12. Oktober 2022
Normalerweise würde ich einen Tag wie heute als Fahrtag bezeichnen. Ich habe, von kleinen Unterbrechungen abgesehen, über 11 Stunden im Auto verbracht. Aber die Strecke führte quer durch den ganzen Etosha-Nationalpark. Insofern war es kein Fahrtag sondern eine Ganztagessafari.
Im Etosha Village hab ich schon vor dem Frühstück den Suzuki beladen und bin dann genau wie gestern mit dem Auto zum Frühstück gefahren. So konnte ich sofort starten.
Nach der Einfahrt in den Park habe ich kurz am Ombika Wasserloch vorbeigeschaut, wo ich gestern das Spitzmaulnashorn gesehen hatte. Außer Springböcken war dort aber nichts los.
In Okaukuejo musste ich nochmal ins Büro, um den Parkeintritt für die kommenden drei Tage zu bezahlen. Im Gegensatz zu vorgestern ging das heute aber flott.
Die normale, kürzeste Strecke vom Etosha Village zum Onguma The Fort (so heißt mein Quartier hier im Osten des Parks) beträgt 180km. Dazu würde ich unter normalen Umständen auf namibischen Straßen nur mit der Schulter zucken. Aber ich war ja im Nationalpark unterwegs, wo man maximal 60 km/h fahren darf, und ich wollte ja auch was sehen. Deshalb habe ich auch nicht die normale, kürzeste Strecke genommen, sondern ich habe mich quasi von Wasserloch zu Wasserloch gehangelt.
Die erste Überraschung hatte ich aber schon vor dem ersten Wasserloch und nur wenige Kilometer hinter dem Camp Okaukuejo. Drei Tüpfelhyänen kamen über die Savanne gebummelt. Sie wirkten recht zufrieden und hatten runde Bäuche. Nicht so wie ihr Kollege gestern. Und weit und breit außer mir nur ein weiteres Auto. Die Begegnung war allerdings auch schnell vorbei, denn die drei querten zügig die Straße und verschwanden im hohen Gras.
Seit gestern bin ich ja bescheiden geworden, was meine Safariansprüche auf dieser Tour betrifft. Nach dem Spitzmaulnashorn lass ich es einfach auf mich zukommen. Insofern waren die Hyänen ein Einstieg nach Maß in den heutigen Tag, und ich wäre komplett zufrieden gewesen, wenn es dabei geblieben wäre. Blieb es aber nicht.
Ein paar Kilometer weiter befindet sich das Nebrownii Wasserloch. Hier war ich gestern schon mal vorbei gekommen und hatte eine schöne Mischung Huftiere vorgefunden. Heute morgen sah ich schon aus der Ferne etliche Autos dort stehen und war sehr gespannt. Als ich auf den Parkplatz fuhr, lag direkt neben der Steinbegrenzung des Parkplatzes eine Löwin. Eine zweite hatte sich in der Nähe des Wasserlochs mitten in eine Rhino-Toilette gelegt. (Nashörner markieren nämlich ihr Gebiet, in dem sie an strategisch wichtigen Stellen Dunghaufen anlegen und diese immer wieder nutzen. Außerdem stampfen sie dann in ihrem eigenen Mist herum und verteilen anschließend beim Gehen ihren Geruch auf ihren bevorzugten Wegen.) Aus welchen Gründen auch immer fand die Löwin den Nashornmist einen angenehmen Aufenthaltsort. Ich habe die beiden Löwinnen ein bisschen angekuckt und die konsternierten Springböcke beobachtet, die sich verständlicherweise nicht ans Wasser trauten. Ich hatte schon fast den Schlüssel in der Hand und wollte weiterfahren, als zwei weitere Löwinnen über die Steppe geschlendert kamen.
Ein Tier auf Safari zu sehen ist schon schön. Noch viel besser finde ich es allerdings, Tiere dabei zu beobachten, wie sie etwas tun. Die beiden neu angenommenen Löwinnen haben erst mal in aller Ruhe getrunken. Dann wurde die Löwin begrüßt, die im Nashornmist gelegen hatte. Ich lese zur Zeit das Buch The Serengeti Lion von George Schaller, das Standardwerk zur Verhaltensforschung an Löwen. Und ich konnte echt bei dem nun folgenden Begrüßungsritual Elemente beobachten, die Schaller beschreibt, wie Köpfchen reiben, sich beschnuppern etc.. Super spannend. Das erste Bild des Tages zeigt den Beginn dieser Begrüßung.
Spannend auch das Verhalten der ganzen Touristen, vor allem die größeren Gruppen in den Safariwagen. Normalerweise wird sich da laut unterhalten. Aber in Gegenwart von Löwen flüstert man automatisch. Das habe ich selber erlebt, wenn ich für Familie und Freunde im Krüger-Nationalpark den Driver-Guide gemacht habe, und so war es auch hier. In allen Autos ehrfürchtige Stille.
Nachdem die Löwinnen sich begrüßt hatten, machten sie sich gemeinsam auf den Weg. Sehr zur Erleichterung der Springböcke. Und auch ich habe mich weiter auf den Weg gemacht.
Weit bin ich nicht gekommen, bis zu meinem nächsten Erlebnis. Ich bin einer Gang begegnet. Einer tierischen Gang. Zuerst hatte ich nur die Ohren eines Schakals über dem Gras gesehen und mir nichts dabei gedacht, dass etwas weiter ein Singhabicht auf einem niedrigen Akaziengestrüpp saß. Und dann flitzte direkt vor mir ein Honigdachs über die Schotterstraße. Mit ihrem furchteinflößenden Gebiss und ihren massiven Klauen sind Honigdachse eines der am meisten Respekt gebietenden Tiere in Afrika. Sogar Löwen legen sich nicht mit Honigdachsen an. Ich bin schon ein paar Mal Honigdachsen begegnet. Heute waren es insgesamt zwei, dazu drei Schabrackenschakale und ein Singhabicht, die mehr oder weniger zusammen auf Nahrungssuche waren. Eine Gang halt. Wobei ich vermute, dass die schwere Arbeit, zum Beispiel das Aufbrechen von Termitenhügeln oder das Ausgraben von Bienennestern an den Honigdachsen hängen geblieben ist. Dafür hat der Honigdachs aber auch das zweite Bild des Tages bekommen.
So spannend wie in der ersten Stunde des Safaritages wurde es danach zwar nicht mehr, aber es war natürlich trotzdem ein absolut fantastischer Tag. Was mich hier in Etosha echt erstaunt ist die schiere Masse an Tieren. Springböcke, Zebras und Gnus gibt es hier in riesigen Ansammlungen. Ebenfalls häufig vertreten sind Oryxantilopen, Kudus, Rote Kuhantilopen und Strauße. Auch an Elefanten mangelt es nicht, und ich habe heute insgesamt acht Breitmaulnashörner gesehen. Leider alle auf mittlere bis sehr große Distanz. Eine Gruppe von insgesamt sieben Stück habe ich in der Ferne über die weite Ebene der Etosha-Pfanne wandern sehen… in flirrender Hitze. Keine Ahnung, wo die hinwollten.
Hier im Osten wohne ich in einer echt spitzenmäßigen Lodge, Onguma The Fort, nur wenige Kilometer von der östlichen Einfahrt zum Nationalpark. Hier bin ich schon echt richtig betüddelt worden. Super Essen und als ich vom Dinner zurück kam, war das Bett aufgedeckt worden. Ich glaube, das ist zum letzten Mal passiert, als ich noch mit Oma Käte unterwegs war.
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