwei Etagen durch die Stadtgeschichte, von den ersten steinzeitlichen Funden bis zum Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg. Ich hatte richtig Spaß und habe mich über anderthalb Stunden dort aufgehalten und mir alles angesehen.
Da ich nach dem ausgiebigen Programm mit über vier Stunden Stadterkundung die Füße ziemlich platt hatte, gab es heute Abend nur noch ganz profan ne Pizza in einer Pizzeria in der Nähe von meinem Quartier. Morgen werde ich mich aber mal mit der Münsteraner Küche beschäftigen.
Der erste Tag meiner Westfalen-Tour war aber auf jeden Fall schon ein Auftakt nach Maß. Hier ist es schön, soweit ich das bisher beurteilen kann (wenn auch topographisch etwas flach). Ich hoffe, dass das Wetter in den nächsten Tagen mitspielt und sich die Tour so fortsetzt, wie sie angefangen hat.


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5. August 2025

Heute war Ortswechsel… Ich bin von Münster nach Osnabrück gefahren. Ist jetzt keine Weltreise. Im Gegenteil. Eigentlich hätte man mein heutiges Programm auch als Tagestour von Münster aus machen können. Wollte ich aber nicht. Meine Westfalen-Reise soll auch ein paar Entspannungsmomente beinhalten und dafür ist es auch ganz gut wenn man zwischendurch mal was länger schlafen und/oder Zeit einfach vergammeln kann. 
Nach dem Frühstück habe ich in meinem wirklich sehr schönen Hotel in Münster ausgecheckt. Da würde ich jederzeit wieder einkehren.
Meine erste Station war der Flughafen Münster/Osnabrück. Ich hatte ja erwähnt, dass es auch auf dieser Reise ein bisschen Plane Spotting geben würde. Das Drehkreuz der Welt ist Münster/Osnabrück jetzt nicht. Ich glaube die Zahl der Flugbewegungen von großen Maschinen heute lag im Bereich von 10 bis 15. Eine davon hab ich mitgenommen, der Ryanair-Flug von und nach Malaga. Den nächsten Flug, Marabu Airlines aus Palma, hätte ich zwar deutlich spannender gefunden, aber dafür zwei Stunden auf ein verwaistes Vorfeld zu kucken war mir der Flieger dann doch nicht wert. 
Schon heute morgen hatte ich mir Gedanken über das heutige Programm gemacht und da klar war, dass meine Plane Spotting-Bemühungen schon um kurz nach Mittag beendet sein würden, habe ich den zentralen Programmpunkt, der eigentlich für morgen in Überlegung war, auf heute vorgezogen. 
Erinnert sich noch jemand an seinen Geschi-Unterricht? Den verzweifelten Ruf des Augustus, „Varus, Varus, gib mir meine Legionen wieder“ haben manche von uns wahrscheinlich noch im Gedächtnis. Was war passiert? In den Jahren um die Zeitenwende versuchten die Römer auf Befehl von Augustus, auf der rechten Rheinseite Fuß zu fassen und das klassische Germanien zu einem Teil des römischen Reichs zu machen. Vor allen Dingen die römischen Generäle Drusus, Germanicus und Tiberius (Augustus späterer Nachfolger) taten sich in den sogenannten Augusteischen Germanenkriegen militärisch hervor. Publius Quinctilius Varus hingegen