Reiselogbuch - 2010 Südengland
30. Juli 2010
Hatte ich gestern schon wieder das Wetter gelobt? Ich glaube damit sollte ich für den Rest der Tour vorsichtiger sein. Heute morgen hat's in Truro geregnet und auch den Rest des Morgens während meiner Fahrt zum heutigen Etappenziel wurde es erstmal nicht wirklich besser. Nebel und Nieselregen – so wie man sich englisches Wetter gemeinhin vorstellt. Das hat dann auch dazu geführt, dass ich zwei Besichtigungspunkte heute vormittag ausfallen gelassen habe. Im Sprühregen durch einen der berühmten Gärten von Cornwall zu spazieren war jedenfalls nicht das, was ich mir vorgestellt hatte. Und auch die Hurler Stones, drei Steinkreise aus der Jungsteinzeit waren auf den Höhen des Bodmin Moor im Nebel versunken und ich habe mir das Aussteigen aus dem Auto gespart, denn sehen konnte man sowieso nix. Einzig Restormel Castle, die Ruine einer mittelalterlichen Adelsresidenz, wurde im fieseligen Regen erkundet. Recht schön eigentlich, aber die Highlights des Tages kamen dann am Nachmittag.
Endpunkt der Fahretappe war heute Plymouth. Das ist zwar nicht so sehr weit von Truro, aber ich wollte auch was Zeit haben, mir hier die Stadt anzukucken. Um kurz vor eins war das Auto geparkt und ich habe beschlossen, mich mal wieder auf einen Restaurant-Tipp des Lonely Planet zu verlassen und war im „Platters“ Fisch essen. Gegrillte Schollenfilets – einfach phantastisch. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so leckeren Fisch bekommen habe. Danach bin ich ein bisschen durch den Barbican, die noch erhaltenen Altstadt-Teile am Hafen spaziert. Der Regen hatte zum Glück aufgehört, aber die Wolken hingen noch immer tief. Plymouth gefällt mir echt gut. Hätte ich eigentlich gar nicht unbedingt erwartet, aber das Hafenviertel wurde und wird mit viel Liebe renoviert und es gibt auch einiges zu sehen. Ich hatte schon überlegt, ins Aquarium zu gehen, aber dann dachte ich, als ich wieder an den Kais vorbei spazierte, „Mach doch ne Hafenrundfahrt“. Und da hab ich mal wieder alles richtig gemacht. Statt mich im Aquarium über die dort mit hoher Wahrscheinlichkeit gehäuft auftretenden quengelnden Kleinkinder zu ärgern – okay, nicht über die Kinder sondern mehr über deren Eltern... *lach... – bin ich knapp anderthalb Stunden durch den Hafen von Plymouth geschippert worden und es gab sehr schöne Ausblicke auf die Stadt, die Zitadelle, den Plymouth Hoe (dazu erzähle ich gleich noch was), die Docks und den beeindruckenden Wellenbrecher (sieht man zwar nur aus der Ferne, aber ich finde ihn trotzdem beeindruckend. Vier Millionen Tonnen Steine haben französische Kriegsgefangene 1812 in die Hafeneinfahrt gekippt um den Hafen besser gegen die Elemente abzusichern). Man konnte außerdem schön die andere Seite des Flusses Tamar sehen. Dort ist nämlich schon Cornwall, während Plymouth selber in Devon liegt. Und als Höhepunkt gab es, und das ließ mein Herz natürlich echt höher schlagen, ausführliche Blicke auf den Stützpunkt der Royal Navy, wo sich Fregatten und Atom-U-Boote aneinander reihten. Sehr schön. Da hatte ich auch beinahe schon mein Bild des Tages gefunden, aber dann habe ich gedacht, dass ich Euch übermorgen nach meinem Besuch bei „Meet your Navy“ in Portsmouth noch genug Marine-Kram anbieten kann.
