Reiselogbuch - 2022 Namibia
8. Oktober 2022
Heute ist dann irgendwie doch nicht so richtig mein Tag... *seufz... Ich sitze hier gerade in einem der drei Restaurants meines Hotels in Swakopmund und habe es nicht mal hingekriegt anständig zu antworten als die freundliche Kellnerin mich fragte, ob ich ne Flasche Wasser haben wollte... muss an dem Sekt liegen, den ich heute vor dem Mittagessen bekommen habe. Wobei... Doofe Pannen gab es schon vorher... Aber der Reihe nach...
Heute hatte ich einen vollen Tag hier an der Atlantikküste zur Verfügung und ich hatte im Vorfeld ein bisschen recherchiert, was man so machen kann. Dabei bin ich auf Mola Mola Safaris gestoßen, eine Firma, die hier in der Gegend Touren anbietet, unter anderem auch Bootsausflüge in die Lagune von Walvis Bay und zu der Robbenkolonie am Pelican Point. So heißt die Halbinsel, die die Lagune zum offenen Atlantik abgrenzt. Da die diesjährige Tour auch unter dem Motto „gönnen“ steht, habe ich die Halbtagesexkursion mit anschließendem Barbecue am Strand von Pelican Point gebucht.
Um viertel vor neun war ich vor Ort und am Ausflugshafen von Walvis Bay war die Hölle los. Schließlich ist Mola Mola Safaris nicht der einzige Anbieter für Bootstouren hier. Um kurz nach neun war endlich auch unser Boot parat zum Einsteigen. Glücklicherweise war das Boot bei weitem nicht voll. Dreizehn Passagiere, mich eingeschlossen, zwei Crewmitglieder und unser Skipper Konrad, mit einem schönen südafrikanischen Akzent beim Englischsprechen.
Wir hatten kaum den Pier verlassen, als hinter uns die ersten Robben auftauchten. Einige von denen leben nämlich im Hafen und werden von den Besatzungen der Ausflugsboote mit Fisch an Bord gelockt, damit die Touristen dann Selfies machen können. Nicht so wirklich mein Fall. Ich finde wilde Tiere sollten auch wild bleiben.
Dass man in Namibia noch nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist, was die Vereinigung von Tierschutz und Tourismus betrifft, das konnte man dann wenig später erleben. Die fischreichen Gewässer hier ernähren nicht nur zigtausende von Robben sondern locken auch Delphine und Wale an. Der Name Walvis Bay ist ja nicht vom Himmel gefallen... *lach... Wir haben denn auch einen Buckelwal und einen Trupp Große Tümmler gesehen. Die Art und Weise, wie aber hier in nächster Nähe zu den Tieren die Boote rumkurvten um den Touristen die beste Sicht zu bieten, dafür hätte man in Kanada oder Norwegen seine Lizenz verloren. Unser Captain war dabei sogar noch echt zurückhaltend. Fotografiert habe ich natürlich trotzdem. Hätte ja auch nix geändert, wenn ich es nicht getan hätte. Gerade die Delphine sind mir recht gut vor die Kamera gekommen und ich wähnte schon das erste Bild des Tages auf der Speicherkarte.
Als nächstes ging es zur Robbenkolonie. Wenn ich hier Robben sage, dann sind damit genau genommen Südafrikanische Seebären gemeint. Mehrere Millionen dieser zur Gruppe der Ohrenrobben gehörenden Tiere bevölkern die Küsten des südlichen Afrika. Interessanterweise gibt es Südafrikanische Seebären auch in Australien. (Zu den Ohrenrobben gehört zum Beispiel auch der Kalifornische Seelöwe. Ohrenrobben findet man in allen kalten und gemäßigten Meeren, mit Ausnahme des Nordatlantiks.) Unser Boot war relativ klein und konnte ziemlich nahe an den Strand ran, so dass wir die Tiere super beobachten konnten. Hier hat es dann auch für ein Bild des Tages gereicht. Bei den Seebären ist richtig was los. Die zanken sich und vertragen sich, toben durchs Wasser oder dösen am Strand, und die Männchen kucken sich auch schon mal giftig an, denn Mitte Oktober beginnt die Paarungszeit. Diese Masse von Seebären vor sich zu haben und die Tiere zu beobachten, war echt sehr eindrucksvoll.
