Reiselogbuch - 2023 Atlantisches Kanada
22. Juni 2023
Hallo zusammen und willkommen zum Reiselogbuch Atlantisches Kanada 2023. Mein diesjähriges Sommerabenteuer hat begonnen. Eigentlich hatte ich für heute gar kein Logbuch geplant, aber während die Boeing 787-10, in der ich sitze, in 38.000 Fuß Höhe gemütlich in Richtung Toronto cruist, habe ich Lust und Zeit, ein paar einleitende Zeilen zu schreiben.
Meine diesjährige Kanada-Reise ist in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes. Zum ersten ist es die längste Reise, die ich je gemacht habe, abgesehen von meinem Jahr in USA. Irgendwie kam bei der Reiseplanung immer noch hier und da ein Stopp und ne zusätzliche Nacht dazu, und jetzt sollen es am Ende über vier Wochen sein.
Zweitens ist die Tour noch ein Teil dessen, was über Corona an Reisen ausgefallen ist. Die diesjährige Reise hätte eigentlich im Sommer 2021 stattfinden sollen, aber damals hat Kanada die Grenzen nicht rechtzeitig geöffnet und so bin ich Norwegen gelandet. Was ja auch nicht das Schlechteste war und im Rückblick sogar ein Segen. Aus Kanada wäre ich nach der Flut nicht so schnell wieder zu Hause gewesen um meine Family zu unterstützen.
Die dritte Besonderheit: ich werde auf dieser Tour vielfach auf meinen eigenen Spuren wandeln, denn viele Stationen habe ich im Sommer 1991 schon einmal besucht. Damals war ich mit Oma Käte hier unterwegs, auf der insgesamt erst zweiten Mietwagenreise meines Lebens, im zarten Alter von 22 Jahren... in einer Zeit ohne Internet, ohne Google Maps, ohne booking.com, ohne Airline-Apps, ohne Online-Checkin und vor allem ohne digitale Fotografie... man kann es sich kaum noch vorstellen. Früher war echt nicht alles besser. Jedenfalls habe ich mir gedacht, dass es sich unter all diesen veränderten Umständen lohnt, diese Gegend noch einmal ausführlich zu bereisen. Ich freue mich, dass Ihr mit dabei seid.
Heute stand Fliegen auf dem Programm. Ich bin mal wieder mit KLM unterwegs... auf Vielflieger-Meilen. Manchmal muss man die auch ausgeben und nicht nur sammeln. Die Reise begann allerdings ein bisschen holperig. Ich bin mit dem BMW nach D'dorf gefahren. Der wartet dort jetzt vier Wochen auf mich. Dann sollte es mit dem Flieger nach Amsterdam gehen. Mit über einer Stunde Verspätung sind wir gestartet, weil erst noch ein technisches Problem behoben werden musste, dann noch zwei Passagiere fehlten und wir dadurch unseren Slot, das Zeitfenster zum Starten, knapp verpasst haben. Leider konnte die Flugsicherung den nächsten Slot für uns erst eine gute halbe Stunde später einrichten. Ich glaube ich war einer der ganz wenigen entspannten Menschen an Bord. Ich hatte nämlich in Amsterdam über vier Stunden Aufenthalt, die so auf drei Stunden schrumpften. Die Zeit habe ich schön mit Spotten am Ende des Flugsteigs G verbracht. Trotz meiner unzähligen Besuche in Schiphol war ich hier noch nie gewesen.
Die 787-10 ist ein feines Gerät, aber zu diesem Urteil trägt bestimmt auch die Tatsache bei, dass KLM mir großzügig ein kostenloses Upgrade auf Premium Economy spendiert hat. Viele Jahre hatte ich auf meinen ersten Flug mit einer 787 gewartet und dann ging es im letzten dreiviertel Jahr ganz flott. Mit dem heutigen Tag habe ich in jedem Modell der 787 schon einmal gesessen.
Unter uns breitet sich gerade die Weite der Provinz Ontario aus,während wir uns im Sinkflug auf den Flughafen von Kanadas größter Stadt befinden. Heute übernachte ich hier in einem Flughafenhotel, denn es geht erst morgen weiter zum Ausgangspunkt meiner Rundreise.
Als Bild des Tages gibt es einen Blick aus dem Flieger-Fenster.
