19. Juli 2020

Mein letzter Abend auf Madeira… Der Sammy ist schon weitgehend gepackt. Der Wecker steht auf 7:00Uhr. Ich will früh genug am Flughafen sein, um dort nach der Sicherheitskontrolle noch ein Ründchen von der Zuschauerterrasse aus zu spotten… Jetzt aber sitze ich erstmal hier auf meinem Balkon, wo auch die meisten anderen Reiselogbucheinträge entstanden sind, und kucke auf das Zentrum von Funchal, über das sich langsam die Dämmerung senkt.Ich glaube Ihr kriegt schon ein bisschen ne Ahnung, wie übermorgen das Fazit ausfallen wird… *lach…
Die letzten beiden Tage war ich ja sehr fleißig und hatte daher heute einige Wahlmöglichkeiten, was das Programm anbelangte. Ich habe mich für Sachen mit wenig Fußweg entschieden, Ihr könnt Euch denken, warum…
Erster Stopp heute war in Câmara de Lobos, der mit rund 11.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Madeiras. Câmara de Lobos ist ein Fischerort, aber natürlich waren die Boote bei meiner Ankunft am späten Vormittag schon längst an Land und der Fang verarbeitet. Malerisch ist es aber trotzdem. Ich habe mich allerdings gar nicht so lange dort aufgehalten. Der Ort war ziemlich voll, Parkplätze waren rar, und letztendlich war mein Besuch mehr ein Fotostopp mit kurzem Spaziergang am Hafen, als eine richtige Besichtigung. Trotzdem habe ich es als erstes Bild des Tages gewählt, nicht zuletzt, weil ich bisher wenig Ortschaften und viel Landschaft bei diesem Reiselogbuch gezeigt habe.
Landschaft ist das richtige Stichwort für den zweiten Programmpunkt des heutigen Tages. Ich bin nach Curral das Freiras gefahren, zu Deutsch „Der Pferch der Nonnen“. Der Name kommt daher, dass das Tal und der Ort sich mal im Besitz des Clarissenklosters von Funchal befanden und dass in der Gegend vor allem Viehzucht betrieben wurde. Viehzucht und Esskastanien… Dazu gleich mehr.
Mein erster Stopp war am Miradouro Eira do Serrado, von dem aus man einen atemberaubenden Blick in das hunderte Meter tiefer gelegene Tal und den Ort Curral das Freiras hat. Wäre auch ein würdiges Bild des Tages gewesen, wobei ich ehrlich sagen muss: die Fotos, die ich mir abends auf meinen Laptop ziehe und ankucke, geben die Grandiosität der Landschaft immer nur sehr bescheiden wieder. Man kann das schlecht im Bild zeigen, aber Madeira ist im wahrsten Sinne des Wortes dreidimensional. Alles geht in die Höhe…
Ich habe ne ganze Zeit an dem Aussichtspunkt verbracht und das Panorama bestaunt, und dann bin ich runter nach Curral das Freiras gefahren, auf geschwungener Straße, mit steilem Gefälle und Spitzkehren, und zum Schluss durch den über 2km langen Tunnel, der mittlerweile den Ort mit der Außenwelt (in Form von Funchal) verbindet, und der nicht steinschlaggefährdet ist wie die alte, inzwischen gesperrte Straße.
Im Ort bin ich zum Mittagessen eingekehrt. Es gibt nur ne Handvoll Restaurants, zwei davon waren sowohl im Lonely Planet als auch im Reise KnowHow empfohlen und so habe ich das mit dem besten Parkplatz ausgewählt. Leider gab es den Ziegeneintopf mit Kastanien (die machen dort alles mit Kastanien, Schnaps, Likör, Kochen…) nicht (wahrscheinlich auch wegen Corona), und so habe ich mich für mein letztes Essen hier auf Madeira nochmal für Espetada, Rindfleisch mit Lorbeer am Spieß, entschieden. Es war auf jeden Fall sehr gut und die Aussicht von der Terrasse des Restaurants umwerfend.
Nach dem Essen habe ich mir noch die Kirche von Curral das Freiras angekuckt, auch nicht so super alt und entsprechend auch nicht in Goldbarock, aber ganz niedlich. Dann ging‘s wieder auf die Straße. Ein kleines Bergabenteuer wollte ich mir und dem treuen Peugeot noch gönnen. Von der Straße zwischen Eira do Serrado und Curral das Freiras zweigt nämlich eine zwar geteerte aber streckenweise einspurige, extrem steile Bergstraße ab, die nach 9km auf die Straße trifft, die vom Poiso-Pass zum Pico de Arieiro führt (wo ich am vergangenen Samstag, dem zweiten Tag meines Madeira-Aufenthaltes schon mal war). Es hat nen Riesenspaß gemacht, so quasi über das „Dach Madeiras“ zu fahren und das Panorama zu genießen. Ich habe noch nen kurzen Schlenker zum Pico de Arieiro gemacht, um die wallenden Wolken in den Tälern an der Nordseite von Madeira zu fotografieren und dann wurde es Zeit, nach Funchal zurückzufahren, denn meine Bekannte Gerda Pohlmann, die mittlerweile in Portugal lebt, hatte mir dringend empfohlen, den Afternoon Tea im Reid‘s Palace mit einzuplanen. Das Reid‘s Palace ist sozusagen die Grande Dame unter den alten Hotels von Madeira, und ein bisschen das erste Haus am Platz. Schon Winston Churchill hat dort gewohnt… und George Bernard Shaw, Margret Thatcher, Charlie Chaplin, Gregory Peck… und Sissi. Ich war ein wenig in Sorge, ob man mich im T-Shirt überhaupt reinlassen würde, aber die Sorge erübrigte sich, denn corona-bedingt ist der Tea Room geschlossen und wird frühestens im August wieder eröffnet. Tja… also kein Tee und keine Scones und keine Clotted Cream für mich… Schade. Ich habe daber die Zeit trotzdem gut genutzt. Ein kurzer Stopp am CR7-Museum um dort der Statue von Cristiano Ronaldo in den bronzenen Schritt zu packen (was Glück bringen soll) und dann ab zum Flughafen.
Zwei TUIFly-Maschinen wurden heute erwartet, plus der Nachmittags-Flieger der Binter Canarias nach Porto Santo und zurück. Ich habe einen weiteren Spotter-Platz ausprobiert und dort entstand auch das zweite Bild des Tages. Ich wollte Euch auf jeden Fall mal eine Ansicht zeigen. Leider sieht man nicht die Stelzen, auf die das letzte Drittel der Landebahn gebaut ist.
Hmmmmm… morgen geht‘s wieder nach Lissabon. Auch wenn es nur rund 24 Stunden Aufenthalt sind, habe ich mir wieder nen Mietwagen gegönnt. So bin ich vor Ort flexibel und kann entscheiden, wie ich es mit dem Plane Spotting und dem Sightseeing halte, ohne auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen zu sein.


Inhaltsverzeichnis nächster Tag

 

Inhaltsverzeichnis nächster Tag