Reiselogbuch - 2016 Uganda
15. Oktober 2016
Der nächste Hammer-Tag... wobei der Höhepunkt bis kurz vor dem Dunkelwerden auf sich warten ließ.
Nach dem Frühstück sind wir von Kluge's Guest Farm aufgebrochen. Die Fahrt ging durch das Hochland von West-Uganda. Dabei hatten wir immer den Blick auf das Ruwenzori-Massiv. Dieser Gebirgskomplex ist im Gegensatz zu den meisten anderen Bergen, vor allem den bekannteren wie Kilimanjaro, Mt. Kenya und den Virunga-Vulkanen, nicht vulkanischen Ursprungs. Die höchste Erhebung ist mit etwas über 5.100m der Margherita-Peak des Mt. Stanley. Dort oben gibt es, Äquatornähe hin oder her, ewiges Eis. Sehen kann man die Schneegipfel des Ruwenzori leider von der Straße aus nicht, denn die befinden sich in der zweiten und dritten Reihe. Trotzdem hat sich das Ruwenzori-Massiv ein Bild des Tages verdient. Diese Berge sind zoologisch und botanisch noch nicht abschließend erforscht, und wenn jemand einer neuen Tier- oder Pflanzenart seinen Namen auf Lateinisch geben möchte, dann hat er hier noch ganz gute Karten. Allerdings ist die Gegend etwas unwirtlich. Zuerst ist es sumpfig und später gibt es Dschungel und darüber alpines und hochalpines Gelände. Man ist hier nie weit weg vom Kongo. Die Straße, auf der wir heute unterwegs waren, verläuft zwischen 30 und 40km von der kongolesischen Grenze entfernt.
In Kasese haben wir ein paar Stopps gemacht, getankt, Briefmarken gekauft und auf dem Markt der Stadt eine Plastikplane erworben. Die brauchen wir, sagt Dani, nächste Woche bei der Bootsfahrt auf dem Lake Bunyoni.
„Nächster Halt: Äquator“. Ich bin jetzt auf der Südhalbkugel. Erst an meinem vorletzten Tag geht es wieder über den Äquator zurück. Wir haben natürlich ausgiebig Fotos gemacht, aber angesichts der Konkurrenz hat das Äquator-Bild es leider nicht zum Bild des Tages geschafft.
Direkt hinter dem Äquator befindet sich die Grenze der Queen Elizabeth Nationalparks. Man merkt das allerdings nicht sofort, denn eine recht viel befahrene Straße führt dadurch und ebenso ein paar Hochspannungsleitungen. Trotzdem haben wir schon auf der Fahrt zu unserem heutigen Quartier, wo wir schon zum Mittagessen angemeldet waren, ein paar Büffel, zwei Elefanten, mehrere Antilopen und etliche Vögel, darunter einen sehr schicken Kampfadler, gesehen.
Der Queen Elizabeth Nationalpark ist zwar nicht ganz so groß wie der Murchison Falls Nationalpark, aber er bietet vom tropischen Regenwald bis zur Savanne viele unterschiedliche Lebensräume und grenzt außerdem an den Lake Edward und den Lake George. Diese beiden der Großen Afrikanischen Seen sind durch den Kazinga Channel verbunden und dort werden wir morgen nachmittag eine Bootssafari unternehmen.
Wir wohnen hier in der Kingfisher Lodge, die hoch oben auf dem Rand des Ostfarikanischen Grabenbruchs liegt, während sich unten der Nationalpark und die Seen erstrecken. Leider war es heute ziemlich diesig, so dass man den Lake Edward gar nicht sehen konnte. Bei guter Sicht wird das Panorama nach Norden durch die Vier- und Fünftausender des Ruwenzori-Massivs begrenzt.
