Reiselogbuch - 2011 USA Nordosten und Memphis
7. August 2011
Ich bin in Dover. Dover, Delaware, nicht Dover, Kent. Wobei – das County in dem Dover, DE, liegt heißt auch Kent. Schon witzig.
Heute morgen war Abschied von Philadelphia angesagt. Schade eigentlich. Ich hätte noch zwei, drei Tage brauchen können. Philadelphia ist jedenfalls ne klasse Stadt.
Gut zwei Stunden dauerte dann die Fahrt nach Cape May, der äußersten Südspitze von New Jersey, wo der Delaware River ins Meer mündet. Eigentlich ist das schon keine Flussmündung mehr. Die Delaware Bay ist an der Mündung, zwischen Cape May und Cape Henlopen ungefähr 20km breit. Das ist so viel wie der Ärmelkanal auch hat und entsprechend dauert die Fährüberfahrt auch ähnlich lange.
Ich war deutlich zu früh am Fähranleger und da alle Überfahrten ausgebucht waren gab es auch keine Chance, schon ein Schiff früher überzusetzen. Ich hab's dann mal mit Mittagessen im Fährterminal versucht, was ich aber besser gelassen hätte. Da decken wir jetzt mal den Mantel des Schweigens drüber. Zumindest konnte man nicht krank davon werden, dafür war's zu lange frittiert.
Um viertel vor eins stach dann die „Twin Capes“ in See zur Überquerung der Delaware Bay, und mein braver Hyundai und ich waren mit an Bord. So ganz habe ich mich immer noch nicht an dieses handbetriebene Auto gewöhnt. Keine elektrischen Fensterheber und keine Zentralverriegelung. Ist schon ein paar Jahre her seit ich mit sowas klar kommen musste. Aber er fährt sich anständig und muckt nicht rum und er hat nen AUX-Anschluss, so dass auch mein iPod beim Musikmachen helfen kann.
Die Überfahrt war ziemlich ruhig und ich habe mir die Zeit mit Möwen fotografieren vertrieben. Leider war es nämlich ziemlich diesig, so dass man keine besonders gute Sicht hatte, und nur von der Mitte der Delaware Bay beide Ufer im Blick hatte aber nicht von einem Ufer zum anderen kucken konnte.
Mit ein bisschen Verspätung kamen wir in Lewes an, dem Hafen auf der Seite des Bundesstaates Delaware. Delaware wird heute mit meiner Übernachtung neu in die Liste der von mir bereisten US-Bundesstaaten aufgenommen. Ich zähle einen Staat nämlich erst dann als besucht, wenn ich mindestens eine Nacht auf seinem Gebiet verbracht habe.
Als nächstes ging es zum Shoppen - in Rehoboth Beach, Delaware, gibt es nämlich ein großes Outlet Center und ich bin jetzt mit einigen sehr schönen neuen T-Shirts ausgestattet. Für Hosen war mit aber dann doch die Zeit zu knapp, denn als ich mit einkaufen fertig war war es schon kurz nach fünf und ich hatte noch einen weiteren Programmpunkt offen, das Prime Hook National Wildlife Refuge. Als ich an der ersten Informationstafel stand wurde mir aber klar, dass das eigentlich eine ganztägige Aktion hätte sein müssen, mit Spaziergängen bzw. Wanderungen durch die Marschlandschaft. Ich habe mich deshalb auf ne 'Safari' mit dem Auto beschränkt. Naja, 'Safari' ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber ich war doch überrascht von der Fülle von Vögeln, die man zu sehen bekam, vom Fischadler über Möwen und Reiher bis zu Strandäufern, und es sind auch zwei neue Arten zu meiner Nordamerika-Liste dazugekommen. Ich war eigentlich davon ausgegangen, dass ich mit ner guten halben Stunde auskommen würde, um das Reservat in Augenschein zu nehmen. Aber Ihr habt ja wahrscheinlich schon mitgekriegt, dass mein Zeitmanagement auf dieser Tour nicht meine Stärke ist. Jedenfalls habe ich gut anderthalb Stunden mit Vogelbeobachtung in dieser fantastischen Landschaft zugebracht. Ich liebe das Marschland der amerikanischen Küsten, egal jetzt, ob das eher gemäßigte hier in Delaware oder gegenüber in New Jersey bzw. Maryland/Virginia in der entgegengesetzten Richtung ist, oder das tropische an der Küste des Golfs von Mexiko. Da macht es mir auch nix aus, dass die Gegend hier so flach ist, ich finde sie trotzdem schön und abwechslungsreich. Und sie wimmelt von Leben. Außer Vögeln gab es nämlich auch noch etliche Hirsche und nen Fuchs zu sehen.
