13. August 2017

Heute ist Sonntag und ich hab mir nen faulen Tag gemacht... okay, RELATIV faul...Ich hab erst mal lange geschlafen und dann einfach noch ein bisschen Zeit vergammelt. Das Hotelfrühstück hab ich sausen lassen, denn auf den gleichen Stress wie gestern hatte ich wenig Lust. Gegen halb 12 bin ich von Dorval aufgebrochen und direkt auf die Autobahn, mit einem kleinen Abstecher zu Tim Horton's für ein sehr spätes Frühstück.
Was soll ich sagen? Heute wäre perfektes Spotter-Wetter gewesen. Weiß-blauer Himmel und ein lustig-frisches Windchen. Aber ich wollte ja heute nach Ottawa. Die Fahrt dort hin hat nicht allzu lange gedauert, denn es waren nur rund 190km zu bewältigen, noch dazu auf der Autobahn. Dazu muss man allerdings sagen, dass hier in Kanada auf den Autobahnen Tempo 100 (Kilometer pro Stunde) ist. Während man in Québec – zumindest nach meinen Beobachtungen – eine recht mediterrane Einstellung zum Auto und zum Autofahren hat (das müssen die französischen Gene sein), ist man in Ontario knall hart. Wenn man hier auf der Autobahn mit 20km/h zu viel erwischt wird, dann kostet das schon Can$ 95,00 (ca. 65 Euro). Wer in Ontario mit 150km/h auf der Autobahn erwischt wird, zahlt Can$ 10.000,00, das Auto wird auf der Stelle beschlagnahmt, und der Führerschein ist auch sofort weg. Harte Sitten.
Ich war aber brav... und hier in Ontario mit meiner braven Fahrweise auch weit weniger ein Verkehrshindernis als ich das in Québec war. Ihr wundert Euch vielleicht, warum ich die ganze Zeit von Ontario rede. Ich bin heute in die dritte kanadische Provinz, die ich auf dieser Reise besuche, gekommen. Ne dreiviertel Stunde nach dem Start in Dorval bin ich über die Grenze von Québec und Ontario. Hier kann man problemlos wieder Englisch sprechen. Wobei beispielsweise die Beschilderung hier in Ost-Ontario noch zweisprachig ist. Auch Ottawa, wie sich das für die kanadische Hauptstadt gehört, ist zweisprachig. Ottawa hat gut über 900.000 Einwohner und ist damit die viertgrößte Stadt des Landes und liegt in der fünftgrößten Metropolregion. Trotzdem hat Ottawa etwas Kleinstädtisches. Wolkenkratzer fehlen und stattdessen gibt es viel viktorianische Architektur... und auf Englisch getrimmte Pubs... soviel kann ich heute nach einer kleinen Stadtrundfahrt mit dem Kugelporsche schon sagen.
Vorher war meine erste Station hier in Ottawa aber das Canada Aviation and Space Museum. Auch hier war ich 2000 schon mal gewesen. Da war alles noch viel kleiner und es gab etliche Maschinen, die im Außengelände standen. Jetzt hat man das alles in zwei Hangars untergebracht, was ich bei Flugzeugmuseen immer ein bisschen schwierig finde. Aus Platzgründen werden die Flieger sehr ineinander geschachtelt, und dann wirkt so ein Flugzeug einfach nicht mehr so, wie es könnte (und meiner Meinung nach sollte) und gute Fotos werden ebenfalls knifflig. Der zweite Hangar hier im Canada Aviation and Space Museum ist darüber hinaus nur im Rahmen einer gesonderten Führung zu besichtigen, was aber das Mädchen hinter der Kasse wohl bei seiner Einweisung nicht richtig mitbekommen hatte. So kam's dann, dass ich auf meine Nachfrage, wo denn die Maschinen aus dem ehemaligen Außengelände wären, von einem der freiwilligen Mitarbeiter, die im Museum unterwegs waren, die Info erhielt, dass ich dazu eine eigene Führung hätte buchen müssen, aber die letzte für den heutigen Tag hatte schon statt gefunden. Das hat mich dann schon ein bisschen geärgert, vor allem, weil die hier in dem zweiten Hangar auch eine DC-9 haben. Mist. Aber ich werde morgen nicht nochmal hinfahren.
Trotzdem hat das Canada Aviation and Space Museum das heutige Bild des Tages bekommen. Ihr seht, was ich meine mit „ineinander geschachtelt“. Der Flieger mit den Schwimmern vorne links im Bild ist übrigens eine deHavilland-Canada DHC-2 Beaver, mit der ich auch schon mal vor vielen Jahren auf einem Sightseeing-Flug vor Vancouver Island unterwegs gewesen bin.
Im Anschluss an das Luftfahrt-Museum habe ich einen kurzen Schlenker durch die Innenstadt gemacht und dann den Tag am Flughafenzaun ausklingen lassen. Das geht hier, Hauptstadt hin oder her, noch mal nen Tacken gemütlicher zu als in Montreal.
Morgen gibt’s hier in Ottawa Stadterkundung. Ich hab mich schon an der Touristeninformation direkt hinter der Grenze zwischen Québec und Ontario mit einschlägigem Material versorgt. Langweilig sollte mir nicht werden.

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