2. April 2010

Ich bin aus dem Dschungel zurück – wie Ihr ja daran sehen könnt, dass wieder ein Reiselogbuch bei Euch angekommen ist. Trotzdem erzähle ich hier nur Sachen die bis 23:59 Uhr am Karfreitag, 2. April, passiert sind. Um die Spannung ein bisschen zu halten. Heute abend gibt es dann ein Logbuch für den 3. April.

 

Heute morgen (eigentlich ja gestern morgen... *lach...) um 9 sollte es los gehen. Jackie hatte mir gestern abend gesagt, was ich einpacken sollte, lange Hosenbeine, ne langärmelige Jacke, Insektenschutz, Regencape, Kameras, Fernglas, das volle Programm. War also nicht so ganz so leicht mein Rucksack. Immerhin würde er alles andere tragen, was wir am Kumbang Hide brauchen würden. Ich war ein bisschen überpünktlich an der Rezeption heute morgen aber Jackie war schon da und musste seinen Rucksack noch packen. Hmmmmmm – wie er all den Kram inklusive der zwei Kartons mit Lebensmitteln noch verstauen wollte in seinem zugegebenermaßen recht großen Rucksack, das war mir schon was schleierhaft. Er hat ein bisschen überlegt, und dann beschlossen, die Milch und auch einen von den Beuteln Reis zurück zu lassen, und mir meine drei Liter Trinkwasser, meinen Schlafsack und mein Lunchpaket auf's Auge gedrückt. Ich hatte es kommen sehen. Naja – nicht so schlimm, habe ich gedacht. Immerhin hatte ich deutlich weniger zu schleppen als er. War irgendwie lustig. Vor mir marschierte ein riesiger Rucksack mit unten zwei eher dünnen Malaiien-Beinchen dran. Jackie meinte, es wären zwanzig Kilo, aber als ich später gesehen habe, was er alles da drin hatte, dachte ich, dass es schon noch ein paar Kilo mehr waren. Wir sind also dann los und hatten direkt nach ein paar Metern den ersten Stopp, denn wir mussten uns bei der Nationalparksverwaltung anmelden. Noch mal ne Viertelstunde. Meine Permits wurden geprüft und man wollte wissen, was ich so alles dabei hatte. Ja, und dann ging's richtig los.
So – was wollt Ihr zuerst lesen, die schönen oder die schrecklichen Geschichten? ;-) Ich versuche mal nen Mix aus beidem.
Nach ein paar Schritten stand man im Dschungel und es gab nur noch mehr oder weniger breite Trampelpfade. Mittlerweile würde ich mich ja schon als einen nicht so ganz unerfahrenen Dschungelwanderer bezeichnen, und auf ein gewisse Weise sind alle Dschungel gleich, egal ob in Costa Rica, Brasilien oder Malaysia. Man sieht nicht viel von ihnen. Warum? Weil man ständig auf den Boden kucken muss, wo man hintritt. Zum Glück ging Jackie vor und warnte mich jedes Mal, wenn irgendwas im Weg hing oder wuchs, so dass ich mich bücken musste. Ansonsten wäre ich jetzt wahrscheinlich ziemlich verbeult und zerkratzt am Kopf und froh, wenn ich noch wenigstens eines meiner beiden Augen hätte, denn ein paar Dinge die hier wachsen sind doch ziemlich stachelig. Ab und zu hat man dann doch mal Zeit auf zu blicken und dann ist das hier schon ein sehr schöner Dschungel – übrigens der älteste tropische Regenwald der Welt, circa 130 Millionen Jahre hat er auf dem Buckel.