ist unrühmlich in die Geschichtsbücher eingegangen, als Feldherr der Varusschlacht oder auch der sogenannten Schlacht im Teutoburger Wald, in deren mehrtägigem Verlauf die römische 17., 18. und 19. Legion komplett aufgerieben wurden. Das passierte im Herbst des Jahres 9 nach Christus. Hauptquelle für die Ereignisse sind die Beschreibungen des römischen Historikers Tacitus, der zwar von der Schlacht im Teutoburgiensi saltu spricht, aber dann vergisst zu erwähnen, wo sich denn dieser Teutoburger Wald befindet. Ein bisschen doof und Ursache dafür, dass man jahrhundertelang nach der Stelle der Schlacht gesucht hat. Die Gelehrten diskutieren bis heute darüber, wo die Varusschlacht stattgefunden hat, aber sicher ist man sich noch immer nicht. Gewichtige Argumente – und genauso gewichtige archäologische Funde – sprechen allerdings dafür, dass zumindest eine Phase der Schlacht in Kalkriese, genauer an dem topographischen Engpass zwischen dem Kalkrieser Berg im Süden und dem Großen Moor im Norden stattfand. 
In Kalkriese gibt es ein sehr schönes Museum, das das Verhältnis von Römern und Germanen, die Geschichte der Schlacht soweit schon bekannt und rekonstruierbar, aber auch die Geschichte der hier stattfindenden archäologischen Forschung dokumentiert. Die beiden Schmuckstücke der Ausstellung sind ein fast vollständig erhaltener römischer Schienenpanzer – der einzige seiner Art und bei Ausgrabungen hier im Jahr 2018 gefunden – und die Gesichtsmaske eines typischen römischen Kavalleriehelms. Ich hab mich für die die Maske als heutiges Bild des Tages entschieden. Kandidaten gab es genug. 
Nach der ausführlichen Besichtigung des Museums bin ich noch über das Gelände und Grabungsfeld spaziert. Die spätsommerliche Landschaft hier ist sehr schön, und man kann sich nicht mehr richtig vorstellen, was hier im Frühherbst vor 2016 Jahren los war, als in Regen und Sturm in einem unwegsamen Gebiet zwischen Wald und Sumpf tausende römischer Legionäre von den germanischen Kriegern unter der Führung des Cheruskerhäuptlings Arminius niedergemetzelt wurden. 
Ihr habt wahrscheinlich gemerkt, dass ich zu Arminius noch nicht viel gesagt habe. Das spare ich mir für übermorgen auf. Aus dann gegebenem Anlass. 
Von Kalkriese bin ich nach Osnabrück gefahren, der zweiten Station auf meiner Westfalen-Tour. Osnabrück ist zwar schon Niedersachsen, aber die historische Landschaft hier ist ein Teil Westfalens.
Erster Eindruck von der Stadt: kleiner und gemütlicher als Münster, weniger großspurig aber auch behäbiger und kleinstädtischer. Ich wohne hier im Dom-Hotel mitten in der Altstadt, und kann direkt aus meinem Zimmerfenster auf den Vierungsturm des romanischen Doms von Osnabrück kucken.
Morgen wird ein gemütlicher Tag. Ich hatte eigentlich für den Vormittag die Stadterkundung und für den Nachmittag die Fahrt nach Kalkriese vorgesehen. Jetzt habe ich morgen den ganzen Tag für Osnabrück.


