21. Oktober 2019

Ich sitze im Flieger… Wir sind irgendwo über Südost-Europa, die freundlichen Lufthansa-Flugbegleiterinnen sammeln die Tabletts ein, auf denen sie das echt gute Abendessen serviert hatten, schenken Getränke nach und ich denke beim zweiten Glas Rotwein über die vergangenen Tage nach.
Neun Tage, die es echt in sich hatten. Der Libanon ist ein fantastisches Land und ich habe mich problemlos neu verliebt, trotz aller Schwierigkeiten, mit denen das Land zu kämpfen hat und denen man hier überall begegnet.
Heute habe ich nichts mehr unternommen, sondern erst einmal ausgeschlafen und dann in Ruhe im Hotel gefrühstückt. Auch heute waren Schulen, Universitäten und Banken im ganzen Land geschlossen, denn alles wartete gespannt auf die für 10 Uhr angesetzte Kabinettssitzung und die anschließende Rede von Saad Hariri, dem Premierminister. Eigentlich sollte mein Fahrer um halb zwei am Hotel sein um mich zum Flughafen zu bringen, aber nachdem ich die lokalen Nachrichten konsultiert hatte, hab ich den Koffer gepackt und war um halb zwölf unten an der Rezeption zum Auschecken. Die freundliche Mitarbeiterin des Hotels hat für mich bei Riad International, dem örtlichen Reiseveranstalter, angerufen und gefragt, ob der Fahrer schon was früher kommen könnte. Meine Überlegung war nämlich, dass je nachdem wie die Rede des Premierministers bei den Leuten ankommt, es neue Krawalle und Straßensperren geben würde.
Um kurz nach zwölf war der Fahrer da und es ging zum Flughafen, nicht auf direktem Weg sondern an der Corniche entlang und dann landeinwärts zum Camille Chamoun-Stadion, sodass wir das Zentrum von Beirut weiträumig umfahren haben. Am Flughafen war die libanesische Armee schwer präsent. Anscheinend wollte man hier nichts dem Zufall überlassen. Letztendlich hat die Fahrt vom Hotel nur zwanzig Minuten gedauert und ich war VIEL zu früh am Flughafen. Ich habe mir die Zeit mit Lesen und Handyflitschen vertrieben, bis die Schalter der Lufthansa überhaupt erst geöffnet wurden… *lach… Um 14:00Uhr konnte ich mein Gepäck abgeben und dann ging es durch die Sicherheitskontrolle und die Ausreise. Anschließend gab es bis zum Abflug ein bisschen Fliegerkucken und -knipsen.
Sogar überpünktlich waren wir in der Luft und die spannende Frage im Moment ist vor allem, mit welchem Zug ich ab Frankfurt Flughafen nach Hause fahre. Die Möglichkeiten um diese Uhrzeit sind nämlich begrenzt. Ich hoffe nur, dass ich nicht ewig bei der Gepäckausgabe und der Einreise warten muss.
Als Bild des Tages gibt es heute abend einen Blick auf Beirut kurz nach dem Start. Es war super diesig, so dass ich den Dunst mit Hilfe von Photoshop ein bisschen aus dem Bild rausgerechnet habe. Ich hoffe Ihr seht es mir nach. Die Alternative wäre ein Fliegerfoto gewesen, denn ansonsten habe ich heute nicht viel fotografiert.
Fazit der Tour… Der Libanon ist immer eine Reise wert und für das Erneuern der Bekanntschaft mit diesem Land war eine Gruppenreise okay. Die Gruppe hat nicht ganz so zusammengefunden, wie ich das auf der Ägypten- und der Uganda-Reise erlebt habe. Das mag auch daran gelegen haben, dass wir nur ne Woche unterwegs waren und man sich dann nicht so auf die Mitreisenden einlässt, als wenn man zwei Wochen lang zusammen im Minibus durchgeschüggelt wird. Die Charaktere waren dieses Mal auch sehr unterschiedlich. Unsere 94-jährige Mitreisende hatte es leider trotz Hörgeräten nicht ganz so einfach, den Gesprächen zu folgen und unsere sächsischen Freunde waren jetzt auch nicht der Gipfel der Geselligkeit, wenn sie nach dem Abendessen lieber im Zimmer hockten um Jim Beam zu trinken. Mit Eva, Karl und den Willings war‘s da schon einfacher und schöner. Ich glaube mit ein paar Tagen mehr wären zumindest wir fünf ne richtig gute Truppe geworden, und gut vertragen und viel zu erzählen hatten wir auch in der Kürze der Zeit. Ein gemütlicheres Hotel in Beirut hätte sein übriges getan. Auch bei der Reiseleitung war eindeutig Luft nach oben, selbst wenn die Tour von Ikarus „nur“ als Erlebnisreise und nicht als Studienreise deklariert war. Trotzdem tut es mir nicht leid, dass ich die Tour so, wie ich sie gemacht habe, gemacht habe. Beim nächsten Besuch im Libanon, bis zu dem es hoffentlich nicht mehr 14 Jahre hin ist, würde ich allerdings einiges anders machen und die Reise mit Hilfe eines örtliche Anbieters, z.B. Rida International, selbst organisieren.
Die Kollision der politischen Entwicklung im Libanon mit meinen Reiseplänen war natürlich nicht vorauszusehen, und hat mich jetzt auch nicht wirklich massiv beeinträchtigt. Ein neuer Besuch in Baalbek stand zwar immerhin auf Platz 3 meiner persönlichen To-do-Liste für den Libanon, aber Platz 1 und 2 wurden auf der Reise absolut zufriedenstellend erledigt, nämlich die Besichtigung von Tyrus und Byblos. Ich glaube, bei einer Gruppenreise ist es unvermeidlich, dass man nicht so viel Zeit vor Ort hat, wie man sich wünscht (wobei ich das in Ägypten überhaupt nicht so erlebt habe). Deshalb wäre für mich beim nächsten Mal eine Individualreise mit eigenem Driver/Guide ideal.
Auf den „Nervenkitzel“ der letzten Tage hätte ich zwar gut verzichten können, aber ich kann die Libanesen verstehen und drücke ihnen die Daumen, dass was Gutes aus der Sache entsteht. Die Leute und das Land haben es auf jeden Fall verdient. Und trotz dem ganzen Brasel: wenn mich jemand fragt, welches von den vielen von mir bereisten Ländern mich am meisten beeindruckt hat und in meinem Herzen einen besonderen Platz hat, dann wird der Libanon in meiner Aufzählung auch weiterhin ganz oben mit dabei sein.
Damit endet die Reisesaison 2019. Es war ein durch und durch fantastisches Reisejahr. Ein hoffentlich gemütlicher Winter steht jetzt bevor, in dem die Erlebnisse – und die Fotoausbeute – der Saison 2019 verarbeitet werden können. Einen Ausblick auf das nächste Jahr kann ich Euch allerdings noch nicht geben, denn bis auf zwei Wochenendtrips ist noch nichts definitiv. Ich hoffe aber, dass ich in der kommenden Woche die Osterferien festzurren kann und dann werdet Ihr im kommenden Frühjahr wieder mit auf Tour gehen können. Ich hoffe Ihr hattet Spaß an den Reiselogbüchern 2019.

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