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8. Juli 2023
Um 5:30 Uhr aufstehen ist immer Höchststrafe für mich, erst recht in den Ferien. Die einzige Gelegenheit, wo ich das durchgehen lasse, ist, wenn es auf Safari geht. Ging es heute aber leider nicht. Ich musste um sieben am Fähranleger in Saint John sein um das Schiff quer über die Bay of Fundy nach Nova Scotia zu nehmen. Von St. Andrew's ist das ungefähr ne Stunde Fahrt. So früh morgens an nem Samstag ist das aber kein Problem. Um die Zeit ist hier kaum jemand auf dem Highway unterwegs.
Als ich nach dem Wecken den ersten Blick nach draußen warf, sah ich… nichts. Es nebelte mal wieder… *lach… da machste nix. Zum Glück war der Nebel nicht so dicht, dass er eine zügige Fahrt beeinträchtigt hätte. Ich war pünktlich um kurz vor sieben am Fähranleger und wenig später begann auch schon das Verladen.
Die MV Fundy Rose war zwar deutlich kleiner als das Schiff, das mich von Port-aux-Basques nach North Sydney gebracht hat, aber trotzdem noch ein ziemlich großes Schiff. 1999 bei Daewoo in Südkorea vom Stapel gelaufen, fuhr sie bis 2014 von Athen aus zu den griechischen Inseln. Dann wurde sie an die kanadische Regierung verkauft, die sie ab 2015 bei Bay Ferries auf die Strecke zwischen Digby, Nova Scotia und Saint John, New Brunswick (und nicht zu verwechseln mit St.John's, Newfoundland) schickte.
Von Saint John sah man auf Grund des Nebels überhaupt rein gar nix beim Ablegen und draußen auf der Bucht hatte ich ein bisschen ein Déjà-Vu-Erlebnis. Die MV Fundy Rose zog ihre Bahn durch den Nebel, unter uns die ruhigen Wasser der Bay of Fundy und außer weißem Gewaber nichts zu sehen, ganz ähnlich wie am vergangenen Montag. Im Unterschied zur Fähre am Montag war die MV Fundy Rose aber echt flott unterwegs. Die Reisegeschwindigkeit beträgt 24 Knoten, knapp 45km/h… da kann man nicht meckern. Außerdem hat die MV Fundy Rose deutlich schönere Außendecks. Gab halt nur nix zu sehen. Ungfähr ne halbe Stunde vor unserer Ankunft in Digby hob sich der Nebel, und so bekommt Ihr heute als erstes Bild des Tages einen letzten Blick auf die Bay of Fundy und auf das Kielwasser der MV Fundy Rose.
Nach dem Ausschiffen bin ich einmal quer über die Halbinsel von Nova Scotia drüber gefahren. Dabei kam auch so ab der Mitte der Strecke die Sonne raus. Was mich ein bisschen überrascht hat: die Strecke des heutigen Tages, inklusive der meisten Programmpunkte habe ich bei meinem ersten Besuch in dieser Gegend schon mal erlebt. Aber ich konnte mich außer einer groben Ahnung von der Landschaft an nichts erinnern. Okay, ist auch 32 Jahre her, aber ein bisschen mehr hätte ich schon erwartet, vor allem wo ich genügend Reisen gemacht hab, die länger her sind und an die ich mich besser erinnern kann.
Im Gegensatz zu Neufundland und New Brunswick ist Nova Scotia touristischer. Das habe ich bei meinem Besichtigungsprogramm heute deutlich gemerkt.
Erster Stopp nach der Fähre war Lunenburg. Der Fischerort, 1753 gegründet, war im frühen 19. Jahrhundert so etwas wie ein Modell-Siedlung der Briten in ihren nordamerikanischen Besitzungen. Im Straßenbild kann man das immer noch gut erkennen. Ich bin ein bisschen durch den Ort spaziert, aber irgendwie hatte ich angesichts der vielen Menschen und des ganzen Trubels nicht wirklich Ruhe. Ich bin also relativ bald wieder aufgebrochen und habe in Mahone Bay eine späte Mittagspause gemacht, schön auf ner Bank mit Blick auf die Bucht.
Als nächstes wollte ich nach Oak Island. Auf dieser Insel wird seit über 200 Jahren nach einem dort vermuteten Schatz gegraben. Schon als Kind hatte ich darüber mal was gelesen, und wo ich schon mal in der Gegend war, dachte ich, dass man sich ansehen könnte, was bei den ganzen Bemühungen bisher so raus gekommen ist. Ging aber leider nicht. Die Insel ist Privatbesitz und für Besucher gesperrt, weil dort die vom History Channel produzierte Reality-Fernsehshow "The Curse of Oak Island" gedreht wird. Läuft mittlerweile in der 10. Staffel. Hab ich natürlich nicht gesehen, sonst hätte ich gewusst, dass man da nicht einfach so hinkommt. (Übrigens, falls sich jemand für die Geschichte der Schatzsuche auf Oak Island interessiert, dann empfehle ich den entsprechenden Wikipedia-Artikel. Liest sich gut und man kriegt nen Überblick.)
