18. Oktober 2025
Dass sich meine Maskarenen-Tour so in eine Naturreise verwandeln würde, das hatte ich in dieser Intensität gar nicht wirklich geplant. Mauritiusfalken, Réunionweihen (dazu ab morgen mehr) und vielleicht der ein oder andere weitere endemische Vogel, darauf hatte ich gehofft und damit hatte ich auch gerechnet. Aber es ist doch schon ziemlich intensiv hier. Heute war schon der vierte Tag in dieser Woche, der einen konkreten naturkundlichen Programmpunkt hatte.
Die Nacht und der Morgen in meinem Quartier waren spinnenfrei. Das war schon direkt die erste gute Nachricht des Tages. Ich habe noch gemütlich in der Villa Paradise gefrühstückt und dann habe ich mich auf den Weg nach Grande Montagne gemacht. Ich war etwas zu früh am Besucherzentrum des Nature Reserves, und habe die Zeit genutzt, mir das kleine Museum vor Ort anzusehen. Hier gibt es unter anderem Teile des Skeletts eines Rodrigues-Solitärs, eines Vogels, der mit dem Dodo verwandt war und mit ihm das gleiche Schicksal teilt. Ebenfalls zu sehen war das Skelett einer der beiden früher auf Rodrigues vorkommenden Riesenschildkrötenarten. Auch von denen ist nix mehr übrig. Ein Gemälde rekonstruierte für die Besucher die Tierwelt von Rodrigues bis zur Ankunft von Menschen. Das war hier schon eine echt abgefahrene, abgeschiedene kleine Welt für sich. Tja, man kann das nicht mehr ändern. Wichtig ist, dass man die richtigen Konsequenzen zieht und das, was von der einzigartigen Tierwelt der Maskarenen noch übrig ist, auch bewahrt. Eine der Mitarbeiterinnen hat mir zum Beispiel erzählt, dass das Grande Montagne Nature Reserve und die Mauritius Wildlife Foundation eine Partnerschaft mit dem Zoo von Chester haben. In Chester (aber auch in einigen anderen Zoos) werden Rodrigues-Flughunde gehalten und gezüchtet, für den Fall, dass die Insel mal von einem schweren Zyklon getroffen wird und von den zur Zeit wieder rund 20.000 Flughunden auf der Insel nichts mehr übrig bleibt.
Wir waren zu dritt mit unserer Führerin, die sehr schön Englisch sprach und uns zwei Stunden lang durch das Reservat geführt hat. Man ist hier dabei, die exotischen Pflanzen zu entfernen und mit endemischen Pflanzen wieder aufzuforsten und die Natur wieder näher an ihren ursprünglichen Zustand zu bringen. Manches lässt sich natürlich nicht mehr wieder herstellen, aber man hat zum Beispiel Riesenschildkröten von den Seychellen in einem großen, eingezäunten Bereich des Dschungels hier ausgesetzt, um zu studieren, wie sich der Einfluss der Schildkröten bemerkbar macht. Sind zwar nicht die originalen Schildkröten, aber sie können die gleiche ökologische Funktion erfüllen.
Ornithologisch war ich auch erfolgreich. Einen der beiden Neuzugänge auf meiner persönlichen Liste seht Ihr auch im Bild des Tages. Der Rodrigues-Fody gehört weitläufig zu den Webervögeln. Als Bestäuber für viele Pflanzen spielt dieser Vogel hier auf der Insel eine wichtige Rolle. Die Weibchen sind grau-braun und unscheinbarer, wie das bei dieser Vogelfamilie ziemlich üblich ist.
Auch den zweiten typischen endemischen Vogel haben wir gesehen, den Rodrigues-Rohrsänger. Wie unsere Rohrsänger ist der aber nur oliv-beige-braun und nicht so fotogen wie der Rodrigues-Fody. Deshalb habe ich mich für den bunten Vogel als Bild des Tages entschieden. Spinnen habe ich übrigens heute auch fotografiert, nämlich die Seidenspinnen mit den großen Netzen, von denen ich erzählt habe. Und wir haben sogar nen schlafenden Flughund auf unserem Spaziergang gefunden.
Um viertel vor zwölf bin ich vom Grande Montagne Nature Reserve aufgebrochen und zum Flughafen gefahren. Ich hatte mich schon gefragt, wie das mit der Rückgabe des Hyundais funktionieren würde, aber am Flugplatz wartete schon ein Mitarbeiter von 2000Tours auf mich, der den Wagen in Empfang genommen hat. Ich hatte noch einiges an Zeit bis mein Flug zurück nach Mauritius starten sollte, aber auf nem Flughafen wird mir ja so schnell nicht langweilig. Ich habe schöne Fotos von den beiden ATR-72 gemacht, die während meiner Wartezeit hier angekommen sind. Die zweite der beiden Maschinen brachte mich dann im Laufe des Nachmittags nach Mauritius zurück.
Am Flughafen dort habe ich meinen Mietwagen für den einen Tag übernommen. Ein schicker kleiner Hyundai. Ein bisschen geärgert habe ich mich allerdings trotzdem. Dass ich überhaupt den Mietwagen brauchte und jetzt hier auf Mauritius im Hotel sitze, ist ne Folge von Fehlplanungen meinerseits. Ich hätte stattdessen heute direkt nach La Réunion weiterfliegen können und sollen. Aber hilft nix. Ist jetzt so.
Auf dem Weg vom Flughafen zum Quartier in Blue Bay habe ich noch zwei Flaschen mauritianisches Bier für den Export gekauft. Zum Abendessen war ich in ner Imbissbude in der Nähe vom Strand. Blue Bay hat ein recht karibisches Flair, aber so richtig nehme ich Mauritius das nicht ab. Das ist was abgekupfertes für Touristen. Nichtsdestotrotz war der Burger super lecker (der Imbiss war auf Google Maps auch topp bewertet) und die beiden Jungs, die die Bude betrieben und hier auch kochten, waren sehr nett.
Morgen habe ich noch mal nen gemütlichen Tag hier in der Gegend. Ich werde noch ein bisschen Sightseeing machen und auch noch etwas spotten. Dank der einschlägigen Apps kann man ja heutzutage die Zeit am Zaun nach den Ankunftszeiten der interessanten Flieger planen. Morgen Abend geht es dann mit Air Austral zu einem kleinen Flecken Frankreich mitten im Indischen Ozean.
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