25. Juli 2015

Heute ist schon Halbzeit unserer Nordengland-Tour, wobei es mir andererseits so vorkommt, als wären wir schon ewig unterwegs. Das kommt davon, wenn man jeden Tag so viel erlebt.
Heute morgen nach dem Frühstück ging es in Newcastle los. Wir sind zuerst nach Tynemouth gefahren, der Stadt auf dem nördlichen Ufer der Tyne-Mündung. Also im Prinzip der Ort, den man auf dem gestrigen Bild des Tages sieht. Dort haben wir schön die Aussicht genossen und auf die heute eher bewegte Nordsee gekuckt. Ähnlich wie South Shields, wo wir gestern waren, ist Tynemouth ein sehr ansehnlicher Ort. Sogar noch ein bisschen mehr 'upper class'. Hier würde es sich, glaube ich, auch ein  paar Tage gut aushalten lassen.
Für die Weiterfahrt habe ich dann zuerst nicht die Schnellstraße sondern die Bummelstrecke an der Küste entlang gewählt. Adrette Örtchen, Seeblicke, den Leuchtturm von St. Mary's Island, all das reiht sich auf der Strecke malerisch aneinander. Eine echt schöne Gegend.
Gegen zwölf heute mittag mussten wir dann aber doch auf die Schnellstraße bzw. Autobahn, denn es galt noch einiges an Entfernung hinter uns zu bringen.
Der Hauptprogrammpunkt, zumindest für mich, war heute Bamburgh Castle. Das ziert sogar den Deckel meines Lonely Planet, und da wollte ich auf jeden Fall hin. Bei der Einfahrt nach Bamburgh wurde uns aber schnell klar, dass wir in ein sportliches Großereignis geraten waren, den Castles Challenge Triathlon, der jedes Jahr rund um Bamburgh Castle abgehalten wird. Hunderte wenn nicht tausende Leute waren hier und entsprechend proppenvoll war der Ort. Allerdings sah's dann oben auf dem Castle-Berg besser aus. Auf dem Parkplatz der Burg haben wir problemlos eine Lücke für den Jetta gekriegt.
Meine Eltern waren allerdings nicht so für die Besichtigung der Burg zu haben und so habe ich mir Bamburgh Castle allein angekuckt, während die beiden eine schöne Siesta mit Blick auf die inzwischen wieder ruhige Nordsee hatten.
Die Burg ist von außen sehr imposant. Innen drin ist leider nicht viel Mittelalterliches erhalten, denn die Anlage wurde im 19. Jahrhundert von William Armstrong, einem Schwerindustriemagnaten aus Newcastle, gekauft und innen viktorianisch ausgestattet. Sieht zwar nicht schlecht aus, aber der Burg-Charakter ist innendrin nur noch wenig zu spüren. Bamburgh Castle ist übrigens immer noch im Besitz der Familie Armstrong, und man kann dort auch Räumlichkeiten für verschiedene Anlässe mieten.
Nach ner guten Dreiviertelstunde war ich wieder am Auto und wir haben dann versucht, uns einen Weg in Richtung Norden zu bahnen. Was nicht so einfach war, weil durch den Triathlon die Hauptstraße in Bamburgh gesperrt war. Das hat uns eine ausführliche Spazierfahrt auf schmalen Sträßchen durch die Felder und Weiler der Umgebung beschert. Anfänglich zwar etwas ärgerlich, aber am Ende dann doch ne spannende Spazierfahrt, die wir in einem der Dörfchen auch noch für ne Teepause unterbrochen haben.
Was ich auf jeden Fall auch noch haben wollte, das war ein Bild von Bamburgh Castle, so wie es auch auf dem Lonely Planet vorne drauf ist. Die Stelle, oder zumindest fast die Stelle, war nicht schwer zu finden, und so entstand das heutige Bild des Tages. Was fehlt ist das Meer, aber leider war zu diesem Zeitpunkt Ebbe, und da ließ sich ein Foto mit Wasser im Vordergrund leider nicht einrichten.
Von Bamburgh aus waren es nur noch ein paar Meilen bis zu unserem Etappenziel, Lindisfarne, auch Holy Island genannt. Hier befand sich im 7. Jahrhundert eines der wichtigsten Zentren des Christentums auf den Britischen Inseln. Vom Kloster in Lindisfarne zogen irische Mönche aus, um Britannien zu bekehren. Der Überfall der Wikinger auf das Kloster am 8. Juni 793 wird generell als der Beginn des Wikinger-Zeitalters angesehen, denn es war der erste Raub- und Eroberungszug der Männer mit den Langbooten und den langen Bärten, und dieses Ereignis sorgte damals in ganz Europa für Aufsehen.
Das besondere an Lindisfarne ist, dass man hier nur über einen Damm hinkommt, der während der Flut vom Meer überspült wird. Im Moment sitzen wir hier also auf einer richtigen Insel. Nur für ein paar Stunden jeden Tag ist Lindisfarne mit dem Festland verbunden und ist bei Flut nur rund 4km² groß.
Morgen werden wir uns also hier die Insel ankucken. Das wird bestimmt sehr interessant und weit laufen müssen wir auch nicht. Die Ruine von Lindisfarne Priory liegt direkt neben unserem Quartier.

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