31. Juli 2016
Einen langen Abschied von Hattiesburg gab es heute morgen nicht. Ich habe ausgecheckt und bin direkt auf dem Highway 49 los in Richtung Jackson. Dafür musste ich nicht mal durch die Stadt, denn mein Hotel lag sowieso am nordwestlichen Rand von Hattiesburg. Ich bin aber sicher, dass ich hier noch mal hinkommen werde, und deshalb musste ich jetzt auch nicht ausführlich Abschied nehmen.
Gut anderthalb Stunden braucht man von Hattiesburg bis nach Jackson, der Hauptstadt von Mississippi. Besichtigungen habe ich hier keine gemacht, denn es ist noch nicht soooo lange her, dass ich zuletzt in Jackson war. Um genau zu sein war das 2009. Da war ich ja schon seit längerem digital ausgerüstet und insofern konnte ich mir einen Besuch beispielsweise des Mississippi State Kapitols sparen. Was ich mir allerdings nicht gespart habe, das war zum einen ein Stopp bei Barnes&Noble im Norden von Jackson. Da habe ich mir einen Lonely Planet für New Orleans gekauft. Nachdem ich auf der Lonely Planet-Webseite ein bisschen gestöbert habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich bei nur anderthalb Tagen in der Stadt doch besser mit einschlägiger Literatur in der Hosentasche losziehen sollte. Außerdem habe ich getankt und dabei, man höre und staune, sogar eine Straßenkarte von Louisiana erstanden. Morgen der Tag ist sehr, sehr voll und da wollte ich nichts dem Zufall überlassen. Und ich war shoppen. In Jackson gibt es nämlich auch ein Outlet Center und meine Einkaufsliste musste ja noch weiter abgearbeitet werden. Ich war recht erfolgreich mit zwei Jeans und ein paar Tshirts. Morgen gibt es dann in Gonzales, Louisiana, noch mal ein Outlet, wo ich sowieso dran vorbeikomme und danach sollte bis auf vielleicht ein paar Kleinigkeiten in New Orleans alles gehalten sein.
Trotzdem gab es natürlich heute Besichtigungsprogramm. Ziel der Tagesetappe, nochmal so ne dreiviertel Stunde westlich von Jackson und direkt am Mississippi gelegen war Vicksburg und hier liegt der Vicksburg National Military Park. In Vicksburg hatte die Armee der Südstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg den Mississippi blockiert. Der Fluß war aber für die Nordstaaten aus mehreren Gründen strategisch wichtig. Zum einen transportierten die Union auf dem Mississippi Waren vom und zum Golf von Mexiko. Zum anderen konnte man durch die Kontrolle des großen Flusses die Konföderierten einkreisen und gleichzeitig von ihrem Nachschub aus den westlicheren Staaten Texas, Missouri und Arkansas abschneiden. Um die Blockade der Konföderierten aufzuheben belagerte die Unionsarmee unter der Leitung des Generals (und späteren Präsidenten) Ulysses S. Grant über mehrere Monate Vicksburg. Mit Erfolg. Die Reste dieser Belagerungs- und Verteidigungsanlagen sind im Vicksburg National Military Park zu sehen.
Der Vicksburg National Military Park war meine erste Begegnung mit den Überresten des amerikanischen Bürgerkriegs. Hier bin ich während meiner Zeit in Hattiesburg mal im Rahmen eines langen Wochenendes gewesen (nicht nur in Vicksburg, auch noch an anderen Orten). Seit dem habe ich mich ziemlich eingehend mit diesem Bereich der amerikanischen Geschichte beschäftigt und schon etliche Schlachtfelder oder andere historisch bedeutende Orte im Zusammenhang mit dem amerikanischen Bürgerkrieg besucht. Heute wollte ich zum ersten Mal seit langem (ich bin mir grade nicht sicher, ob ich 1995 und 1997 bei meinen Reisen hier in der Gegend, einmal mit meiner Mutter und einmal mit meinem Bruder, nicht auch hier war) wieder hier in Vicksburg durch den Park fahren. Genau... man fährt durch den Park, denn die Belagerungsringe – die Verteidigungsanlagen der Konföderierten einerseits und die Absperrungen und Verschanzungen der Unionstruppen andererseits - sind sehr weitläufig. Das ganze Gelände ist übersät mit Denkmälern und an vielen Stellen stehen alte Kanonen da, wo auch 1862-63 während der mehr als einjährigen Belagerung Geschütze postiert waren. Rote Schilder und Plaketten markieren die wichtigen Orte und Ereignisse für die Südstaatler und blaue die für die Nordstaatler, so dass die Geschichte der Belagerung von Vicksburg hier gleichermaßen aus zwei Blickrichtungen erzählt wird. Außerdem gibt es ein Museum für die USS Cairo, ein gepanzertes Kanonenboot der Unionsmarine, das vor Vicksburg von den Konföderierten versenkt wurde. Anfang der 1970er Jahre wurde das Schiff wieder gehoben und restauriert.
Um viertel vor drei war ich am Eingang des Parks und da meinte das nette Mädchen im Kassenhäuschen, dass um 17:00Uhr hier geschlossen würde und ich mir das Visitor Center besser spare. Genau das habe ich dann auch gemacht, aber auch unter diesen Umständen habe ich es nicht geschafft, die Rundfahrt über das Gelände komplett durchzuführen. Dabei hat mich ein aufziehendes Gewitter auch noch an etlichen Stellen vom Aussteigen und Rumlaufen abgehalten. Zum Glück machen die morgen früh schon um acht Uhr auf. Da werde ich dann noch das eine oder andere nachholen können, was ich heute nicht geschafft habe. Das Gewitter hatte übrigens auch sein gutes. Es sorgte für eine eindrucksvolle Geräuschkulisse, die Verbindungen zu den Ereignissen hier vor gut 150 Jahren herstellte. Also - morgen früh geht’s noch mal zum Vicksburg National Military Park.
Klar auch, dass das Bild des Tages auf dem Schlachtfeld entstanden ist. Ein Geschütz der Konföderierten auf einer Anhöhe, unter dräuend-grauem Himmel. Das Foto ist insofern etwas untypisch für den Park, als dass heutzutage der größte Teil des Geländes mit schönem subtropischem, Mississippi-Mischwald bedeckt ist. Nur an einigen Stellen ist das Gelände frei und offen. Während der Belagerung im Bürgerkrieg gab es hier aber keine Bäume. Der größte Teil der Gegend war damals Farmland und die paar Gehölze, die es gab, wurden von den Truppen beider Seiten entfernt... für Belagerungsanlagen, zum Heizen, oder um ein besseres Schussfeld zu haben.
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