6. April 2012
Heute ist mir die Auswahl zum Bild des Tages echt schwer gefallen. Es gab so vieles, was sich zu zeigen lohnen würde. Wofür ich mich entschieden habe seht Ihr ja :-) Am späten Nachmittag hat sich der Berg die Ehre gegeben und sich für ne halbe Stunde von den Wolken befreit. Dann war's aber auch schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit und ich weiß nicht, ob ich das Glück während meines Aufenthaltes hier noch mal haben werde, deshalb also die besagte Auswahl, auch wenn der Pico gestern schon das Bild des Tages hatte.
Karfreitag auf den Azoren. Hmmmmm... Hier ist es wirklich ein stiller Feiertag. Alles geschlossen, inklusive der Tourist-Informationen. Und vor manchen Gebäuden ist sogar halbmast geflaggt. Das find' ich niedlich.
Auf dem Programm stand heute Inselrundfahrt auf Pico. Es ging los im Regen. Allerdings dauern solche Wetter-Episoden hier nie sehr lange, wie ich inzwischen festgestellt habe. Zuerst bin ich ein bisschen die Nordküste entlang gefahren zwischen São Roque und Madalena, dem Hauptort von Pico. Das ganze Gebiet ist UNESCO-Weltkulturerbe, wegen der speziellen Anlage der Weinfelder. Man hat große Flächen mit Mauern aus Lavastein in kleine Parzellen unterteilt, jede kaum größer als 20qm, und darin wachsen dann ein, zwei Weinstöcke. Weinlese muss hier ein Alptraum sein. Aber der Vorteil ist, dass die Lavamauern die Weinstöcke (und auch die Feigenbäume, Kartoffelfelder und Gemüsebeete) vor dem Wind und der Gischt des anbrandenden Atlantiks schützen, und darüber hinaus auch tagsüber Sonnenwärme speichern und so den Pflanzen abends quasi noch als Heizung dienen.
Als nächstes ging's nach Madalena, zuerst mal am Hafen Erkundigungen einholen, bezüglich der Fährverbindung zur Nachbarinsel Faial. Ich will ja schließlich Inselhoppen. Der Ausflug steht für morgen an. Da nur Personenfähren zwischen Madalena und Horta, dem Hauptort von Faial, verkehren werde ich mir dort wohl wieder nen Mietwagen für den Tag nehmen. Wird auch auf's Wetter ankommen.
Mittagspause habe ich in einem von meinem Dumont empfohlenen Restaurant in einem südlichen Vorort von Madalena gemacht. Super leckerer Fisch, und dazu ein Blick auf den kleinen Hafen, schäumende Brandung und die Insel Faial.
Dann gab's noch mal Weinfelder und anschließend eine etwas längere Fahrstrecke bis Lajes do Pico, das bis in die 1980er Jahre eines der Hauptzentren des Walfangs hier auf den Inseln war. Hmmmm – längere Fahrtstrecke ist gut. Einmal um die Insel rum sind grade mal gute 100km, so dass sich die Strecken hier alle sehr in Grenzen halten. Irgendwie ist Pico geruhsamer als São Miguel, wobei das auch am Feiertag liegen wird. Andererseits hat es halt deutlich weniger Einwohner und praktisch keine Industrie. Man lebt hier vom Weinbau und den Touris, ach ja und von der Viehzucht. Alles sehr entspannt.
Hatte ich eigentlich schon erwähnt, wie schön das hier ist? Während der Fahrt an der Südküste entlang ging mir heute so drch den Kopf, dass die Azoren schon ein angemessener Ersatz für meine in diesem Jahr ausgefallene Fernreise sind. São Miguel hat mir ja schon gut gefallen, aber landschaftlich finde ich Pico noch besser. Hier sind der Vulkanismus und seine Ergebnisse überall sehr deutlich sichtbar. Die ganze Insel ist überzogen mit schwarzen Lavafeldern und sogar die Häuser sind hier oft schwarz oder grau. Geologisch gesehen ist Pico die jüngste der Azoren-Inseln, und falls man das mal vergisst, dann erinnert einen der Blick auf den Vulkan wieder daran. Jedenfalls hat Pico es mir echt angetan. Wenn man an der Südküste steht und über die Wiesen und Klippen auf den Atlantik kuckt, dann ist das nächste Land die Antarktis. Das wäre ganz schön weit zu schwimmen... *lach...
In Lajes do Pico bin ich ein bisschen am Hafen entlang spaziert und habe für Sonntag morgen eine weitere Whale Watching-Tour gebucht. Bin ja mal gespannt, was dabei raus kommt. Lajes do Pico soll deutlich besser zum Whale Watching sein als Ponta Delgada. Hab ich gehört. Übermorgen um diese Zeit hoffe ich, dass ich dazu was erzählen kann. Ein Mal quer über den gebirgigen Inselrücken ging dann die Rückfahrt Richtung São Roque und als sich dann abzeichnete, dass der Berg sich zeigen würde bin ich noch ein bisschen rumgekurvt nach einem guten Platz zum Fotografieren. Wenn ich mir das Bild des Tages heute so ankucke, dann denke ich, dass ich ihn gefunden habe.
