6. August 2010

Heute stand Cambridge auf dem Programm. So richtig groß ist das hier alles nicht und so bin ich nach dem Frühstück zu Fuß losgezogen um die Stadt zu erkunden. Allerdings habe ich meinen Schirm nicht gefunden, was sich später rächen sollte. Okay – ich wollte ja nix über's Wetter sagen.
Cambridge ist schon beeindruckend. Ich habe mir zwei der Colleges angekuckt – Saint John's College und King's College. Beim dritten großen bekannten College, Trinity College, war leider zu. Die Colleges sind da irgendwie sehr schizophren im Umgang mit den Touris. Einerseits zocken sie Dich zwar gerne um die 2,50 bis 5,00 Pfund Eintrittsgeld ab, andererseits hätten sie aber eigentlich doch am liebsten dass man draußen bleibt und sie ihren Bereich für sich haben. Man muss sich das so vorstellen: in den Colleges leben die Studenten und werden auch ausbildungsmäßig betreut, aber man studiert dann doch an einer der Fakultäten der Universität Cambridge. In den Colleges findet man also (heutzutage) nicht unbedingt die Bildungseinrichtungen der Uni. Ist ein bisschen kompliziert, das System, aber das hier ist schließlich England. Ich sag nur „Tradition, Tradition.“ Schließlich ist die Uni Cambridge schon über 800 Jahre alt. Bei 800 Jahren plus bleibt's natürlich nicht aus, dass sich eine ganze Reihe sehr sehenswerter Gebäudekomplexe herausgebildet haben. Am auffälligsten sind da eben die Colleges.
Aber zurück zum heutigen Tag. Ich bin also heute morgen losgezogen und hab mir ganz gemächlich Cambridge angekuckt. Da es wie gesagt nicht so super groß ist kann man da schön gemütlich ein bisschen durch die Stadt spazieren und das hab ich auch getan. Buchläden angekuckt, die Touristen beobachtet... Cambridge ist voll von Touris und vor allem die Asiaten sind ziemlich nervig. Bei denen zählt scheinbar nur, dass sie selber auf dem Foto drauf sind. Was da sonst noch zu sehen ist scheint eher nebensächlich.
So wirklich schlimm war das mit den Touristen aber nicht. Ich stell mir allerdings vor, dass die Stadt so ziemlich proppenvoll ist, während das Semester läuft. Zur Zeit haben die Studenten Ferien und da hält sich in den Colleges dann der Tagesbetrieb in Grenzen.
Cambridge ist ne schöne Stadt. Ich hatte glatt Lust noch mal Student zu sein. Ich glaube das geht hier echt gut. Die Atmosphäre – Touris hin oder her – ist einfach sehr entspannt und studentisch und ich kann mir vorstellen, dass sie die Leute sehr zum Denken anregt und warum einige der größten Wissenschaftler der Menschheit grade hier tätig waren und sind.
Heitere Momente gab es heute auch. Die Colleges liegen alle entlang des River Cam und von den Brücken kann man beim Punten zukucken. Zum Punten braucht man ein flachbodiges Boot und nen langen Stock und dann wird durch den Fluss gestakt. Die professionellen Punter haben das natürlich voll drauf, schippern zwischen zwei und zehn Touris den Fluss rauf und runter und erzählen gleichzeitig auch noch die Geschichte der Colleges an denen man vorbeigleitet. Die meisten von denen sind Studis und können sich das Sportstudio sparen. Punten macht sehr schöne Oberarme... *grins... Man kann als Tourist aber auch ein Boot zum selber Punten mieten. Das ist dann in der Regel kein schöner sondern eher ein Pleiten-Pech-und-Pannen-Anblick und bringt die Insassen des Bootes in der Regel nicht sehr weit. Ich selber habe mir allerdings eine Böötchenstour gespart. Erstens sieht man nicht so wirklich viel mehr als von Land aus und zweitens sind die Preise recht sportlich.
Ich bin stattdessen im Fitzwilliam Museum gewesen. Da war der Eintritt frei und man konnte sich im Kopf mit so verschiedenen Dingen wie Funden aus dem alten Ägypten und Malerei durch die Jahrhunderte bis Picasso beschäftigen. Mal was ganz anderes auf dieser Reise. Leider war die Gemälde-Galerie aber ein überfrachtetes, schlecht organisiertes Chaos, nicht unähnlich der Scottish National Gallery, die mich auf meinem diesjährigen Himmelfahrts-Ausflug nach Edinburgh schon irritiert hat. Auch die archäologische Ausstellung hätte ich anders organisiert, aber ich bin ja nicht gefragt worden. Bereut habe ich den Museumsbesuch trotzdem nicht.
In Anbetracht der Wetterlage bin ich dann aber so langsam Richtung Quartier spaziert und wurde dabei im Laufe des Nachmittags immer schneller und zielstrebiger. Um kurz vor fünf war ich in meinem B&B und habe dann mal einen auf faul gemacht. Ich denke nach dem Mammutprogramm der letzten zwei Wochen ist das auch okay. Heute abend gab's dann zwei Pints Ale und Pubfood im „Waterman“ direkt hier um die Ecke. Die anderen Pubs in der Nähe waren entweder J.D.Wetherspoon- oder Greene King-Ableger und auf nen Retortenpub hatte ich keine Lust.
Morgen geht’s raus auf's Land und noch ein paar Kathedralen ankucken. Die letzten für diese Tour.
Was das Bild des Tages angeht, da habe ich mich heute echt schwer getan. Cambridge ist eher so ein 360-Grad-Erlebnis und lebt von der Atmosphäre. Die kann man halt sehr schlecht in nem Bild einfangen. Ich zeige Euch heute einen der Innenhöfe des Saint John's College mit der College Chapel im Hintergrund. Aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht.

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