Nach dem Mittagessen sind Nikolaus, Brigitte, Beat und Sandra mit einem der Mitarbeiter der Lodge als Guide in der Gegend spazieren gewesen. Ich habe mich allerdings ausgeklinkt und die Zeit genutzt, mein Gepäck neu zu sortieren und ein bisschen Vogelpirsch zu machen. Beides waren erfolgreiche Aktionen. Um halb vier sind wir alle mit dem Landcruiser zu einer Pirschfahrt im Queen Elizabeth Nationalpark aufgebrochen. Ich muss zugeben, dass wir vom Murchison Falls Nationalpark etwas verwöhnt waren. Ich denke mal, wenn wir zuerst hierher gekommen wären und dann nach Murchison Falls gefahren wären, dann hätte der Queen Elizabeth Nationalpark in unserer Bewertung besser abgeschnitten. Was jetzt nicht heißt, dass wir heute keine gute Safari hatten. Wir haben viele Büffel, Warzenschweine und Wasserböcke gesehen, es gab viele Vögel – darunter mehrere neue Arten – und auch ein Elefant sowie etliche Grasantilopen säumten den Weg. Was allerdings fehlte waren die großen Katzen. Dreißig bis vierzig Löwen gibt es im Park, aber bis kurz nach sechs hatten wir noch keine gesehen. Wir haben dann einen Sundowner-Stopp mitten in der Savanne gemacht, ugandisches Bier getrunken, erzählt, und den Grasantilopen beim Brunftverhalten zugekuckt. Plötzlich klingelte Danis Handy und ein befreundeter Guide teilte ihr mit, wo Löwen gesichtet worden waren. Dann ging alles sehr schnell. Zusammenpacken, aufsitzen, und ungefähr eine Viertelstunde später waren auch wir vor Ort. Uganda ist nicht unbedingt für die Sichtung von Wildkatzen bekannt. Umso mehr freuten wir uns natürlich alle über das sechsköpfige Löwenrudel, das direkt neben der Piste lag... an einer Stelle, wo wir ca. zwei Stunden vorher schon mal vorbeigefahren waren. Da lagen die Herrschaften wahrscheinlich noch gut versteckt in einem Gestrüpp. Entsprechend sind natürlich die Löwen heute das zweite Bild des Tages. Die gähnende Löwin trägt ein Halsband mit Radiosender, denn im Rahmen eines Forschungsprojekts werden die Löwenrudel im Queen Elizabeth Nationalpark alle per Funk bzw. GPS überwacht.
Bis es dunkel war haben wir die Löwen beobachtet und anschließend auf dem Nachhauseweg noch ein kleine Nachtsafari angeschlossen. Morgen geht es wieder recht früh los, denn es steht Schimpansen-Tracking im südlichen Teil des Parks auf dem Programm. Sozusagen als Generalprobe für das Gorilla-Tracking Anfang der kommenden Woche.
P.S. Heute ist übrigens Halbzeit, und ich habe die 100-Vogelarten-Marke geknackt.
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23. Oktober 2016
Ich bin wieder zu Hause... müde, aber glücklich. Um zwanzig vor sechs heute morgen landete meine Ethiopian Airlines-Maschine im kalten, nebligen Frankfurt. Der Flug war nicht wirklich gut, obwohl ich dank einer kurzfristigen Änderung des eingesetzten Flugzeugtyps in den Genuss eine Platzes am Notausgang kam. So konnte ich zwar relativ gut schlafen (und habe auch das Abendessen ausfallen lassen), aber der Flug ist einfach zu kurz um sich richtig auszuruhen.
Der Flug von Entebbe nach Addis Abeba war recht kurzweilig gewesen. Leider lag schon die Dämmerung über Entebbe und dem Victoriasee als wir gestartet sind, aber ich biete Euch trotzdem eine der Aufnahmen nach dem Start als Bild des Tages. Was anderes habe ich ja auch nicht mehr fotografieren können. War ja alles dunkel. Kurzweilig war der Flug vor allem deswegen, weil ich neben einem jungen Zimbabwer saß, der mit seinen Kollegen auf der Heimreise war, nachdem sie drei Monate in Uganda eine tabakverarbeitende Fabrik aufgebaut haben. War ein sehr interessantes Gespräch. Wir haben uns über alles mögliche unterhalten... die Situation der zimbabwischen Gastarbeiter in Südafrika, seine Muttersprache (Shona), das Oktoberfest, Bier, Kino... Ich bin ja normalerweise eher ungesprächig, wenn ich in öffentlichen Verkehrsmitteln sitze, aber gestern habe ich mal eine Ausnahme gemacht.