Als ich endlich im Hotel war, war es schon fast dunkel.
Morgen gibt es erst den obligatorischen Besuch hier in Dover im Kapitol von Delaware und dann geht es weiter über die Chesapeake Bay nach Maryland, allerdings über die Brücke und nicht per Schiff. Morgen abend bin ich dann schon in Washington, der vorletzten Station meiner Tour bevor es nach Memphis geht. Mann, mann, die Zeit rast nur so dahin.
Als Foto des Tages gibt es heute eine Azteken-Möwe, die ich von der Fähre aus aufgenommen habe. Ich hatte überlegt, ein Landschaftsbild aus dem Prime Hook NWR zu präsentieren, aber das wäre nur ein sehr schwacher Abklatsch des Gesamteindrucks gewesen und deshalb finde ich die Möwe passender.
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18. August 2011
Ich bin wieder zu Hause, wohlbehalten, aber jetlag-mäßig angezählt. Der Flug von Atlanta nach Düsseldorf ging dann doch recht schnell vorbei, nicht zuletzt auch, weil ich auf Grund der guten (Flüssig-)Verpflegung problemlos dreieinhalb Stunden geschlafen habe, von kurz vor Neufundland bis kurz vor Irland.
Jetzt sitze ich hier, lasse die Waschmaschine arbeiten und nehme den normalen Betrieb im Haus wieder auf.
Ja, das Fazit... Es war eine fantastische Tour, übervoll mit Eindrücken. An der Spitze der Highlights stehen natürlich die Besuche bei Michi und Steffi in Pittsburgh und bei Leticia in Memphis. Aber es gab auch noch viele andere Höhepunkte, neue wie altbekannte. Es war echt für fast alle meine Interessen was dabei. Natur und Tiere, Flugzeuge, Baseball, Geschichte, Städte und Architektur. Mehr kann man von nem Urlaub eigentlich nicht erwarten.
Und damit wären wir dann auch am Ende des Reiselogbuch USA 2011. Aber keine Sorge, das nächste wirft schon seine Schatten voraus. Im Herbst geht es auf Safari und wie ich mit diese am besten in Logbuchform bringen kann, darüber mache ich mir schon jetzt ein bisschen Kopfzerbrechen. Bin mal gespannt. Für den Sommer ist aber jetzt Schluss. Ich hoffe es hat Euch gefallen, virtuell mit auf Tour zu gehen und wenn jemand noch Fragen, Anmerkungen und Anregungen hat, dann schreibt mir bitte.
Als Bild des tages gibt es heute zum Abschluss der Tour noch mal einen Blick auf den Himmel - im Sinkflug auf Düsseldorf.
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17. August 2011
Ich bin in Atlanta, es ist kurz nach drei Uhr nachmittags und in anderthalb Stunden geht mein Flieger nach Düsseldorf. Im Moment sitze ich im SkyClub von Delta Air Lines und nutze das kostenlose Internet, dass man als Business Class-Passagier hier bekommt... genauso wie das kostenlose Bier. Ist schon schön, wenn das Vielfliegermeilen sammeln ab und zu mal ein paar echte Vorteile mit sich bringt.
Heute morgen war um 6:30 Uhr wecken. Um diese Uhrzeit bin ich ja immer grumpy und habe auf Reisen, erst recht auf Heimreisen keine Lust, aber das half ja nix. Leticia und ich haben im Starbucks an der Ecke Union Avenue und McLean Boulevard gefrühstückt, ein paar Blocks die Straße runter von ihrem Haus und ich bin dann, weil ich reichlich Zeit hatte noch mit zu ihr in die „Clinic“, sowas wie ne Gemeinschaftspraxis, gefahren und sie hat mich ihren Kollegen und Mitarbeitern vorgestellt. Um halb neun war ich aber auf dem Weg zum Flughafen, denn Leticia musste arbeiten. Der Mietwagen, mein komischer Focus, wurde an Alamo zurückgegeben und ich konnte am Memphis Interntional Airport die Zeit bis zum Abflug nach Atlanta noch ein bisschen zum Spotten nutzen.
Der Flug eben hat echt Spaß gemacht. In ner alten DC-9, meinem absoluten Lieblingsflieger. Ein schöner, kurz-und-knackiger Flug war das, und ich hab's richtig genossen, und man hatte beim Sitzen doch echt mehr Platz als in dem Airbus, der mich am Samstag von Atlanta nach Memphis gebracht hat. Den langen Transatlantikflug, der heute noch auf mich wartet, den werde ich, Business Class hin oder her, wohl nicht ganz so genießen. Je älter ich werde, um so mehr nerven mich lange Flüge. Aber was hilft es? Wenn man was sehen will von der Welt, dann muss man halt in diesen sauren Apfel beißen. Ich werde sehen, dass ich mir genug Wein oder Bier zum Abendessen gönne, dass das mit dem schlafen gut klappt.
