13. Oktober 2019

Ich bin in Beirut… vierzehn Jahre ist mein letzter Besuch im Libanon jetzt her und ich kann meine Gründe für diese Reise ganz einfach beschreiben: Ich hatte Sehnsucht. Zum Jahreswechsel 2003/2004 war ich hier und dann noch einmal in den Osterferien 2005. Beide Reisen waren mit Familienbesuch bei Georg und Madelene verbunden, die damals hier in Beirut ihre erste Auslandsstation hatten. Ich hatte schon lange damit geliebäugelt, dieses kleine Land am Rand des Nahen Ostens, das es mir bei meinen ersten Besuchen sehr angetan hat, noch einmal zu besuchen. Der Einfachheit halber mache ich das jetzt im Rahmen einer Gruppenreise... von Ikarus Tours, mit denen ich ja schon in Indien, Brasilien und Ägypten war.
Meine Erwartungen an diese Reise sind allerdings realistisch. Es ist klar, dass es ein großer Unterschied ist, ob man ein Land mit Familienanschluss besucht, oder ob man mit einer Reisegruppe unterwegs ist. Außerdem bin ich im Herbst hier, während meine beiden ersten Besuche im Winter und im Frühjahr stattfanden. Heute war‘s 30 Grad, diesig und schwül. Das hab ich bei meinen ersten Besuchen nicht erlebt. Und natürlich sind die letzten 14 Jahre auch nicht spurlos an diesem Land vorbeigegangen, insbesondere der syrische Bürgerkrieg und die wieder aufgeflammten Konflikte mit Israel. Es wird also auf jeden Fall eine spannungsreiche Tour sein und ich bin schon sehr neugierig, was ich hier wiederentdecke oder an Neuem kennenlerne.
Heute war zuerst einmal Anreise angesagt. Ich war schon gestern abend mit der Bahn nach Frankfurt gefahren und hatte eine geruhsame Nacht in nem Hotel am Flughafen. Der Flieger der Lufthansa ging heute vormittag um kurz vor elf, da wollte ich mir den Stress der Zugfahrt am frühen Sonntagmorgen nicht antun. Der Flug war mit Lufthansa und es wurde die gewohnt solide, locker-freundliche Arbeit abgeliefert, die ich in den letzten Jahren von der Lufthansa kennengelernt habe. Das Essen war topp, der Service ebenso und die drei Stunden und achtundvierzig Minuten Flugzeit gingen flott rum.
Ähnlich wie bei meiner Ägypten-Tour wurden wir am Flughafen nur von einem Vertreter der Agentur und einem Fahrer empfangen, der uns dann ins Hotel gebracht hat. Die Gruppe besteht inklusive mir aus insgesamt acht Leuten, sechs Deutsche und zwei Schweizer. Der Transfer zum Hotel war ne ziemlich schweigsame Angelegenheit und auch beim gemeinsamen Abendessen kam das Gespräch eher langsam in Schwung. Mal sehen, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt. Ist ja insgesamt nur ne Woche. Da wächst man wahrscheinlich nicht so zusammen, wie wenn man länger unterwegs ist. Wobei es natürlich auch auf die Leute ankommt. Schaun mer mal.
Vor dem Abendessen bin ich aber erst einmal zur Corniche, der Beiruter Uferpromenade am Mittelmeer gegangen. Das ist vom Hotel aus nur die Straße runter und einmal rechts abbiegen. Rund fünf Minuten zu Fuß. Hier tobte am frühen Sonntagabend das gesellige Leben von Beirut, so wie ich es in Erinnerung hatte. Leute gingen mit ihren Kindern spazieren, Jogger bahnten sich den Weg durch die Menschen, junge Libanesen saßen rauchend und handyflitschend auf dem Geländer, das die Corniche zum Meer begrenzt, oder sie spielten Fußball. Angler säumten die Uferpromenade und auf der Straße schob sich der Beiruter Verkehr die Corniche entlang.  Und das alles im schönsten Abendlicht. Klar, dass das auch das Bild des Tages ist. Die Stadt hat sich allerdings schon verändert. Wer einen vergleichbaren Blick aus dem Jahr 2005 sehen möchte, der kann ja mal hier klicken. Was außerdem anders ist: der Müll hat zugenommen, es gibt viel mehr kopftuchtragende Frauen, und es war recht wenig Verkehr (wobei das auch am Sonntagabend gelegen haben kann).
Abendessen gab es im Hotelrestaurant. So richtig der Bringer war das jetzt nicht. Kulinarisch ist auf jeden Fall noch deutlich Luft nach oben. Zwei Almaza, so heißt das libanesische Bier, haben die Sache dann aber recht gängig gemacht, und dann ging es für die Reisegesellschaft früh auf‘s Zimmer. Zugegeben, die Leute mit Anschlussflügen, wie zum Beispiel die Schweizer, mussten heute morgen auch echt früh los.
Morgen beginnt das Programm. Wir lernen unseren Reiseleiter kennen und fahren in den Süden. Es wird also bestimmt reichlich zu erzählen geben.

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