9. Juli 2014

Heute begann die Rundreise, auch wenn die zurückgelegte Entfernung noch nicht sehr groß war. Von Albuquerque nach Santa Fe sind es nämlich nur rund 60 Meilen. Allerdings hatte ich einen Zwischenstopp auf der Strecke eingeplant, und zwar am Coronado State Monument. Hier kann man nämlich die Überreste eines Pueblos besichtigen.
An dieser Stelle muss ich ein bisschen ausholen und ein paar Hintergrund-Infos geben, denn in den nächsten Tagen wird es zu diesem Thema noch das ein oder andere zu lesen und vielleicht auch zu sehen geben. Als Pueblo-Indianer bezeichnet man die indianischen Gruppen des amerikanischen Südwestens bis nach Nordmexiko hin, die nicht als Nomaden lebten, sondern schon seit Jahrhunderten, lange vor der Ankunft der Europäer, in festen Siedlungen wohnten und deren Wirtschaft auf Ackerbau basierte. Als die Spanier am Beginn der 17. Jahrhunderts in die Gegend des heutigen New Mexico und Arizona kamen und dort auf diese Indianer-Siedlungen trafen, nannten sie sie, in Anlehnung an die Siedlungsformen ihrer Heimat, 'pueblo', zu Deutsch „Dorf“, oder auch „Kleinstadt“. Diese Bezeichnung bürgerte sich dann auch für die Bewohner dieser Siedlungen ein. Allerdings waren die einzelnen Siedlungen der Pueblos politisch unabhängig, quasi wie griechische Poleis, die Stadtstaaten der klassischen Zeit, und hatten darüber hinaus auch unterschiedliche Sprachen. Im Gebiet von New Mexico und dem westlichen Arizona fanden und finden sich vier verschiedene Sprachen bei den Pueblo-Indianern: Hopi, Zuni, Keres und Tano (mit den drei Untersprachen Tiwa, Tewa und Towa). Was aber allen Pueblo-Indianern gemeinsam war, das war der Ackerbau, die Art wie ihre Siedlungen angelegt waren (die Pueblos halt), sowie die Religion. Religiöse Zeremonien wurden und werden unter anderem in sogenannten Kivas abgehalten, speziellen Räumlichkeiten für den Gottesdienst, die oft unterirdisch angelegt sind und entweder einen rechteckigen oder runden Grundriss haben. Okay... soweit der Bildungsteil des heutigen Logbuchs.
Im Coronado State Monument habe ich mir heute die Reste des dortigen Pueblos, samt einer rekonstruierten Kiwa, angesehen. Es gab eine kostenlose Führung - für mich und einen weiteren Touristen – und das alles vor der großen Kulisse der Sandia Mountains und dem Rio Grande, der direkt an dem Ruinengelände vorbeifließt. Da hatte ich beinahe schon das Bild des Tages gehabt.
Anschließend ging die Tour weiter nach Santa Fe. Santa Fe ist die Hauptstadt des Bundesstaates New Mexico und eine der ältesten Städte in Nordamerika. Vom Stil her ähnlich wie die „Old Town“ von Albuquerque, aber deutlich größer, wenn auch insgesamt nur ungefähr ein Zehntel so groß wie Albququerque heutzutage. Santa Fe ist nämlich mit 69.000 Einwohnern nicht viel größer als Euskirchen.
Was mir in Santa Fe noch viel stärker als in Albuquerque aufgefallen ist, das ist der Baustil der allermeisten Gebäude. Man fühlt sich wirklich wie im Wilden Westen, denn sogar die normalen Wohnhäuser sind architektonisch an den Adobe-Baustil der Pueblo-Indianer angelehnt.
Die Altstadt von Santa Fe gruppiert sich um die baumbestandene Plaza, wo es heute Live-Musik gab, zur Freude der Touris und der Einheimischen. Die meisten der Häuser in der Altstadt sind heutzutage Geschäfte, Galerien oder Restaurants. Darüber hinaus gibt es eine katholische Basilika (komplett mit gelb-rotem Schirm im Altarraum), etliche andere Kirchen und natürlich das Kapitol von New Mexico, das auf meinem Besichtigungsplan nicht fehlen durfte.
Ich war pünktlich zur Mittagspause hier im Parkhaus und habe mich dann – zum ersten Mal überhaupt bei einer meiner zahlreichen Nordamerika-Reisen – auf eine Empfehlung des Lonely Planet verlassen und war new-mexicanisch Mittag essen. Sehr lecker. Mit allem was dazugehörte, Reis, Bohnen, Chilis, scharfe Soßen. Ich bin ja bisher nicht so der Freund der nordmexikanischen bzw. Tex-Mex-Küche gewesen, aber das Mittagessen konnte sich heute doch echt sehen lassen.
Statt Mittagspause gab es dann aber einen ausgedehnten Stadtspaziergang und in dessen Verlauf entstand auch das Bild des Tages. Jeden Morgen werden unter den Künstlern aus den Pueblos im Norden New Mexicos die Verkaufsplätze unter den Arkaden des Palace of the Governors verlost. Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1610 und war früher mal der Regierungssitz der spanischen Kolonie Nuevo Mexico. Die glücklichen Gewinner der Verlosung können dann einen Tag lang dort die Ergebnisse ihres Kunsthandwerks verkaufen. Auf Decken auf dem Boden werden hauptsächlich Türkis- und Silberschmuck sowie Töpferartikel angeboten.
Nach fast drei Stunden Stadterkundung habe ich dann noch die ersten Shopping-Versuche in den Außenbezirken von Santa Fe unternommen, allerdings erfolglos. Morgen geht’s schon wieder weiter, nach Norden an die Grenze zu Colorado. Ich habe den Wecker mal auf 8 gestellt, aber ich werde wahrscheinlich schon vorher wach sein. Bis ich den Jetlag weggedrückt habe werden wohl noch zwei, drei Tage vergehen.