Der Flughafen in Addis ist ein ziemlich Albtraum und ich spare mir und Euch jetzt die Schilderung. Es war gut, als ich endlich im Flieger nach Frankfurt saß. Die Zugfahrt von Frankfurt nach Hause ging trotz witterungsbedingter Geschwindigkeitsbeschränkung des ICE gut über die Bühne und jetzt sitze ich hier und schreibe den letzten Logbucheintrag, während die zweite Maschine Wäsche läuft...
Ja, also Uganda war fantastisch. Die Reise hat alles gehalten, was ich mir von ihr versprochen habe und meine Erwartungen an vielen Stellen sogar weit übertroffen. Zuerst einmal mein persönliches Pflichtprogramm: Murchison Falls, Nilquelle und der Nil. Absolut umwerfend. Dann das Gorilla-Tracking – für mich ja nicht im Vordergrund bei der Auswahl des Reiselandes, aber doch ein absoluter Höhepunkt in vieler Hinsicht. Die Uganda-Reise hat mich auch von meiner Abneigung gegen Affen bis zu einem gewissen Grad kuriert... wobei ich mich mit Pavianen wohl nie anfreunden werde. Mit Blick auf die Wildbeobachtung bin ich auch nicht enttäuscht worden. Im Gegenteil. Einigen für mich neuen Tierarten bin ich begegnet, und dass wir in Uganda, das nicht für die "Big Five" bekannt ist, auf vier von fünf gekommen sind und sogar Löwen gesehen haben, das ist schon bemerkenswert.
Dann war da natürlich die Vogelbeobachtung. Für Ornithologen ist Uganda ein Paradies. Ich habe grade die endgültige Abrechnung gemacht und bin auf 169 Vogelarten gekommen – bei einer Reisedauer von 15 Tagen. Das ist super – und ich glaube sogar mein persönlicher Rekord für eine Reise.
Und last but not least: die Reisegruppe. Meine erste Gruppenreise seit meiner Brasilien-Tour 2008 und ich habe wieder einen Volltreffer gelandet. Nikolaus, Sandra, Beat, Brigitte und ich – wir waren ein wirklich gutes Team, und hatten mit Dani eine tolle Reiseleiterin und Fahrerin, die sehr, sehr viel dazubeigetragen hat, dass die Tour so ein Erfolg war.
Tja – damit bin ich am Ende des Reiselogbuchs Uganda 2016 und auch am Ende der Reisesaison 2016. Es war ein Jahr meiner persönlichen Reiserekorde: 65.580km in 97 Stunden im Flugzeug. Das hatte ich noch nie in den letzten 47 Jahren. Einzig meine persönliche Bestleistung von 38 Flügen in einem Jahr aus dem Jahr 2007 wurde dieses Jahr um einen Flug verfehlt.
Ich hoffe Ihr hattet Spaß daran, virtuell mit dabei zu sein. Jetzt kommen Herbst und Winter, und die Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und sich mit der Bildausbeute zu beschäftigen. Die nächste Reisesaison startet dann, wenn alles so läuft, wie ich es mir vorstelle, in den Osterferien 2017.
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22. Oktober 2016
Ich sitze am Flughafen von Entebbe, schreibe Logbuch und trinke Stoney, ugandische Ingwer-Limonade (aus dem Hause Coca-Cola)... Ich neige ja dazu, mir in meinen Gastländern eklige Sachen anzugewöhnen.. *lach... Immerhin vertreibt's einem das Warten, denn wie es halt immer so geht: man soll drei Stunden früher da sein und dann dauert das ganze Prozedere nur 20 Minuten. Aber wehe, man ist mal mit der Zeit knapp dran... Immerhin kann ich hier auf das Vorfeld und eine der beiden Pisten kucken, zwar mit Gegenlicht, aber besser als nix. Und mit ein bisschen Glück und Geschick kommen auch noch ein paar anständige Fliegerbilder dabei rum.
