20. April 2022

Heute war ein Fahrtag, ziemlich lang, aber in den ersten beiden Dritteln auf sehr schöner Strecke. Ich wollte wieder nach Atlanta zurück, mit einem Stopp am Museum of Aviation in Warner Robins. Auch hier war ich vor 23 Jahren schon mal gewesen und wollte die Erinnerungen auffrischen und digitale Fotos machen.
Die Strecke von St. Marys nach Warner Robins ist 200 Meilen lang und der direkteste Weg führt nicht über einen Interstate sondern über die Landstraßen von Südost-Georgia. Ihr könnt die Strecke ungefähr in der angehängten Karte erkennen. Die Route hatte viele Vorteile. Über lange Passagen gab es kaum Verkehr, so dass man gut aus den Füßen kam. Außerdem bekommt man auf der Landstraße viel mehr zu sehen als auf ner Autobahn. Es gab viel Landschaft und viel ländliches Georgia. Rollende Landschaft mit Viehweiden, und Feldern. Wald und Sümpfe. Immer wieder mal ein Flüsschen. Kleine Dörfer und Städtchen… ja und leider auch immer wieder mal ne Konföderierten-Flagge oder ein Schild „Trump 2024“ in nem Vorgarten. Das ländliche Georgia zählt halt zu den eher dunkleren Ecken der USA. Wobei ich sagen muss, dass ich es mir schlimmer vorgestellt hatte. Ich bin ja jetzt in den letzten anderthalb Wochen recht weit im Herzland des US-republikanischen Rechtsaußenkonservatismus unterwegs gewesen und kann zum Beispiel die Autos mit Trump-Aufklebern, die mir begegnet sind, noch an einer Hand abzählen. Hoffen wir das beste für 2024…
Also, die Strecke heute war echt super… und hätte eigentlich ein Bild des Tages verdient gehabt. Aber wie fotografiert man ne Straße, so dass man auch nen guten Eindruck bekommt? Ich habe das in der Vergangenheit zwar schon versucht und auch – in der Regel aus Verlegenheit – als Bild des Tages verwendet. Aber heute habe ich es nicht mal probiert. Was heute cool gewesen wäre, das wäre ne Actionkamera, die die Strecke gefilmt hätte, und dann in Zeitraffer wieder hätte ankucken können. Ich muss mich da mal schlau machen.
Knapp vier Stunden hat die Fahrt von St. Marys nach Warner Robins gedauert, mit nem Starbucks-Frühstücksstopp im Nachbarort von St. Marys, Kingsland (ja, Kingsland, nicht King’s Landing… *lach…). Hier gibt es einen große U-Boot-Stützpunkt der U.S.Navy, was ich bis heute gar nicht wusste. Ich dachte bis heute es gäbe jeweils nur einen für den Pazifik (Bangor, Washington) und einen für den Atlantik (Groton, Connecticut). Aber im Atlantik gibt es zwei und der zweite ist Kings Bay, mit der dazugehörigen Stadt Kingsland. Einen weiteren kurzen Stopp zum Tanken gab es in Douglas.
Der erste und einzige Besichtigungsstopp heute war das Museum of Aviation, das sich direkt an die Robins Air Force Base anschließt. Das Museum of Aviation ist das zweitgrößte Militärluftfahrtmuseum in den USA und wird von der U.S. Air Force betrieben. Entsprechend ist auch der Eintritt frei (was ich zum Beispiel nicht mehr  wusste). Dabei profitiert das Museum davon, dass auf der Robins AFB direkt nebenandas Zentrum für die logistische Unterstützung der Air Force-Verbände beheimatet ist. So kann man schon mal den einen oder anderen ausgemusterten Flieger an Land ziehen und dekorativ ausstellen.
Mein heutiger Besuch im Museum of Aviation lief dann aber unter dem Motto „Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.“ In den ersten beiden Hangars war ich schnell durch, und hatte auch nett mit den älteren Ladies an den Informationstresen gequatscht, die hier als Freiwillige arbeiten. Der zweite Hangar, in dem die Geschichte des Luftkriegs in Vietnam dokumentiert ist, ist echt schön gemacht, aber leider sehr voll und mit viel zusätzlichen Materialien gefüllt, so dass man die Flieger gar nicht ungestört fotografieren kann. Ich bin also zügig in den dritten Hangar. Hier hatte gerade eine Veranstaltung der U.S. Air Force geendet und es wimmelte von Uniformen. Ich habe also einen der freiwilligen Mitarbeiter gefragt, ob man denn rein dürfe, und zack, hatte ich John Kerns kennengelernt, und habe für die nächsten anderthalb Stunden eine private Führung bekommen. John Kerns war als Technical Sergeant der U.S. Air Force an etlichen Programmen beteiligt. Er hat als militärischer Fluglotse gearbeitet und war unter anderem auch in Hahn im Hunrück stationiertg gewesen. Erhat in Vietnam gedient, und hatte auch mit der Lockheed SR-71 zu tun, dem immer noch schnellsten Flugzeug der Welt (okay, wenn man’s genau nimmt, dann muss es heißen: das schnellste, bemannte, auf einem Luftverbrennungsmotor basierende Flugzeug der Welt). Mr. Kerns hatte viele Anekdoten zu erzählen und wir haben auch ein bisschen gefachsimpelt. Er hat über die SR-71 berichtet, und seine Zeit in Hahn, und er hat mir zum Schluss noch das Innere der AC-130 Spectre gezeigt, einer zur fliegenden Artillerieplattform umgebauten C-130 Hercules, deren Einsätze in Vietnam er selbst erlebt hatte. Die Zeit verging echt wie im Fluge und plötzlich war es viertel vor vier und um vier macht das Museum of Aviation die Schotten dicht. Ich habe es dann aber doch noch geschafft, etliche der außen abgestellten Maschinen zu fotografieren. Die weiteren Hangars habe ich mir gespart. Da hätte ich sowieso keine Zeit für gehabt. Da es außer dem Museum of Aviation heute kein Sightseeing gab, hat es natürlich das Bild des Tages bekommen. Eine Rockwell B-1B Lancer parkt direkt vor dem Haupteingang.
Von Warner Robins bin ich dann in einem durch nach Atlanta gefahren, den größten Teil der Strecke über I-5 und I-285. Hier in Atlanta wohne ich… wieder in nem AirBnB. Leticia hat immer noch Besuch von ihrem Vater, der noch dazu krank ist, und deshalb auch noch nicht nach Hattiesburg zurück gefahren ist. Hmmmm… so richtig überrascht war ich nicht. Immerhin, Leticia hat mich gut untergebracht, wenn auch nicht ganz so schön, wie beim ersten Stopp in Atlanta… naja – und leider auch ohne Familienanschluss…
Morgen steht den ganzen Tag zivile Fliegerei auf dem Programm. Unter anderem werde ich einen Kurztrip unternehmen, ein kleines Flugabenteuer, ähnlich meiner Tagesexkursion ab/bis Yellowknife im Sommer 2019. Allerdings geht es dieses mal nicht um das Landen auf Schotterpisten, sondern um eine erste Erfahrung mit einem verschwindenden Flugzeugtyp. Ich bin sehr gespannt und werde natürlich berichten.



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