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4. August 2025

Der Tag begann überaus gemütlich. Nach dem ausgiebigen Hotelfrühstück brauchte ich erst mal wieder ne Pause… *lach… es war echt feudal.
Nachdem gestern ja zwei Museen auf dem Programm standen, waren heute die Kirchen hier im katholischen Münster dran. Den Auftakt machte der Paulus-Dom. 
Die Kathedrale des Bischofs von Münster ist eine ziemlich schicke Kirche im romanischen Stil. Das Mittelschiff ist 109m lang und damit eindrucksvoll groß. Wie die Mehrzahl der Gebäude in der Münsteraner Altstadt hat der Dom im Zweiten Weltkrieg auch einiges abbekommen. Aber man hat ihn gut wieder hingekriegt. Nur das spätgotische Hauptportal im Westen wurde nicht wieder hergerichtet sondern durch eine schlichte Mauer mit ein paar runden, farbigen Fenstern ersetzt. Das Bild des Tages zeigt eine Ansicht des Doms von Südosten. Hier kann man den romanischen Baustil schön erkennen, sowie die später hinzugefügten gotischen Teile am Südportal und am südlichen Querschiff. Auf der Südseite des Doms findet sich der große Domplatz. Wie ich schon im heutigen Video erzählt habe, erinnert mich das ganze ein bisschen an die Anlage englischer Kathedralen mit großen Freiflächen rund um die Kirche, wobei es sich da in der Regel um Wiese und nicht um Pflastersteine handelt.
Im Dom findet sich auch das Grab des „Löwen von Münster“. Unter diesem Ehrentitel wurde der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen im Dritten Reich bekannt, als er sich mit seinen Predigten gegen die Naziherrschaft und besonders gegen das Euthanasie-Programm für behinderte Menschen wandte. Im Jahr 2005 wurde Galen von Benedikt XVI. selig gesprochen, nachdem schon Johannes Paul II. im Jahr 1987 an seinem Grab gebetet hatte. Ein kleines verborgenes Highlight war der Kreuzgang des Doms, in dessen Inneren sich die Gräber der Domkapitulare und Weihbischöfe befinden. Sehr idyllisches, ruhiges Fleckchen in der heute wieder zum Wochenbetrieb erwachten Stadt.
Mein nächster Stopp war die Lambertikirche, die seit dem frühen Mittelalter die Pfarrkirche der Münsteraner Innenstadt ist. Die Kirche ist im gotischen Stil gebaut und berühmt wegen der drei Käfige, die am Turm hängen. Hier wurden im 16. Jahrhundert nach der Niederschlagung der Wiedertäuferherrschaft die Leichen der hingerichteten Anführer zur Schau gestellt. Die Käfige sind immer noch die originalen. Der Kirchturm wurde allerdings am Ende des 19. Jahrhunderts wegen seiner Baufälligkeit abgebrochen und durch einen neugotischen ersetzt.
Von der Lambertikirche habe ich mich auf einen ausgedehnten Spaziergang durch den Westen des Stadt aufgemacht, bis hin zum fürstbischöflichen Schloss, das jetzt ein Teil der Universität Münster ist. Fotografiert habe ich es dann aber doch nicht, denn vor dem Schloss war alles für das Open Air-Sommerkino aufgebaut, und damit war der optische Eindruck des Barockschlosses leider futsch.
Also zurück zum Domplatz, wo ich gemütlich im Café gesessen habe, bis es Zeit war für den letzten Programmpunkt heute: Abendimbiss bei Pinkus Müller, der letzten verbliebenen original Münsteraner Altbierbrauerei. Das Bier ist lecker und in der Originalversion auch hell wie Kölsch. Unter Altbier stellt man sich bei uns ja eher dunkel gefärbtes Bier nach Düsseldorfer Vorbild vor. Leider war der Werksverkauf der Brauerei schon zu. Ich muss mal kucken ob ich morgen auf dem Weg aus der Stadt raus an nem Getränkemarkt vorbeikomme und etwas Bier für den Export in die Voreifel erwerbe.
Als ich aus der Brauereischänke kam, fing’s an zu fiseln. Mist. Den ganzen Tag schon hatte der Himmel so ausgesehen, als überlege er ob es Wasser von oben geben sollte oder nicht. Ich hatte aber in weiser Voraussicht den Schirm dabei.
Morgen ziehe ich weiter von Münster nach Osnabrück, und was soll ich sagen? Es wird auf dem Weg dorthin auch ein kleines Plane Spotting-Intermezzo geben. Münster gefällt mir jedenfalls sehr gut. Ich hätte noch nen Tag mehr hier mit Sightseeing verbringen können und ich habe auf jeden Fall den Eindruck, dass es sich hier gut leben und studieren lässt.