Mein letzter Tag in Uganda begann mit einem frühen Aufstehen. Um sechs hat der Wecker geklingelt, denn ich wollte ja zum Mabamba Swamp, um meine letzte Chance auf einen Schuhschnabel zu nutzen. Der Schuhschnabel ist weder ein Storch noch ein Reiher, und wahrscheinlich am nächsten mit den Pelikanen verwandt. Ihn gibt es nur in Ostafrika und er ist auch hier ziemlich selten. Im Mabamba Swamp, einem Sumpfgebiet am Rande des Victoriasees südwestlich von Entebbe, hat man aber ganz gute Chancen, einen Schuhschnabel zu sehen.
Um sieben bin ich mit Joe, dem Fahrer des Lake Victoria View Guesthouse, aufgebrochen. Bis zum Mabamba Swamp sind es auf der Straße gute anderthalb Stunden Fahrt, fast alles Piste. An der Anlegestelle ging es sehr afrikanisch zu, was die Infrastruktur betraf. Aber immerhin musste ich nicht zum Boot waten sondern konnte trockenen Fußes einsteigen. Und dann sind wir zwei Stunden unter der sachkundigen Leitung von Joseph durch die Kanäle der Sümpfe gecruist. Also, „Wir“ ist übertrieben. Ich war alleine an Bord, und wir waren auch die ersten, die heute morgen losgefahren sind. Unser Skipper hat uns souverän gesteuert, und Joseph hatte von Vögeln echt Ahnung... Dabei waren die beiden nach meiner Schätzung noch nicht mal 25 Jahre alt... Schon nach relativ kurzer Zeit, so ner knappen haben Stunde, hatten wir einen Schuhschnabel gesichtet. Aber der befand sich in der Luft und sehr weit weg. Zum Abhaken im Vogelbestimmungsbuch hätte es gereicht, aber das war natürlich nicht das, weshalb ich nach Mabamba gekommen war. Außer dem Schuhschnabel gab es aber auch noch sehr viele andere Vögel. Malachite Kingfisher, Pied Kingfisher, Kormorane, verschiedene Reiher, Bienenfresser, Enten, Blatthühnchen, Kiebitze, Seeschwalben... und oben drüber kreisten die Schwarzen Milane und die Afrikanischen Rohrweihen. Ein wahres Ornithologen-Paradies. Und dann zeigte Joseph zum Himmel, wo sich der Schuhschnabel grade im Sinkflug befand. Der Skipper wendete das Boot und wenige Minuten später hatte ich den prähistorisch wirkenden Vogel im Sucher, und das ist das erste Bild des Tages. Wir haben uns ziemlich Zeit gelassen bei der Beobachtung des Schuhschnabels, aber viel gemacht hat er nicht. Ab und zu mal den Hals gereckt und ansonsten die reptilienähnlichen Augen über den Sumpf gleiten lassen, in der Hoffnung, einen Fisch oder Frosch unglücklich machen zu können.
Als wir schon etliche Minuten mit dem Schuhschnabel verbracht hatten, tauchte dann das nächste Touri-Boot auf. Jeder, der schon mal auf Safari war, weiß, dass es tausend mal besser ist, ein Tier selbst zu finden oder der erste zu sein, der es entdeckt hat, als wenn man nen Tipp bekommt, oder irgendwo hinfährt, wo schon andere Leute ein Tier beobachten. Joseph sah das ähnlich, und strahlte als ich meinte, „We were the first. This is our shoebill.“
Nachdem ich mich an dem Schuhschnabel satt gesehen und satt fotografiert hatte, sind wir noch ein bisschen weiter auf Pirsch gefahren und ich hätte heute etliche Vogel-Fotos im Angebot für das zweite Bild des Tages gehabt. Ich habe mich für ein Jacana, auch Blatthühnchen genannt, entschieden. Man beachte die riesigen Füße, die dem Vogel erlauben, problemlos über Seerosenblätter zu laufen und nach Nahrung zu suchen. Deshalb hat er im Englischen auch den Spitznamen „Lily Trotter“.