Auf dem Weg zum letzten Programmpunkt für heute habe ich einen kurzen Stopp an der Gedenkstätte für den Swissair-Flug 111 gemacht, der am 2. September 1998 auf dem Weg von New York nach Genf nur acht Kilometer vor der Küste hier in den Atlantik gestürzt ist. Hmmmm... dieses Jahr auch schon 25 Jahre her, aber an die Nachrichten damals kann ich mich noch gut erinnern. Pünktlich zu meiner Ankunft dort hatte sich auch, der Stimmung angemessen, wieder Nebel auf das Land gelegt.
In Peggy's Cove, dem letzten Stopp für heute, war ich, ähnlich wie in Lunenburg nicht allein, aber das hat mir dort deutlich weniger ausgemacht. Peggy's Cove gilt als einer der, wenn nicht der malerischste Fischerort am der Atlantikküste von Nova Scotia. Nicht zu Unrecht, wie das zweite Bild des Tages zeigt. Mit ein bisschen suchen und probieren hab ich aber ein Bild hingekriegt, das die Idylle ganz gut wiedergibt, auch wenn rechts hinten im Bild die Mengen parkender Autos in Ansätzen zu erkennen sind.
Von Peggy’s Cove aus ist es nur noch ne knappe Stunde über die Landstraße nach Halifax. Ich habe mein Quartier hier in einer AirBnB-Wohnung, ziemlich zentral gelegen. Nach dem Einzug habe ich erst mal die Waschmaschine im Keller angeworfen. Bei so ner langen Reise muss das sein. Für die nächsten drei Nächte wohne ich hier und habe so zwei Tage Zeit, mir die Stadt anzusehen, und vielleicht auch ein bisschen hier zu spotten, wenn das Wetter mitspielt.
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23. Juli 2023
So, ich bin wieder zu Hause. Um viertel vor zwölf heute Morgen bin ich in Düsseldorf gelandet. Die Nacht war übel kurz, nicht zuletzt wegen des schreienden Kleinkindes, das den Flieger wachgehalten hat. Aber insgesamt ist es ja auch nur ein kurzer Flug von Toronto nach Europa.
Hier läuft mittlerweile die zweite Maschine Wäsche und für mich ist es Zeit, ein Fazit der Tour zu ziehen. Wer die Reise verfolgt hat, kann es sich denken: es war einfach super. Meine Idee, nochmal in die Gegend zu fahren, die mir vor 32 Jahren schon gut gefallen hat, war goldrichtig. Die kanadische Atlantikküste ist ein wunderbarer Flecken Erde, vor allem Neufundland, das mich echt richtig beeindruckt und in seinen Bann gezogen hat. Die Zeit auf der Tour – es war ja immerhin die längste Reise, die ich je gemacht habe – verging wie im Fluge und ich habe mich trotz Schlechtwetterphasen nicht gelangweilt.
Apropos Wetter. Selbst wenn Ihr vielleicht den Eindruck hattet, dass ich mit dem Wetter kein Glück hatte, muss ich doch sagen, dass mir der Nebel nicht so schrecklich viel ausgemacht hat. Was natürlich hilft ist ne realistische Einstellung und das Wissen, dass es in dieser Gegend auch über mehrere Tage schlechtes Wetter geben kann. Ich bin von dem Wetter, dass ich vorgefunden habe nicht überrascht worden und war darauf eingestellt. Dazu muss man ja auch sagen, dass es nicht durchgehend schlecht war. Ich hatte tolles Wetter in St. John’s, Twillingate, Charlottetown, St. Andrew’s-by-the-sea, Halifax, auf dem Cabot Trail und auf der langen Fährfahrt. Da kann ich jetzt echt nicht meckern.