 

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27. März 2010

Hallo zusammen und herzlich willkommen zur Reisesaison 2010. Ich bin in Singapur – und ganz schön platt. Immerhin habe ich heute den weitesten Flug meiner Passagierkarriere getätigt. Von Paris nach Singapur sind es 10.736km, „as the crow flies“, wie der Engländer sagt. Nicht, dass sich Krähen jemals diese Mühe machen würden. Außerdem war's der schnellste Flug meiner Passagierkarriere, mit durchschnittlich 896km/h. Wir hatten teilweise echt guten Rückenwind. Entsprechend hat der Rückflug in zwei Wochen auch das Potential, neuer Spitzenreiter in der Kategorie 'Längster Flug' zu werden.
Naja – was soll ich sagen? Lange Flüge gehen mir inzwischen ziemlich auf die Nerven. Ich wünsche mir echt immer so schnell wie möglich da zu sein. Noch dazu kam, dass es heute der Tag der Verspätungen zu werden schien. Sowohl der Flug von Düsseldorf nach Paris, als auch der von Paris nach Singapur starteten mit 25 Minuten Verspätung. In Paris hat mich das dann doch ein kleines bisschen ins Schwitzen gebracht, denn ich musste dort von einem Terminal zum anderen. Und nach meinen Erfahrungen aus dem Jahr 2007, wo ich zum ersten mal in meiner Reisetätigkeit nen Flieger verpasst habe, wollte ich mich da nicht auf Shuttlebusse und ähnliches verlassen sondern nur auch mich selbst. Also wurde zu Fuß umgestiegen und jeder, der schon einmal in Paris Charles de Gaulle im Terminal-Komplex 2 war, weiß wie groß das da ist.
Der Flug war dann allerdings überraschend gut. Meine Befürchtungen an die Enge in der 777-300ER der Air France (übrigens mein erster Flug überhaupt mit diesem Fliegertyp) haben sich nicht wirklich bewahrheitet und ich habe sogar ziemlich gut geschlafen. Wobei ich nicht genau weiß, was daran den größten Anteil hat – das Heineken und der Dewars Whisky (eine Marke, die ich garantiert NICHT noch mal probieren werde, aber Air France hatte nix anderes und Ihr wisst ja: „In der Not frisst der Teufel fliegen“), oder dass ich am Freitag morgen um 6 aufgestanden war und noch einen vollen Schultag hatte. Das Essen im Flieger war dann ne echte Überraschung. Bei einer französischen Fluggesellschaft ist man ja fast geneigt, sowas voraus zu setzen, aber es war richtig lecker, so wie ich es seit Ewigkeiten nicht erlebt habe. Und reichlich.
Trotzdem war ich froh, als unser Fahrwerk endlich mit einem heftigen Rumpeln den Asphalt des Flughafens Changi in Singapur küsste. Einreise und Gepäck – das ging alles unproblematisch und am Ausgang erwartete mich bereits der Fahrer vom Hotel. Ich wohne hier im The Quincy Hotel, das mir mein Vetter Schorsch empfohlen hat. All-Inclusive. Die Minibar und 3 Mahlzeiten am Tag sind mit im Preis drin... UND eben der Transfer vom Flughafen zum Hotel – in ner Benz-Limousine. Nicht schlecht, sag ich mal. Trotzdem – das Wichtigste ist mir jetzt erst mal, dass es das Bett tut. Morgen steht Spotten auf dem Programm. Wie es dazu kam ist ne längere Geschichte und die erzähle ich Euch morgen.
Das Foto des Tages entstand, weil ich echt alles richtig gemacht und den mir vom Reisebüro gebuchten Platz auf der rechten Seite des Fliegers beim Online-Checkin gegen einen auf der linken Seite eingetauscht habe. Es zeigt Singapur im Sonnenuntergang und die ganzen vor der Insel auf Reede liegenden Schiffe.
Zum Abschluss des ersten Tagesberichts habe ich noch die Standardbitte: schickt mir eine kurze Email, damit ich weiß, dass das Reiselogbuch in lesbarem Zustand bei Euch angekommen ist. Danke im Voraus – und bis morgen.