Morgen geht's also erst mal rüber nach Faial. Ich glaube langweilig wird mir nicht :-)
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Reiselogbuch Azoren 2012 – 1. April
Mein erster ganzer Tag auf den Inseln – und heute war das Wetter mir eindeutig wohlgesonnener als gestern. Ich habe mir zuerst ein bisschen länger schlafen und ein Frühstück im Hotel gegönnt. Dann ging's los zur Inselrundfahrt. Den ersten Stopp gab es allerdings – wie konnte es anders sein - am Flughafen, wo nämlich mein A310 von gestern immer noch parkte und im schönsten Morgensonnenlicht badete. Sehr fotogen und wichtig für meine Webseite... *lach...
Danach ging's in die Berge im Westen von São Miguel. Naja – das heißt nicht wirklich was, denn die ganze Insel ist bergig. Ich bin zur Caldeira das Sete Cidades gefahren. Hier muss ich ein bisschen ausholen. Die Azoren sind komplett vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch fand 1957 auf der Insel Faial statt und auch sonst hat der Vulkanismus auf dem ganzen Archipel großen Einfluss, bis hin zur Energiegewinnung. Ungefähr 20% des Stroms für São Miguel werden mit Erdwärme gewonnen.
Die Caldeira das Sete Cidades ist eine der Hauptpostkartenansichten von São Miguel. Wie der Name schon sagt – eine Caldera, also ein eingestürzter Vulkankegel. Wenn nach einem Vulkanausbruch die Magmakammer leer ist und der Berg dadurch instabil wird und in sich zusammenstürzt, dann entsteht eine Caldera. (Die andere Entstehungsform einer Caldera ist der Explosionskrater, wie man ihn beispielsweise am Laacher Sees sehen kann.) In der Caldeira das Sete Cidades befinden sich mehrere Seen und die beiden größten sind jeweils blau und grün. Sehr schön, so im Sonnenschein und mit weiß-blauem Himmel darüber. In dem Krater liegt auch das Dorf Sete Cidades (nein, sieben Städte sind's nun wirklich nicht), dass der Caldera ihren Namen gab.
Die Weiterfahrt führte mich dann komplett um das westliche Ende von São Miguel herum. Die Insel ist ziemlich langestreckt aber dafür nicht sehr breit. Die Berge gehen bis auf knapp 1000m hoch und wenn das so direkt am Meeresspiegel anfängt, dann ist das schon recht eindrucksvoll.
São Miguel ist vor allem eins: grün. Dabei haben die Laubbäume teilweise noch nicht mal ihre Blätter. Aber Wiesen, Büsche und Hecken sind schon recht weit. Hier gibt's Hortensien so weit das Auge reicht. Wer mich kennt, der weiß, dass ich nicht grade ein Fan dieser Pflanze bin, aber es würde mich schon interesieren das hier alles mal zu sehen, wenn die Hortensien blühen.
Mit dem Lagoa do Fogo stand noch eine weitere Caldera auf dem Programm. Hier hat im 16. Jahrhundert der letzte Ausbruch stattgefunden und heutzutage fährt man durch dichte Wälder und auf ziemlich steilen Straßen bis auf rund 900 m, um dann in das weite Rund des Kraters und auf den See zu kucken. Insgesamt hatte ich eine schöne Tour über die Insel, auch wenn ich heute nur die westliche Hälfte von São Miguel geschafft habe. Ich werde mich aber am Mittwoch noch mal aufmachen und den östlichen Teil erkunden. Mal kucken, ob ich es bis ganz an die Ostspitze schaffe.
Als Bild des Tages gab es heute mehrere Postkartenmotive zur Auswahl. Ich habe ein bisschen hin und her überlegt und mich dann gegen alle Vulkanseen entschieden. Statt dessen zeige ich Euch heute den Blick vom Miradouro do Escalvado auf die Nordwestspitze von São Miguel. Hier habe ich ne halbe Stunde gestanden, auf das Meer gekuckt und Möwen beobachtet und fotografiert. Bei dem Blick kann ich sofort verstehen, weshalb der Slogan von SATA, der azoreanischen Fluggesellschaft, "The Atlantic and you" lautet.
Apropos SATA. Morgen gibt's nen Tagesausflug per Flieger. Es geht nach Graciosa, einer Insel der Mittelgruppe. Bin gespannt. Insgesamt haben die Azoren neun Inseln, und wenn alles so klappt wie ich es mir vorgstellt habe, dann werde ich fünf von ihnen besuchen. Jedenfalls ist morgen frühes Aufstehen angesagt, denn der Flieger geht schon um 7:15 Uhr. Es soll sich ja lohnen.
Für übermorgen habe ich dann die erste Runde Whalewatching ins Auge gefasst. Morgen aber erst mal Graciosa. Da werde ich bestimmt auch einiges erzählen können.
Ohh – und obwohl heute der 1. April ist hab' ich in diesem Reiselogbuch nicht geflunkert :-)