Die Zeit, die wir bei den Seebären verbracht haben, fand ich allerdings recht kurz. Dafür waren wir halt lange auf Delphin- und Waljagd gewesen, was ich persönlich jetzt bei weitem nicht so spannend fand wie die Seebären. Aber ich bin halt auch verwöhnt, was Wale und Delphine angeht.
Wir sind die Küste entlang nach Süden geschippert und nachdem wir die Robbenkolonie und auch den Leuchtturm von Pelican Point hinter uns gelassen haben, wurden diejenigen von uns, die Mittagessen gebucht hatten, an Land gebracht. Den Leuchtturm seht Ihr im zweiten Bild des Tages. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich das Wetter schon wieder etwas beruhigt. Wir waren morgens nämlich bei kräftigem Wind und unter grauen Wolken gestartet.
Das Mittagessen begann mit Sekt und namibischen Austern. Ich habe mich aufs Trinken konzentriert. Nachdem ich diesen September in Whitstable die erste Auster meines Lebens gegessen habe, brauchte ich heute keine weitere Begegnung mit rohen Schalentieren. Während das Essen gegrillt wurde, haben wir uns unterhalten. Ein Schweizer Päärchen aus der Nähe von Genf, eine namibische Familie aus Walvis Bay und meiner einer. Dann war das Buffet eröffnet und es gab Rinderfilet und Langusten vom Grill sowie verschiedene Salate. Sehr lecker. Nachtisch gab's auch und Kaffee.
Danach hatten wir noch Zeit, bis Konrad uns wieder mit dem Boot abholen sollte. Ich habe mich ein bisschen auf Vogelpirsch begeben... und dabei dann endlich bemerkt, dass die Canon statt auf mein eigenes Programm auf Verschlusszeitenwahl stand, und die eingestellte Verschlusszeit war 1/125... Schöner Scheiß. Bei der Sichtung der Fotoausbeute heute Nachmittag im Hotel stellte sich heraus, dass mich die falsche Einstellung schon den ganzen Tag begleitet hatte. Die Mehrzahl der Delphin-, Wal- und Vogelfotos, und auch etliche der Robbenbilder sind unscharf.
Ich habe also erstmal die Kameraeinstellungen korrigiert und dann weiter die Vögel fotografiert und bestimmt. So bin ich dann auch mit Pieter Pretorius ins Gespräch gekommen, dem Chef von Mola Mola Safaris, der auch vor Ort war und beim Barbecue half. Pieter hat früher im Krüger- und im Pilanesberg-Nationalpark gearbeitet und kannte sich auch mit Vogelbeobachtung aus. So hatten wir dann einiges zu erzählen und zu fachsimpeln. Gegen halb zwei kam das Boot um uns zurück zu bringen und auf der Fahrt - das Wasser der Lagune war inzwischen weitgehend ruhig - habe ich noch gute Bilder von Kaptölpeln und Dominikanermöwen machen können.
Auf dem Rückweg nach Swakopmund habe ich noch an einem ruhigen Strandabschnitt angehalten, denn ich wollte auch noch Fotos von Hartlaubmöwen haben (und habe sie dort auch bekommen). Die Hartlaubmöwe ist die zweite wichtige Möwenart hier in Namibia. Immerhin hatte ich bei allen meinen Afrika-Reisen bisher kaum Berührung mit der Küste und der dazugehörigen Tierwelt. Da finde ich das hier gerade sehr spannend. Deshalb gibt es morgen auf dem Weg zurück ins Landesinnere (und wieder ins Warme!) einen Abstecher zur Robbenkolonie am Kreuzkap. Ich bin schon gespannt.
In Swakopmund habe ich bei Spar noch ein bisschen Vorräte aufgefüllt, und mir dann im Hotel erstmal nen Tee gekocht.
Im Moment sitze ich mit nem Glenfiddich 15 in der Hotelbar aufm Sofa. Das Logbuch entsteht auch heute wieder auf dem Handy und wird dann am Laptop poliert und verschickt. Nach dem Auf und Ab des Tages und weil heute Halbzeit ist, fand ich nen guten Whisky einen angemessenen Abschluss des Tages.