Und damit wären wir beim Plymouth Hoe. (Ich weiß gar nicht ob es der oder die Hoe heißen muss. Egal.) Plymouth Hoe ist eine Art Hochplateau über dem Plymouth Sound und heutzutage ein Park (wo heute unter anderem Kirmes war). Man muss sich das so vorstellen: Plymouth liegt auf einer Halbinsel, die im Westen vom River Tamar und im Osten vom River Plym begrenzt wird. Vor dieser Halbinsel befindet sich der Plymouth Sound wo sich die beiden Flussmündungen gemeinsam auf einer Breite von ca. 3km zum Meer hin öffnen. Die Halbinsel selber besteht im Süden aus einem langgestreckten Hügel, ich schätze mal so 50m hoch und mit steilen Klippen zum Meer hin, auf dem sich im östlichen Teil die Zitadelle befindet. Den Rest, ungefähr drei Viertel des Hügels bildet der/die Plymouth Hoe und nach Norden fällt das Gelände wieder ab und hier liegt die Stadt. Irgendwie ne ganz eigenartige, sehr interessante Geografie. Jedenfalls begab es sich, dass im Juli 1588 ein gewisser Sir Francis Drake, Seefahrer, Vize-Admiral der königlichen Marine, Entdecker, Weltumsegler und der Königin höchsteigener Pirat sein Bowls-Spiel kurz unterbrach als er der spanischen Armada vor der Hafeneinfahrt ansichtig wurde und dann sagte „Och – die Partie spielen wir noch zu Ende und dann kriegen's die Spanier, aber so richtig.“ Und genau das tat er dann auch. Zusammen mit seinem Boss, Admiral Lord Howard, gelang es ihm, mit der zahlenmäßig deutlich unterlegenen englischen Navy, die Armada – dem zur Eroberung Englands ausgezogenen Stolz Spaniens – in mehreren Schlachten zu vernichten. Klar, dass dem Mann auf dem/der Plymouth Hoe ein Denkmal gesetzt wurde. Das ist heute auch das Bild des Tages. Ja, kuckt ruhig. Zu diesem Zeitpunkt am heutigen späten Nachmittag hatte sich die Sonne hervorbemüht. (Im Moment regnet es aber wieder.) Wenn ich wieder zu Hause bin werde ich mal nach ein bisschen Literatur zu Francis Drake forschen. Das könnte ne spannende Lektüre sein.
Morgen geht’s nach Portsmouth und unterwegs gibt’s das ein oder andere Castle zu besichtigen. Hmmmmm – das war heute der dritte Tag ohne Kathedrale. Langsam hab ich Entzugserscheinungen. Aber es werden schon noch wieder welche kommen. So – das reicht für heute. Tut mir leid, wenn die Logbucheinträge auf dieser Tour immer ein bisschen länger geraten, aber es gibt halt einfach so viel zu erzählen. Ich hoffe Ihr habt noch Spaß am lesen. Bis morgen.
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8. August 2010
Ich bin wieder zu Hause :-) Ist zwar jetzt schon was spät – der Flieger war um kurz vor 10 heute abend in Düsseldorf – aber ich schreibe das Logbuch trotzdem noch. Soll ja alles seine Ordnung haben.
Der letzte Tag meiner England-Tour war auch voll mit Eindrücken. Nach dem letzten Traditional English Breakfast der Reise ging es gemütlich nach Duxford. Das liegt nur ein paar Meilen südlich von Cambridge und da wollte ich schon immer mal hin, denn da befindet sich eine Außenstelle des Imperial War Museum – mit dem Schwerpunkt Fliegerei. Tja – der Name täuscht in diesem Fall etwas. Zwar wird das Museum vom IWM betrieben, aber auch von der Duxford Aviation Society genutzt und gemeinsam dokumentieren die beiden hier nicht nur die militärische sondern auch die zivile Luftfahrt Großbritanniens. Da schlug mein Herzchen dann schon ein bisschen höher, als ich die VC-10 und die Trident auf dem Gelände stehen sah. Ein echter Traum – besonders die Trident, die zu meinen absoluten Lieblingsflugzeugen gehört. Und man konnte sogar rein gehen. Auch die militärische Ausstellung war sehr schön. Der amerikanische Pavillion – ein sehr schöner Norman Foster Bau in Beton, Stahl und Glas - war leider etwas zu vollgepfropft für meinen Geschmack, aber in den anderen Bereichen ließ sich teilweise auch in den Hangars sehr schön fotografieren. Und da gab es echt alles was im englischen Luftfahrtbau Rang und Namen hat – von der Spitfire bis zur Concorde. Gut dreieinhalb Stunden habe ich mich dort zwischen den Fliegern getummelt und dann wurde es langsam Zeit, die letzten 25 Meilen nach Stansted zu fahren – denn ein bisschen spotten wollte ich ja auch noch. Das ging auch recht gut – allerdings ist der Verkehr in Stansted nur mäßig spannend, denn er besteht zu 80% aus Ryanair- und EasyJet-Maschinen. Aufregendes gab es eher wenig, obwohl Stansted teilweise sehr schönen Frachtverkehr hat. Leider hat sich der während der anderthalb Stunden Spotten heute rar gemacht.
