17. Juli 2016

Tag Zwei in den Everglades... heute mit Alligator... genau EINEM Alligator.
Es gibt ja Tage, da läuft einiges nicht so, wie man es sich vorgestellt hat. Heute hatte ich so einen Tag.
Auf das Hotelfrühstück habe ich heute morgen direkt verzichtet und habe ganz auf die Starbuck's-Karte gesetzt. Auf dem Highway 1 ging es dann zurück in Richtung Miami, wo ich in South Miami in der Dadeland Mall ein bisschen shoppen wollte. Aber wie das so ist - heute ist Sonntag und der Laden macht erst um 12 Uhr auf. Da hätte ich noch anderthalb Stunden warten müssen. Diese Zeit wollte ich aber besser nutzen und bin wieder aufgebrochen zu meinem nächsten Ziel in den Everglades. Eigentlich alles easy. Von South Miami über den Highway 826 bis zum Highway 41, der 8 Street... auch Calle Ocho genannt. Schon mal CSI:Miami gekuckt? ;-)
Das Problem, dass sich mir aber langsam auftat war das Tanken. Heute morgen hätte ich in Florida City für 2,14 US$ pro Gallone tanken können, aber da war der Tank noch zu nem Achtel voll. Im Großraum Miami lagen die Preise deutlich höher, und so habe ich bis zuletzt auf zumindest 2,19 gehofft, als es wieder aus der Stadt rausging. Was ich dabei allerdings nicht im Blick hatte war, dass der Highway 41 eine der Hauptstraßen auf dem Weg zum Golf von Mexico ist, und von vielen Touristen frequentiert wird. So habe ich dann notgedrungen und zähneknirschend für 2,39 getankt. Ziemlich ärgerlich. Und ich hab's auch bei ner Tankfüllung von 15,00 US$ belassen... womit der Hyundai allerdings auch wieder zu Dreivierteln voll war.
Mein nächster Stopp war das Shark Valley Visitor Center im Everglades Nationalpark. Das liegt ein paar hundert Meter südlich des Highway 41, der die nördliche Grenze des eigentlichen Nationalparks, allerdings nicht der Everglades an sich, markiert. Auf dem Weg dahin bin ich an etlichen Anbietern für Airboat-Touren vorbeigekommen. Das haben die meisten von Euch bestimmt schon mal im Fernsehen gesehen, diese propellergetriebenen Boote, mit denen man durch die Everglades fährt. Im Nationalpark selber sind diese Dinger – meiner Meinung nach sowieso ein ziemlicher Touri-Quatsch – verboten, weil sie die Vegetation zerstören und die Tierwelt durch ihren Lärm stark beeinträchtigen. Richtig was sehen kann man von so einem Airboat also nix, abgesehen von den angefütterten Alligatoren. Da bleibe ich doch lieber bei weniger kontroversen Möglichkeiten, die Everglades zu erleben, und zwar im Nationalpark selbst und nicht irgendwo außerhalb.
In Shark Valley kann man auf drei Weisen die Everglades erkunden: zu Fuß, mit dem Fahrrad und mit einer Tram. Endpunkt des Wegs ist ein Aussichtsturm mitten in den Everglades, der vom Visitor Center 12km entfernt ist. Zu Fuß schied also schon mal aus, wegen der Länge der Strecke und der zur Verfügung stehenden Zeit. Gegen das Fahrrad habe ich mich entschieden, weil es a) windig und b) brutal heiß war. Blieb also die Tram -  keine wirkliche Straßenbahn auf Schienen, sondern ein biodieselbetriebenes Gefährt mit Sitzbänken und einem Anhänger, ebenfalls mit Sitzbänken. Zwei Stunden dauerte die Fahrt und unser Guide hat schön über die Everglades, die Alligatoren, die Vögel und die Gefahren, die dem Park drohen, erzählt. Es gab ein paar Reiher zu sehen und sehr viel Everglades-Landschaft, der aber, wie schon in den vergangenen Tagen erwähnt (und von unserem Guide auf der Tram-Tour noch mal bestätigt) so ein bisschen der Wow-Faktor fehlt. Was es nicht gab, das waren Alligatoren. Wobei ich dann heute erfahren habe, dass jetzt im Juli, auf dem Höhepunkt der Regenzeit, die Alligatoren sowieso weit verstreut und entsprechend seltener zu sehen sind. Ich sah mich also auch heute schon ohne 'gator nach Hause kommen, und da mir zu allem Überfluss noch ein Riemen meiner fast neuen Hiking-Sandale gerissen ist (da werde ich mit North Face mal ein Wörtchen reden müssen), war meine Laune begrenzt gut, als ich gegen viertel vor drei heute nachmittag von Shark Valley aufbrach.
Aber was soll ich sagen? Unverhofft kommt eben dann doch oft und neben dem einleitenden Satz dieses Logbucheintrages hat das Bild des Tages Euch ja bestimmt schon verraten, dass es heute endlich einen Alligator für mich gab... ganz profan im Kanal, der vor dem Visitor Center des Big Cypress National Preserve vorbeiläuft. Das Big Cypress National Preserve schließt sich im Nordwesten an den Everglades Nationalpark an. Hier habe ich auch noch eine kleine Fußtour auf einem schönen Boardwalk durch die Sümpfe unternommen.
Jetzt sitze ich grade in meinem Motel in Everglades City, dem westlichen Tor zu den Everglades. Die „Stadt“ hier kann man kaum beschreiben. Der Kontrast zu den Hochhäusern, Schnellstraßen und Bentleys von South Miami könnte kaum größer sein. Rund 400 Menschen leben hier und das ganze strahlt eine fast karibische Ruhe aus. Heute Abend war ich im Oyster House essen. Die Preise waren zwar recht sportlich, aber dafür gab es auch lokal gefangenen Grouper (eine Fischart), der sehr gut geschmeckt hat... und das ganze zur Begleitung von Country Music aus der Stereoanlage des Restaurants. Spätestens da war mir klar, dass ich wieder in den Südstaaten angekommen bin. Wozu ich mich allerdings nicht entschließen konnte, das waren die lokalen Spezialitäten, die auf der Speisekarte angeboten wurden: Alligator und Froschschenkel. Beides sehr typisch für Süd-Florida, aber da hat mich der Mut verlassen.
Morgen werde ich mich im Visitor Center des Nationalparks mal beraten lassen, wie ich mir hier im Westen die Everglades am besten erschließe.

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