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6. August 2025

Irgendwie war heute ein fauler Tag. Dabei habe ich schon einiges geschafft. Aber Osnabrück ist halt auch nicht soooo groß… *lach…
Den Auftakt des Programms machte heute der Osnabrücker Dom. Bei weitem nicht so groß wie der Dom in Münster muss ich doch gestehen, dass der Dom hier mir von innen besser gefällt. Er ist irgendwie gemütlicher, und der Blick ins Mittelschiff hat deshalb auch das heutige Bild des Tages bekommen. Schöne Spätromanik mit ein paar kleinen barocken Ausreißern. Bis zum Zweiten Weltkrieg sah der Dom innen wohl deutlich anders aus, weil er in den Jahrhunderten zuvor immer wieder umgestaltet worden war. Aber wie so vieles in Osnabrück (und Münster) wurde der Dom ein Opfer des Krieges. Am Palmsonntag 1945 (muss man sich mal vorstellen, so kurz vor Kriegsende) wurde der Osnabrücker Dom schwer getroffen. Die Wiederaufbau- und Restaurierungsarbeiten nach Kriegsende hat man genutzt, um dem Dom sein romanisches Gesicht zurück zu geben. Keine schlechte Entscheidung, wie ich finde.
Direkt neben dem Dom liegt das Domforum mit der Domschatzkammer. Ein bisschen Erfahrung mit Kirchenschatzkammern habe ich ja mittlerweile durch meine (Mit)Betreuung der Schatzkammer in der Euskirchener Martinskirche. Der Domschatz hier in Osnabrück ist natürlich ungleich größer, aber die Art der Präsentation unterscheidet sich nur unwesentlich von unserer Schatzkammer in St. Martin. Wirklich schöne Stücke gibt es hier im Osnabrücker Domschatz und die habe ich mir auch mit Ruhe angesehen. 
Nach der Domschatzkammer ging es auf Stadtspaziergang. Osnabrück ist recht übersichtlich, aber mit vielen schönen kleinen Straßen und Gässchen. Die Zerstörungen des Krieges lassen sich ähnlich wie in Euskirchen gut erahnen, wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht. Nicht alle alte Bausubstanz wurde wieder rekonstruiert. Am Markt allerdings hat Osnabrück ein schönes spätmittelalterlich-frühneuzeitliches Flair. Leider ist hier am Wochenende irgendein Event und man war dabei Zelte und Buden auf dem Platz vor dem alten Rathaus und der St. Marienkirche aufzubauen. Das wäre sonst ein sehr schönes Bild gewesen.
In der St. Marienkirche standen einige Gerüste, weil renoviert wurde. Ich war ein bisschen überrascht, denn nach dem schicken katholischen Dom war die große Pfarrkirche der Stadt evangelisch. Im Gegensatz zu Münster ist hier in Osnabrück die Reformation wohl nicht im großen Rahmen rückgängig gemacht worden. Die dritte Kirche, die ich mir heute im Laufe des Stadtspaziergangs angesehen habe, St. Katharinen, ist nämlich auch evangelisch. Und so langsam wurde es mir klar: schon am Ende des Dreißigjährigen Kriegs verhandelten hier in Osnabrück hauptsächlich die Vertreter protestantischer Kriegsparteien, während in Münster die Katholiken tagten. 
Es gibt also nicht nur in Münster einen Friedenssaal im alten Rathaus sondern auch hier in Osnabrück. Heißt ja auch nicht wegen nichts „Westfälischer Frieden von Münster und Osnabrück“. Der Friedenssaal im Osnabrücker Rathaus ist etwas kleiner und bei weitem nicht so reichhaltig ausgestattet wie der in Münster, aber auch hier konnte man die hölzerne Inneneinrichtung vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bewahren. Wenn ich allerdings nicht vorher schon in Münster gewesen wäre, dann hätte mich der Friedenssaal hier in Osnabrück noch mehr beeindruckt.
Nach St. Marienkirche, Rathaus und Friedenssaal habe ich mich einfach ein bisschen schlendernderweis’ durch die Altstadt treiben lassen bis zum Heger Tor, das mit seinem triumphbogenähnlichen Aufbau an die Osnabrücker Soldaten in der Schlacht von Waterloo erinnert. Früher hatte sich an dieser Stelle ein echtes Stadttor samt Wehranlagen in der Osnabrücker Stadtmauer befunden. Von der Stadtmauer sind heutzutage nur noch kleine Stücke und ein paar Türme übriggeblieben.
Wie gesagt: die Osnabrücker Altstadt ist nicht so wirklich weitläufig und so hatte ich im Laufe des Nachmittags auch Zeit für eine ausführliche Siesta und heute Abend für ein schönes Abendessen nur ein paar Schritte von meinem Hotel. Das Wetter hatte sich heute den ganzen Tag über nicht entscheiden können, was es denn wollte, aber heute Abend kam dann richtig die Sonne raus. Zur Freude der Besucher der Live-Musik auf dem Theaterplatz, direkt neben dem Domplatz. Und auch zu meiner Freude, denn so war der Dom noch mal in güldenes Licht getaucht und ich habe noch ein paar Fotos gemacht.
Morgen kommt der zweite und letzte Ortswechsel auf dieser Reise. Es geht weiter nach Paderborn mit einem großen Besichtigungsstopp unterwegs. Wer Lust hat, der kann sich zur Einstimmung mal auf YouTube die ersten Takte von Robert Schumanns Sinfonie Nr. 3 in Es-Dur „Die Rheinische“ anhören und kucken welche Bilder im Kopf abgerufen werden. Ich denke, die meisten von Euch, die vor 1990 geboren sind, werden morgen Abend wissen, was ich meine… *lach… 


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