Morgen früh bin ich dann so Gott will in D'dorf und Ihr bekommt morgen im Laufe das Nachmittags den letzten Bericht und das letzte Bild des Tages zum Reiselogbuch USA 2011. Heute gibt es als Bild des Tages Leticia und mich vor ihrem Haus, meinem Domizil in Memphis für die letzten vier Tage.
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16. August 2011
Mein letzter Tag in USA. Morgen gegen Mittag geht’s nach Hause. Die Koffer sind fast fertig gepackt. Nur noch ein paar Sachen müssen verstaut werden. Der Wecker steht auf 6:30h. Eigentlich wär's nicht nötig, so früh aufzustehen, denn mein Flieger geht erst kurz vor Mittag. Aber Leticia muss um 8 Uhr arbeiten und wir wollten vorher noch zusammen frühstücken gehen.
Den heutigen Tag habe ich wieder langsam angehen lassen. So gegen 11 bin ich los und nach Memphis Downtown gefahren, genauer gesagt nach Mud Island. Mud Island ist nicht wirklich eine Insel, sondern schon noch mit dem Festland in Memphis am linken Mississippi-Ufer verbunden. Auf Mud Island befinden sich unter anderem das Mississippi River Museum und der Mississippi River Walk. Ich war 1995 schon mal da und wollte jetzt einfach noch mal kucken. Das Museum ist auch eigentlich sehr schön und erzählt die Geschichte der Besiedlung des Mississippi Valley durch die präkolumbischen Farm-Kulturen und später durch die Chickasaw und Choctaw. Es berichtet von der Entdeckung und Besiedelung durch die Europäer und von der Nutzbarmachung des Flusses und es informiert über die neuere Geschichte ab 1800 und wie die Schifffahrt sich auf dem Fluss entwickelt hat. Dazu gib es noch einen 1-zu-1-Teilnachbau von einem Schaufelraddampfer, wo man zum Beispiel in eine Passagierkabine und das Lotsenhaus reinkucken kann. Auch ein gepanzertes Kanonenboot aus dem Bürgerkrieg wurde in Teilen nachgebaut. Alles sehr schön gemacht eigentlich, aber leider dringend renovierungsbedürftig. So genau kann ich mich zwar dann auch nicht mehr erinnern, aber ich glaube dass es vor 16 Jahren schon genau so ausgesehen hat, nur eben 16 Jahre jünger. Nen Besuch war es trotzdem wert heute, genauso wie der River Walk, wo auf einer Strecke von 600m der Unterlauf des Mississippi, genauer die letzten 954 Meilen von seinem Zusammenfluss mit dem Ohio bis zur Mündung in den Golf von Mexiko, maßstabsgerecht nachgebaut ist. Auch das ist eigentlich sehr schön, aber müsste noch mal auf Vordermann gebracht werden. Nach Mud Island kommt man übrigens mit einer hängenden Monorail und die Konstruktion, an der die Bahn hängt, zusammen mit der östlichen Auffahrt der Hernando-de-Soto-Bridge ist das Bild des heutigen Tages.
Viel mehr gibt’s auch heute eigentlich nicht zu erzählen. Von Mud Island bin ich zum Flughafen gefahren und habe nach einigem Rumsuchen doch noch nen ganz guten Spottingplatz im Parkhaus gefunden. Zur Zeit wird am Memphis International Airport ein neues, deutlich höheres Parkhaus gebaut, und wenn das erst mal fertig ist wird es hier sehr edle Spottingmöglichkeiten geben.
Um kurz nach vier war ich wieder in der Forrest Avenue. Leticia hatte heute nämlich früher Feierabend und wir sind gegen halb sechs nach Downtown gefahren und noch mal schön essen gewesen.
Ja, und jetzt sitze ich hier, das Gepäck steht parat und ich werde langsam mal ins Bett gehen, denn morgen ist die Nacht recht früh zu Ende. Ich habe vor, einen Logbucheintrag für den morgigen Tag vor meinem Abflug auf die Langstrecke vom Flughafen in Atlanta abzuschicken. Mal kucken, ob das klappt. Auf jeden Fall gibt es aber, sofern Delta Air Lines mir keine Schwierigkeiten macht, am Donnerstag ein abschließendes Logbuch mit Rückblick und Bewertung der Tour.
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15. August 2011
Ein sehr gemischter Tag war heute. Den Anfang habe ich komplett im Bett vergammelt und bin so kurz vor Mittag nach Collierville gefahren, wo es eine große Mall gibt. Von Midtown Memphis, wo Leticia wohnt, ist das ne knappe halbe Stunde Fahrt.
