23. Juli 2015

Heute morgen war Abschied nehmen von York angesagt. Was mir schon irgendwie ein bisschen leid getan hat. Ich denke, nen Tag mehr hätten wir dort locker rumgekriegt.
Nach dem Frühstück im York House B&B sind wir erst in Richtung Westen aufgebrochen. Die heutige Fahrstrecke wäre bei Google Maps ein ziemlicher Zickzack-Kurs, nicht weil ich mich verfahren hätte, sondern weil mehrere Stationen in den heutigen Tag gepackt wurden, die nicht grade auf grader Strecke zu unserem heutigen Zielort Newcastle lagen.
Zuerst haben wir einen Abstecher durch die Yorkshire Dales gemacht, vielen wahrscheinlich bekannt als die Gegend in der „Der Doktor und das liebe Vieh“ spielt. James Herriot hat uns heute ein bisschen begleitet. So richtig in den wilden Teil der Yorkshire Dales sind wir aber nicht gekommen, das wäre ein zu großer Umweg gewesen.
Unser erstes Sightseeing-Ziel heute war Fountains Abbey. Das ist eine der größten und am besten erhaltenen Klosterruinen in England. 1132 hatten dreizehn Zisterzienser hier ein Kloster gegründet, dass zu seiner Blütezeit sechzig Patres und zweihundert Laienbrüder beherbergte und eines der reichsten und mächtigsten Klöster in England war. Die Herrlichkeit war 407 Jahre später vorbei, als Heinrich VIII. bei Papst Clemens VII. nicht die Auflösung seiner Ehe mit Katharina von Aragon erreichen konnte. Damit begann die englische Reformation und in deren Verlauf wurden in England alle katholischen Klöster aufgelöst, natürlich auch Fountains Abbey.
Im Gegensatz zu vielen Abteiruinen, die nur noch eine leichte Ahnung von dem geben, wie es dort mal ausgesehen hat, ist in Fountains Abbey noch sehr viel erhalten. Die Kirche hat noch Turm, Säulen und Wände, das Cellarium, eines der Wirtschaftsgebäude, sogar noch Gewölbe. Eine wirklich sehenswerte Ruinenlandschaft. Was das ganze aber zum Weltkulturerbe macht ist die Parklandschaft, die im 18. Jahrhundert rund um die Abteiruine entstand.
Einen ganzen Tag hätte man hier verbringen können, aber wir hatte ja noch anderes Programm vor. Trotzdem hat Fountains Abbey es zum Bild des Tages geschafft. Ich habe bewusst keine Totalansicht oder ein Bild von der Kirchenruine gewählt. Stattdessen gibt es einen Ausschnitt, der einen Teil der Gebäude (das Gästehaus und das Krankenhaus der Laienbrüder) sowie die Brücke über den Bach zeigt.
Von Fountains Abbey sind wir nach Thirsk gefahren, wo Dr. med. vet. James Alfred Wight praktizierte und seine Erlebnisse als Tierarzt unter dem Namen James Herriot verarbeitete und in halb-autobiographischer Form zu Papier brachte. In Thirsk gibt es ein James Herriot Museum in der ehemaligen Praxis von Alfred Wight, und außen an der Wand hängt die blaue Plakette, mit der in England auf bedeutende Gebäude hingewiesen wird. Den Museumsbesuch haben wir uns allerdings gespart und haben in Thirsk nur ein paar Sandwiches für ein Mittagspicknick gekauft und dann ging es auch schon weiter. Wir wollten nämlich noch nach Durham.
Von Thirsk nach Durham ist es ne gute Stunde über Landstraße und Autobahn. In Durham gibt es eine große Kathedrale, eine mittelalterliche Altstadt, ein Castle und auch noch ein paar andere Sehenswürdigkeiten. Was es dort leider nicht gibt, das ist auch nur halbwegs Sinn und Verstand seitens der Bewohnerschaft. Die Stadtverwaltung kriegt es nicht hin, ein anständiges Parkleitsystem einzurichten, was eine längere Irrfahrt nach einem geeigneten Parkhaus für uns zur Folge hatte. Immerhin habe ich ja zwei Leute dabei, die nicht so besonders gut zu Fuß sind. Auch der Shuttlebus zur Kathedrale, der auf mehreren Schildern angekündigt war, existiert nicht. Wir sind also in eines der Parkhäuser gefahren aber angesichts des Berges und der Kopfsteinpflasterstraßen, die man erklimmen muss um zur Kathedrale, die auf einem Hochplateau über dem River Wear thront, zu kommen, haben meine Eltern auf die Besichtigung verzichtet. Ich bin also alleine nach oben, und die Kirche ist von außen auch echt schick. Innen drin ist zwar der Eintritt frei, aber dafür ist das Fotografieren verboten. Laut Aussage einer der Mitarbeiterinnen eine Entscheidung des Domkapitels, damit Gläubige die beten wollen nicht gestört werden. Wie schon angemerkt: ohne Sinn und Verstand. Ich habe mich dann nicht lange mit Diskutieren aufgehalten, aber auf die Innenbesichtigung der Kirche (und die erbetene Spende von drei Pfund) verzichtet.
Die Fahrt nach Newcastle hat dann staubedingt zwar etwas länger gedauert als es für 17 Meilen normalerweise nötig gewesen wäre, aber hier haben wir unser Hotel mitten im Zentrum sofort gefunden und im Restaurant unseres Quartiers auch noch schön zu essen bekommen. Zur Feier des Tages – Ihr wisst schon – gab's einen zehnjährigen Jura Single Malt zum Nachtisch.
Morgen ist Programm in und um Newcastle. Hier gibt es einiges zu sehen und zu tun, so dass uns bestimmt nicht langweilig werden wird.

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