18. Oktober 2020

„Durchwachsen“ ist das Wort, das den heutigen Tag am besten beschreibt. Das frühe Aufstehen – der Wecker ging um sieben – hatte schon nicht unbedingt für die optimale Stimmung gesorgt. Hotelfrühstück hätte es zwar ab halb acht gegeben, aber im Sinne eines schnellen Starts habe ich darauf verzichtet. Ne Stunde ungefähr dauert die Fahrt von Larnaka nach Lemesos. Der Akrotiri-Marsch, das erste Ziel heute, liegt, von Larnaka aus gesehen, noch etwas hinter Lemesos. Leider haben mich die GPS-Koordinaten aus „Birds of Cyprus“ ein bisschen im Stich gelassen. Ich fand mich am Ende eines langen Feldwegs inmitten von Orangenplantagen. Es hat mich dann ein bisschen Zeit gekostet, aber ich habe doch die Beobachtungsstände am Akrotiri-Marsch gefunden. Der erste war auch sehr schön, ebenerdig und mit Blick ein paar Meter weit in das sumpfige Röhricht hinein. Schon erstaunlich, was für Geräusche man da zu hören bekommt. Am lautesten waren noch die Teichhühner und die Blässhühner, aber auch die Frösche gaben ab und zu noch Laut, und der Eisvogel trug ebenfalls zum Dschungelfeeling bei. Und noch so ein paar andere Vogelstimmen, die ich aber leider nicht identifizieren konnte. Vogelbestimmung nach Gehör ist nicht mein Spezialgebiet.
Zu sehen gab es auch einiges. Neu zu meiner Zypernliste dazugekommen sind aber nur drei Arten. Womit ich dann auch schon beim Bild des Tages angekommen wäre. Vielleicht erinnert sich noch jemand an meine Reise zu den Orkney- und Shetlandinseln im Sommer 2015. Da bin ich zum ersten Mal in meinem Leben einer Bekassine begegnet. Heute tummelten sich gleich mehrere dieser Vögel direkt neben der Straße im Sumpf und haben natürlich prompt das Bild des Tages bekommen.
Nach einiger Zeit habe ich dann meinen Aufenthalt zum zweiten Beobachtungsstand am Akrotiri-Marsch verlegt, aber hier war nicht wirklich viel zu sehen und so bin ich erneut umgezogen, zum Beobachtungsstand am Zakaki-Marsch. Unterwegs gab es noch ein paar Blicke auf den Akrotiri-Salzsee, der von Flamingos wimmelte, aber der leider unerreichbar ist. Deshalb also keine Flamingo-Fotos.
Am Zakaki-Marsch zeigte sich, dass mir das Safariglück heute nur begrenzt hold sein würde. Hier stand nämlich am Beobachtungsstand das Schilf so hoch, dass man genau gar nix sehen konnte. Noch dazu war Wind aufgekommen. Hier war also kein Staat mehr zu machen. Ich habe also ein bisschen überlegt, wie ich den Tag weiter gestalten würde und mich dann dafür entschieden, zurück nach Larnaka zu fahren und mein Safariglück an der Sewage Treatment Plant zu versuchen. Dort war ich am vergangenen Mittwoch ja recht erfolgreich gewesen. Die Rückfahrt nach Larnaka hatte den weiteren Vorteil, dass ich schnell am Mackenzie-Beach wäre, denn am Flughafen wurde heute ein Airbus A310-Frachter der Royal Jordanian erwartet.
Bevor ich zum Beobachtungsstand gefahren bin, wollte ich mir aber noch nen späten Mittagssnack kaufen. Schwerer Fehler… Ihr kennt das vielleicht: wenn man hungrig einkaufen geht, dann hat man nachher nur Schrott erstanden und wenn man dazu noch leicht gefrustet ist, dann isst man den auch…
Tja, da saß ich also am Beobachtungsstand, und konnte gerade mal die Lachmöwe als neue Art auf meine List setzen. Und zu allem Überfluss war der Flug des Royal Jordanian-Fracht-Airbus gestrichen worden. Der soll jetzt morgen kommen. Super… *grummel…
Gegen 16 Uhr war ich trotzdem am Mackenzie-Beach und der Tag nahm noch einen etwas versöhnlichen Abschluss mit der Ankunft eines Airbus A320 von Middle East Airlines aus Beirut. Die MEA hat nämlich heute die Maschine geschickt, die aus Anlass des 75-jährigen Bestehens der Fluggesellschaft eine Retro-Bemalung trägt.
Außerdem war ich heute mal früh zu Hause und bin jetzt um kurz nach 20 Uhr schon fertig mit dem Logbuch.
Morgen wird viel gefahren, denn ich will ins Troodos-Gebirge und einer Kombination von Empfehlungen meines Lonely Planet und meines Vogelbestimmungsbuchs folgen. Ich habe sicherheitshalber auch ne Jacke parat gelegt. Das Gebirge geht auf satt über 1000m und wie heißt es doch so schön: „Besser haben und nicht brauchen als brauchen und nicht haben.“

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