Nach so zwei, drei Stunden, muss ich sagen, hat man's dann aber echt satt. Es ist heiß, man schwitzt wie ein Tier, es geht Berg auf und Berg ab und das auf teilweise grade noch als solche erkennbaren Pfaden. Die sind vor allem an den Steigungen insofern interessant, als auch die Elefanten sie benutzen, was man einerseits an den zahlreichen, aber meistens schon mit Pilzen überwachsenen Elefantenköteln (die sind also dann schon ein paar Tage alt) sieht, andererseits auch an den Fußspuren. Ihr könnt Euch also denken, dass im Laufe des Tages die Pausen immer länger und das Tempo immer langsamer wurde. Jackie war aber echt immer sehr geduldig, hat sich zu jeder Pause ne neue Kippe angemacht und erzählt... Immerhin brauchte er kein Wasser zu schleppen. Der hatte grade mal ne 500ml-Flasche dabei, die er an jedem Bächlein entlang des Weges immer wieder auffüllte. Unglaublich... Wenn ich das probiert hätte läge ich wahrscheinlich jetzt in nem ADAC-Flieger.
Die Wege wurden schmaler, und dann hieß es plötzlich „Schuhe und Socken aus, wir müssen über den Bach“. Zu dem Zeitpunkt war mir aber schon so ziemlich alles egal. Irgendwann hatte man auch aufgehört, seine Beine ständig nach Krabbelgeviech abzusuchen... Also, Schuhe aus, Socken aus und ab durch den Bach. Hmmmmm – da hätte ich glatt stehen bleiben mögen. Kühles klares Wasser über Kieselsteinen und ein paar Wasserpflanzen. Echt angenehm. Aber wir wollten ja zum Kumbang Hide und Jackie hatte vor dem Bach schon gesagt: „Fifteen minutes.“ Ich hatte mich schon drauf gefreut, mich ein bisschen hinzulegen und einfach nur zu sterben, aber daraus wurde leider nichts, jedenfalls nicht sofort, dann am Hide war alles voller Bienen. Minge Jackie hat dann da erst mal für Ordnung gesorgt, und nach ner guten halben Stunde waren wir drinnen. Die Bienen waren übrigens von der ganz gutmütigen Sorte, aber die fanden unsere durchgeschwitzten Klamotten einfach unwiderstehlich. Wegen dem Salz im Schweiß. Wir haben deshalb alles schön in Fensternähe aufgehängt und es uns gemütlich gemacht. Überhaupt muss ich sagen, dass – zumindest bei dieser Tour – der malaysischen Dschungel einen großen Vorteil gegenüber dem brasilianischen hat. In Brasilien wurde ja ständig der Versuch unternommen, entweder ausgesaugt, gestochen oder aufgefressen zu werden. Hier war alles total harmlos. Ich bin mit kurzer Hose gelaufen, und außer zwei Versuchen von Blutegeln, mich zur Ader zu lassen, die ich souverän mit einem Fingerschnippen vereiteln konnte, gab es genau zwei harmlose Mückenstiche und einen Biss einer Mini-Ameise, für den es sich nicht mal lohnte das Fenistil aus zu packen. Und ich hatte nicht mal das DEET aufgelegt.
Kurz nach unserer Ankunft im Kumbang Hide bekamen wir dann noch Gesellschaft von Adam und John aus Ottawa und Geoffroy (okay – Jeff) aus Paris und das war dann die Truppe für die Nacht. Ja – und dann hieß es sitzen, kucken und warten. Und ein paar Ströphchen schlafen. Gegen 7 machte minge Jackie dann mein Abendessen und die kanadischen Jungs mit ihren Thunfisch- und Bohnendosen und Jeff mit seinen Erdnüssen und Plätzchen kuckten ganz neidisch. Jackie hatte sehr reichlich – und vor allem gut - für uns beide auf seinem Gaskocher rumgeschmurgelt (Reis, Beef-Chicken-Curry, mixed Vegetables) und mein Hunger hielt sich auch in Grenzen und so habe ich dann die Reste problemlos an den Mann bringen können.
Die Dämmerung fiel... und wir haben gekuckt und gewartet und gekuckt.
Das Bild des Tages ist der Ausblick von Kumbang Hide auf die Salzlecke... Jaaaaaa – und wie die Nacht verlief, das erfahrt Ihr später.

 

… sorry – ist dieses mal was länger geworden, das Logbuch...

 

 
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