Die langen Fahrstrecken habe ich zwar bei der Planung der Tour an einigen Tagen etwas unterschätzt, aber letztendlich war jedes Ziel lohnenswert und ich würde im Rückblick darauf nicht verzichten. Auch der Abstecher nach Saint-Pierre et Miquelon war genau die richtige Entscheidung, auch wenn mich da das Wetter dann doch ein bisschen gezankt hat… *lach… Das vielleicht einzige Manko der Tour: ein bisschen mehr ornithologische Highlights hätten es noch sein dürfen. Ich werde in den nächsten Monaten die Ausbeute mal in Ruhe sichten, aber mit insgesamt nur 58 Vogelarten in vier Wochen würde ich die kanadische Atlantikküste im Sommer nicht als Toppziel für Vogelbeobachtung nennen. Aber ähnlich wie mit dem Wetter war mir auch dies im Vorhinein klar und so hatte ich diesbezüglich auch eine realistische Erwartungshaltung.
Fazit also: absolut gelungenes Sommerabenteuer. Zum Schluss noch ein paar Informationen zur Statistik: fast 5800km bin ich in den vier Wochen gefahren, und die Fotoausbeute liegt knapp unter 10.000, allerdings inklusive der Fliegerfotos aus Toronto. Ich habe dieses Mal auf das Fotografieren mit der Kompaktkamera komplett verzichtet. Alle Bilder in den Logbucheinträgen wurden entweder mit dem Handy oder mit der Spiegelreflex gemacht. Bei schwierigen Lichtverhältnissen hatte das Handy dabei schon ein paar Nachteile, die man in dem ein oder anderen Bild auch sieht, aber bei vielen Gelegenheiten kann man nicht wirklich einen Unterschied zur Panasonic feststellen.
Damit Ihr Euch noch mal vorstellen könnt, wo ich unterwegs war, habe ich heute zwei Karten dabei. Die eine zeigt mit den roten Pfeilen die jeweiligen Tagesetappen bzw. Übernachtungsziele. Die andere gibt einen größeren Ausschnitt von Nordamerika, damit Ihr die Tour geographisch ein bisschen besser einordnen könnt.
Damit ist mein Sommerabenteuer 2023 zu Ende. Ich hoffe Ihr hattet Spaß, mit dabei zu sein. Das nächste Logbuch ist für die Herbstferien geplant, ab Ende September.
Heute habe ich nicht mehr fotografiert. Als letztes Bild des Tages gibt es deshalb heute ein Aufnahme von Dienstag, dem 18.7., als ich die Tagestour nach Miquelon-Langlade gemacht habe. Die Sonne kämpft mit dem Nebel. Das beschreibt doch das Wetter meiner letzten vier Wochen sehr gut.
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9. Juli 2023
Unverhofft kommt oft. Ich habe heute meinen ehemaligen Schüler Kai Bender getroffen. Hat 2010 an der RS BaM Abschluss gemacht. Ich war zwar nicht der Klassenlehrer aber er hatte bei mir Englisch und Geschi. Ich wusste zwar, dass er in Halifax war, weil er gestern einen meiner Facebook-Posts kommentiert hatte. Heute haben wir uns dann komplett zufällig zwischen den Schiffsmodellen im Maritime Museum of the Atlantic getroffen. Verrückt. So klein ist die Welt.
Mein Tag begann heute morgen sehr gemütlich. Ich habe den gestern verlorenen Schlaf nachgeholt und mir dann zur Abwechslung mal selber Frühstück gemacht. Ich hab ja hier ein komplett eingerichtetes Apartment samt Küche.
Wie zentral ich hier wohne, habe ich direkt gemerkt. In nur fünf Minuten war ich zu Fuß am Waterfront Boardwalk. Wie viele andere Städte am Wasser hat auch Halifax seinen alten Hafendistrikt in eine Gegend zum Flanieren, Shoppen, Essen und Spaßhaben verwandelt. Während im Rest von Downtown Halifax sonntägliche Ruhe herrschte, war hier heute richtig was los. Die Haligonians, so nennt man die Einwohner von Halifax, nutzten den ersten schönen Sonntag seit Wochen, um die Angebote des Waterfront Boardwalk zu nutzen.
Ich bin ein bisschen spazieren gegangen, und habe dann die Böötchen gesehen, die zur Georges Island, einer Insel mitten in der Hafeneinfahrt von Halifax, fuhren. "Warum nicht?" habe ich mir gedacht und war wenig später per Boot unterwegs. Das Stadtpanorama von Halifax ist schon ein echter Hammer und hat natürlich das erste Foto des Tages verdient. Ziemlicher Kontrast zu den ganzen Naturaufnahmen und kleinen Örtchen der letzten zwei Wochen.