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16. Oktober 2022
Ich bin wieder zu Hause… Müde, aber total glücklich. Die letzten zwei Wochen waren randvoll mit fantastischen Erlebnissen, wie Ihr ja wahrscheinlich mitverfolgt habt.
Der Tag heute war ja eigentlich gar kein Reisetag mehr. Um kurz vor sechs heute morgen radierten die Räder unserer Boeing 777-300ER über den Asphalt der südlichen Landebahn in Frankfurt. Bei der Gepäckausgabe gab es zwar ein bisschen Kuddelmuddel, aber dann hatte ich mit etwas Verspätung doch meine Siebensachen beisammen und es ging zum Bahnhof. Da ich noch was Zeit hatte bis der Zug fuhr, habe ich mir noch ein Starbucks-Frühstück gegönnt, und dann ging es per ICE und RE nach Hause.
Fazit… ja, ich glaube, nach den Berichten der letzten 14 Tage ist klar, dass die Reise ein voller Erfolg und ein absolutes Hammer-Erlebnis war. Ich war im Vorfeld sehr gespannt gewesen, wie es sein würde ganz alleine in Afrika unterwegs zu sein und vor allem, alleine auf Safari zu gehen. Das hatte ich bisher nämlich noch nie gemacht. Aber es hat super funktioniert und ich bin mit der Ausbeute, vor allem bei der Vogelbeobachtung hochzufrieden. Immerhin bin ich auf 118 Vogelarten in zwei Wochen gekommen. Damit spielen meine ornithologischen Bemühungen in Namibia in einer vergleichbaren Liga wie Panama und Uganda. Und wo ich jetzt schon bei Statistik bin: der Suzuki und ich haben 4467km in den letzten zwei Wochen zurückgelegt, ein nicht unerheblicher Teil davon auf Schotter- und Salzpisten. Den groben (!) Verlauf könnt Ihr auf der angehängten Karte nochmal sehen. Den Ausschnitt habe ich mit Absicht so gewählt, dass man sich ein bisschen besser vorstellen kann, wo im südlichen Afrika meine letzten zwei Wochen stattgefunden haben. Ich hatte Glück beim Fahren. Ich musste kein Rad wechseln (was bei einer Namibia-Tour eigentlich die Regel ist), aber ich habe jeden Tag, manchmal sogar zweimal, den Reifendruck überprüfen lassen. Man bekommt da in einem Land wie Namibia ein ganz anderes Verhältnis zu. Und hier noch was für die Statistik-Fans unter Euch: 6983 Bild- und Videodateien sind während der Reise entstanden. Dabei war ich vor allem von der Leistung meines Handys überrascht. Ich überlege schon ernsthaft, ob ich in Zukunft die Panasonic überhaupt noch mitnehmen soll, denn Landschaftsbilder kann das Handy auch echt gut.
Zurück zum Fazit. Auch dieses Mal hat mein Reiseveranstalter DERTOUR die in ihn gesetzten Erwartungen voll erfüllt, ja er hat sie sogar übertroffen. Die Hotels, Lodges und Camps waren Spitzenklasse, die Route war gut schaffbar und ließ Zeit für Besichtigungen und Aktivitäten. Für die tatkräftige Unterstützung bei der Planung der Reise und die große Geduld mit meinen Sonderwünschen bedanke ich mich ganz herzlich bei Kristina Keller vom TUI ReiseCenter Bonn Wesselstraße.
Namibia hat sich von seiner besten Seite gezeigt. Afrika vom Feinsten. Landschaft, Tier- und vor allem Vogelwelt, Spaß beim Autofahren, gutes Essen (eigentlich zu gut und zu reichlich, wenn man bedenkt, dass man sehr viel Zeit im Auto sitzt), freundliche Menschen. Es hat echt alles gepasst.
