9. April 2017
Mein erster Tag in Nicaragua... es ist zehn nach sieben abends und ich bin platt. Dabei habe ich heute gar nicht soviel getan. Hmmmmmm, acht Stunden Zeitverschiebung habe ich früher irgendwie leichter weggesteckt...*lach... ich weiß... selber schuld.
Das Logbuch fange ich heute mal mit den Ereignissen von gestern abend an. Die bin ich Euch ja noch schuldig. Der Flug mit Copa war zum Glück schnell vorbei und ich habe auch ein paar Ströphchen geschlafen während der eindreiviertel Stunde nach Managua. Das der nicaraguanische Zoll unbedingt noch in meinen Koffer sehen wollte hat meine Laune nicht wirklich gesteigert und so war ich froh, dass ich schnell meinen Fahrer gefunden hatte und zwanzig Minuten später in meinem Hotel war Viel Aufnahmevermögen für das nächtliche Managua hatte ich nicht mehr. Nur das riesige Portrait von Hugo Chavez, dem inzwischen verstorbenen venezolanischen Präsidenten, das hier einen der großen Kreisverkehre ziert ist mir wirklich in Erinnerung geblieben... naja, und auch, dass Geschwindigkeitsbeschränkungen hier offensichtlich als gutgemeinte Vorschläge gelten... und Ampeln zumindest unter gewissen Umständen optional sind.
Beim Frühstück heute morgen im Hotel kamen Erinnerungen an meine erste Begegnung mit Mittelamerika, bei meiner Costa Rica-Reise im Herbst 2003, hoch. Es gab nämlich Gallo Pinto, der seit damals auch bei mir zu Hause regelmäßig auf dem Speiseplan steht. Nachdem Frühstück habe ich meine Sachen wieder gepackt und alles, was ich für die nächsten fünf Tage nicht brauche in den Sammy gepackt. Der blieb nämlich in Managua und sollte heute von Nicaragua Adventures, meinem Reiseveranstalter, in Obhut genommen werden. Pünktlich um halb elf stand mein Fahrer von gestern abend auf der Matte und es ging wieder zum Flughafen. Bei Tageslicht betrachtet ist Managua schon sehr interessant, nicht zuletzt durch den Kontrast, den es beispielsweise zu Panama City bietet. Hochhäuser habe ich heute nur ein einziges gesehen, wobei wir jetzt auch nicht wirklich durch's Stadtzentrum gefahren sind. Und das man hier noch sozialistischen Experimenten nachhängt, dass zeigen die großen Konterfeis von Augusto Sandino und die vielen Poster mit Daniel Ortega samt Gattin drauf. Und auch die Autowerkstätten mit der Reklame „Russian Parts“. Ich werde mal drauf achten, wie viele russische Kraftfahrzeuge mir hier begegnen. Grundsätzlich hat mittlerweile aber auch hier Fernost die Nase vorne, wenn es um Pkws und Lkws geht. Und das von vom Sozialismus hier nicht viel geblieben ist, dafür sind die ganzen Mäckesse und Subways und Pizza Huts und die Werbung für Kapitalistenbrause ein Indiz, zwischen denen sich die „Nicaragua libre“-Inschriften nostalgisch verbleichend verlieren. Im Zentrum von Managua war nicht viel los, aber weiter draußen Richtung Flughafen merkte man kaum, dass heute Palmsonntag ist. Da wurde sogar an den Straßen gearbeitet.
Eigentlich hätte ich nur eine gute Stunde warten sollen, bevor mein Flug von Managua nach San Carlos starten sollte, aber als die Zeit für's Boarding kam war für mich kein Platz mehr in der Maschine. Zusammen mit zwei schweizer Touristinnen hat die nicraguanische Fluggesellschaft La Costeña uns eiskalt sitzen lassen. Naja, der freundlich Mitarbeiter meinte, dass in ner Viertelstunde die nächste Maschine ginge. Okay, dachte ich mir. Da will ich nicht meckern. Aber als aus der Viertelstunde ne Stunde geworden war, bin ich – mittelamerikanisches Zeitverständnis hin oder her – dann doch mal nachfragen gegangen. „Ups...“ war die Antwort... „aber in ner Viertelstunde geht’s jetzt wirklich los.“ Zu dem Zeitpunkt war ich schon etwas unentspannt, denn ich musste in San Carlos ein Boot erwischen, und der Flug von Managua nach San Carlos sollte 50 Minuten dauern. Nicaragua ist zwar, wie alle Länder in Mittelamerika (von denen es übrigens noch das größte ist) nicht so wirklich groß. Aber der Flug wurde auch nur mit einer Cessna 208B Caravan durchgeführt, von denen La Costeña etliche im Einsatz hat.