Und dann war er auch schon rum, mein England-Urlaub 2010. Ein kurzer Abschied noch von meinem treuen Corsa, Gepäck aufgeben und um kurz vor acht hoben wir ab in Richtung Düsseldorf. Dieses Mal war’s ja keine weite Heimreise.
Als Bild des Tages gibt es heute einen Sonnenuntergang, der ja mal so was wie ne kleine Tradition bei den Reiselogbüchern war. Direkt nach dem Start heute abend ging der Blick über die Felder von East Anglia Richtung Westen.
Ja – und was ist jetzt das Fazit der Reise? Alles noch sehr frisch – normalerweise sackt es ja erst mal alles auf nem Interkontinental-Flug durch... *lach... Aber ich versuch’s trotzdem: Es war absolut super. England ist wunderschön und die Tour war genau so wie ich sie mir vorgestellt und geplant habe. Einfach perfekt. Ich würde fast nichts anders machen. Außer vielleicht die Tourdauer. Neunzehn Tage sind fast schon zuviel. Es gibt einfach so viel zu sehen und zu tun, dass man bei mehr als zwei Wochen schon Schwierigkeiten hat, sich an das was am Anfang war zu erinnern. Wenn ich jetzt die Bilder des Tages, die ich Euch geschickt habe durchkucke und als erstes die Steine in Avebury sehe, dann ist das alles schon irre weit weg. Meine nächste England-Reise mache ich also etwas kürzer, aber trotzdem genauso intensiv.
Tjaaaa – das war’s also für’s Reiselogbuch Südengland 2010. Ich hoffe Ihr hattet Spaß am virtuellen Mitreisen. Für Feedback bin ich immer sehr dankbar. Und ganz zum Schluss gibt’s natürlich auch schon den Ausblick auf die nächste Ausgabe: Wenn alles gut geht, dann könnt Ihr im Oktober virtuell mit nach Portugal fahren.
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7. August 2010
Samstag – der letzte volle Tag in England. Morgen abend geht’s zurück nach Hause.
Ich bin grade aus'm Pub gekommen. Heute war ich im „Boathouse“. Erinnert Euch an gestern. Ich habe was gelernt. Während die Pubs von J.D.Wetherspoon zwar in ganz England unter vielen Namen laufen aber doch zu einer Kette gehören, hat's mit Greene King etwas anderes auf sich. „Greene King“ ist eine Brauerei aus Bury St. Edmunds ganz hier in der Nähe und die beliefern etliche der Pubs mit Ale. Ich weiß jetzt nicht wie das mit den Eigentumsverhältnissen aussieht aber Pubs mit Greene King im Türschild gehören wohl, egal wie sie heißen, nicht zu einer Kette.
Heute waren wieder Kathedralen angesagt. Ich hab schon ernsthaft überlegt, ob ich die Reise von „Südengland 2010“ in „C & C 2010“ umbenennen soll. Hmmmmm – denkt mal nach... „Castles and Cathedrals“. Ich glaube das wäre nicht unpassend.
Zuerst stand heute Peterborough auf dem Programm. Das ist ne gute halbe Stunde nördlich von Cambridge und sehr bequem über ne Autobahn zu erreichen. Zuerst bin ich zur Post gestiefelt und habe mir selbst ein Paket nach Deutschland geschickt. Während der Tour ist einiges an bedrucktem Papier zusammengekommen und per Royal Mail war's deutlich billiger den Krempel nach Hause zu bringen als per Air Berlin Übergepäck. Ich war schon auf dem Hinflug ein bisschen über der Freigepäckgrenze aber Air Berlin war kulant. Trotzdem wollte ich es nicht ausreizen und lieber auf Nummer sicher gehen.