Damit geht die Reisesaison 2022 zu Ende. Der Herbst und der Winter stehen vor der Tür. Zeit, das Erlebte zu verarbeiten, die Bilderausbeute für Frantis World aufzubereiten (ich fürchte, das wird was dauern und in etlichen Etappen passieren, soviel wie da auf der Tour zusammengekommen ist). Aber auch die Zeit, die Touren für 2023 zu planen. Mit Planen ist man in diesen Zeiten ja vorsichtig geworden. Insofern bin ich sehr froh und dankbar, dass alle meine Reisen dieses Jahr so stattfinden konnten wie ich sie mir vorgestellt hatte. Auch für nächstes Jahr ist schon einiges in Planung und Vorbereitung, aber das behalte ich erstmal noch für mich.
Ein letztes Bild des Tages habe ich für Euch. Es ist nicht von heute, denn heute habe ich nicht fotografiert. Das Bild entstand am 6. Oktober und zeigt den Sonnenuntergang im Gebiet des Namib-Naukluft-Nationalparks. Ein schöner Abschluss für das Reiselogbuch Namibia 2022, wie ich finde.
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15. Oktober 2022
Ich sitze in 37000 Fuß Höhe und unsere Boeing 787-9 cruist grade über den westlichen Teil von Sambia. Es ist zwar erst viertel nach vier, aber da außer Fliegen heute nicht mehr viel passiert, dachte ich, dass ich schon mal mit dem Logbuch anfange.
Mein Wecker stand heute morgen auf halb acht. Voll der Luxus. Ich war zwar schon um kurz nach sieben wach, aber im Vergleich zu den letzten vier Tagen, wo die Nacht jeweils deutlich vor sechs zu Ende war, war das heute ein sehr geschmeidiger Start in den Tag.
Programm hatte ich heute keines mehr vor, außer dass ich für das Bild des Tages eine Ansicht von Windhoek haben wollte. Da die Stadt sich über mehrere Hügel erstreckt, ist das nicht ganz so einfach wie es klingt. Meine beiden - ich hatte jetzt beinahe „Gasteltern“ gesagt - jedenfalls die Inhaber meines Guest Houses hatten mir empfohlen, zum Heinitzburg Hotel zu fahren und dort auf der Terrasse was zu trinken. Genau das habe ich dann auch gemacht. Die Fahrt von meinem Quartier in Klein Windhoek dauerte ungefähr zehn Minuten und dann habe ich mir nen Pott Tee bestellt und die Aussicht genossen. War zwar nicht ganz der Blick den ich wollte, aber kann sich doch sehen lassen, wie ich finde.
Schon gestern hatte es auf der Fahrt ein paar Tropfen Regen gegeben und während ich da auf der Terrasse saß, fiel auch der ein oder andere Sprenkler aus den grauen Wolken über Windhoek. Den grauen Himmel sieht man auch auf dem Bild des Tages. Das sind die ersten Vorboten der Regenzeit. Vorteil für mich heute: es war nicht so heiß.
Ich habe ne halbe Stunde dort verbracht, und dann war es Zeit zum Quartier zurück zu fahren. Ich habe die kurze Hosen gegen die Jeans getauscht und die Sandalen gegen die geländegängigen Schuhe. Da ist noch immer Sand aus Sossusvlei drin... *lach... Sneaker hatte ich dieses Mal gar nicht erst eingepackt.
Reinette, die Betreiberin meines Guest Houses, macht von allen Gästen vor der Abreise Fotos. Sehr lustig. Auch ich musste vor dem Jacaranda-Baum im Vorgarten stillstehen. Ich habe ihr direkt gesagt, dass sie meine Erlaubnis hat, das Bild auf Instagram zu posten. Das Quartier war echt cool. Reinette und Tris (ihr Mann) haben keine Mühen gescheut. Das Frühstück war vielleicht nicht so aufwendig wie in meinen anderen Quartieren, dafür war der persönliche Kontakt noch besser.
Um kurz vor elf habe ich mich auf den Weg zum Flughafen gemacht. Der Flughafen von Windhoek liegt rund 40km östlich der Stadt im Nirgendwo. Sehr praktisch, wenn es um die Vermeidung von Fluglärmbeschwerden geht. Nicht so praktisch wenn man hin muss, denn es sind rund 30 Minuten Fahrt bis dorthin.