Auf der Rückfahrt hat Joe es dann gemacht, wie die Heiligen Drei Könige. Wir kehrten auf einem anderen Weg zurück... nämlich mit der Fähre über den Victoriasee. Das war sehr lustig und ich bin mit zwei Einheimischen nett ins Gespräch gekommen, über das Wetter in Deutschland, und das Leben in Deutschland... und ich bekam auch eine der afrikanischsten aller Fragen gestellt: „Is there corruption in your country?“... *schmunzel...
Wieder im Lake Victoria View Guest House gab es ein schönes Mittagessen und dann habe ich noch ein bisschen relaxt und anschließend meine Taschen gepackt und nochmal unter die Dusche gesprungen. Ich bin schon heilfroh, dass ich bei Ethiopian zwei Gepäckstücke à 23kg aufgeben konnte.
So, jetzt gleich bringe ich das Reiselogbuch auf den Weg. Bin mal gespannt, ob das WLAN hier im Flughafen ausreichend Power hat. Morgen gibt es, sofern mit Ethiopian Airlines alles glatt läuft, noch einen letzten abschließenden Logbucheintrag... und dann sind die Herbstferien rum. Ich muss sagen, die letzten beiden Wochen waren extrem intensiv, und es ist jetzt auch Zeit nach Hause zu kommen.
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21. Oktober 2016
Ich bin wieder in Entebbe... und ich bin wieder alleine. Für Nikolaus, Sandra, Beat und Brigitte endete die Reise heute schon und ich denke, dass auch Dani inzwischen wieder sicher zu Hause in Jinja angekommen sein wird. Für mich ist es auch nur noch einmal schlafen, aber morgen vormittag gibt es noch einen Spezial-Programmpunkt für mich. Aber dazu gleich.
Heute morgen konnten wir echt gemütlich in den Tag starten, denn Dani hatte unsere Abfahrt erst auf halb zehn angesetzt. Richtiges Programm gab es keines, wenn man von einem Stopp am Äquator absieht. Der Rest bestand aus Fahren.
Durch den Nationalpark mussten wir zwar nicht mehr, aber da der Lake Mburo Nationalpark nicht eingezäunt ist findet man die Tiere auch auf der Zufahrtsstraße und so konnten wir heute noch einmal Impalas, Büffel, Zebras und einen Buschbock bewundern.
Ich bin ein großer Fan von Zebras. Das sind echt Gute-Laune-Tiere. Deshalb bekommen sie auch heute das erste Bild des Tages. Die Zebras in Uganda sind Steppenzebras der Unterart Grant-Zebra, der kleinsten und häufigsten Zebra-Unterart. Wenn Ihr sie mit den anderen Zebra-Fotos auf meiner Webseite vergleicht, dann fällt auf, dass sie die Beine bis auf die Hufe runter gestreift haben.
Die weitere Fahrt ging wie schon gestern auf der Hauptstraße von Kampala nach Kigali (der Hauptstadt Ruandas) und die vielen Siedlungen und Städte, die wir passiert haben, boten ähnliche Aus- und Einblicke ins Alltagsleben der Ugander, wie wir sie schon gestern und auch in den ganzen vergangenen Tagen gesehen hatten. Was wir heute allerdings erlebt haben und womit wir bisher auf unserer Tour noch nicht konfrontiert waren, das war ein richtig schwerer tropischer Regen. Zuerst wurde der Himmel schwarzgrau, starker Wind kam auf und dann hat es geschüttet wie aus Eimern. Zum Glück sind die Leute das hier gewohnt. Man geht dann halt eben nach drinnen oder stellt sich unter. In kürzester Zeit waren die Straßen, auf denen sich eben noch das Leben abgespielt hatte, leer, und das Wasser schoss als rotbraune Brühe durch die Straßengräben und Entwässerungskanäle. Richtig heftig. Leider habe ich aus unserem fahrenden Landcruiser davon keine guten Bilder machen können. Dafür gibt es aber als zweites Bild des Tages ein Foto vom Kochbananenmarkt in einem der Orte an der Strecke. Die Mopeds und Fahrräder der Bananentransporteure stehen im Regen und die Jungs haben im Hintergrund irgendwo Unterschlupf gefunden.
