18. Juli 2009

Was für ein Tag... nachdem es letzte Nacht in Fort Stockton heftig gewittert hat und auch heute morgen bedeckt war hatte ich schon ein bisschen Sorge um’s Wetter. Die war natürlich unbegründet. Um diese Jahreszeit wird man in Texas selten enttäuscht. Ich bin also heute morgen in Richtung Big Bend Nationalpark aufgebrochen. Immer schön Richtung Süden durch das, was man die Chihuahua Desert nennt. Wobei man sich die Wüste jetzt nicht mit Sanddünen vorstellen darf. Für ne Wüste ist es hier auch überraschend grün. Das Grün besteht alledings nicht unbedingt aus großen Laubbäume sondern eher Kakteen, Agaven, Yuccas und alles mögliche an Gestrüpps.
Ich war grade ne gute Stunde unterwegs auf dem Weg nach Big Bend, als ich schon dachte, das Bild des Tages geschossen zu haben. Ich kam an einer Weide vorbei - mit Bisons drauf. Das gab ein paar schöne Fotos, und Bisons sind ja schon was typisch amerikanisches, selbst wenn sie auf ner Farm gehalten werden. Wenig später gab’s Präriehunde, eine riesige Kolonie, aber die Jungs waren echt sehr scheu und wollten sich nicht wirklich fotografieren lassen. Aber ich war schon sehr überrascht, hier auf so eine große Kolonie zu stoßen, außerhalb eines Nationalparks. Wirklich häufig sind diese Tiere nämlich nicht mehr.
Und dann ging’s in den Park. Die Landschaft hier ist fantastisch und lässt sich natürlich in einem Bild nicht einfangen. Das 360-Grad-Erlebnis passt in keine Kamera. Fotografiert habe ich natürlich trotzdem, aber für’s Bild des Tages hat’s dann doch nicht gereicht.
Zuerst habe ich mich im Panther Junction Visitor Center mit einem Handbuch für Autotouren im Park und mit einer Checkliste für die Vögel des Parks versehen. Danach ging’s runter zum Rio Grande, wo ich ein bisschen spazieren gegangen bin. Hiking würde ich die paar hundert Meter am Fluss entlang nicht nennen wollen, wobei - es war schon brutal heiß.
Der Big Bend Nationalpark liegt genau in dem großen Bogen den der Rio Grande beschreibt (für den Fall, dass Ihr mal auf ner Karte kuckt), und hat daher auch seinen Namen. Der Rio Grande bildet hier die Grenze zwischen den USA und Mexiko und so „grande“ ist er eigentlich nicht. Man kann problemlos Steine nach Mexiko werfen. Aber wenn man im Hinterkopf hat, dass es rundrum nur wilde Wüste gibt, dann muss er den ersten Europäern, die vor ein paar hundert Jahren hier her kamen, schon groß vorgekommen sein.
Auf seinem Weg schneidet der Rio Grande mehrere Canyons in die Gebirgszüge der Chihuahua Desert, unter anderem den Boquillas Canyon. Hier geht man am Fluss entlang über Sandbänke und Geröllhalden, auf der anderen Seite liegt Mexico und die Canyonwände ragen hunderte von Metern hoch in den Himmel. Absolut Klasse trotz der Hitze. Irgendwie konnte ich mich auch nicht mehr dran erinnern, dass es vor zwölf Jahren bei meinem ersten Besuch zusammen mit meinem Bruder da so heiß gewesen war. Aber die Landschaft hatte ich noch genau im Kopf. Fotos hab ich natürlich gemacht, aber das Bild des Tages wurden keines von ihnen.
Ebenfalls nicht zum Bild des Tages geschafft haben es die Geier, die an einem toten Hirsch neben der Straße rumzerrten. Dieses schon fast afrikanisch anmutende Erlebnis hatte ich nämlich dann auf dem Weg zur Lodge. Sehr spannend. So nah habe ich Raben- und Truthahngeier nicht einmal in Brasilien in Action gesehen. Mein Quartier die einzige Unterkunftsmöglichkeit im Park, wenn man von Zelten absieht liegt im Chisos Basin, einem Talkessel der Chisos Mountains. Da sitze ich grade auf der Terrasse vor dem Restaurant, ein kühler Wind geht, was nach den Hitzestrapazen des Tages auch sehr angenehm ist und... ja, und ich muss natürlich noch das Bild des Tages bekannt geben.
Das Bild des Tages entstand auf der Rückfahrt vom Boquillas Canyon und kurz vor meinem Erlebnis mit den Geiern. Mööpmööp es ist ein Roadrunner. Auf Deutsch heißt dieser Vogel Rennkuckuck, und ist auch wirklich mit den Kuckucken verwandt, auch wenn er ihr wenig soziales Brutverhalten nicht teilt. Roadrunner gibt es zwar nicht grade selten hier und ich habe schon etliche in den letzten beiden Tage gesehen, aber meistens eben nur wenn sie blitzschnell über die Straße rennen oder von einem Zaunpfahl runter ins Gebüsch fliegen. Deshalb war für mich das großformatige Roadrunner-Foto trotz der heute überaus starken Konkurrenz das Bild des Tages.
Naja und wie Ihr seht: auch hier in der Wildnis von Südtexas gibt es Internet, so dass Ihr also ohne warten zu müssen in den Genuss des heutigen Logbucheintrags kommt.



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