Der Flughafen von Windhoek hat etwas sehr provinzielles. An einem normalen Tag wie heute gab es folgende Flüge: Qatar Airways nach Doha, Airlink nach Kapstadt und Johannesburg, Ethiopian Airlines nach Addis Abeba, TAAG Angola Airlines nach Luanda und dann heute Abend noch Eurowings Discover nach Frankfurt. Das war's. Nicht gerade der Nabel der Welt. Vor Corona war das ein bisschen besser, aber nicht viel. Also, alles in allem ziemlich beschaulich.
An der Abzweigung zum Flughafen gibt's ne Tankstelle, wo ich den Suzuki ein letztes Mal habe voll tanken lassen. Anschließend bin ich bei Hertz auf den Parkplatz gefahren. Hier wurde es dann beinah unentspannt, als der Mitarbeiter von Hertz meinte, dass der Wagen ja schon ganz schön zugestaubt wäre. Eigentlich würde das Gebühren kosten. Ich habe mich aber tapfer gewehrt und gesagt, dass man nach zwei Wochen in Namibia, einem zwar sehr schönen aber auch sehr staubigen Land, ja kein sauberes Auto erwarten könnte und darüber hinaus war ich bei der Übernahme des Autos in keiner Weise auf mögliche Reinigungsgebühren hingewiesen worden. Der Hertz-Muckel hat es dann auf sich beruhen lassen und auf der Endabrechnung, die eben per Email kam, ist kein Posten für Endreinigung.
Die Gepäckaufgabe lief dann ziemlich flott und die anschließende Wartezeit habe ich mir durch das Beobachten und Fotografieren der paar Flugbewegungen hier vertrieben.
Inzwischen ist unser Flieger über dem Tanganjika-See angekommen. Wenn wir in Addis sind, sollte ich Gelegenheit haben, das heutige Logbuch abzuschicken. Immerhin habe ich dort fast drei Stunden Aufenthalt.
So, inzwischen sitze ich in Addis Abeba am Flughafen. Beim Hinflug ging es hier ja noch recht relaxt zu, aber heute Abend ist hier die Hölle los. Flieger von Ethiopian Airlines gehen nach Beirut, Seoul, Dublin, Kigali, Riyadh, Brüssel, Chennai, Dar es Salaam, Tel Aviv, Hong Kong, Genf und und und… und natürlich auch nach Frankfurt. Dagegen ist der Flughafen von Windhoek geradezu verschlafen. In zwanzig Minuten ist Boarding… Das reicht um das heutige Logbuch fertig zu machen. Morgen gibt es natürlich den letzten Bericht mit dem Fazit der Tour. Ich denke, wer das Logbuch der letzten vierzehn Tage auch nur halbwegs verfolgt hat, kann sich denken, in welche Richtung mein Resümee gehen wird ;-)).
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14. Oktober 2022
Der letzte Morgen im Etosha-Nationalpark. Ich war ein bisschen später dran als geplant, weil ich ja noch Auschecken und den Suzuki beladen musste. Hat aber nichts ausgemacht. Nur 60 Fahrsekunden hinter dem Eingangstor stauten sich schon die Autos. Der Tag heute begann nämlich mit sieben Löwinnen, die links von der Hauptstraße im Gebüsch verteilt lagen. Nach diesem Bilderbuchstart waren es ein paar wunderbare letzte Stunden im Park.
Nach der Löwinnen-Begegnung bin ich zum Klein Okevi-Wasserloch gefahren. Auf der Straße dorthin, kurz vor dem Abzweig zum Wasserloch, sah ich den nächsten Stau. Ich also hin und habe das nächstbeste Auto gefragt, was man denn sehen bzw. suchen würde. "Lions", war die Antwort. Ich habe allerdings erstmal nur eine einzelne Hyäne gesehen, die durch den Busch galoppelte. Da ich ja schon mit reichlich Löwinnen für heute versehen war, wollte ich mich an der weiteren Suche und Rumrangiererei der Autos nicht beteiligen und bin nach Klein Okevi gefahren. Von der Lage und der Umgebung her finde ich das das schönste Wasserloch in der Umgebung von Namutoni. Ich war hier allein und habe den Suzuki schön mit Panoramasicht auf das Wasserloch geparkt. Ein Springbock und viele Vögel, das war's. Aber wie ich in den letzten Tagen ja mehrfach erlebt habe, kann sich sowas schnell ändern.