Trotz des Wetters sind wir gut voran gekommen und waren nach rund zwei Stunden am Äquator, wo wir eine kleine Mittagspause eingelegt haben. Es gab Kochbananen-Fritten mit Guacamole in einem der dortigen Lokale/Andenkenläden. Der Äquator ist an dieser Stelle nicht wirklich schön. Es gibt etliche Souvenirshops und viele Touristen halten hier an. Da war's letzte Woche, am Eingang zum Queen Elizabeth Nationalpark, deutlich besser. Da gab's nur den Busch und die Straße und das Denkmal und uns. Nach dem Essen haben wir noch ein bisschen Souvenirshopping betrieben. Ich habe zwei Körbe für meine Küche erstanden. Jetzt muss das Obst nicht mehr einfach auf der Anrichte liegen.
Um kurz vor drei waren wir wieder am Lake Victoria View Guesthouse, wo letzte Woche Montag unsere Reise begonnen hatte. Nikolaus und Sandra hatten noch in Ruhe Zeit, sich frisch zu machen. Die beiden reisten heute als erste ab – Sandra wie ich (halt nur nen Tag früher) mit Ethiopian Airlines über Addis Abeba, Nikolaus mit Qatar Airways über Doha direkt nach Berlin. Dani hat die beiden um vier zum Flughafen gebracht und da sie selbst von dort mit dem Landcruiser direkt nach Jinja wollte haben wir uns auch von ihr verabschieden müssen. Beat und Brigitte hatten noch ein bisschen mehr Zeit denn ihr Flieger (KLM nach Amsterdam) ging erst heute abend spät. Ich habe ein bisschen Siesta gemacht, ein kleine Vogelpirsch im Garten des Guest House angeschlossen und dann haben wir zu dritt auf der Terrasse vor meinem Zimmer gesessen und beim Sundowner-Bier bzw. -Wein dem Sonnenuntergang über dem Victoriasee zugekuckt. Dann gab es noch ein gemeinsames Abendessen und um viertel nach acht wurden auch meine beiden Schweizer Reisegefährten zum Flughafen gebracht.
Morgen früh geht noch mal um sechs der Wecker für mich. Ich habe nämlich noch einen Ausflug zum Mbamba-Sumpf vor, wo es Schuhschnäbel gibt. Eine letzte Vogelsafari also. Gegen Mittag sollte ich dann wieder hier im Guest House sein, dann wird gepackt und um halb vier geht’s zum Flughafen hier in Entebbe. Es kann übrigens sein, dass es morgen kein Logbuch gibt. Ich habe zwar vor, den Eintrag in Entebbe am Flughafen zu schreiben und zu schicken, aber ob das Internet dort geht, das kann man natürlich nicht wissen. Es wird aber auf jeden Fall für morgen ein Logbuch und am Sonntag einen abschließenden Eintrag mit Fazit der Tour geben. Eventuell kommt dann eben beides im Laufe des Sonntags.
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20. Oktober 2016
Die letzte Nacht war doof... auf der Zielgraden der Reise hat mich doch noch die „Turista“ erwischt. Tja... das war's mit ruhigem Schlaf... gegen sieben habe ich endlich die Reißleine gezogen und zwei Imodium eingeworfen. Da war dann erst mal Ruhe und ich bin ganz gut, wenn auch sehr übernächtigt, durch den Tag gekommen.
Nach dem Frühstück sind wir vom Lake Bunyonyi aufgebrochen zur letzten Station unserer Rundreise, dem Lake Mburo Nationalpark. Rund vier Stunden dauert die Fahrt – weitgehend auf guten Straßen, denn die Strecke führt über die Straße, die Kampala mit der ruandischen Grenze verbindet. Das bedeutet zwar viel Verkehr, vor allem LKWs, aber auch spannende ugandische Straßenszenen, wie Bananenmärkte, kleine Siedlungen und auch größere Städte durch die man durchkommt. Da wäre schon das eine oder andere Bild des Tages dabei gewesen. Ich habe mich dann aber doch für heute anders entschieden.
