5. August 2011
Ein seltsamer Tag war heute. Das Frühstück im Hotel in Albany hab ich mir geschenkt und bin direkt in die Stadt gefahren, um mir das Kapitol des Bundesstaates New York anzukucken. Das ist ziemlich außergewöhnlich. Es gibt keine äußere Kuppel und auch keinen großen zentralen Raum um den herum das Gebäude angelegt ist. Okay, da gibt’s nen Innenhof, aber das war's dann auch schon. Ich glaube nach dem Kapitol in Honolulu war das in Albany das ungewöhnlichste, dass ich bisher besucht habe.
Als nächstes, bevor es wieder auf die Straße ging, habe ich noch ein kleines Starbucks-Frühstück eingelegt und dann war wieder Fahren angesagt. Eigentlich hatte ich vorgehabt, den größeren Teil der Strecke auf der Landstraße am Hudson River entlang zurückzulegen, aber ich muss gestehen, dass ich mich bei den Tagesetappen hier und den Fahrverhältnissen doch etwas verkalkuliert habe. Man kommt nicht besonders gut voran auf einer Landstraße im Bundesstaat New York oder Pennsylvania, anders als zum Beispiel in Texas oder Mississippi. Selbst Autobahnfahren ist hier eine Sache für sich. Entweder hat sich die amerikanische Fahrmentalität seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren drastisch verändert (was ich mir ehrlich gesagt nicht wirklich vorstellen kann), oder die Leute hier im Nordosten fahren deutlich verrückter als im Süden und Westen des Landes. Auf den Maut-Highways liegt die Höchstgeschwindigkeit hier meistens bei 65 Meilen pro Stunde. Also, die ERLAUBTE Höchstgeschwindigkeit. Ich fahre zwischen 70 und 75 und werde doch noch von etlichen Leuten überholt. Nicht einfacher wird es dadurch, dass hier auch rechts überholen erlaubt ist und dass sich immer wieder jemand dazwischen bewegt, der nicht 65 oder gar 70 fährt sondern lieber nur 55. Das habe ich echt so noch nie erlebt in USA. Auch der teilweise recht mediterrane Fahrstil den ich hier erlebe, ist mir in Amerika so noch nicht begegnet. In Florida zum Beispiel war meistens ich der Rowdy. Jedenfalls wundert mich inzwischen nicht mehr, was Michi mir über die Unfallstatistik von Pennsylvania erzählt hat. Ich glaube, die von New York ist nur unwesentlich besser. Irgendwas sorgt offensichtlich hier für unausgeglichenes Fahrverhalten. Das ist übrigens grenzüberschreitend. In Ontario war es noch viel schlimmer, obwohl die Polizei dort echt brutal gegen Raser vorgeht. Auf den Autobahnen in Ontario ist 100 Spitze, man fährt so 110 bis 120 und wird trotzdem noch zügig überholt. Dabei kostet geblitzt werden mit 50km/h zuviel dort satte 10.000Can$ (zur Zeit ca. 7.000 Euronen), den sofortigen Führerscheinentzug und die sofortige Beschlagnahmung deines Fahrzeugs. Okay, soweit mein Verkehrsexkurs.
Jedenfalls habe ich nach ner guten Stunde auf der Landstraße beschlossen, doch lieber wieder auf den Interstate zu wechseln, sonst wäre ich heute nicht mehr angekommen am vorgesehenen Etappenziel. Ich war also schon recht spät dran, als ich meinen zweiten Besichtigungsstopp des Tages einlegte. Wo ich schon mal in New Jersey war und an der Hauptstadt Trenton vorbeikam wollte ich mir natürlich auch das Kapitol ansehen, vor allem, weil New Jersey jetzt nicht so wirklich der Top-Touristen-Bundesstaat ist.
Eigentlich wäre das Kapitol schon geschlossen gewesen. Die letzten Mitarbeiter verließen grade das Gebäude, als ich um kurz nach fünf heute Nachmittag dort auf der Matte stand und es keine Führungen mehr gab. Ich habe aber wohl traurig genug gekuckt, so dass ich dann doch noch kurz unter die Kuppel durfte für ein Foto. Besonders spektakulär war's jetzt nicht, zum Beispiel kein Vergleich mit Pennsylvania. Aber ich kann sagen, dass ich da war.
Reisen bildet ja bekanntlich und auch heute bin ich so einiges gewahr geworden. Dass New Jersey ein seltsamer Bundesstaat ist war mir zwar schon vorher klar. Diesen Ruf hat es in den gesamten USA. Ich dachte aber bisher, dass Oregon der einzige Bundesstaat ist, wo ein Tankwart gesetzlich vorgeschrieben ist. Neenee... in NJ ist das auch so. Dass man im Kapitol nur per Führung unterwegs sein darf ist da schon eher ne Kleinigkeit.
Wie dem auch sei, an New Jersey habe ich jedenfalls nicht unbedingt nen Narren gefressen und wüsste jetzt auch nicht unbedingt nen Grund, hier noch mal hinzukommen.
Mein Quartier für die nächsten beiden Nächte liegt in einem Vorort von Philadelphia. Morgen werde ich mir da erst mal die Sehenswürdigkeiten ankucken. Heute Abend gab es sehr gutes indisches Essen, in dem Restaurant direkt hier neben dem Hotel und dann bin ich doch echt vor verschiedenen TV-Programmen hängen geblieben und es wurde ein bisschen später bis ich mich ans Logbuch-Schreiben gemacht habe.
Als Bild des Tages gibt es einen Blick auf das Kapitol in Trenton. Sieht man in Europa auch nicht alle Tage.
P.S. Mir ist grade ne Theorie gekommen, die das Fahrverhalten hier im Nordosten erklärt: der lange und harte Winter. Entweder wollen viele Leute sich im Sommer mal auf der Straße austoben, bevor es wieder schneit und glatt wird, oder sie haben es im Sommer einfach eiliger, all die Dinge zu erledigen zu denen man im Herbst und Winter auf Grund des kalten Wetters nicht mehr kommt.
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