Ich stand noch gar nicht lange dort, als von der Straße Motorengeräusch heraufschallte. Innerhalb von Minuten war der Parkplatz am Wasserloch voll. „Hmmmm...“, dachte ich, „scheint, dass die Löwen auf dem Weg hier her sind. Alles richtig gemacht.“ Und so war's dann auch. Nach ein paar Minuten Warten erschienen drei Löwinnen aus dem Gebüsch, mit dicken, vollen Bäuchen und teilweise noch blutverschmiert. Gemütlich gingen die drei zum Wasser, und ich hatte einen Platz in der ersten Reihe. Klar, dass die Löwinnen das erste Bild des Tages bekommen.
Nachdem die drei ausgiebig getrunken hatten, machten sie sich auf den Weg zurück ins Gebüsch und ich machte mich auf den Weg zu meiner weiteren Safari.
An den anderen beiden Wasserlöchern gab es die üblichen Szenen trinkender Tiere. Zebras, Gnus, Impalas, Springböcke, Perlhühner, Tauben... Ich habe einfach nur zugekuckt und fotografiert. Aus der Ausbeute habe ich das zweite Bild des Tages ausgewählt.
Um kurz nach neun bin ich ins Camp Namutoni gefahren, denn ich musste für die Rückfahrt noch tanken und den Reifendruck prüfen lassen.
Als ich vor der Rezeption auf den Parkplatz fuhr, stand dort ein Kleinbus mit HH-Kennzeichen und dem Aufkleber ',Filming Vehicle'. Das Auto war mir in den letzten Tagen schon ein paar Mal aufgefallen und so bin ich hin und habe den Mann, der daneben stand, einfach angesprochen. Stellte sich heraus, dass er im Auftrag von arte und dem NDR an einer zweiteiligen Tierdoku über Namibia arbeitet (voraussichtliches Sendedatum in anderthalb Jahren). Wir haben uns sehr nett unterhalten - er ist von Haus aus Biologe und kein Fernsehmensch - und ich habe auch ziemlich viele Fragen gestellt. War hochinteressant. Er und sein Kollege arbeiten schon seit vor Corona an dem Projekt. Die ganze Crew besteht nur aus zwei Leuten. Wir hätten noch lange da gestanden, wenn nicht sein Kollege gekommen wäre und gesagt hätte, „Wir müssen los.“
Nach dem Tanken habe ich einen letzten Stopp am Wasserloch Klein Namutoni eingelegt und die letzten Safarifotos gemacht. Dann bin ich aufgebrochen. Auf dem Rückweg zum Parkausgang standen immer noch Autos bei den Löwinnen, mit denen ich heute morgen den Tag begonnen hatte. Ich habe aber nicht mehr angehalten. Die lagen ja sowieso einfach nur da… *lach…
Die Strecke von Etosha nach Windhoek sind über 500km. Dieses Land ist riesig. Zum Glück alles asphaltierte Straße, auch wenn es mehr Verkehr gab, als ich bisher auf Namibias Straßen erlebt hatte. In der Gegend, so war zumindest mein Eindruck, leben auch mehr Menschen. Otjiwarongo ist ne ziemlich große Stadt. Für die letzten gut 60km von Okahandja nach Windhoek wird aus der bundesstraßenähnlichen B1 sogar eine richtige Autobahn, die A1.
Für meine letzte Nacht wohne ich wieder in einem sehr schönen Gästehaus hier im Osten von Windhoek, allerdings nicht im gleichen wie am ersten Abend. Das Haus heute ist sehr familiär und ich habe mich schon sehr nett mit den Inhabern unterhalten. Was ich außerdem noch hier in Windhoek erledigt habe, ist Bier für den Export nach Deutschland zu kaufen. Bierbrauen können die hier.
Morgen habe ich nen entspannten Vormittag. Der Flieger nach Addis Abeba startet um 14:30 Uhr. Eingecheckt bin ich schon Dank Internet und der entsprechenden App von Ethiopian Airlines. Muss halt nur noch zum Flughafen fahren und den Suzuki zurück geben. Für ein Logbuch sollte es morgen aber auf jeden Fall noch reichen.
