29. März 2016
Mir ist grade irgendwie aufgegangen, dass sich meine Zeit in Laos rapide dem Ende neigt. Nur noch drei Mal schlafen, dann geht’s schon wieder nach Singapore. Mist. Die Zeit verfliegt.
Heute stand ein für mich sehr wichtiger Höhepunkt auf dem Programm, der Wat Phu. Das ist ein hinduistischer Tempel aus der Vor-Angkor-Zeit, um genau zu sein aus unserem 11. Jahrhundert. Ähnlich wie in Angkor haben hier die Khmer ein Heiligtum errichtet, wenn auch bei weitem nicht so umfassend wie dort im heutigen Kambodscha. Die Verbindung zwischen Wat Phu und dem Zentrum des Khmer-Reiches drückte sich aber damals schon unter anderem durch eine Verbindungsstraße ins 240km entfernte Angkor aus. Ich habe heute immer wieder an meinen Besuch in Angkor in den Osterferien 2008 denken müssen.
Nach dem Frühstück haben Mee und mein Fahrer (dessen Namen ich schon wieder vergessen habe – das ist auch echt ein Kreuz mit den Fahrern) mich im Hotel abgeholt und wir sind über die Mekong-Brücke von Pakse ans gegenüberliegende Flussufer und dann zum Wat Phu gefahren. Ca. eine dreiviertel Stunde hat die Fahrt gedauert. Mee hat vor Ort die Eintrittskarten besorgt und da das Gelände von Wat Phu ziemlich weitläufig ist wird man mit einem elektrischen Golfkarren bis zum Beginn der Prozessionsstraße gefahren. Um kurz vor zehn war außer uns noch kaum jemand hier und so konnten wir in Ruhe und ohne uns mit Touristenmassen rumärgern zu müssen die Anlage besichtigen. Wobei – ich glaube so richtig voll ist es da heute sowieso nicht geworden. Nach meinem bisherigen Eindruck beschränkt sich doch die große Mehrheit der Laos-Besucher auf Luang Prabang und Umgebung.
Wat Phu liegt an einem Berghang und das eigentliche Heiligtum steht auf halber Höhe des Berges auf einer Terrasse im Schatten großer Bäume. Obwohl es zwar noch nicht besonders heiß war habe ich den Weg bis nach oben, über ungezählte baufällige und ungleichmäßige Treppen, alleine gemacht. Einen Guide brauchte ich nicht wirklich und so hatte Mee mal ein Päuschen und musste nicht auch noch zum x-ten Mal bis ganz nach oben in der Tempelanlage klettern.
Ich muss sagen, meine Erwartungen an den Besuch von Wat Phu wurden sogar noch übertroffen. Ich hatte mir die Anlage kleiner und nicht so spektakulär gelegen vorgestellt. Und war natürlich davon ausgegangen, dass uns mindestens drei Reisebusse schon auf dem Parkplatz begrüßen würden. So hatte man das alles fast für sich alleine. Die paar anderen Touris, die sich noch hier tummelten (in der Mehrzahl Deutsche), haben sich ziemlich verlaufen. So hatte ich echt Zeit und Muße, auch mal oben auf den obersten Terrassen der Tempelanlage zu stehen, mir den warmen Wind um die Nase pfeifen zu lassen, den Zikaden zu lauschen und den Blick über Wat Phu und bis zum schwach im Dunst herüber schimmernden Mekong schweifen zu lassen. Es war also in super Vormittag, nicht zuletzt auch, weil ich auf Mee gehört habe, der gesagt hat: „Take your time, no hurry.“
Mittagessen war heute im Programm mit drin. Wir sind zu einem Restaurant in Champasak gefahren, direkt am Mekong und so ungefähr zehn Minuten vom Wat Phu entfernt. Leckeres lao Essen und das ganze mit Blick auf den hier ungefähr 3km breiten westlichen Arm des Mekong. Was will man mehr?
Nach dem der KULtur-Teil des Tages also ein voller Erfolg war sollte am Nachmittag der NAtur-Teil folgen. Zuerst einmal sind wir mit der Fähre über den Mekong gesetzt, was sogar noch deutlich abenteuerlicher war als in Luang Prabang, uns aber dafür die Mautgebühren auf der Straße nach Pakse und darüber hinaus ne Stunde Fahrt gespart hat.
Dann ging es zur Xe Pian National Protected Area. Darunter darf man sich jetzt aber keinen eigentlichen Nationalpark vorstellen. In diesem Gebiet gibt es sowohl menschliche Siedlungen als auch Viehzucht und Forstwirtschaft. Da müssen die Lao noch einiges lernen, wenn es um Naturschutz geht. Die Haupttouristenattraktion ist folglich auch das Elefantenreiten im Dorf Kiet Ngong. Die noch verbliebenen zehn Elefanten des Dorfes wurden früher in der Waldarbeit eingesetzt, aber seit das mit Maschinen besser und schneller geht sucht man ein neues Auskommen und so werden jetzt Touristen zum Wat Phou Asa, der aber trotz der Namensähnlichkeit mit dem oben beschriebenen Wat Phu nix zu tun hat, getragen. Ich hab grade mal ein bisschen nachgelesen: man weiß nicht genau, wie die Anlage entstanden ist. Sie besteht aus ca. 2m hohen Säulen, die aus flachen Steinen aufgeschichtet worden sind und gehört zu den noch ungelösten archäologischen Rätseln von Laos, ähnlich wie zum Beispiel die Plain of Jars, wo ich leider bei dieser Reise nicht hingekommen bin. Umgehauen hat mich Phou Asa jetzt jedenfalls nicht und ansonsten war von Natur, außer dass der Elefantenritt teilweise durch den Wald führte, auch nicht viel zu sehen. Okay - es war ein Elefantenritt. Nach Jaipur und dem Bandhavgarh National Park (beide im Herbst 2004 in Indien) mein insgesamt dritter. Auf dem Elefantenrücken wird man ein bisschen entschleunigt durchgeschüggelt und das war's dann auch schon. Also ich denke mal, dass ich auf Elefantenreiten in Zukunft verzichte (mit Ausnahme von Safari vom Elefantenrücken). Übrigens – Laos war im Mittelalter mal als das „Land der eine Million Elefanten“ bekannt. Davon ist leider nicht mehr viel geblieben. NAtur war also heute mal wieder eher bescheiden.
Von Kiet Ngong war's dann noch ne gute Stunde Fahrt nach Don Khong, im Gebiet der 4000 Inseln, wo sich der Mekong auf eine Breite von 14km auffächert und zwischen vielen Inseln und Inselchen dahinfließt. Da sitze ich jetzt im Hotel und hätte, wenn es nicht schon dunkel wäre, einen spektakulären Blick auf den Fluss. Morgen früh gibt’s noch mal ne Bootsfahrt und dann geht es zurück in Richtung Pakse, wo ich die letzten beiden Nächte in einer Lodge auf der Don Daeng-Insel verbringen werde.
Als Bild des Tages gibt es heute ein Detail von einem gemeißelten Türsturz am Heiligtum von Wat Phu. Hat sich gut gehalten für ein Alter von rund tausend Jahren.
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