Danach ging's zur Kathedrale. Die war früher mal ne Abbey aber im Zuge der englischen Reformation unter Henry VIII. hat sich der damalige Abt von Peterborough persönlich beim König dafür stark gemacht, die Abteikirche in ne Kathedrale umzuwandeln und hatte Erfolg. Deshalb ist Peterborough Cathedral heute eine sehr ansehnliche romanisch-frühgotische Kathedrale und keine Ruine. Die Kathedrale ist außerdem die letzte Ruhestätte von Katharina von Aragon, der ersten Frau von Henry VIII., wegen deren Kinderlosigkeit, oder vielmehr Sohnlosigkeit, er den ultimativen Krach mit dem Papst vom Zaune brach. Und für eine gewisse Zeit war auch Mary, Queen of Scots, hier begraben... in zwei Teilen – wir erinnern uns: Elisabeth I. hatte Mary den Kopf abhacken lassen. Mittlerweile ruht Mary aber in Westminster Abbey.
Von Peterborough bin ich durch die Fens genannten weiten Ebenen von East Anglia nach Ely gefahren. Auch hier gibt’s eine höchst schicke Kathedrale, die es im Gegensatz zu Peterborough schon im 12. Jahrhundert von der Abteikirche zum Bischofssitz gebracht hatte und folglich bei Ausbruch der Reformation außer Gefahr war, bis auf die bunten Fenster, die man damals vor rund 500 Jahren zerstört hat und die erst vor 150 Jahren im viktorianischen Stil erneuert wurden. In Ely ist mir auch endlich das gelungen, woran ich in Salisbury und Winchester gescheitert bin. Ich war auf dem Turm. Genial – mit ner sehr guten Führung und nem phantastischen Blick rund über die hier flache Gegend. Ely lag im Mittelalter noch auf einer Insel, die sich ein paar Meter über das ringsum liegende Marschland erhob. Heutzutage ist das alles trockengelegt und aus den Fens wurden Getreidefelder. Das Wasser muss aber immer noch abgepumpt werden, damit dieser Teil der Grafschaften Cambridgeshire und Suffolk nicht wieder versumpft.
So einiges anderes habe ich heute noch erfahren. Zum Beispiel, dass der Hauptturm der Kathedrale sich eigentlich über der Vierung befand, aber in den frühen Morgenstunden des 22. Februar 1322 eingestürzt ist. Man glaubt kaum, wie viele Turmeinstürze es an den Kathedralen hier in England gab. Neben Ely sind Chichester und Winchester zwei sehr prominente Beispiele. Nach dem Einsturz hat man in Ely keinen neuen Vierungsturm mehr gebaut sondern eine achteckige Laterne in einer mehrere hundert Tonnen schweren Holz-Blei-Konstruktion an seine Stelle gesetzt und dafür den Westturm auf seine heutige Höhe von 66m aufgestockt. Da oben war ich heute und natürlich entstand auch das Bild des Tages von da oben. Der Blick geht über das Langhaus, die Vierungslaterne und die Querhäuser hinweg über die Stadt und hinaus auf die Fens. Man beachte das Wetter ;-)
Zum Abschluss des heutigen Besichtigungsprogramms ging's noch zu den Ruinen der Abtei von Bury St. Edmunds (genau – da wo auch das Bier herkam und wo ich mich bei der Einfahrt in die Stadt ob der großen Zuckerfabrik sehr an meine Heimat erinnert fühlte). Die St. Edmunds Abbey war mal eine der größten und reichsten Benediktinerabteien Englands. Außer nem schönen Park mit ein paar Mauerresten ist davon allerdings kaum was übrig und so blieb Bury St. Edmunds so wie die anderen Abteiruinen, die ich besucht habe auch, dann doch eher hinter meinen Erwartungen zurück.