Auf Georges Island befindet sich das Fort Charlotte, eine ehemalige Befestigungsanlage, die den Hafen sichern sollte. Ich hab mir alles angekuckt, und auch eine kurze Führung durch die Tunnelanlagen unter der Festung mitgemacht. Das erinnerte stark an die Secret Wartime Tunnels in Dover Castle, wo wir jedes Jahr mit den Schülern hinfahren. Nach der Besichtigung habe ich mir aber auch noch Zeit genommen, in der Sonne zu sitzen und die Aussicht zu genießen.
Wieder am Waterfront Boardwalk angekommen, bin ich trotz des schönen Wetters ins Museum gegangen. Gut so, denn zum einen wäre ich sonst wahrscheinlich Kai nicht begegnet, und zum anderen ist das Maritime Museum of the Atlantic sehr schön. Hier wird so ziemlich alles dokumentiert, was mit dem Meer und mit Halifax zu tun hat. Dazu gehört zum einen die Geschichte der Firma Cunard, bis 1998 noch eine der größten Passagier-Reedereien der Welt, deren Gründer Samuel Cunard aus Halifax stammt, aber auch die Geschichte der Konvois im zweiten Weltkrieg, oder die dramatischen Ereignisse um die Halifax-Explosion. Dabei kollidierte am 6. Dezember ein mit Munition beladenes französisches Schiff mit einem anderen Frachter. Die dadurch verursachte Explosion war bis zur Zündung der ersten Atombombe in New Mexico 1945 die stärkste von Menschen verursachte Explosion der Geschichte. Bei dem Unglück, dessen Sprengwirkung ungefähr 2,9 Kilotonnen, also 2900 Tonnen TNT entsprach, kamen fast 2000 Menschen in Halifax und dem gegenüber gelegenen Dartmouth ums Leben. (Zum Vergleich: die Explosionskatastrophe von Beirut 2020 hatte „nur“ eine Stärke von 1,1kT. Die dramatischen Bilder von damals haben wir ja alle noch vor Augen.)
Was natürlich auch nicht fehlen darf im Maritime Museum of the Atlantic ist die Titanic. Neben anderen Schiffsunglücken vor der kanadischen Atlantikküste hat die Titanic eine eigene Abteilung im Museum. Die Geschichte des Schiffs, des Unglücks und seiner Folgen, aber auch was mit den geborgenen Todesopfern, die alle nach Halifax gebracht wurden, geschah, ist sehr eindrucksvoll aufbereitet. Und es gibt sogar etliche originale Ausstellungsstücke von der Titanic, die im Zuge der Bergungsaktionen im April 1912 eingesammelt wurden. Dazu gehört zum Beispiel der Deckstuhl im zweiten Bild des Tages. Ein original Fundstück von damals. Nur die Sitzbespannung hat man rekonstruiert.
Im Museumshop bin ich ein bisschen eskaliert und direkt mit drei Büchern rausgekommen. Naja, muss auch mal sein. Jedenfalls habe ich jetzt schöne neue Lektüre, inklusive einem Buch über Oak Island. Ihr erinnert Euch ja an gestern.
Dem internationalen Hafenstadtflair von Halifax entsprechend gab es das Abendessen heute beim Vietnamesen. Schon gestern abend hatte ich im Pub direkt neben meinem Quartier meine 13-tägige Serie von „Kein Fleisch sondern nur Fisch“ beendet. *lach…
Morgen habe ich einen weiteren Tag, um mir Halifax zu erobern. Eines kann ich aber jetzt schon sagen: es ist super hier. Auf jeden Fall ne Reise wert.
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10. Juli 2023
Heute war ein echt komischer Tag. Als ich heute morgen gegen sieben aus dem Fenster kuckte, waberte Nebel durch die Straßen von Halifax. Ich habe mir also ziemlich Zeit gelassen in den Tag zu starten, denn die letzten Tage wurde das Wetter auch im Laufe des Vormittags besser. Der Plan ging heute aber nur begrenzt auf und so bin ich unter der dicken Wolkendecke losgezogen. Immerhin hatte sich der Nebel aufgelöst.
Halifax am späten Montagvormittag ist zwar nicht mehr so ruhig wie sonntags, aber immer noch ne sehr entspannte Stadt. Ich bin ein bisschen durch die Stadt spaziert, hab kurz in der katholischen St. Mary's-Kathedrale reingeschaut, bin am Rathaus vorbei gekommen und dann den Hügel rauf zur Zitadelle. In Halifax geht es ziemlich hügelauf und hügelab.