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13. Oktober 2022
Ich hatte eine gute Nacht in meinem echt feudalen Quartier. Sogar das Internet schnurrt hier richtig gut. Um viertel vor sechs ging aber der Wecker, denn ich wollte auch heute zeitig im Park sein. Wenn ich nach Hause komme, werde ich mich jedenfalls nicht an das frühe Aufstehen gewöhnen müssen. Ich glaube ich habe hier keinen Tag länger als bis halb acht geschlafen.
Die Gegend hier im Osten des Etosha-Nationalparks unterscheidet sich schon etwas von der im Südwesten. Die Wasserlöcher liegen hier in der Umgebung des Camps Namutoni recht nah beieinander, oft nur zehn Minuten mit dem Auto von einander entfernt. Das macht es schon deutlich einfacher, hier Tiere zu beobachten. Nichtsdestotrotz braucht man, wie immer auf Safari, Glück. Krasse Highlights wie gestern und vorgestern waren heute keine dabei. Trotzdem war es ein guter Tag.
Es ging los mit einem Besuch am Chudob Wasserloch. Hier war heute morgen richtig viel gebacken. Hunderte von Zebras kamen zum trinken, ebenso Impalas, Kudus, Gnus, Giraffen, Springböcke, Oryxantilopen, Perlhühner und tausende andere Vögel. Langweilig wird es an so einem Wasserloch nicht. Aber auch auf den Fahrten zwischendurch gab es genug an großen und kleinen Tieren zu entdecken. Elefanten habe ich auch heute reichlich zu sehen. Um genau zu sein waren das direkt die ersten Tiere nach der Einfahrt in den Park. Ich muss ja gestehen, dass ich zu Elefanten ein sehr gespaltenes Verhältnis habe. Am liebsten sind sie mir in offener Landschaft so auf 100m Abstand.
Meine Highlights des heutigen Tages waren unter anderem: die zwei Elenantilopen-Bullen am Klein Namutoni Wasserloch. Leider recht weit weg und in schlechtem Licht. Trotzdem sehr imposante Tiere und die größte Antilopenart überhaupt.
Ein weiteres Highlight waren die Kirk-Dikdiks. Das sind Zwergantilopen, ungefähr so groß wie ein Feldhase. Im Gegensatz zu den meisten anderen Antilopen, leben Dikdiks monogam und verheiraten sich fürs Leben. Die Tiere sind echt winzig. Kaum vorstellbar, wie in so ein kleines Wesen vier Mägen reinpassen. Dikdiks sind ja schließlich wie alle Antilopen Wiederkäuer. Also, ich hatte heute am gleichen Tag die größte Antilope und eine der kleinsten Antilopen auf der Liste. Da das heute meine erste Begegnung überhaupt mit Dikdiks war, gibt es als erstes Bild des Tages ein Foto von einem Kirk-Dikdik-Böckchen.
Die interessanteste Episode habe ich aber heute Mittag am Wasserloch Klein Namutoni erlebt. Ich war eigentlich schon auf dem Rückweg zur Lodge für eine Mittagspause. Da das Wasserloch aber quasi am Weg liegt, bin ich dort noch mal vorbeigefahren. Großwild war bei meiner Ankunft grade keines anwesend (kam aber dann später in Form von Impalas, Kudus und Giraffen), aber am gegenüberliegenden Ufer saß ein Trupp Afrikanische Weißrückengeier. So am Wasser hatte ich bisher noch nie Geier gesehen und wartete darauf, was jetzt passieren würde. Was soll ich sagen? Die Geier haben gebadet. Aber so richtig ausdauernd und gemütlich. Man erkennt das sehr schön im zweiten Bild des Tages. (Sorry übrigens für den Impalabock, der sich unbedingt ins Bild drängeln musste.) Zum Baden sind die Geier ein Stück weit ins Wasser marschiert, dann wurde erst der einen und dann der anderen Flügel eintauchen, und anschließend noch ein paar mal mit dem Kopf untertauchen und Wasser über den Rücken. Dann zurück an Land. Schütteln und die Flügel zum Trocknen ausbreiten. Sehr ordentlich.