Womit wir dann beim nächsten Flugabenteuer wären... Obwohl die Cessna 208B zwölf Sitzplätze hat, und damit größer ist als die Britten Norman Islander, mit der ich zwischen den Orkneys unterwegs war, hat sie nur einen Motor. Das war heute also das erste Mal, dass ich einen regulären Linienflug mit einer einmotorigen Maschine gemacht habe. Der Flug war echt spannend, denn bei einer Reiseflughöhe von nur 7600 Fuß /etwas über 2300m) ist man dem Boden noch sehr nah. Jetzt in der Trockenzeit ist die Gegend um Managua Savanne in Gelb-Grün-Braun-Grau-Tönen. Ziemlich bald erschien aber dann das Wasser des Nicaragua-Sees unter uns und den Rest der Strecke haben wir über Wasser zurückgelegt, bis auf die letzten paar hundert Meter vor unserer Landung auf der Schotterpiste von San Carlos.
Am Flugplatz stand – wie ich 's schon erwartet hatte - niemand (mehr) um mich in Empfang zu nehmen, und so habe ich dann erst mal bei Nicaragua Adventures angerufen, und wenig später hielt dann auch schon ein Taxi mit einem älteren Herrn auf dem Parkplatz des Flugplatzes, der mich dann zum Dock brachte und mit mir auf das öffentlich Boot ging, das von San Carlos zu den Islas Solentiname fährt. Danach begann ich langsam wieder, mich zu entpannen (und auch meinen Ärger, dass ich mein Flight Log samt Kugelschreiber im Flugzeug liegen gelassen hatte zu vergessen... zum Glück war's nur mein selbstausgefülltes, das ich noch rekonstruieren konnte.).
Am Dock von Mancarrón, dem Hauptort der größten Insel des Archipels in der Südostecke des Nicaragua-Sees, ging's dann noch mal mit einem kleineren Boot, das zum Hotel gehört weiter. Dabei stellte sich der ältere Herr, der mich vom Flughafen abgeholt hatte, als der Captain heraus. Mit an Bord waren auch Carmen, die Verwalterin des Hotels Catalanica, und Eric, der sich als mein Guide vorstellte, und der einen gewissen Niedlichkeitsfaktor hat, mit seinem grob gebrochenen Englisch.
Mittlerweile war der Wind deutlich aufgefrischt und das machte die Landung am Dock des Hotels etwas diffizil. Das Nicaragua noch ein touristischer Geheimtipp ist, das sieht man daran, dass ich der einzige Gast hier bin.
Das Abendessen mit Fisch aus dem Nicaragua-See war super, und dazu gab's Tamarindensaft als Getränk, so dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, nach Bier zu fragen. Ich muss mich mal schlau machen, wo man den bei uns bekommen oder wie man ihn selbst herstellen kann... Alleine essen musste ich auch nicht, denn Eric leistete mir Gesellschaft und wir haben schon ein bisschen über den morgigen Tag gesprochen. Um sieben gibt’s Frühstück. Eigentlich ein ziemliches No-Go, wenn man nicht grade auf Safari will, aber ich denke mal, der Jetlag wird mich sowieso schon vor der Zeit wecken. So... und jetzt mach ich Feierabend, damit ich morgen fit bin. Ach so. Als Bild des Tages gibt es den Blick vom Hotel auf den Nicaragua-See und die Islas Solentiname. San Fernando im Hintergrund, und im Vordergrund Mancarrón, wo mein Hotel liegt.
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