Nach der Ankunft in unserer Lodge am Rande des Lake Mburo Nationalparks gab's erst Mittagessen und dann ein bisschen Siesta, die ich auch ausgiebig genutzt habe, um den verpassten Nachtschlaf nachzuholen. Um viertel nach drei sind wir nach kurzer Fahrt bis in den Park auf Pirsch gegangen. Wirklich gegangen, denn wir haben in Begleitung einer ugandischen Rangerin – Allen... mit typisch ugandischer, nervenaufreibender Langsamkeit und dem typischen Schluffschritt – eine Fußsafari gemacht. Das geht hier im Park ganz gut, denn außer Büffeln (und Leoparden, aber die zählen ja nicht wirklich) gibt es hier kein gefährliches Großwild. Trotzdem hatte Allen lässig die Kalaschnikov über'm Arm, wobei ich ziemlich sicher bin, dass ein wütender Büffel uns alle längst platt getrampelt hätte, bevor Allen den ersten Warnschuss abgegeben hätte. Interessant war die Fußsafari aber auf jeden Fall. Wir haben fast alles an Großwild gesehen, was der Lake Mburo Nationalpark zu bieten hat: Büffel, Zebras (unsere ersten auf dieser Reise, denn in den anderen Parks wo wir waren gibt es keine Zebras), Impalas (siehe Bemerkung zu den Zebras), Wasserböcke, Warzenschweine, Topis, Paviane, Grüne Meerkatzen, eine Zwergmanguste und viele Vögel. Und - und damit wären wir beim ersten Bild des Tages – Elenantilopen. Elenantilopen sind die größten Antilopen der Welt... sehr eindrucksvoll mit einer Körpergröße, die fast an einen Büffel heranreicht, und leider auch selten und scheu. Auf all den Safaris, die ich in meinem Leben schon gemacht habe, habe ich erst zwei Mal Elenantilopen gesehen. Einmal vor 31 Jahren im Tsavo-West-Nationalpark, auf große Entfernung fast am Horizont. Und einmal einen einzelnen Bullen im Krüger-Nationalpark. (Ich weiß leider nicht mehr genau wann das war und kann es hier auch nicht nachkucken. Es war aber auf jeden Fall in meiner vor-digitalen Zeit.) Umso mehr habe ich mich über die beiden Elenantilpen heute gefreut, und auch wenn das Bild nicht so dolle ist, finde ich es als Bild des Tages passend.
Nach rund zwei Stunden Fußmarsch hat Dani uns am vereinbarten Treffpunkt wieder aufgesammelt und wir sind zum Ufer des Lake Mburo gefahren. Dort gab's dann ein Sundowner-Bier und ein wunderbares Panorama, das Ihr im zweiten Bild des Tages seht. Die Flusspferde schnauften und prusteten, die Pied Kingfisher boten Flugshow und die Warzenschweine waren fast handzahm, ohne aufdringlich zu werden. Auf der Rückfahrt haben wir noch ein paar Giraffen gesehen, was deshalb bemerkenswert ist, weil erst vor ein paar Jahren fünfzehn Rothschild-Giraffen aus dem Murchison Falls Nationalpark zum Lake Mburo gebracht wurden, um Giraffen hier wieder heimisch zu machen. Der größte Teil der Rückfahrt war dann Nachtsafari, aber außer den leuchtenden Augen von Büffeln, Zebras und Impalas gab es nichts mehr zu sehen.Trotzdem ein schöner Safarinachmittag zum Abschluss.
Morgen fahren wir erst um halb zehn los. Yay! Es geht zurück über den Äquator und durch die Außenbezirke von Kampala nach Entebbe. Für Nikolaus, Sandra, Beat und Brigitte ist nämlich heute schon der letzte Abend. Morgen sitzen die vier schon in ihren jeweiligen Fliegern nach Hause. Deswegen haben wir uns auch heute schon „offiziell“ von Dani verabschiedet und das Trinkgeld überreicht, was im Gegensatz zu meiner Brasilien-Tour vor acht Jahren dieses Mal nicht zu Verwerfungen und großen Diskussionen geführt hat.
Für mich ist morgen der vorletzte Tag, und ich denke, dass es auch morgen wieder viel zu erzählen geben wird.
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