Boah – ich bin so durch mit Shoppen. Ich habe echt das nachgeholt, was in den letzten zwei Jahren brach gelegen hat und ich bin jetzt fast komplett neu eingekleidet. Okay, Schuhe habe ich nicht gefunden und auch mit den Jeans war's irgendwie nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Aber die wichtigsten Shopping-Ziele sind erreicht. Ich hoffe ich kriege alles in den Koffer und die Tasche. Naja, was soll ich sagen? Bei meiner USA-Tour vor zwei Jahren war ich eher zurückhaltend, was das Klamotten-Shopping anging, was nicht zuletzt daran lag, dass die Bekleidungsserien meiner bevorzugten Marken damals echt nicht meinen Geschmack getroffen haben. Dieses Mal ist das anders. Und dann bin ich zu allem Überfluss auch noch bei Barnes&Noble, der größten Buchladenkette der USA, hängen geblieben. Diese Mal sind also auch Bücher im Gepäck und noch etliche Titel in der Memo-Rubrik meines Handys verstaut. Amazon wird sich freuen, über kurz oder lang.
Leticia war heute früh von der Arbeit zu Hause, so gegen kurz vor fünf, und wir sind dann erstmal essen gefahren. Ich dachte mir schon, „Hmmmm, das wird aber knapp mit dem Baseball-Spiel dann“, aber ich wollte nicht quengeln oder drängeln, weil ich weiß, dass sie das Spiel mehr oder weniger mir zu Liebe auf sich nimmt, denn selber hat sie's nicht mit Baseball. Wie waren aber trotzdem rechtzeitig am Autozone Park (ich hasse diese verkauften Namen, egal jetzt ob RheinEnergie-Stadion in Kölle oder Autozone-Park in Memphis) und haben unsere Tickets abgeholt. Wenig später saßen wird auf unseren Plätzen, mit den besten im Stadion, die man für Geld kaufen konnte, und ich habe natürlich die Nationalhymne mitgesungen... *lach... Ich find' die halt schön.
Ich sollte an dieser Stelle vielleicht erklären, dass die Memphis Redbirds kein Major League Team sind sondern nur ein sogenannter Triple-A Club, also vergleichbar mit der zweiten Liga. In einem großen Stadion hätten die Plätze, die wir hatten, nicht 18US$ sondern locker und leicht das fünf- bis zehnfache gekostet. Und für dieses vergleichsweise kleine Geld wurde uns ein sehr kurzweiliges, spannendes und interessantes Spiel geboten. Memphis Redbirds gegen Tucson Padres. Und wie es sich gehört und auch in dem traditionellen 7th-Inning-Lied „Take me out to the ballgame“ gefordert wird, hat das Heimteam 1 zu 7 gewonnen. Es war echt klasse und ich glaube meine Lust am Baseball, die schon in Cooperstown wieder zu glühen begann, ist neu entfacht. Ich werde wohl nicht so schnell wieder viel Geld für ein Major League Spiel ausgeben, weil ich immer noch über das Übermaß an Kommerz und über den Doping-Skandal sauer bin, aber ich denke schon, dass ich auf meinen hoffentlich noch kommenden USA-Reisen versuchen werde, das eine oder andere Minor League-Spiel zu sehen. Da steht das Spiel deutlich mehr im Vordergrund, die Stadien sind gemütlicher und man sitzt näher an der Action und darüber hinaus wird auch das Budget geschont und ein Baseball-Spiel kann, wie man heute gesehen hat, gut oder schlecht sein, egal wie viel Geld man dafür bezahlt. Verständlicherweise ist auch das Bild des Tages heute aus dem Stadion. Der Ballpark liegt mitten in Memphis Downtown und die Skyline bildet den Hintergrund für das Spiel. Ich weiß sicher, wenn ich hier wohnen würde, dann hätte ich ne Dauerkarte.
Morgen früh muss Leticia natürlich wieder arbeiten, aber ich werde selber auch nicht bis in die Puppen schlafen, denn ich will morgen nach Mud Island und mir das Mississippi River Museum ankucken. Auch da war ich zwar schon mal, aber 1995 bei meinem zweiten Besuch in Memphis und das würde ich gerne auffrischen. Morgen hat Leticia auch wieder früh Feierabend und wir folgen einer weiteren kulinarischen Tradition der Südstaaten: Fried Chicken. Ich bin ja mal gespannt. Und dann heißt es auch schon wieder packen, denn übermorgen im Laufe des Vormittags geht es wieder nach Hause. Ich kann nicht glauben, wie schnell die Zeit hier verflogen ist.
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