Morgen steht der letzte Tag noch mal im Zeichen der Luftfahrt. Es geht nach Duxford. Da befindet sich nämlich die Fliegerei-Außenstelle des Imperial War Museum. Außerdem werde ich wohl noch was Zeit zum Spotten in Stansted haben, bevor es Abschied von meinem treuen Corsa nehmen heißt. Diesen Sommer sind's mal ausnahmsweise nicht so sehr viele Flugstunden, die mich von der Heimat trennen. Ich habe heute übrigens ein bisschen überlegt während meiner Fahrten. Ich werde versuchen, Euch morgen von Stansted einen Tagebucheintrag zu morgen zukommen zu lassen und dann am Montag morgen einen abschließenden Von-zu-Hause-aus-Rückblick schicken. Normalerweise endet das Logbuch ja am Tag meiner Rückkehr, aber ich werde morgen abend, sofern Air Berlin keinen Mist baut, erst gegen halb 12 zu Hause sein und dann hab ich wahrscheinlich wenig Lust, noch einen Logbucheintrag zu schreiben. Aber mal kucken. Ihr werdet es morgen oder übermorgen sehen.
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6. August 2010
Heute stand Cambridge auf dem Programm. So richtig groß ist das hier alles nicht und so bin ich nach dem Frühstück zu Fuß losgezogen um die Stadt zu erkunden. Allerdings habe ich meinen Schirm nicht gefunden, was sich später rächen sollte. Okay – ich wollte ja nix über's Wetter sagen.
Cambridge ist schon beeindruckend. Ich habe mir zwei der Colleges angekuckt – Saint John's College und King's College. Beim dritten großen bekannten College, Trinity College, war leider zu. Die Colleges sind da irgendwie sehr schizophren im Umgang mit den Touris. Einerseits zocken sie Dich zwar gerne um die 2,50 bis 5,00 Pfund Eintrittsgeld ab, andererseits hätten sie aber eigentlich doch am liebsten dass man draußen bleibt und sie ihren Bereich für sich haben. Man muss sich das so vorstellen: in den Colleges leben die Studenten und werden auch ausbildungsmäßig betreut, aber man studiert dann doch an einer der Fakultäten der Universität Cambridge. In den Colleges findet man also (heutzutage) nicht unbedingt die Bildungseinrichtungen der Uni. Ist ein bisschen kompliziert, das System, aber das hier ist schließlich England. Ich sag nur „Tradition, Tradition.“ Schließlich ist die Uni Cambridge schon über 800 Jahre alt. Bei 800 Jahren plus bleibt's natürlich nicht aus, dass sich eine ganze Reihe sehr sehenswerter Gebäudekomplexe herausgebildet haben. Am auffälligsten sind da eben die Colleges.
Aber zurück zum heutigen Tag. Ich bin also heute morgen losgezogen und hab mir ganz gemächlich Cambridge angekuckt. Da es wie gesagt nicht so super groß ist kann man da schön gemütlich ein bisschen durch die Stadt spazieren und das hab ich auch getan. Buchläden angekuckt, die Touristen beobachtet... Cambridge ist voll von Touris und vor allem die Asiaten sind ziemlich nervig. Bei denen zählt scheinbar nur, dass sie selber auf dem Foto drauf sind. Was da sonst noch zu sehen ist scheint eher nebensächlich.
So wirklich schlimm war das mit den Touristen aber nicht. Ich stell mir allerdings vor, dass die Stadt so ziemlich proppenvoll ist, während das Semester läuft. Zur Zeit haben die Studenten Ferien und da hält sich in den Colleges dann der Tagesbetrieb in Grenzen.
Cambridge ist ne schöne Stadt. Ich hatte glatt Lust noch mal Student zu sein. Ich glaube das geht hier echt gut. Die Atmosphäre – Touris hin oder her – ist einfach sehr entspannt und studentisch und ich kann mir vorstellen, dass sie die Leute sehr zum Denken anregt und warum einige der größten Wissenschaftler der Menschheit grade hier tätig waren und sind.
