15. August 2016

Das schottische Festland hat uns wieder. Wir sind in Arrochar, was zwar bei einem Blick aus dem Fenster unseres Quartiers tief in den schottischen Highlands zu liegen scheint, aber andererseits nur 40 Meilen von Glasgow entfernt ist. Morgen geht’s nach Hause.
Heute hieß es Abschied nehmen von Islay. Allerdings legte unsere Fähre erst um viertel vor eins ab, so dass wir noch etwas Zeit hatten die Insel zu erkunden. Ich hatte ja schon ein bisschen über Islay erzählt. Die Landschaft ist bei weitem weniger dramatisch als wir das von den anderen Inseln kannten und eher lieblich, aber grade heute, wo das Wetter zum ersten Mal seit letzten Montag richtig schön war, zeigte sich Islay von seiner besten Seite. Moore, Heidekraut, kleine Wäldchen, zerklüftete Küsten... und über allem ein weißblauer Himmel.
Von Bowmore aus sind wir heute zuerst nach Port Ellen gefahren, allerdings nicht auf der Hauptstraße sondern auf einer Nebenstrecke – natürlich Single Track Road. Unterwegs sind uns sogar noch ein paar Rehe vor die Kamera gekommen. Da wird es bald einen Neuzugang auf Frantis Safari geben. Von Port Ellen aus sind wir die Südküste entlang gefahren und dabei an den Destillerien von Laphroaig, Lagavulin und Ardbeg vorbeigekommen, wohlklingende Namen – zumindest in den Ohren von Whisky-Liebhabern. Für Besichtigungen oder Führungen war keine Zeit und auch nicht wirklich Lust. Mein Destillerie-Erlebnis von gestern war für's erste eindrucksvoll genug.
Wir sind stattdessen zur Kildalton Church gefahren, einer Kirchenruine inmitten eines kleinen Friedhofs, die berühmt ist für das Kildalton Cross. Das Kildalton Cross ist ein keltisches Hochkreuz, aus einem einzigen Stein gehauen und mit Ornamenten versehen. Der für die Keltenkreuze typische Ring hat übrigens keine besondere inhaltliche Bedeutung sondern dient lediglich als Stütze für die Kreuzarme. Das Kildalton Cross entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des achten Jahrhunderts. Es ist das am besten erhaltene Keltenkreuz in Schottland und von vergleichbarer Konstruktion wie die Kreuze auf Iona. Wir waren jedenfalls schwer beeindruckt und daher auch das Bild des Tages. Das Kildalton Cross ist das große Kreuz rechts im Bild.
Von Kildalton sind wir dann wieder zurück nach Port Ellen gefahren und um viertel nach zwölf begann das Verladen am Schiff. Die Überfahrt von Port Ellen zurück nach Kennacraig hatte was von einer Mini-Kreuzfahrt. Die Sonne schien, die See war nur leicht bewegt (ich war auch heute medikamentenfrei unterwegs), die heidekrautbedeckten Hügel von Islay blieben langsam hinter dem Schiff zurück und an Backbord ragten die Spitzen der höchsten Berge von Jura in die Wolken, die über dieser Insel hingen. Wir haben im Schiffsrestaurant zu Mittag gegessen, was absolut okay war von der Qualität. Die MV Finlaggan hatte heute deutlich weniger Passagiere an Bord als auf der Hinfahrt, was noch zusätzlich zu der entspannten Atmosphäre beitrug. Wegen mir hätten wir ruhig noch ein Stündchen weiter cruisen können, aber nach zwei Stunden und zehn Minuten waren wir in Kennacraig und damit nach acht Fährfahrten und insgesamt siebeneinhalb Stunden auf See am Ende unseres Island Hoppings angekommen.
Was natürlich noch nicht zu Ende war, das war das Besichtigungsprogramm. Von Kennacraig sind wir in den Kilmartin Glen gefahren. Das war ein Stückchen zurück in Richtung Oban, auf einer Strecke, die wir am Freitag schon mal im strömenden Regen gefahren sind. An dem Tag natürlich ohne alle Besichtigungen, denn einerseits hätte das Wetter dafür nicht getaugt und andererseits mussten wir ja eine Fähre rüber nach Arran kriegen. Der Kilmartin Glen beherbergt mehrere neolithische Baudenkmäler, und wir haben uns die Nether Largie Standing Stones und den Steinkreis von Temple Wood angekuckt. Nicht schlecht, was es da zu sehen gibt. Ich bin ja immer ein bisschen ehrfürchtig, wenn ich es mit solchen Bauwerken zu tun habe, die drei bis vier tausend Jahre alt sind. Im Gegensatz zu so manchem Esoteriker (die sich auch heute im Kilmartin Glen ein Stelldichein gaben) hüte ich mich allerdings, zuviel in diese Bauwerke hineinzuinterpretieren. Trotzdem war es ein eindrucksvoller Besuch, noch dazu zum ersten Mal auf dieser Reise mit Tshirt-Wetter.
Vom Kilmartin Glen sind wir dann über Lochgilphead und Inveraray nach Arrochar, dem Endpunkt der heutigen Tour gefahren, vorbei an großartigem Panorama, schönen Blicken auf die Berge und Lochs und immer noch gutem Wetter. Heute abend haben wir unser Abendpicknick hier hinter unserem Quartier draußen am Loch Long getätigt, und dann sogar noch bis viertel vor neun im Freien Karten gespielt.
Tja, morgen fliegen wir nach Hause. Wir haben allerdings noch ein bisschen Zeit, um auf dem Weg zum Flughafen gemütlich unterwegs zu sein. Wenn alles so läuft, wie es soll, dann landen wir um 17:40 Uhr in D'dorf. Natürlich gibt’s dann morgen abend noch einen abschließenden Logbucheintrag mit dem Fazit der Tour.


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