29. Juni 2015

Ich bin auf den Orkney-Inseln... und was soll ich sagen? Es ist fast genauso wie ich es mir vorgestellt habe... *freu... Es ist echt super schön hier. Die Landschaft auf Mainland – der Hauptinsel der Orkneys – sowie auf den südöstlichen Inseln ist gradezu lieblich. Sanfte Hügel, alles satt grün, und man sieht von fast überall das Meer, das zwischen den Inseln heute spiegelglatt war. Auch wettermäßig kann ich nicht klagen – es gab heute typisch britisches Wetter, mit nem kleinen Schauer, ein bisschen Sprühregen, etwas Wind, und Sonne. Wenn das Wetter so wie heute für die nächsten zweieinhalb Wochen bleibt, dann ist alles optimal gelaufen.
Der Tag heute begann in Glasgow. Ich habe meine Koffer am Schalter von flybe aufgeben und dann aus dem Terminal heraus noch etwas gespottet. Eigentlich war das heute gar kein Flug mit flybe, denn durchgeführt wurde er von Loganair, der schottischen Regionalfluggesellschaft, die aber im Auftrag von flybe und British Airways arbeitet und auch die Mehrzahl ihrer Flieger in flybe-Farben lackiert hat. Das traf allerdings nicht auf meine heutige Maschine zu. Denn es gab zu meiner großen Freude und Überraschung nicht die gestern noch angekündigte Saab 340, sondern die große Schwester, Saab 2000, und das ist ein Flieger, in dem ich bisher noch nie gesessen habe. Entsprechend Freude hatte ich an dem heutigen Flug. Die Landung in Kirkwall erfolgte zwar mit einem ziemlichen Rumms, aber dafür hatte ich vorher noch den schönsten Panorama-Blick über Scapa Flow und die Inseln.
Der Flughafen in Kirkwall ist winzig. Es spielt sich im Prinzip alles in einem Raum ab, Gepäckaufgabe, Gepäckabholung, Warten, und Autovermietung. Naja – also es gibt genau einen Autovermietungsschalter am Flughafen, der vom örtlichen Ford-Händler betrieben wird, und so bin ich jetzt hier mit nem Ford Ka unterwegs. Ich hatte ein bisschen Bedenken, ob ein Auto zu mieten nicht eigentlich überflüssig wäre, aber ich bin sehr froh, dass ich eins habe. Das ist hier doch alles ein bisschen weitläufiger als ich gedacht hatte, und man kommt, wie fast überall in Großbritannien, nicht gut voran.
Als erstes bin ich zum Quartier gefahren, das am Rand von Kirkwall liegt. Sehr schönes B&B. Allerdings bin ich hier zur Zeit alleine... *lach... meine Gastgeber sind nämlich auf Reisen. Das wusste ich zum Glück schon vorher, Email sei Dank, aber ich glaube es gibt nicht mehr viele Orte auf dem Planeten, wo dann einfach die Tür auf ist, der Gast nen Willkommensbrief auf der Rezeptionstheke und die Schlüssel in seinem Zimmer findet. Auf den Orkneys geht das aber.
Als nächstes ging's ins Städtchen und ich habe mich an der Tourismusinformation schlau gemacht und mir auch direkt den Eintrittspass für die von Historic Scotland betreuten Sehenswürdigkeiten besorgt. (Historic Scotland ist hier in Schottland das, was weiter im Süden English Heritage ist.) Dann habe ich einen Stopp bei Tesco's gemacht und mir was zu trinken und einen Mittagssnack gekauft. Und dann begann die Erkundung der Inseln. Nach ein bisschen überlegen bin ich heute in den Südosten gefahren. Hier, südlich von Mainland, reihen sich mehrere Inseln aneinander, die die östliche Begrenzung von Scapa Flow, dem riesigen natürlichen Hafen in der Mitte der Orkneys, bilden. Scapa Flow war ja bekanntlich im Ersten und Zweiten Weltkrieg der Hauptstützpunkt der britischen Home Fleet, weil es strategisch günstig am Ausgang der Nordsee liegt. Schon im Ersten Weltkrieg hatte man versucht die Meerengen zwischen den Inseln zu blockieren, aber erst im Zweiten hat man Nägel mit Köpfen gemacht und Dämme gebaut. Das hat heutzutage den Vorteil, dass man bis zur Südspitze von South Ronaldsay, der südlichsten Orkney-Insel, mit dem Auto fahren kann und nicht auf ne Fähre muss.
An der Südspitze von South Ronaldsay gibt es auch das sogenannte Tomb of the Eagles, eine stein- und bronzezeitliche Ausgrabungsstätte, die sich auf privatem Land befindet und auch privat verwaltet und vermarktet wird. Tja, wenn da nicht der schöne Spaziergang entlang der Klippen und die ganze Vogelwelt gewesen wäre, dann hätte ich mein Geld wieder haben wollen. So hat es sich aber doch gelohnt, und war ganz lustig, inklusive der geliehenen Gummistiefel, die man auch dringend brauchte.
Apropos Vögel. Ich glaube, in der Hinsicht habe ich alles richtig gemacht. Ich war heute mittag um kurz nach zwölf hier, und hatte heute abend schon 34 Arten auf der Liste. Hammer. Bin mal gespannt was sich da noch so alles tut, und vor allem, was mir noch so vor die Linse kommen wird.
Abendessen gab es dann im Kirkwall Hotel, dem ersten Haus am Platze. Leider kam der Fisch, den sie auf der Speisekarte hatten, von den Shetlands, und deshalb hab ich mich für Fleisch entschieden. So schön mein Quartier hier auch ist, es hat den Nachteil, dass es etwas außerhalb liegt und man nicht mal grade ins nächste Pub spazieren kann. Deshalb wollte ich nach dem Abendessen im Tesco's noch etwas Bier kaufen, was eine suboptimale Lösung gewesen wäre, denn ich kann hier nix kalt stellen. Stattdessen habe ich aber eine viel bessere Möglichkeit zur Abendverschönerung gefunden. Hier gibt's nämlich Whisky auch in halben Flaschen... also, ich meine: mit 350ml. Ne ganze Flasche hätte ich ja bis zu meiner Weiterreise zu den Shetlands nicht geschafft. Aber jetzt genieße ich zum Logbuch schönen 10-jährigen Jura Origin, von einer Destillerie, die ich noch nicht kennengelernt hatte, auf die ich aber schon lange neugierig war.
Der Plan für morgen ist noch im Fluss. Je nachdem wie das Wetter ist geht es zu den steinzeitlichen Ausgrabungen im Westen von Mainland.
Als Bild des Tages habe ich heute eine typische Ansicht aus dem Süden der Orkneys für Euch. Der Ort und die Insel heißen Burray und der Blick dorthin kommt von South Ronaldsay über eine der Buchten von Scapa FLow hinweg. Man beachte den Austernfischer unten links im Bild.


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