17. Oktober 2019

Heute morgen hieß es Abschied von Byblos nehmen. Ich muss gestehen – da hätte ich noch ein paar Tage bleiben können. Ich bin zwar ein bisschen vorsichtig, mit dem, was unser Reiseleiter so erzählt, aber sein Hinweis „Byblos ist eine ganz liebe Stadt“, das hat sich als richtig herausgestellt.
Auch heute morgen sind wir erst um neun gestartet, so dass alles ziemlich gemütlich vor sich ging. Der erste Besichtigungsstopp war die Jeita-Grotte, eine Tropfsteinhöhle im libanesischen Küstengebirge. Ich hab mittlerweile so einige Tropfsteinhöhlen gesehen und bin jetzt nicht so der super Fan von Höhlen. Trotzdem sehe ich mir sowas schon ganz gerne an und hatte natürlich schon vor dem Besuch in Jeita die eine oder andere Vergleichsmöglichkeit im Hinterkopf, allen voran die Carlsbad Caverns in New Mexico. Was soll ich sagen? Die Jeita-Grotte ist ein echtes Wow-Erlebnis. Riesige Hallen voller Tropfsteinen, und das ganze auch noch auf zwei Ebenen. Durch die untere Höhle fließt der Nahr al-Khalb, zu Deutsch Hundefluss, so dass man diesen Teil der Höhle von einem Boot aus besichtigen muss. Die Unterwasserscheinwerfer sorgen zusammen mit den Wellen für tolle Lichteffekte auf den Höhlenwänden und den Tropfsteinen. Auch meine Mitreisenden waren echt beeindruckt, und die hatten auch vorher schon einiges an Tropfsteinhöhlen gesehen. Die Jeita-Grotte ist auf jeden Fall einen Besuch wert, wenn man im Libanon ist. Einziger Wermutstropfen: Fotografieren war verboten… habt Ihr Euch wahrscheinlich schon gedacht, denn wenn ich Bilder hätte, dann wäre eines davon auf jeden Fall das heutige Bild des Tages.
Nach dem Ausflug in die Tiefen des Libanon ging es weit nach oben. Wir sind hoch ins Gebirge gefahren, wo sich in der Nähe von Faqra ein römisches Heiligtum aus dem ersten Jahrhundert nach Christus befindet. Auch hier war ich bei meinen früheren Libanon-Besuchen noch nicht gewesen, und auch hier gab es ein Wow-Erlebnis. Die Anlage liegt in 1500m Höhe auf einem Bergrücken inmitten abstrakt anmutender Felsformationen, die man sogar in die Konstruktion des Heiligtums mit einbezogen hat. Große Säulenreihen im Haupttempel zeigen eine ziemlich klassische römische Anlage. Der Haupt-Tempel war dem Jupiter Beelgalasos geweiht. Wie fast überall, setzten die Römer ihre eigenen Göttervorstellungen auf die lokalen Gottheiten. Daneben gibt es noch einen kleineren Tempel, der später mal eine byzantinische Kirche war. Insgesamt sehr schön alles und erstaunlich groß, gut erhalten und gut rekonstruiert. Die Tempelanlage von Faqra war ein kleiner Vorgeschmack auf den morgigen Tourhöhepunkt, und natürlich das heutige Bild des Tages wert, das den Innenbereich des Jupitertempels zeigt.
Nach den Besichtigungen gab es eine kurze Mittagspause mit Tee und libanesischen Teigfladen, die mit einer Thymian-Sesam-Mischung oder Käse belegt und gebacken waren. Quasi die lokale Variante einer einfachen Pizza. Und dann ging es wieder nach Beirut zurück. Allerdings nicht auf gradem Weg sondern durch die Landschaft. Leider hat es angefangen zu nebeln und zu regnen, und ich muss gestehen, dass die Schüggelei mit dem Bus eine deutlich einschläfernde Wirkung auf mich hatte und ich mich ungewollt zu einem Siesta-Schläfchen verabschiedet habe.
In Beirut wohnen wir wieder im Hotel Parisian. Mein Zimmer ist allerdings ne Etage höher als zu Beginn der Woche. Nach dem Einchecken bin ich noch ein kleines Ründchen durch die Stadt spaziert und habe dann die Zeit bis zum Abendessen mit Bilder bearbeiten verbracht… und damit, mit meinem lokalen Spotter-Kontakt die Details für den Tag am Flughafenzaun am Sonntag zu planen.
Das Abendessen war das dritte Wow-Erlebnis heute, denn nachdem wir Abbas von unseren bisherigen kulinarischen Erfahrungen im Hotel Parisian berichtet hatten, hat er beim Einchecken nachdrücklich darauf hingewiesen, dass wir gerne libanesische Küche und kein westliches Essen haben wollten. Und siehe da? Das Abendessen war lecker und reichhaltig. Wir haben die Berge von Nahrungsmitteln kaum geschafft. Es war vielleicht nicht ganz so gut wie in Byblos, aber auf jeden Fall um viele Klassen besser, als das was wir bei unserem ersten Aufenthalt hier bekommen haben.
Morgen wird ein langer Tag. Wir fahren nach Baalbek und Anjar und Abfahrt ist schon um 8 Uhr. Wird also dringend Zeit, dass ich jetzt ins Bett komme.

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