Heitere Momente gab es heute auch. Die Colleges liegen alle entlang des River Cam und von den Brücken kann man beim Punten zukucken. Zum Punten braucht man ein flachbodiges Boot und nen langen Stock und dann wird durch den Fluss gestakt. Die professionellen Punter haben das natürlich voll drauf, schippern zwischen zwei und zehn Touris den Fluss rauf und runter und erzählen gleichzeitig auch noch die Geschichte der Colleges an denen man vorbeigleitet. Die meisten von denen sind Studis und können sich das Sportstudio sparen. Punten macht sehr schöne Oberarme... *grins... Man kann als Tourist aber auch ein Boot zum selber Punten mieten. Das ist dann in der Regel kein schöner sondern eher ein Pleiten-Pech-und-Pannen-Anblick und bringt die Insassen des Bootes in der Regel nicht sehr weit. Ich selber habe mir allerdings eine Böötchenstour gespart. Erstens sieht man nicht so wirklich viel mehr als von Land aus und zweitens sind die Preise recht sportlich.
Ich bin stattdessen im Fitzwilliam Museum gewesen. Da war der Eintritt frei und man konnte sich im Kopf mit so verschiedenen Dingen wie Funden aus dem alten Ägypten und Malerei durch die Jahrhunderte bis Picasso beschäftigen. Mal was ganz anderes auf dieser Reise. Leider war die Gemälde-Galerie aber ein überfrachtetes, schlecht organisiertes Chaos, nicht unähnlich der Scottish National Gallery, die mich auf meinem diesjährigen Himmelfahrts-Ausflug nach Edinburgh schon irritiert hat. Auch die archäologische Ausstellung hätte ich anders organisiert, aber ich bin ja nicht gefragt worden. Bereut habe ich den Museumsbesuch trotzdem nicht.
In Anbetracht der Wetterlage bin ich dann aber so langsam Richtung Quartier spaziert und wurde dabei im Laufe des Nachmittags immer schneller und zielstrebiger. Um kurz vor fünf war ich in meinem B&B und habe dann mal einen auf faul gemacht. Ich denke nach dem Mammutprogramm der letzten zwei Wochen ist das auch okay. Heute abend gab's dann zwei Pints Ale und Pubfood im „Waterman“ direkt hier um die Ecke. Die anderen Pubs in der Nähe waren entweder J.D.Wetherspoon- oder Greene King-Ableger und auf nen Retortenpub hatte ich keine Lust.
Morgen geht’s raus auf's Land und noch ein paar Kathedralen ankucken. Die letzten für diese Tour.
Was das Bild des Tages angeht, da habe ich mich heute echt schwer getan. Cambridge ist eher so ein 360-Grad-Erlebnis und lebt von der Atmosphäre. Die kann man halt sehr schlecht in nem Bild einfangen. Ich zeige Euch heute einen der Innenhöfe des Saint John's College mit der College Chapel im Hintergrund. Aber so richtig zufrieden bin ich damit nicht.
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5. August 2010
Ich glaube es wird langsam Zeit, dass ich nach Hause komme. Ich fange an, die besuchten Castles durcheinander zu werfen. Ich glaube ich muss mal ne Liste machen oder auf der Landkarte von English Heritage alles abhaken. Leider ist mir erst gestern die Idee gekommen, bei allen Sehenswürdigkeiten die Türschilder zu fotografieren. Zu dumm. Das wäre schön gewesen für die Bilderpräsentation.
Der Tag heute begann mal wieder mit einem umfangreichen Frühstück. Ich bin jedes Mal froh, wenn was anderes auf der Karte steht als Traditional English Breakfast. Heute morgen gab's zum Beispiel Rührei und Lachs auf einem Crumpet – ein eher undefinierbares Stück Backware. Egal. Dafür ist man nach so nem Frühstück wenigstens den ganzen Tag satt. Ich bin mal gespannt, was die Waage sagt, wenn ich wieder zu hause bin.