An dem Wasserloch hatte auch ein Afrikanischer Löffler Station gemacht. Löffler sind mit den Störchen verwandt, etwas kleiner als ein Graureiher, und Afrikanische Löffler haben weißes Gefieder. Löffler suchen ihre Nahrung in dem sie durch seichtes Wasser marschieren und ihren an der Spitze löffelförmig verbreiterten Schnabel im Viertelkreis vor sich durchs Wasser ziehen. Genauso suchte auch der Löffler hier im Wasserloch nach Nahrung. Auf seinem Weg am Ufer entlang bewegte er sich dabei zielstrebig auf die Geier zu. Ich war sehr gespannt, was passieren würde, aber mit dem was passierte hatte ich null gerechnet. Vor diesem seltsamen weißen Vogel, der da im Wasser rührend auf sie zu kam, sind die Geier höflich ans Ufer gegangen. Dabei ist jeder einzelne Weißrückengeier doppelt so groß und schwer wie ein Löffler. Wenn man schon mal gesehen hat, wie kompromisslos sich Geier beim Fressen zanken und gegenseitig angehen, dann konnte man sich jetzt nur über die scheinbar höfliche und zurückhaltende Art dieser an sich eigentlich eher wüsten Typen wundern. Im Verlauf der nächsten halben Stunde kamen immer mehr Weißrückengeier zur Badeparty dazu. Ich dachte noch, „Fehlt jetzt nur noch ein Päärchen Ohrengeier, und die Gesellschaft ist komplett“, als schon der erste Ohrengeier einschwebte. Ohrengeier sind deutlich größer und stärker als Weißrückengeier, weshalb sie beim Fressen den Vortritt bekommen. Meistens tauchen sie alleine oder zu zweit auf, und nicht wie die Weißrückengeier in Gruppen. Auch heute waren es insgesamt zwei Ohrengeier, die sich zu der Gruppe Weißrückengeier dazu gesellten. Mit Baden hatten die beiden es aber nicht so. Die haben sich gerade mal die Füße nass gemacht, was getrunken und das war’s.
Ich hatte jetzt eigentlich gedacht, dass sich die Geier nach dem Baden und Trinken wieder auf Nahrungssuche machen und ihre Kreise am Himmel ziehen würden, oder dass sie sich zumindest auf die umliegenden Bäume zurückziehen würden. Aber nein, wie deutsche Touristen auf Mallorca haben sie sich auf dem Strand des Wasserlochs in den Sand gelegt und ein Nickerchen gemacht. Schön mit dem Kopf unterm Flügel, wie sich das gehört. Dass sie nicht auch noch bunt gestreifte Badetücher ausgelegt haben, war auch alles… *lach…
Ich hatte ja gestern schon erwähnt, dass ich es noch viel besser finde, Tiere dabei zu beobachten, wie sie etwas tun, anstatt sie nur zu sehen. Bei den Geiern am Klein Namutoni-Wasserloch bin ich heute voll auf meine Kosten gekommen. Da jetzt aber Ruhe einkehrte und die Hitze echt heftig wurde, bin ich ins Quartier zurück gefahren und habe Mittagspause gemacht. Zu Beginn der Nachmittagssafari, um kurz nach vier, bin ich nochmal in Klein Namutoni vorbeigefahren. Bis auf einen waren alle Geier weg, und der letzte schwang sich wenig später in einen der Bäume in der Nähe.
Auf einen Sonnenuntergang mussten wir heute verzichten. Es gab Wolken. Die Einheimischen rechnen damit, dass dieses Jahr die Regenzeit früher beginnt als sonst. Heute hat es jedenfalls noch nicht geregnet und das vorzügliche Abendessen (Elenantilopensteak) gab es wieder auf der Terrasse mit Blick auf das Wasserloch, das zur Lodge gehört.
Morgen heißt es Abschied nehmen von Etosha und von meinem schönen Quartier hier. Eine Morgensafari gönne ich mir aber noch, bevor ich mich auf den Rückweg nach Windhoek mache.
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