8. Juli 2022

Ich sitze in Hammerfest am Flughafen. Ob man’s glaubt oder nicht, das ist mir angenehmer als in der Hotellobby, mit Dudelmusik und dem unsäglichen Gespräch der beiden norwegischen und dem einen deutschen Fernfahrer. Hier ist zwar kein Betrieb und ich bin der Einzige im Warteraum, aber das Internet ist schnell und kostenlos und ich habe nen schönen Blick auf die Landebahn und die dahinter liegenden grau-grünen Hügel.
Den heutigen Tag habe ich komplett in Hammerfest zugebracht. Zu Fuß. Für einen Tag ein Auto mieten lohnte nicht wirklich. Ich wollte von hier aus ja nicht rum fahren. Da war ein Taxi gestern vom und heute zum Flughafen einfacher und mit weniger Aufwand verbunden. Nachdem es gestern abend ja dann schon etwas später war (und heute noch später wird, und am Montag noch viel später), habe ich es heute morgen erst mal ruhig angehen lassen. Das Hotelfrühstück hier war deutlich besser, als in Bodø, dabei gehören beide Häuser zur gleichen Kette. Nach dem Frühstück habe ich erstmal abgewartet, bis es aufgehört hat zu regen. Naja, so ganz aufgehört hat es den ganzen Morgen nicht, aber so ein paar Sprenkler haben mich dann nicht aufgehalten.
Meine erste Station war bei G.Hagen… das ist sowas wie der Kaufhof hier in Hammerfest. Auch hier oben am Europäischen Nordmeer müssen die rund 11.000 Einwohner ja Dinge des täglichen Bedarfs kaufen, die über den normalen Supermarkt hinausgehen. G.Hagen hat Bücher, Geschenkartikel, Küchenbedarf, Uhren, Klimbim… Wie der Kaufhof halt. Zumindest so, wie es vor der Flut der Euskirchener Kaufhof im Erdgeschoss hatte. Allerdings ist das bei G.Hagen ein paar Nummern kleiner. Warum ich da hin wollte? Die Batterie meiner Armbanduhr hatte den Dienst quittiert und natürlich habe ich dort problemlos einen neue bekommen, inklusive Montage.
Als nächstes ging es zur Kirche. Nach dem negativen Urteil über die Eismeerkathedrale, musss ich sagen, dass moderner Kirchenbau natürlich auch funktionieren kann. Die Kirche von Hammerfest stammt aus dem Jahr 1961 und gefällt mir echt gut. Direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite befindet sich der Friedhof von Hammerfest mit dem ältesten Gebäude der Stadt, der Friedhofskapelle aus dem Jahr 1937. Alle anderen Gebäude in der Stadt haben die Deutschen bei ihrem Abzug im Februar 1945 dem Erdboden gleich gemacht.
Mein weiterer Spaziergang ging wieder zurück zum Zentrum, unter anderem mit Blick auf die Bretagne, eine ziemlich schicke Fregatte der französischen Marine, die hier zu Besuch ist. (Kleine Anekdote am Rande: als ich am frühen Abend dann wieder durch die Stadt spazierte um ein Lokal für’s Abendessen zu suchen, hatte ich das Schiff schon nicht mehr im Kopf und dachte mir noch so: „Was machen eigentlich diese Gruppen von jungen Franzosen hier? Sind die auf Schulausflug?“ Nein, die Jungs der Bretagne hatten Landgang in Zivil, und saßen später Döner essend am Markt vor dem Rathaus auf den Bänken.)
Danach habe ich die Royal and Ancient Polar Bear Society, auf Deutsch den Eisbärclub und auf Norwegisch den Isbjørnklubben. besucht. Es gibt zwar keine Eisbären hier weit und breit. Trotzdem ist der Eisbär auf dem Wappen von Hammerfest drauf und Hammerfest war im 19. und 20. Jahrhundert Ausgangspunkt vieler Expeditionen in die Arktis. Ähnlich wie Tromsø. Der Eisbärclub war eine Idee zweier hammerfester Geschäftsleute, die Anfang der 1960er Jahre ihre Stadt und deren Geschichte bekannter machen wollten. Es gibt ein kleines Museum, und was soll ich sagen? Ähnlich wie im Polarmuseum von Tromsø ging es hauptsächlich um das Töten arktischer Tiere. Und natürlich gab es auch ausgestopfte Eisbären und Eisbärenfelle. Für nen einmaligen Beitrag kann man darüber hinaus Mitglied im Eisbärclub werden und dann jedes Jahr am dritten Sonntag im Januar an der Jahreshauptversammlung teilnehmen. Von den über 250.000 Mitgliedern kommen aber nur die wenigsten, wie ich gehört habe. Wichtig allerdings: man kann  nur persönlich vor Ort hier in Hammerfest in diesen Club eintreten.
Zu nem kleinen Mittagssnack und ner Mittagspause war ich dann wieder im Hotel, denn ich hatte das Zimmer ja bis 15:00 Uhr. Nach dem Auschecken bin ich auf den Hausberg von Hammerfest spaziert. Der ist jetzt nur knapp 90m hoch, aber der Blick von oben auf die Stadt und die umliegende Landschaft ist schon Klasse. Deswegen gibt es heute – schon wieder – den Blick auf eine nordnorwegische Stadt von oben als Bild des Tages. Aber was soll ich machen? Außer der malerischen Lage und dem Panorama haben die Orte hier oben im Norden wenig zu bieten. Wobei ich sagen muss, dass es mir in Hammerfest echt gut gefallen hat. Ein Tag ist aber genug, und deswegen darf es auch heute weiter gehen. In ner guten Stunde kommt der Widerøe-Flieger um mich nach Honningsvåg zu bringen. Da habe ich dann drei Nächte, um mir die Gegend am und um das Nordkap anzusehen. Und ich werde auch wieder ein Auto haben. Mehr dazu erzähle ich Euch morgen.


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