15. August 2017

Heute war wieder ein Fahrtag... der letzte Fahrtag... ich bin in Laval, das ist einer der Orte, die zum Großraum Montreal gehören. Relativ in Flughafennähe. Wobei ich morgen eigentlich noch den ganzen Tag habe, denn mein Flieger startet erst morgen abend um kurz nach zehn in Richtung Paris. Es reicht also, wenn ich den Beetle zwischen sieben und acht abliefere. Womit ich mir den morgigen Tag vertreibe, das werde ich mal sehen. Geplant ist natürlich noch mal ne Runde Spotten hier in Dorval. Aber das kommt natürlich auch auf's Wetter an. Wovor ich grade versuche mich zu drücken, das ist das Koffer packen. Schwer nötig wäre das ja eigentlich gar nicht, wenn da nicht a) die zerbrechlichen Gegenstände (zwei Tassen und acht Bierflaschen) sicher verstaut sein müssten und b) das Gewicht jedes einzelnen Gepäckstücks nicht über 23kg liegen dürfte. Ich fürchte, ich werde mich dieser Aufgabe gleich dann doch stellen müssen.
Heute morgen habe ich nach nem kurzen Starbucks-Frühstück das gemacht, was bei dieser Tour bisher noch gar nicht ernsthaft passiert ist. Ich war shoppen. In einem Vorort von Ottawa gibt es nämlich ein Outlet mit einigen meiner bevorzugten Marken, und ich habe meinen Vorrat von Gap-Tshirts aufgefüllt. Anschließend begann die Rückfahrt nach Montreal, aber nicht so, wie ich vorgestern gekommen bin, sondern auf der québecer Seite des Ottawa River. Hier ist, wie ich heute feststellen konnte, die Landschaft deutlich spannender als auf der Strecke über den Trans-Canada-Highway, die ich am Sonntag gefahren bin, wo alles nur platt war. Die A-5 führt durch hügelige Gegend und man hat immer wieder schöne Ausblicke auf den Ottawa River, der hier nach Nordosten fließt (und kurz vor Montreal in den St.Lorenz-Strom mündet). Der Fluss ist ziemlich groß und breit, was ich nicht so wirklich auf dem Schirm hatte. Am Nordufer, wo ich jetzt unterwegs war, gibt es auch den Parc national de Plaisance, der einen Teil der Feucht- und Sumpfgebiete des Ottawa River schützt. In der Hoffnung, noch den einen oder anderen Vogel auf die Liste zu bekommen, bin ich hier ein bisschen auf den Wegen, die durch den Park führen, spazieren gefahren. Es gibt auch einen Steg und einen Beobachtungsturm, aber da hatte ich schon nicht mehr so richtig Ruhe, denn es drohte mal wieder ein Gewitter. Die Pirsch war also nur mäßig erfolgreich. Ein paar Enten, ein paar Rotschulterstärlinge, ein Eastern Kingbird (den hatte ich auf dieser Tour noch nicht) und ein paar Biber-Burgen (der Park hat die höchste Biber-Dichte in ganz Québec). Leider haben die Biber sich nicht blicken lassen, und so bleibt als Bild des Tages nur eine Landschaftsaufnahme vom Parc national de Plaisance, mit dramatischem Himmel.
Im weiteren Verlauf der Fahrt bin ich am Flughafen Mirabel vorbeigekommen. Das sollte in den 1970er Jahren mal der neue Flughafen von Montreal werden, mit kühnen Plänen und einem avantgardistischen Layout. Für eine Übergangsphase sollte Dorval noch den inländischen und amerikanischen Verkehr abwickeln. Mirabel wurde rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 1976 fertig und die internationalen Fluggesellschaften wurden zum Umzug gezwungen. Aus verschiedenen Gründen – Entwicklungen in der kanadischen Wirtschaft und in der Flugzeugtechnik, die Flugzeuge mit größerer Reichweite mit sich brachten – konnte sich der Flughafen in Mirabel aber nicht durchsetzen. Die Hochgeschwindigkeitsbahnverbindung nach Montreal-Zentrum wurde nie gebaut, die Autobahnanbindung blieb rudimentär und letztendlich wurde Montreal-Dorval wieder für den internationalen Verkehr freigegeben. Niemand wollte mehr den  Flughafen auf der grünen Wiese, rund ne Stunde vom Stadtzentrum entfernt, nutzen. Am 31. Okt0ber 2004 fand in Mirabel der letzte Passagierflug statt. Zehn Jahre später wurde das Terminal abgerissen. Was blieb, das sind zwei schöne 12.000 Fuß lange Pisten, ein bisschen Frachtverkehr und das Flugzeugwerk von Bombardier. Der drittgrößte Flugzeughersteller der Welt entwickelt und montiert hier seine Regionaljets und auch seinen neuen Hoffnungsträger, die CSeries, die schon jetzt großen Einfluss auf die Luftfahrtbranche hat. Was es allerdings bei Bombardier leider nicht gibt, das ist ein Besucherzentrum. So blieb mir also nichts, als in Mirabel ein bisschen am Zaun entlang zu fahren, den Verfall in Augenschein zu nehmen und an die Zeiten zu denken, wo sich hier Jumbos von Lufthansa, British Airways, Air France oder Air India ein Stelldichein gaben.
Von Mirabel war's noch ein halbes Stündchen bis Laval, meinem letzten Quartier für diese Tour. Morgen geht’s nach Hause.
So, ich glaube ich muss mich jetzt noch ein bisschen mit Packen beschäftigen. Ich vermute nämlich nicht, dass das diese Nacht die Heinzelmännchen für mich erledigen.

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