Oben an der Zitadelle angekommen, musste ich erst ein bisschen warten, bis ich zum Kassenhäuschen konnte, denn der Bereich dort war für den 12-Uhr-Mittags-Kanonenschuss abgesperrt. Nach dem dicken Bumm gab es dann allerdings nen kleinen Rumms an der Kasse, als der junge Mann auf der anderen Seite nicht meine Fotos vom Parks Canada-Pass akzeptieren wollte und auf dem Original bestand. Das wäre überall so. Aus den Erfahrungen der letzten zweieinhalb Wochen wusste ich natürlich, dass dem nicht so war, denn überall sonst hatte man die Fotos als Eintrittsausweis anstandslos akzeptiert. Das Original hing natürlich brav am Spiegel des Corolla auf dem Parkplatz meines Quartiers. Mit dem Hinweis, dass ich mir gegen die Vorlage des Originals die 12,75 Can$ erstatten lassen könnte, musste ich mich also vorläufig zufrieden geben und habe bezahlt… unter Vorbehalt… *lach…
Wie an den anderen Historic Sites sind auch auf der Zitadelle von Halifax Leute in historische Kostüme gesteckt um die damalige Zeit zum Leben zu erwecken. Die Jungs im Schottenrock im ersten Bild des Tages, die am Eingang die Wachablösung zelebrieren, sind also keine echten Soldaten.
Hinter dem Tor habe ich mich mit einem von ihnen ein bisschen unterhalten. Er hat mir erzählt, dass die meisten von ihnen Schüler und Studenten sind, die hier für Mindestlohn die Touris unterhalten und mit geschichtlichen Informationen versorgen. Er meinte allerdings auch, dass es der coolste Job wäre, den man im Sommer in Halifax für Mindestlohn machen kann. Anschließend bin ich ein bisschen über die Bollwerke spaziert, aber leider hat es dann angefangen zu regnen und ich habe nicht mehr richtig Spaß an der Besichtigung gehabt. Ich bin also zurück ins Quartier und habe Mittagspause gemacht.
Um kurz nach drei hatte sich das Wetter wieder beruhigt und ich hab gedacht, dass ich vielleicht doch noch zum Flughafen fahre, in der Hoffnung auf ein bisschen Spotten. Auf dem Weg dorthin wollte ich aber an der Zitadelle meine 12,75 Can$ zurückfordern. Ich weiß, wirkt jetzt vielleicht ein bisschen kleinlich, für umgerechnet knapp neun Euro da noch mal vorbei zu fahren, aber irgendwie ging es mir um’s Prinzip. Immerhin habe ich anstandslos mein Geld wieder gekriegt und wo ich jetzt schon mal da war, und für den Flughafen immer noch Nieselregen im Wetterbericht angezeigt wurde, bin ich einfach nochmal in die Zitadelle rein, bin ein bisschen über die Anlage spaziert und hab den „Rekruten“ beim Exerzieren zugekuckt. Dabei entstand dann auch das zweite Bild des Tages, das mir überaus gut gefällt. Die zwei Jungs üben Flöte und die beiden Mädels unterhalten sich.
Zum Abschluss des Tagesprogramms bin ich noch zum Point Pleasant Park gefahren und dort ein bisschen spazieren gegangen. Dieser Park liegt an der Südspitze der Halbinsel, auf der sich das Zentrum von Halifax befindet und man hat einen schönen Blick auf die Gewässer rund um die Halbinsel. Ich hab mich gerade entschlossen, mal ne Karte der Gegend mit dran zu hängen, damit Ihr eine bessere Vorstellung davon habt, was hier wo liegt.
Eigentlich wollte ich heute noch mal im Pub neben meinem AirBnB zu Abend essen, aber die hatten heute Ruhetag. Als es dann auch noch wieder zu regnen anfing, habe ich alle Pläne für das Abendessen gestrichen und mir ne Pizza von Domino’s liefern lassen. Das ist ja sowieso eine meiner Nordamerika-Urlaubs-Traditionen. Dazu gab’s noch nen Spielfilm aus dem Streamingdienst in meinem Apartment, „Point Break“ mit Keanu Reeves und Patrick Swayze, einer meiner absoluten Lieblingsfilme. Damit war der Abend insgesamt gerettet.
Morgen früh ist meine Zeit hier in Halifax zu Ende. Schade. Hier gefällt es mir echt gut und ich hätte auch noch mehr Zeit hier verbringen können.
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