Von Littlebourne, wo ich mein Nachtquartier hatte, bin ich nach Herne Bay gefahren. Das war schließlich Ehrensache, mich bei Dianne und Andrew Nutter auf ne Tasse Tee einzuladen. (Die beiden sind die Gast'eltern' der Lehrer, wenn wir mit den Achtklässlern meiner Schule auf England-Fahrt gehen.) Wir haben bei Nutters auf der Terrasse gesessen und erzählt über Gott und die Welt. Dieses Jahr war ich nämlich mit der Schule nicht in Herne Bay und so gab's einiges nachzuholen. Mittlerweile kennen wir uns echt schon ziemlich gut – und seit immerhin acht Jahren. *seufz... Tempus fugit. Tja – und eh' ich mich's versah waren zweieinhalb Stunden rum und ich hatte noch nix wirkliches „geschafft“ heute außer 15 Meilen Fahrtstrecke. Es wurde also Zeit für den Abschied von den Nutters – ich hoffe aber sehr, dass ich nächstes Jahr bei der England-Fahrt wieder mit von der Partie bin.
Die erste Besichtigungsstation des Tages war Rochester. Auch hier gibt’s ein normannisches Castle auf den Resten einer römischen Anlage. Das scheint so ne Art Standard hier in Südengland zu sein. Rochester Castle ist jedenfalls sehr sehenswert. Die innerste Besfestigungsanlage, der Keep (noch am ehesten mit dem Bergfried einer deutschen Burg vergleichbar) mit seinen vier Tümen ist 34m hoch und bietet eine fantastische Aussicht auf Rochester, Rochester Cathedral und den Fluss Medway.
Die Kathedrale ist auch sehr schön. Recht klein und im Mittelschiff noch im romanischen Stil. Angeblich ist den Leuten in Rochester nach der gotischen Umgestaltung des Chores das Geld ausgegangen. Zum Glück, möchte man fast sagen. Ich habe mir die Kathedrale ausgiebig angekuckt und bin dann noch die niedliche High Street rauf und runter spaziert, bevor ich mich gegen 15 Uhr wieder ins Auto geschwungen habe, um zur zweiten Station des Tages zu fahren, nach Colchester. Ne gute Stunde hatte ich dafür angesetzt, so dass mir noch genügend Zeit für eine Besichtigung des Castles und vor allem des Museums mit römischen Funden bleiben würde. Hätte auch eigentlich kein Problem sein sollen, da die Fahrt fast komplett über Autobahnen oder mehrspurige A-Landstraßen gehen sollte. Hmmmmm – ich hab mich da allerdings gewaltig verkalkuliert. Zum einen gab's fetten Stau an der Einfahrt zum Themsetunnel in Dartford Crossing (ich wäre ja lieber über die Brücke gefahren, aber die ist nur für die Themseüberquerung von Norden nach Süden da) und dann habe ich auf der M11 auch noch in einer Baustelle die falsche Spur erwischt und die richtige Ausfahrt verpasst. Der Umweg war bis Chelmsford nur ne normale Landstraße und so stand ich erst um 5 in Colchester im Parkhaus. Ihr könnt's Euch wahrscheinlich schon denken – Castle und Museum machen um 5 zu. Mist. Ich habe also noch ein paar Fotos von der normannischen Burg von außen gemacht und bin noch ein bisschen durch Colchester spaziert, bevor ich um halb sechs auf dem Weg nach Cambridge war. Was soll ich sagen? Colchester hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Von einstiger Größe – es war unter dem Namen Camulodunum die erste Hauptstadt der römischen Provinz Britannien – ist nichts geblieben. Irgendwie hat's mich ein bisschen an Euskirchen erinnert – grundsätzlich ne Stadt mit Potential, die aber nicht wirklich was aus sich macht. Und das Publikum ist ziemlich asi. Ups – hab ich das grade wirklich gesagt? Naja, Ihr wisst ja wahrscheinlich sowieso, was ich von meiner Geburts- und Heimatstadt halte. Da darf ich das sagen.
Gut anderthalb Stunden habe ich dann noch bis Cambridge gebraucht. Damit bin ich also jetzt im letzten Quartier der Reise angekommen. Morgen geh ich mir die Colleges ankucken und was es sonst noch so zu sehen gibt in Cambridge. Da kriegt der Corsa noch mal ne Pause. Aktueller Zwischenstand übrigens: rund 1500 Meilen und ca. 14,4GB in ca. 5200 Bilddateien. Noch Fragen? :-)
Als Bild des Tags gibt es heute den Blick von Rochester Castle auf Rochester Cathedral. Mal ein bisschen ne andere Perspektive.
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